101 Dinge, die man über Golf wissen.. Michael F. Basche
der ökologische Geist eingezogen und hat die Düngemittel- und Pestizid-Keulen vertrieben.
Rückzugsräume der Artenvielfalt: Golfplätze, hier das Ostsee Golf Resort Wittenbeck, sind vielfach zu wichtigen Refugien für Fauna und Flora geworden.
„Golfer sind Naturschützer“
„Wir spielen in der Natur und diese gilt es standortgerecht zu bewahren und zu fördern“, betont Umweltberater und Rasenexperte Dr. Gunther Hardt aus Stuttgart. Als Auditor begleitet er das Programm „Golf&Natur“, das der Deutsche Golf Verband (DGV) seit 2005 als selbstverpflichtendes System zum Umwelt- und Qualitätsmanagement anbietet. „Golfanlagen sind nicht Teil des Problems, sondern der Lösung. Und Golfer sind Naturschützer.“ Übrigens: 20 bis 30 Millionen Tonnen kostbare Erde gehen weltweit jährlich mit der ackerbaulichen Nutzung verloren, weil die Böden den Einflüssen von Wind- und Wassererosion schutzlos ausgesetzt sind. Eine Grasnarbe reduziert diesen Abtrag auf weniger als ein Prozent. Es muss nicht unbedingt Golfrasen sein, aber auch dort ist die Natur längst nicht mehr ausgesperrt, ganz im Gegenteil.
13 Golfer haben gern ’nen Vogel
Begriffe von Tee bis Fahne
Was hat Golf mit der Börse zu tun, und warum haben Golfer gern einen Vogel? Auf einer imaginären Runde lässt sich am besten erklären, woher die wichtigsten Begriffe stammen. Also, auf zum Abschlag! Kaltstart. Da kann sich der erste Schlag aus dem Haus schon mal verirren. Ja, Tee leitet sich vom gälischen „tigh“ (Haus) ab und meint den Bereich, in dem vor Erfindung des gleichnamigen hilfreichen Stiftchens der Ball von Sandkegeln abgeschlagen wurde.
In Privatrunden tun manche so, als wäre nichts gewesen und legen einfach einen neuen Ball nach. Einen Mulligan, zurückgeführt auf den kanadischen Hotelier David Mulligan. Der hat sich in den 1920er-Jahren beim Golf im St. Lambert Country Club von Montreal gern „Korrekturschläge“ zugestanden. Unserer landet jetzt ordentlich auf dem Fairway, das früher Fairgreen hieß und eben den fair zu spielenden, weil kurz geschnittenen Bereich der Spielbahn benennt.
„I’m the bogeyman“
Es ist ein Par 5, das Grün lockt in der Ferne, Attacke ist angesagt. Par kommt aus der Börsensprache und bezeichnet den Nominalwert einer Aktie – und den eines Platzes, seit Golfreporter A. H. Doleman sich 1870 im schottischen Prestwick bei Professionals nach der durchschnittlichen Schlagzahl für den 12-Loch-Kurs erkundigte. 49 Schläge wurde ihm genannt, die er als „Nominalwert“, als Par veröffentlichte.
Lange Zeit allerdings galt Bogey als Begriff für den „ground score“, weil die britischen Golfer mit einem Gassenhauer auf den Lippen die Vorgabe jagten: „I’m the bogeyman [der schwarze Mann], catch me if you can.“ Bogey, im Sport auch als Angstgegner umschrieben, war daher anfangs sogar erstrebenswert. Erst später rückte der Begriff als Maßstab für Freizeitgolfer um einen Schlag nach hinten, während die Profis längst mit dem Par hantierten. 1911 deutete der US-Verband es zum „professional average result“ um und etablierte damit die Definition für ein „perfektes Ergebnis ohne Fehler und bei normalen Wetterbedingungen unter Berücksichtigung von zwei Putts je Grün“.
Unser imaginärer Ball indes geht mächtig nach rechts, ein Slice, für 90 Prozent aller Golfer das natürliche Handicap. Statt zu fluchen, brüllen wir „Fore“. Einige glauben an die Verballhornung von „watch out ahead!“ („Pass auf da vorne!“) zum einsilbigen „fore“ („vorne“). Andere meinen, es sei der Weckruf für den „Forecaddie“, der früher stets vorausgeschickt wurde und den Ballflug verfolgen musste, damit nicht zu viele der teuren Featheries verloren gingen – die damals gebräuchlichen, mit Gänsefedern ausgestopften Lederkugeln.
Keine Angst vor dem Bunker: Das sind bloß Gruben, in denen die alten Schotten überflüssigen, aus den Spielbereichen gekratzten Sand „gebunkert“ haben.
Alles gut, Ball gefunden: im Rough, dem rauhen Bereich, wo das Gras viel höher steht. Ein Pitch („to pitch“/werfen) muss her. Mit dem dritten Schlag geht’s aufs Grün, nah an die Fahne. Erst die mögliche Pitchmarke ausbessern, die so heißt, weil früher auf den windigen, brettharten Linksplätzen viel flacher gespielt wurde und nur die „geworfenen“ Bälle Druckstellen hinterlassen haben.
„What a bird of shot!“
Dann zum Birdie verwandeln – das wäre cool: Im US-Slang war ein „bird“ ehedem, was wir heute als „cool“ bezeichnen. Abner Smith hat’s erfunden, 1898 im Atlanta City Country Club: „What a bird of shot [Was für ein cooler Schlag]!“, kommentierte er die Annäherung seines Mitspielers, der anschließend zu Eins unter Par einlochte. Zum Birdie. Die Steigerungen Eagle und Albatros sind nur folgerichtig: Je besser Ihr Lochergebnis, desto größer Ihr Vogel.
14 Das Runde muss ins … Runde
Der Ball und das rechte Maß
Ums liebe Geld ging es schon, und es gibt zwei weitere Dinge, ohne die Golf kein weltumspannender Sport geworden wäre: der Ball und die Eisenbahn. 1848 tüftelte Robert A. Paterson in St. Andrews die Guttapercha-Kugel aus, weil sich der Student den seit 1618 gebräuchlichen, teuren Featherie zu vier Schilling nicht leisten konnte. Selbst Könner wie Old Tom Morris schafften täglich maximal vier der komplizierten und kurzlebigen Klopse aus drei zu vernähenden Lederstreifen und einem Haufen Federn, die heiß gebrüht und in die Hülle gestopft wurden, sich beim Trocknen ausdehnten und den Featherie einigermaßen elastisch machten – solange er nicht nass oder allzu arg malträtiert wurde.
Da war der Gutty buchstäblich von anderem Kaliber. Das gummiähnliche Material aus dem eingetrockneten Milchsaft des (sub-)tropischen Guttapercha-Baums ermöglichte eine günstige Massenherstellung und damit breiten Kreisen den Zugang zum Golf. Kautschukbrocken wurden zwischen den Handballen weich gewalkt, per Muldenpresse in Form gebracht und mussten dann nur noch aushärten. Sechs Dutzend zum Einzelpreis von einem Schilling ließen sich pro Tag fertigen. Überdies stellten die Professionals fest, dass Schlag-Schrammen die Ballistik des Balls sogar beflügelten, während Featheries dadurch regelmäßig kollabierten. Also hämmerten sie dem jungfräulichen Produkt direkt Scharten und Beulen ins Rund – Vorläufer der 300 bis 450 Dimples heutiger Bälle.
Runde Sache: Moderne Golfbälle, wie der im Cup, haben eine Hartkunststoffschale und mehrschichtige Kerne.
Den Unterschied haben Tour-Pros mal mit einer Sonderauflage glatter Kugeln von Hersteller Titleist demonstriert. Statt gen 300-Meter-Marke zu fliegen, eierten die grübchenlosen Murmeln trotz Hightech-Schlägermaterials kaum 140 Meter ihrem Ziel entgegen. Nebenbei: Der Lochdurchmesser im Grün von 10,795 Zentimetern (4,25 Inch) wurde vom 1754 gegründeten und rasch zur Regelinstanz avancierten Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews 1891 bloß so festgelegt, weil die Kollegen in Musselburgh 1829 zufällig einen Lochschneider mit diesem Maß erfunden hatten.
Runde Sachen: