Wyatt Earp Staffel 12 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 12 – Western - William Mark D.


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entgegnete der Missourier: »Sind Sie mit den Clantons hier verwandt?«

      »Ja, Ike ist mein Neffe. Das heißt also, ich bin ein Bruder des Vaters.«

      Ahnungsvoll fragte der Marshal: »Und – sind Sie allein gekommen?«

      Der Alte schüttelte den Kopf. »Nein, mein Sohn Jeremias ist mitgekommen.«

      »Wie alt ist er?«

      »Neunzehn.«

      Wyatt preßte die Lippen aufeinander und nickte: »All right, Mr. Clanton. Bestellen Sie Ike einen Gruß von mir.«

      »Das werde ich tun. Fragt sich allerdings, ob er sich darüber freut…«

      Der Alte ging zu seinem Pferd und schlurfte dann hinüber zum Mietstall.

      Der Marshal blickte ihm nach. Wo mochte er den Sohn gelassen haben?

      Der Gedanke, daß sich zwei neue Clantons im County eingefunden hatten, war keineswegs erfreulich. Wenn auch der Alte ein harmloser Bursche sein mochte, so betrachtete Wyatt Earp doch jeden jungen Clanton, der mehr als siebzehn Jahre zählte, mit äußerstem Unbehagen.

      Seit er oben in Red Rock wieder mit dem aalglatten Kirk McLowery zusammengeraten war, hatte sich sein alter Verdacht gegen die Clantons wieder gemeldet: Vielleicht hingen sie doch mit der Bande der Galgenmänner zusammen. Vielleicht war Ike Clanton doch einer ihrer Führer, wenn nicht gar der Große Boß.

      Wyatt war nicht überzeugt davon, daß Kirk McLowery lange im Jail bleiben würde. Es lag nicht genug gegen ihn vor. Ein Mann wie er würde den Weg in die Freiheit schon sehr bald wiederfinden.

      Wyatt hatte nur gehofft, in der Zwischenzeit alle Hebel in Bewegung zu setzen, um den Anführer der Bande zu stellen; es kam ihm ja nur darauf an, inzwischen nicht von Kirk McLowery aufgehalten zu werden.

      Und jetzt, wo Phin Clanton endlich jedenfalls für eine gewisse Zeit von der Stadt entfernt worden war, wo es nur noch einen Clanton in der Gegend gab – wenn auch den allergefährlichsten überhaupt! – tauchten plötzlich nach Jahr und Tag zwei weitere Männer auf, die zu der Sippe der Clantons gehörten.

      Was wollten sie hier?

      Wyatt wollte den jungen Jeremias unbedingt sehen. Er hatte irgendwie ein ungutes Gefühl bei dem Gedanken an den Burschen. Natürlich, es konnte ein ganz harmloser Junge sein, einfältig wie der Alte, still, etwas muffig und ungefährlich.

      Als Doc Holliday, der etwas abseits gestanden hatte, erfuhr, was der Marshal überlegt hatte, meinte er:

      »Ein Clanton ist nie ungefährlich.«

      Luke Short kam heraus, und ihm folgte tatsächlich Laura Higgins.

      »Guten Abend, Doktor Holliday«, sagte sie mit spöttischer, harter Stimme.

      Der Gambler zog seinen Hut und deutete eine elegante Verbeugung an. »Guten Abend, Miß Higgins.«

      »Ob ich wohl einen Augenblick mit Ihnen sprechen kann?« fragte die Frau mit einem leisen Zittern in ihrer Stimme.

      Der Marshal und Luke Short verließen den Vorbau und gingen zum Office zurück.

      Doc Holliday stand im Licht des Eingangs und blickte die Frau an.

      Etwas Seltsames stand zwischen diesen beiden Menschen. Ein tragisches Geschick hatte den Vater der schönen Frau mit dem Spieler Holliday zusammengeführt.

      Der Falschspieler Higgins, der Tausende von Menschen mit seinen gezinkten Karten betrogen hatte, bei der Entdeckung seiner Betrügereien aber schnell mit dem Revolver zur Hand war und einige Mitspieler schon niedergeschossen hatte, war bei dem Georgier an den Falschen gekommen.

      Nach einem haarsträubenden Spiel, in dem er alle faulen Tricks der Kartenhaie losgelassen hatte, wollte er den protestierenden Georgier schließlich niederschießen, wurde aber von dessen eigener Kugel tödlich getroffen. Von diesem Tage an hatte die bildschöne blutjunge Laura Higgins den Georgier mit haßerfülltem Herzen verfolgt. Dieser Haß war nach wenigen Jahren urplötzlich in eine Liebe umgeschlagen, die nicht weniger gefährlich war, da sie von dem einstigen Bostoner Arzt verschmäht wurde.

      Laura Higgins vermochte diese Liebe noch weniger als ihren einstigen Haß zu beherrschen; sie vermochte sie nicht aus ihrem Herzen zu reißen. Immer und immer wieder folgte sie dem Spieler durch die Lande. So war sie vor wenigen Wochen wieder hierher nach Tombstone gekommen, weil sie gehört hatte, daß der Gambler öfter hierher kam.

      Es war einen Augenblick still zwischen den beiden Menschen.

      Drüben auf der Straße setzte sich ein Planwagen in Bewegung. Links aus der Gasse kam ein Reiter und bog in die Allenstreet ein. Irgendwo schrie ein Kind.

      Laura Higgins hatte ihren Blick auf das kühle, aristokratisch geschnittene Gesicht des Georgiers geheftet.

      »Doktor Holliday, wir hatten neulich ein ernstes Gespräch miteinander und wurden unterbrochen…«

      »Ja, ich weiß«, unterbrach sie der Spieler.

      »Ich hätte dieses Gespräch gern fortgeführt.«

      »Ich nicht«, entgegnete der Georgier kalt.

      Die Frau schluckte vor Verzweiflung. Sie war dem Weinen näher denn je.

      Mit belegter Stimme fragte sie: »Können Sie mir denn wenigstens sagen, ob Sie heute noch weiterreiten?«

      »Ja, das kann ich Ihnen sagen: Ich werde heute wahrscheinlich nicht weiterreiten.«

      »Weshalb quälen Sie mich?« stieß sie heiser hervor.

      »Ich will Sie nicht quälen, Laura«, entgegnete er mit rostiger Stimme. »Aber ich muß Ihnen wiederholen, was ich Ihnen vor anderthalb Jahren schon einmal gesagt habe: Ich bin kein Mann für Sie.«

      Da ergriff sie spontan seine Rechte und spannte ihre schlanken weißen, feingliedrigen Finger darum. »John, ich flehe Sie an, weshalb sprechen Sie so grausam mit mir?«

      Holliday suchte seine Hand zu befreien. Er blickte jetzt an der Frau vorbei auf die Straße. »Miß Higgins, ich bin wirklich kein Mann für Sie.«

      Da gab sie seine Hand frei. »Ich werde trotzdem warten«, kam es leise über ihre Lippen.

      Aber er schien mit seinen Gedanken schon wieder ganz woanders zu sein. Denn plötzlich waren die Augen des Georgiers schmal wie Schieß­scharten.

      Er hatte einen Mann beobachtet, der drüben aus Halmys Bar gekommen war, die Straße überquert hatte und sich jetzt an einem der Pferde vorm Crystal Palace zu schaffen machte. Es war ein vielleicht fünfundzwanzigjähriger Bursche, lang, hager, mit kantigem Schädel und hellen Augen. Die obere Hälfte seines rechten Ohres fehlte ihm.

      Hollidays Lippen sprangen auseinander.

      »Entschuldigen Sie mich bitte, Laura.«

      Langsam ging er über den Vorbau, bis er den Mann erreicht hatte, der unter ihm bei dem Pferd stand und an dem Sattelzeug herumzurrte.

      Mit brennenden Augen blickte die Frau zu ihm hinüber. Der alte Haß stieg in ihrer Seele wieder auf. Oh, wie sie ihn verachten wollte, wenn sie es nur vermocht hätte! Da hatte er sie einfach stehenlassen wie einen gleichgültigen Gegenstand.

      Holliday lehnte sich auf das Geländer und blickte zu dem Fremden hinunter.

      Der hatte nun die Beine des Mannes oben auf dem Vorbau gesehen und hob langsam den Kopf, ließ den Blick an der Gestalt des Fremden emporgleiten. Durch das helle Licht, das aus den Fenstern des Crystal Palaces fiel, geblendet, vermochte er nur eine Silhouette zu erkennen.

      »Wollen Sie etwas, Mister?« krächzte er.

      Holliday blickte ihn unverwandt an.

      Da ließ der Mann die Hände vom Sattelzeug fallen. Seine Linke kam in die Nähe seines Revolvers.

      Holliday lachte leise in sich hinein.

      Der Fremde erschauerte unter diesem kalten,


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