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Benedikt hätte schon gesagt, dass das grösste Problem in den Klöstern das Murren sei. So aber kämen Informationen nie zu demjenigen, zu dem sie eigentlich kommen sollten, sondern nur zu den Mitbrüdern und verpuffe bei denen. Eine schlechte Stimmung sei die Folge davon. Genau das Murren möchte sie direkt hören. Sie möchte wissen, wo der Sand im Getriebe sitze, um ihn beseitigen zu können. Sie wisse, es gebe andere Verwaltungsräte, die einfach führten und direkt mit dem separaten Lift in den fünften Stock führen. So würden die aber nie erfahren, was unter den Mitarbeitern laufe. Ein Baum wachse ja auch von unten und nicht erst ab der Krone; man müsse immer wieder besorgt sein, dass dieser Baum genügend Wasser habe und auch das um ihn herum wachsende Unkraut entfernen.
Firmenkantine – Instrumentalisierung
Es sei ein ganz wichtiges Zeichen, in einer Firmenkantine essen zu gehen. Natürlich könne man dort kein vertrauliches Gespräch führen. Man spüre dafür den Geist eines Unternehmens, was man bei Personaldiskussionen im Verwaltungsrat gut gebrauchen könne. Aufpassen müsse man, nicht instrumentalisiert zu werden und Einzelanliegen so zu behandeln, als ob das Problem in der ganzen Firma virulent sei.
Privilegien – Autos
In der Firma werde sehr wohl wahrgenommen, wenn Verwaltungsräte auf gewisse Privilegien beharrten, die es sonst in der Firma für niemanden gebe, beispielsweise einen Parkplatz. Die tollen Autos von Verwaltungsräten seien auch ein wunder Punkt für die Mitarbeiter, wenn es der Firma schlecht gehe.
Hemmungen
Man habe ganz allgemein wenig Kontakte mit den Angestellten, der Verwaltungsrat pflege diesen ausschliesslich zur Geschäftsleitung. Sie könne sich auch nicht vorstellen, einfach mal in der Kantine essen zu gehen, das sei schwierig. Im Fernen Osten sei zum Beispiel eine Verwaltungsratssitzung und gleichzeitig ein Firmenjubiläum gefeiert worden. Alle Angestellten seien willkommen und anwesend gewesen, aber nur wenige Leute hätten sich getraut, sich mit den Verwaltungsräten auszutauschen. Sie habe es natürlich versucht und mit einigen Frauen gesprochen. Aber man merke, dass die im Operativen tätigen Mitarbeiter ziemlich weit weg seien vom Verwaltungsrat.
Internes Frauennetzwerk – Politische Korrektheit
In ihrer Firma gebe es ein internes Frauennetzwerk. Sie sei dort eingeladen worden, weil es diese Kolleginnen wundergenommen habe, wer diese Frau sei, die es als Non-Executive Director bis ganz an die Spitze geschafft habe. Interessanterweise seien bei diesem Treffen meistens Fragen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf aufgekommen. Das sei nicht verwunderlich gewesen, denn es hätte sich vorwiegend um Frauen im Alter um die dreissig gehandelt. Die Männer seien als Mitbetroffene virtuell präsent gewesen, weil sich die Frauen freimütig auch über die Rolle ihrer Partner geäussert hätten. In diesem Zusammenhang sieht die Verwaltungsrätin ein grundlegendes Problem. Sie sagt, gewisse Sachen könne man einfach in einem Anstellungsgespräch nicht mehr thematisieren. Man dürfe nicht fragen, wie es in Bezug auf Familie aussehe oder ob eine Kandidatin schwanger sei oder es werden möchte. Das heisse auch, dass ein wichtiger Teil der Entscheidungsgrundlage für ein eventuelles Jobangebot wegbreche. Die Konsequenz sei, dass man die Bewerberin lieber nicht anstelle. Sie fände es viel besser, wenn man offen mit den Frauen und Männern über diese Themen sprechen könnte, insbesondere, wenn man jemanden für ein kleines, spezialisiertes Team suche. Gerade dann sei dies für die Planung, die Kontinuität und für das Funktionieren des Betriebs sehr wichtig.
Affront
Die Verwaltungsratspräsidenten würden die Beziehungen zum Unternehmen gerne monopolisieren. Die schätzten es gar nicht, wenn man beispielsweise mit den Zahlen nicht ganz zurechtkäme und direkt zum Leiter Rechnungswesen gehe und um Erklärung bitte. Das werde als Affront empfunden. Natürlich sei es ein Schwächezeichen jedes Verwaltungsratspräsidenten, der so reagiere. Man wisse, dass man in ein Wespennest steche, wenn man so etwas tue, und mit Sicherheit am nächsten Tag einen Anruf vom Verwaltungsratspräsidenten oder CEO erhalte. Die würden das gar nicht mögen!
Weisse Tischtücher
Die Beziehungen zum Unternehmen würden nicht institutionell arrangiert. Man müsse sich dies konkret vorstellen: Man betrete den Haupteingang der Firma, werde von der Dame am Empfang höflich begrüsst und in den Aufzug geschleust, fahre in den obersten Stock und habe mit niemandem Kontakt. Oben werde man wieder von jemandem in Empfang genommen und ins Sitzungszimmer begleitet. Wenn die Sitzung zu Ende sei, gehe es umgekehrt zurück zum Haupteingang. Man treffe überhaupt niemanden. Auch esse man nicht in einer Kantine, was sie sehr wichtig fände. Die Verwaltungsrätin gibt ehrlich zu, dass sie im Nachhinein hätte darauf drängen müssen, dass man mindestens zwei Mal im Jahr den Lunch, den es immer nach einer Sitzung gebe, in der Kantine einnehme – diesen Vorwurf mache sie sich heute. Es komme schon vor, dass man im Unternehmen esse, dann aber in einem abgetrennten Raum mit weissen Tischtüchern, und ohne jede Berührung mit irgendjemandem.
Teambesuche
Es könne sein, dass Verwaltungsräte für einen bestimmten Bereich im Betrieb zuständig seien, beispielsweise für Forschung und Entwicklung. Diese gingen dann in regelmässigen Abständen zu diesen Teams und liessen sich deren Projekte vorstellen. Sie habe auch schon die Diversität, den Frauenanteil, in solchen Gruppen beanstandet. Und siehe da: ein Jahr später habe es eine Frau dabeigehabt.
Verwaltungsräte äusserten sich dazu wie folgt:
Potentials
Es gebe ganz bewusst Beziehungen des Verwaltungsrates mit sogenannten Potentials. Das seien Mitarbeiter, bei welchen man das Gefühl habe, sie könnten im Unternehmen eine Karriere machen. Diese Leute würden dann zu einem Nachtessen mit dem ganzen Verwaltungsrat eingeladen. Dann könne man mit ihnen sprechen, Fragen stellen und sich kennenlernen, abtasten und spüren. Das sei natürlich bei einer Belegschaft von 5000 Mitarbeitern nicht mit jedem von ihnen möglich. In solchen Fällen werde meist immer wieder eine Gruppe von 40 Leuten herausgepflückt.
Direktionskantine
Leider habe er zu wenig Zeit, um in der Firmenkantine essen zu gehen. Wenn er mal dort sei, fände er es spannend und fühle sich richtig als Teil des Betriebes. Es sei ihm sehr daran gelegen, den direkten Kontakt mit den Mitarbeitern zu pflegen, und für die Leute sei es extrem wichtig, dass er sich zeige. Und die Direktionskantine habe er überhaupt abgeschafft.
«Rösslispiel»
Sich zu exponieren und von den Mitarbeitern wahrgenommen zu werden, sei nicht nur am Hauptsitz, sondern auch draussen in den Ländern absolut wichtig. Das müsse jedoch in dem Sinne geregelt sein, dass nicht jeder Verwaltungsrat einfach herumspazieren und reisen könne. Es müsse eine gewisse Disziplin mit Facetten geben. Wenn ein Verwaltungsrat in ein fremdes Land komme, dann gehe das ganze «Rösslispiel» los, ganz einfach, weil es sich um andere Länder und Kulturen handle. Bei den dortigen Mitarbeitern müsse für die Verwaltungsräte alles perfekt organisiert sein, bis zum Punkt, wo manchmal der ganze Laden stillstehe, um die Ankommenden gebührend zu ehren. Allein schon deshalb könne nicht alle vier Wochen ein anderer Verwaltungsrat hingehen. Man sei offen für Werkbesichtigungen manchmal auch mehrerer