Luzy Bloom: Ab heute will ich S...x. Mizzi Malone
Die Nummer Zwei war Peter – der sich selbst Pete nannte. Unsere Begegnung war eine völlig andere Geschichte. In jeder Hinsicht. Ich lernte ihn auf einem Fest bei der Mutter meiner Freundin Dina kennen. Pete war mindestens 15 Jahre älter als ich, also zu dem Zeitpunkt so alt wie ich jetzt. Mein Gott, wenn ich mir das heute vorstelle: ich und ein Zwanzigjähriger. Wobei, vielleicht auch eine Erfahrung wert? So ein schnuckeliger, noch ein bisschen unerfahrener Jüngling, den ich in die Tiefen der Erotik einführe – das könnte mich schon reizen. Aber dafür muss ich erst einmal selbst in die Tiefen der Erotik eintauchen. Ich nehme mir vor, diese Idee in meinen Plan aufzunehmen, aber erst zu einem späteren Zeitpunkt umzusetzen. Zurück zu Pete. Ich glaube, er hat gerochen, dass ich noch ziemlich unerfahren war, und das hat ihn gereizt. Jedenfalls hat er mich angeflirtet. Ich war mit meiner Freundin Dina für den Ausschank an der Bar zuständig, als er sich ein Glas Weißwein bei mir bestellte. Er sah wirklich gut aus, für meinen Geschmack zumindest. Knapp 1,80 Meter groß, dunkelblondes Haar, Windsurfer-Touch, gute Figur und ein ausgesprochen anziehendes Lächeln. Ich wäre im Traum nicht darauf gekommen, dass er sich für mich interessieren könnte.
„Süß, ihr zwei“, sagte er augenzwinkernd zu Dina. „Willst du mir deine Freundin nicht vorstellen?“
„Das ist Luzy“, meinte Dina gelangweilt.
„Luzy – und weiter?“, fragte Pete.
„Luzy Bloom“, sagte ich und versuchte ein charmantes Lächeln, was mir aber angesichts meiner plötzlich aufsteigenden Nervosität entglitt. Zum Glück war Dina längst mit anderen Gästen beschäftigt, sonst hätte sie bemerkt, wie rot ich geworden war.
„Schön, Luzy Bloom. Was hältst du davon, eine kleine Pause zu machen und mir draußen beim Rauchen Gesellschaft zu leisten?“
„Ich rauche nicht“, antwortete ich und dachte im selben Moment: ‚Oh mein Gott, ich bin ja so bescheuert.‘
„Musst du auch nicht. Es reicht, wenn du mir Gesellschaft leistest.“
„Okay, in fünf Minuten“, stammelte ich und überlegte fieberhaft, wie ich es in dieser Zeit schaffen sollte, mich unter den Achseln frisch zu machen. Fünf Minuten später taumelte ich nach draußen in den Garten, nachdem ich vorher auf dem Klo überprüft hatte, ob ich a. Mundgeruch hatte (durch Anhauchen der Handinnenfläche), b. mein Achselgeruch erträglich war (kurzes Einseifen, schnelles Abspülen) und ich c. nicht meine ausgeleierte und ausgewaschene schwarze Lieblingsunterhose trug (nein, ich trug eine rosa-grau-gestreifte). Ich erspare Euch jetzt das weitere Geplänkel – bis zu dem Moment, an dem Pete meine Hand nahm, um mich die Wölbung in seiner Hose spüren zu lassen. Ich war perplex über diese Dreistigkeit, aber die Souveränität, mit der er mir seine Erregung präsentierte, machte mich auch an.
„Willst du ihn sehen? Er ist wirklich schön“, pries er seinen ganzen Stolz an und zog mich tiefer in den Garten. Ich wollte. Es war totales Neuland, und ich fühlte mich geschmeichelt. Und sein Teil sah – entschuldige, Säbel-Olly – tatsächlich gut aus: gerade gewachsen, mit heller Haut und von angemessener Größe. Pete hob meinen Rock an, schob mir, das weiß ich heute noch, nur einen Finger in mein Höschen und fingerte äußerst virtuos an meinem Hotspot herum. Er war fast so gut wie mein Tchibo Massage-Apparat, aber leider nicht so geduldig. Bevor mich die ultimative Lust überkam, schob er gleichzeitig seine Zunge in meinen Mund und seinen Schwanz in meine dafür vorgesehene Körperöffnung, stöhnte leise, bewegte sich dann schnell und schneller vor und zurück, und nach zwei Minuten war es um ihn und seine schöne Erektion geschehen. Orgasmus auf meiner Seite: Fehlanzeige!
Aber ich fand’s aufregend und kam mir unheimlich verrucht und erwachsen vor. Zurück hinter der Bar war ich sicher, dass mir jeder ansehen musste, dass ich gerade mein erstes echtes Abenteuer hinter mir hatte, aber komischerweise drehte sich die Welt in ihrem normalen Rhythmus weiter, obwohl mein Herz ins Stolpern geraten war. Als Pete ging, zwinkerte er mir noch einmal zu und katapultierte sich damit – und natürlich mit der kleinen, heißen Gartennummer und seinem ‚wirklich schönen Schwanz‘ – für die nächsten drei Monate in meine Träume. Leider hatte ich bei ihm offenbar keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Als ich mich zehn Tage später bei ihm meldete – die Nummer hatte ich heimlich aus dem Handy von Dinas Mutter kopiert – wusste er zunächst nicht, wer ich war. Als es ihm wieder einfiel, würgte er mich unter irgendeinem Vorwand ab. Ich war gekränkt, aber nicht gekränkt genug, um mich nicht noch weiter in die Todesspirale der Selbsterniedrigung zu schrauben. Ich schrieb ihm einen romantischerotischen Liebesbrief, in dem ich noch mal die Schönheit seines Geschlechtsteils pries und mich selbst als frivoles Früchtchen darstellte (das Gegenteil war der Fall). Ich hatte ernsthaft die Hoffnung, ihn mit einem eindeutigen Angebot locken zu können. Aber da kam nichts mehr, was natürlich schwer auf meinem Selbstwertgefühl lastete. Ich brauchte sicher ein halbes Jahr, um über diese Demütigung hinwegzukommen. Als ich ihn ein paar Jahre später auf einem anderen Fest von Dinas Mutter wiedersah, erkannte er mich nicht einmal. Von Dina, der ich zum Glück nichts von dieser Begegnung erzählt hatte, habe ich neulich gehört, dass er nach einem Thailandurlaub von einer seltenen Mückenart gestochen worden sei.
„Er lag dort drei Wochen lang im Krankenhaus. Der Arme war ganz allein. Seitdem leidet er unter einer Art Lymphgefäßerkrankung, die ihm monströs dicke Beine beschert hat. Du kannst dir nicht vorstellen, wie ekelig das aussieht.“
Dina blickte mich angewidert an.
„Zwei riesige Fleischsäulen in Schuhen.“
„Schrecklich“, sagte ich und dachte: ‚Jetzt sieht sein schöner Schwanz ganz klein aus, zwischen den riesigen Schenkeln.’
„Hast du dich eigentlich mal gefragt, was ein Fünfzigjähriger allein im Thailandurlaub macht?“, fragte ich.
Wir sahen uns in die Augen, und Dina blinzelte.
„Nee, meinst du echt? Der Peter …? Das hat er doch gar nicht nötig.“
„Na ja, wenn er auf junge Mädchen steht, vielleicht schon.“
Dina sah mich angewidert an.
„Wenn’s so war, ist es ja jetzt vorbei. Ich meine, mit solchen Beinen kann er wahrscheinlich nicht mehr reisen, geschweige denn, was reißen.“
„Was trägt er denn für Schuhe?“, wollte ich noch wissen.
„Offene Schlappen mit Tennissocken. In was anderes passen seine Füße nicht mehr rein.“
„Wie unsexy“, erwiderte ich und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Auf Peter mit dem schönen Schwanz und den Elefantenbeinen (umgekehrt wäre es spannender gewesen) folgten ein paar Knutschereien, hier und da ein bisschen Rumgemache, aber irgendwie hatte ich keine Lust mehr auf schnelle Nummern. Ich meinte, ich hätte schon alles erlebt und wollte jetzt endlich etwas Festes – mit Zukunft und Sicherheit. Da lernte ich David-Alexander kennen. Jetzt mal Hand aufs Herz: Wen stellt Ihr Euch unter diesem Namen vor? Jemanden aus gutem Hause? Richtig. Studiert? Natürlich. Zuverlässig? Bingo! Und, ja klar: Rechtsanwalt. Damals zwar noch nicht, aber im Geiste war David-Alexander schon Senior-Partner einer großen Kanzlei, als er noch in den Windeln lag.
„So alt, wie David-Alexander rüberkommt – also ich meine natürlich, so reif – so alt kann ich gar nicht werden“, witzelte mein Vater, der Fotograf war, nachdem die beiden sich zweimal begegnet waren. Und meine Mutter, die Journalistin, unkte:
„Er sieht aus wie Bill Gates in jung. Ganz nett, aber auch ein bisschen langweilig.“
Genau das liebte ich an ihm.
David-Alexander hielt im Grunde keinerlei Überraschungen bereit, außer ganz zum Schluss. Alles an ihm war angenehm berechenbar. Samstagvormittags wurden die Hemden gewaschen, sonntags wurden sie gebügelt, das machte er selbst, dienstagabends ging er nach Feierabend mit seinem besten und einzigen Freund Ben-Maximilian aus der gleichen Kinderstube zum Squash, donnerstagabends zum Schwimmen. Er hatte ein paar kleine Spleens, mit denen ich aber gut leben konnte, zum Beispiel trocknete er die Dusch- und Shampooflaschen nach dem Duschen sehr sorgfältig ab, im Supermarkt musste er immer eine Packung von ganz