Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis. Walter G. Pfaus

Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis - Walter G. Pfaus


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waren ihm nicht fremd, sie gehörten zu seinem Beruf, warfen aber gleichzeitig die quälende Frage auf, wann wohl einmal die Stunde kommen würde, wo die Dinge weniger glimpflich ausgingen.

      „Als Sie aufkreuzten, war Missis Leggins dabei den Wagen zu waschen, richtig?“, murmelte Holm.

      „Ja. Ich habe keine Ahnung, ob sie auch das Wageninnere gesäubert hat, aber ich gehe davon aus, dass das geschehen ist, dass die Fahrertür mindestens einmal geöffnet und geschlossen wurde. Da dabei nichts passierte, darf unterstellt werden, dass der Bombenleger aktiv wurde, als Virginia Leggins und ich im Wohnzimmer des Hauses saßen.“

      „Ich halte es für wahrscheinlicher, dass der Sprengsatz mit der Wagenzündung verbunden war“, meinte Holm. „Wenn das zutrifft, können Sie die Türtheorie streichen, dann hatte sie auf die Explosion keinen Einfluss.“

      „Virginia muss den Wagen vor die Garage gefahren haben“, meinte Bount.

      „Er kann die ganze Nacht auf seinem Platz gestanden haben. Nicht jeder Fahrzeughalter hat Lust, seinen Schlitten immer in die Garage zu stellen.“

      „Kennen Sie Mike Finch?“

      Holm blitzte Bount an, grübelnde Unruhe im Blick.

      „Was ist mit ihm?“

      „Virginia erwähnte den Burschen, als ich wissen wollte, wer Charlys Freunde waren.“

      „Oh, Mann! Dieser Finch ist ein Alpdruck für meine Kollegen. Macht immer wieder trouble. Ein geborener Krachschläger. Solche Leute gibt’s. Ist stolz auf seine Muskeln und erprobt sie an jedem, der ihm dafür geeignet erscheint. Dabei ist er, wie ich meine, in Wahrheit ein Feigling. Er schlägt nur dann zu, wenn er sich seiner Überlegenheit gewiss ist.“

      „Das tun doch die meisten von uns“, sagte Bount. „Wo finde ich dieses Prachtexemplar?“

      „Versprechen Sie sich nicht zu viel von einem Gespräch mit ihm“, warnte Holm. „Selbst wenn er etwas weiß und bereit sein sollte, zu plaudern, wird er es nur gegen Bares tun - und davon wird er mehr haben wollen, als zu verantworten ist.“

      „Wo wohnt er?“

      „Ich trage seine Adresse nicht in meinem Kopf herum, weiß aber zufällig, wie er zu erreichen ist. Am Ende des Lagonda Drives gibt es ein großes Haus, einen alten, mindestens zehnstöckigen Kasten, der aus den zwanziger Jahren stammt und aus gelbem Backstein erbaut ist. Die Wohnungen sind nur zur Hälfte belegt - gegen den Willen des Besitzers. Das Haus steht vor dem Abbruch, aber aus Gründen, die vor allem technischer Natur zu sein scheinen, hat sich die Ausführung des Plans verzögert. Das Haus ist belegt von Leuten, die keine Miete zahlen wollen oder können, mit Pennern, Alkoholikern und Süchtigen. Die Polizei führt regelmäßig Razzien durch, um die Leute zu vertreiben, aber die kehren in aller Gelassenheit in ihre Quartiere zurück, sobald die Beamten verschwunden sind. Mike Finch lebt dort, soviel ich weiß. Er ist ein Slumtyp, wie er selber sagt. Ich glaube nicht, dass das stimmt. Ihm gefällt es nur, dass er dort als King gefeiert wird. Unter den Bewohnern ist er der Größte.“

      „Wovon lebt er?“

      „Das müssen Sie ihn schon selbst fragen. Glücksspiel, Diebstahl, Rauschgifthandel, nehme ich an.“

      „Mit so was war Leggins befreundet?“

      „Ich kann verstehen, dass Sie das erstaunt. Hier sieht es sehr bürgerlich aus, mehr noch, in Haus und Garten zeigt sich der Wohlstand. Er wurde vor allem von Virginia aufgebaut. nehme ich an. Charly wäre fähig gewesen, wie Mike zu leben.“

      „Ich habe mich in den Garagen umgesehen“, sagte Bount. „Nichts spricht dafür, dass die Benzinbomben hier hergestellt wurden.“

      „Vielleicht gibt es im Haus einen Hobbykeller“, meinte der Lieutenant. „Ich rufe das Kenwood Plaza an, wenn ich etwas finden sollte, das für Ihre Arbeit von Belang ist.“

      Ein Taxi brachte Bount zum Lagonda Drive. Das Haus am Ende der Straße war nicht zu übersehen. Neben einem Hotelneubau, von dem es durch eine hohe Mauer getrennt wurde, nahm es sich schäbig und verkommen aus. Direkt neben dem Eingang standen ein paar abgewrackte Fahrzeuge, die von Kindern als Spielgerät benutzt wurden. Bount nahm einen Halbwüchsigen zur Seite, drückte ihm einen Dollar in die Hand und fragte: „Wo finde ich Mike? Du weißt schon, Finch, den rothaarigen Iren.“

      „Der ist ausgezogen.“

      „Wann?“

      „Schon vor ’ner Woche. Sie finden ihn in der Brownsville Lane. Die Nummer des Hauses kenne ich nicht, aber es ist hellgrün gestrichen und liegt einer Gulf Tankstelle genau gegenüber. Eine noble Bude, Mister.“

      „Ist er plötzlich zu Geld gekommen?“

      Der Junge grinste.

      „Das muss wohl so sein, Mister.“

      „Danke“, sagte Bount.

      Zwanzig Minuten später kletterte er von dem Haus, das der Junge ihm beschrieben hatte, aus dem Taxi und entlohnte den Fahrer. Der Junge hatte nicht übertrieben. Dem vierstöckigen, terrassenförmig gebauten Haus, mit seinen riesigen Balkonen und großen Fensterflächen war anzusehen, dass seine Bewohner den Luxus liebten.

      Finchs brandneu wirkendes Namensschild am Klingelbrett wies aus, dass der Gesuchte in der dritten Etage wohnte. In der Lounge gab es einen Rezeptionsschreibtisch, aber er war nicht besetzt. Der Lift brachte Bount nach oben.

      Finchs Wohnungstür stand offen. Vor ihr lag ein himmelblauer Hartschalenkoffer. Es war zu hören, dass der Mann, der das Apartment bewohnte, dabei war, weitere Gepäckstücke aus den Räumen zu holen.

      Bount betrat die Diele.

      Im Rahmen einer offenen Tür tauchte ein Mann auf, der in jeder Hand eine Reisetasche trug. Der Mann war groß, muskulös und rothaarig.

      „Mister Finch?“, fragte Bount.

      „Wer zum Teufel, sind Sie?“, murmelte der Mann und stellte die Reisetaschen ab.

      „Reiniger, Privatdetektiv. Ich hätte gern ein paar Fragen an Sie gerichtet.“

      „Ich habe keine Zeit.“

      „Ich halte Sie nicht lange auf“, sagte Bount. Ihm entging nicht die Nervosität des Rothaarigen.

      „Okay“, sagte Finch nach kurzem Zögern. „Drei Minuten.“ Er holte den Koffer zurück in die Diele, schloss die Tür und legte die Sicherungskette ein.

      „Angst?“, fragte Bount.

      Finch zuckte herum.

      „Vor wem sollte ich wohl Angst haben?“

      „Das frage ich Sie.“

      Finch betrat das Wohnzimmer. Bount folgte ihm. Der Raum war ziemlich unpersönlich möbliert. Auf Tischen und Sesseln lagen Zeitungen, leere Flaschen und Bierdosen, sowie Kleidungsstücke herum. Finch schien die Unordnung nicht zu stören. Er warf sich in eine Couchecke, streckte die Beine aus, schob die Daumen unter den breiten Ledergürtel seiner leichten, olivgrünen Hose und starrte Bount in die Augen.

      „Fassen Sie sich kurz!“

      „Warum die plötzliche Flucht?“, fragte Bount.

      „Flucht? Sie machen wohl Witze! Ist es verboten, eine Reise anzutreten?“

      Bount lächelte. „Haben Sie schon ein Ziel?“

      „Das habe ich. Nur liegt es nicht in meiner Absicht, mit Ihnen darüber zu reden.“

      „Schade“, sagte Bount. „Vielleicht könnte ich Ihnen helfen.“

      „Sie machen Witze. Ich brauche keine Hilfe. Schon gar nicht von einem Fremden. Kann ich mal Ihren Ausweis sehen?“

      „Aber ja“, sagte Bount und überließ Finch seine Lizenzkarte. Finch betrachtete sie genau.

      „Ein


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