Innovationsmanagement im Sport. Regina Roschmann

Innovationsmanagement im Sport - Regina Roschmann


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oder Einzel- und Mannschaftssportarten. Auf einer anderen Unterscheidungsebene lassen sich beispielsweise der Amateur- vom Berufssport oder der Wettkampfsport u. a. vom Showsport unterscheiden (vgl. Krüger/Emrich (2018)), um nur einige Beispiele zu nennen.

      Auch die Bedeutung, die dem Sport zugeschrieben wird, kann sich maßgeblich unterscheiden. Für einige ist es eine Möglichkeit zum Entspannen oder zur Verbesserung der Fitness, für andere ein Ort zum Wetten oder Zusammensein. Wieder andere verfolgen mit Sport ihre persönlichen Leistungsziele oder streben nach Ruhm und für die Politik können sich dahinter Tourismuseinnahmen, Bildungsmöglichkeiten oder Gesundheitswirkungen verbergen (vgl. Ratten (2011a), S. 679).

      image Die Vilnius-Definition für Sport und der NACE Code image

      Aus wirtschaftlicher Sicht wird häufig auf die sogenannte Vilnius-Definition für Sport Bezug genommen, welche einen dreistufigen Aufbau verfolgt, der wiederum auf die Klassifikation der Wirtschaftszweige NACE Bezug nimmt. Innerhalb dieser Klassifikation werden in der Gruppe 93.1 Tätigkeiten erfasst, die als Erbringung von Dienstleistungen des Sports bezeichnet werden (image Tab. 2).

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      Diese Tätigkeiten entsprechen der ersten Stufe der Vilnius-Definition, welche als statistische Definition bezeichnet wird. Darauf aufbauend wird eine enggefasste Definition formuliert, die die Gruppe 93.1 um Tätigkeiten erweitert, die Güter für die Ausübung des Sports betreffen. In der dritten Stufe schließlich, der breitgefassten Definition, sind außerdem weitere Anschlussgüter eingeschlossen, für die Sport einen Input darstellt.

      Zusammenfassend stellen sich die drei Stufen also wie folgt dar:

      • »Statistische Definition: entspricht dem NACE-Code 93.1 ›Erbringung von Dienstleistungen des Sports‹;

      • Enggefasste Definition: beinhaltet die statistische Definition + und alle Tätigkeiten, die einen Input für Sport liefern, d. h. alle Industriezweige, wie Güter herstellen, die für die Ausübung von Sport notwendig sind;

      • Breitgefasste Definition: enggefasste Definition + Tätigkeiten, für die Sport ein Input ist, wie Fernsehübertragungen, Hotels für Sportler usw.« (Eurostat o. D.b).

      image Codierung der Güter CPA 2008 image

      Im Ergebnis beinhaltet diese Definition eine lange Liste aufgeführter Tätigkeiten, die als Sport zu deuten sind. In Verbindung mit der NACE-Codierung bzw. der Vilnius-Definition existiert eine Codierung an Gütern, die CPA 2008 (Statistische Güterklassifikation in Verbindung mit den Wirtschaftszweigen), mit deren Hilfe eingestuft werden kann, was (statistisch) als Sportgut zu definieren ist (vgl. Europäisches Parlament und Europäischer Rat (2008); Eurostat (o. D.a)). Dabei zeigt sich nicht zuletzt, dass Sport als Label oder zumindest hervorgebogener Bezugspunkt für eine Vielzahl an Dingen steht, die sogar nach einer weiten Sportdefinition wie sie Prohl (1999) erläutert selbst nicht Sport sind, sondern »nur« mit Sport in Verbindung stehen. Die Herstellung bestimmter Medikamente zur Behandlung von Sportverletzungen gehören nach enger Fassung der Vilnius-Definition ebenso dazu wie nach der breiteren Vilnius-Definition die Herstellung von Benzin für den Motorsport oder das Dienstleistungsfeld der Sporteventfotographie (vgl. Eurostat (2013)). Diese und die im Folgenden dargestellten Klassifizierungen lassen erahnen, wie breit das Anwendungsfeld des Innovationsmanagements im Sport ist. Bewusst wird dabei von einem Innovationsmanagement »im« Sport (und nicht »des« Sports«) gesprochen, da damit auch Innovationen adressiert werden können, die nicht den Sport im engeren Sinne betreffen, sondern auch solche Güter, die mit Sport in Verbindung stehen (breitgefasste Vilnius-Definition), aber durch den Sport in einer Art geprägt sind, dass sie einer gesonderten Betrachtung bedürfen und ein allgemeines Innovationsmanagement zu kurz greifen könnte.

      image Sportorganisationen image

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      image Sportgüter image

      Horch et al. ((2014), S. 5) stellen hingegen eine Typologie der Sportgüter bereit, die vier Dimensionen abbilden: (1) den Sportbezug, (2) die Produktart, (3) die Nähe zum Sport und (4) die Art der Wirtschaftseinheit (image Abb. 3).

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      image Zuschauersport image

      Aus der Darstellung von Horch et al. ((2014), S. 5) soll insbesondere der oft als Zuschauersport bezeichnete passive Sportkonsum, der sich z. B. in Sportveranstaltungen, Sportligen und Sportstadien niederschlägt, noch einmal hervorgehoben werden, um die Breite dessen, was als Sport gesehen wird, zu zeigen. Ebenso wird in dieser Typologie deutlich, dass neben erwerbswirtschaftlichen Betrieben, Non-Profit-Organisationen und privaten Haushalten auch der Staat eine wichtige Rolle für den bzw. bei der Ausübung von Sport spielen kann.

      image Non-Profit-Organisationen vs. For-Profit-Organisationen image

      Gerade die in der obigen Typologie von Woratschek (1998) eher untergeordnet auftauchende Unterscheidung in Non-Profit-Organisationen einerseits und For-Profit-Organisationen andererseits spielt innerhalb des Sports in Deutschland eine hervorgehobene Rolle. Dies bezieht sich nicht nur aber in besonderem Maße auf die 88.348 Sportvereine, die im Jahr 2019 im Deutschen Olympischen Sportbund registriert waren. Rechnerisch lag der sogenannte Organisationsgrad für den gesamten DOSB – also der Anteil der in einem Sportverein registrierten Bevölkerung – bei 33,21 Prozent. Allerdings schwankt dieser Wert zwischen 37,03 Prozent im Saarland und Brandenburg mit 13,97 Prozent (vgl. DOSB (2020), S. 3, S. 11). Laut Sportentwicklungsbericht 2017/18 sind in den deutschen Sportvereinen über 1,7 Millionen ehrenamtliche Positionen besetzt. Das ermöglicht den Vereinen


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