Montenegro Reiseführer Michael Müller Verlag. Achim Wigand
erfordert schon Zurückhaltung bei den Getränken.
Restoran Aquarius 15, im unteren Gebäudeteil der Vila Aleksandar (gleicher Betreiber, aber kein Hotelrestaurant). Sehr sachkundig zubereitete und ungeheuer einladend angerichtete Fischplatten bringt ein tendenziell etwas lustloser Service auf die große Terrasse. Nicht billig, Hauptgerichte um 15 €.
Konoba Skver 10, ein paar goldene Sterne auf den blauen Blazer gebügelt und schon fühlt sich auch der Gummibooteigner in dem Restaurant über dem bescheidenen Hafen wie der Kapitän eines Luxuscruisers - der Laden gehört nämlich zum Jacht-Club. Ortsübliches Angebot an Fisch und Seafood, aber sorgfältiger zubereitet als bei den meisten Nachbarn.
Leut 16, richtig gute, authentische Fischküche zu bodenständigen Preisen in Meljine - den Blick auf den neuen Reichtum im benachbarten Lazure-Komplex gibt’s umsonst dazu. Angeblich war der alte Küchenmeister früher ein berühmter Fernsehkoch, und in einer gerechten kulinarischen Welt sollte er das immer noch sein.
Cafés Bife Žalo 12, unmittelbar am Jachthafen. Den alten Endbahnhof der Schmalspurbahn ließ Emir Kusturica 2005 aufwendig und geschmackvoll restaurieren. Im Innenraum hängen Bilder von Schülern seiner Kunstakademie in einem serbischen Retro-Retortendorf. Angeblich hat der etwas schrille Meister - u. a. Konversion vom Islam zur serbischen Orthodoxie - den Laden wieder verkauft, gastronomisch aber ohne Konsequenzen.
Megajachtfreie Zone: der Sportboothafen von Herceg Novi
Mein Tipp Gradska Kafana 5, Njegoševa 31. Der ganze Kaffeehaus-Charme des morbiden österreichisch-ungarischen Fin de Siècle, dazu noch ein toller Blick hoch über dem Wasserspiegel. Gute Obstkuchen und verführerische kleine Cremetorten-Gebirge!
Belavista 7, Trg Herceg Stjepana. Sehr hübsches und authentisches Jugendstil-Ambiente im Innenraum, draußen sitzt man auf dem gelungen proportionierten Hauptplatz der Altstadt.
Nachtleben Epizentrum des Nachtlebens ist erstaunlicherweise der Uferabschnitt Igalos, das doch eigentlich mit seinem Kurortimage renommiert. Aber vielleicht tanzt es sich nach der abgespritzten Fangopackung ja noch enthemmter. Elektro, Turbofolk und Wet-T-Shirt-Contests an jährlich umbenannten In-Adressen, Ende August gehen die Verstärker aber alle aus. In der Altstadt geht es in einigen hübschen Musikkneipen, z. B. dem Portofino 6 hinter der orthodoxen Kirche, deutlich gemäßigter zu.
Das Orjen-Gebirge
Die weißen und zum Teil bizarr geformten Karstformationen des 400 km2 großen Küstengebirges ragen bis zu 1894 m über die nahe gelegene Wasseroberfläche hinaus. Von den Urlauberströmen am Fuß der Berge völlig unbemerkt, kommen hier alpines Erlebnis und mediterrane Entspannung ganz dicht zusammen.
Im Winter könnte man auf dem Orjen sogar Ski fahren, die besonderen Witterungsbedingungen sorgen verlässlich für eine geschlossene Schneedecke, während unten am Meer schon die Mimosen blühen. Ansonsten fällt der Niederschlag als Regen, und das in gewaltigen Mengen: Mit 5600 mm/Jahr hält Crkvice an der Grenze zu Bosnien den europäischen Regenrekord. Das viele Wasser von oben bleibt aber nur ganz kurze Zeit auf den Hängen des Orjen, im porösen Kalziumkarbonatgestein des dinarischen Rückens versickert auch der letzte Tropfen umgehend wieder im Fels. Deshalb sollten Wanderer neben der obligatorischen Regenjacke auch mindestens zwei große Wasserflaschen dabeihaben.
Gründlich bewässert, prunken die Berge über der Boka denn auch mit tiefen grünen Wäldern, ganzen Feldern wilder Bergblumen und im Herbst mit einer enormen Vielfalt an Wildpilzen. Ein dichtes und sorgfältig gepflegtes Netz von Wanderwegen und Klettersteigen eröffnet dieses Bergerlebnis auch Ortsunkundigen und Ungeübten. Aber auch die Extrem- und Spezialistenfraktion findet ihre Betätigungsfelder - die geologische Disposition hat den Orjen über die Jahrtausende mit einem riesigen Netz von Karsthöhlen durchzogen. Speleologen (das sind Höhlenforscher - war mir auch neu) können hier wochenlang durch dunkle Löcher krabbeln.
Die hervorragende Erschließung des Orjen geht vor allem auf die Pionierleistung der Bergsportfreunde „Subra“ aus Herceg Novi zurück, die den Küstengebirgszug seit 1932 fast in Eigenleistung erschlossen haben. Erst 2019 wurde der Orjen in das Gesamtkonzept des Tourismus in Herceg Novi eingebunden und am Fuß des Massivs in Vrbanje ein ständiges Basislager mit gastronomischer Grundversorgung, Kletterseilgarten und wohl auch einigen Übernachtungsmöglichkeiten eingerichtet.
♦ Zum Recherchezeitpunkt lag leider noch Schnee (s. o.), und so konnten die neuen Einrichtungen noch nicht in Augenschein genommen werden. Bevor man sich auf den Weg zur bosnischen Grenze macht, empfehle ich einen Besuch im Informationsbüro in Herzeg Novi, Njegoševa 46 (gegenüber dem Kaffeehaus Gradska Kafana) und einen Blick auf die Website orjen.me.
Wanderung 1: Rundweg im südlichen Orjen
Angenehme Tour ohne Gipfel, für ältere Kinder problemlos machbar
Variante zur Wanderung 1: Auf die Subra
Herausfordernder Gipfelsturm, für Kinder nicht empfehlenswert
Die kleinen Küstenorte
Die steilen Hänge über der kringeligen Uferstraße um die Bucht herum sind noch nicht völlig zugebaut, richtig viel fehlt allerdings auch nicht mehr. Historischer Ballast drückt die wenigsten der kleinen Orte, nett am Wasser sitzen kann man aber schon.
Njivice
Die kleine Feriensiedlung lag bis vor kurzem am toten Ende Montenegros: Das Herceg Novi gegenüberliegende Ufer gehört bereits zur Halbinsel Prevlaka, und die war bis 2003 ein heftig umstrittener Zankapfel zwischen Kroatien und Montenegro. Die Fronten sind nun geklärt, die Randlage ist geblieben, und so ist Njivice heute ein Tipp für alle, die zwar das warme Binnenklima, aber nicht den Rummel an der in Sichtweite liegenden Strandpromenade schätzen (außerdem gibt es einen tollen Blick auf den über Herceg Novi gelegenen Gebirgszug). Um das richtig genießen zu können, sollte man allerdings in Njivice wohnen: Der Zugang zum Wasser ist von den Grundstücken der Ferienhäuser blockiert und Parken auf der sehr schmalen Straße durch den Ort nicht möglich. Alternativ kann man den Badebereich auch mit einem mehrmals täglich zwischen dem Hotel Plaža und Njivice pendelnden Boot erreichen - vor allem für FKK-Adepten attraktiv, da die Strände auf der Seite Herceg Novis entsprechende Areale nicht ausweisen, hier aber ein großer Teil für sie abgetrennt ist. Für die Ganzkörperbräunung steht aber weniger Tageszeit zur Verfügung, denn die Sonnenscheindauer ist hier unten am Nordhang natürlich kürzer, aber in den heißen Sommermonaten kann das sehr erholsam sein.
Übernachten **** Iberostar Herceg Novi, die großen Betonriegel wurden nach der Pleite des ehemaligen Hotels Riviera von der Iberostar-Gruppe übernommen