Montenegro Reiseführer Michael Müller Verlag. Achim Wigand
der Abtei noch deutlich an; ein großes Mittelschiff, das von zwei innen konkav und außen rechtwinklig geformten Seitenhäusern flankiert wird. Um die Ruinen auf der auch als ostrvo cvijeća (Blumeninsel) bezeichneten Halbinsel gruppieren sich heute zahlreiche Ferienhäuser, die zum großen Teil noch von Flüchtlingen bewohnt werden.
Sveti Marko: Die zweite und größte der Inseln in der Tivatski zaliv war bis zum Beginn des Embargos 1992 eine der großen Hoffnungen auf eine goldene touristische Zukunft. Hier unterhielt der Club Med eine große Ferienanlage, die einzige in Montenegro. Mit dem Beginn des Bürgerkriegs blieben die Gäste von heute auf morgen fern, und der Investor gab das Projekt auf und ist bis heute nicht zurückgekehrt. Die malerisch vor sich hin gammelnden Strohhütten sind nur für Schwimmer zu erreichen: ungefähr 130 m liegen zwischen Prevlaka und Sveti Marko.
Crkva Gospe od Milosrca: Mehr als die Hälfte der kleinsten Insel Otok, insgesamt kaum länger als 200 m, wird von einer Klosteranlage eingenommen. Nachweislich pflegten hier zuerst Benediktiner das monastische Leben (um 1400), kurz darauf übernahmen die Franziskaner das Kloster (bis ca. 1900), auf die, nach vielfachen Zerstörungen im Lauf der Jahrhunderte, auch die heutige Gestalt der Anlage zurückgeht. Anschließend fiel die Sakralinsel an das bischöfliche Ordinariat Kotor, heute gehört es den Jesuiten. Besucherverkehr wird geduldet, aber nicht begeistert begrüßt - gelegentlich steuert ein Ausflugsboot die Insel an. Wer aber Einkehr und Askese sucht, kann sich mit den Mönchen auf die Überlassung einer der kleinen konak (Besucherhütten) auf dem Gelände einigen. Prunkstück der kleinen Kirche ist der mittelalterliche Altar.
Solila: Ein System von Kanälen und Drainagen in der östlich an Tivat grenzenden Ebene diente wahrscheinlich schon in griechischer und römischer Zeit der Salzgewinnung. Heute ist das sumpfige Marschland ein bedeutender Lebensraum für viele Vogelarten (u. a. Flamingos) und seltene Pflanzen. Bei der ehemaligen Salzgewinnungsanlage fällt ein beliebter Sandstrand flach in die Bucht.
Porto Montenegro: Ein Parkplatz für Oleg, Roman und die anderen
Schreckschock! Kein Platz für die Superjacht - so konnte das nicht bleiben. Peter Munk, ein kanadischer Goldmogul, die Rothschilds und der französische Superreiche Bernard Arnault haben den Hut herumgehen lassen, und die Kopfbedeckung muss ziemlich groß gewesen sein, denn die neue Luxusmarina gehört wie von reicher Hand geplant in die Champions League der Ankerplätze am Mittelmeer. An der Jetty A haben Kähne bis 250 m Außenlänge Platz und auch die anderen Molen werden nur vereinzelt aus der Holzklasse des Urlaubsbootsbaus angesteuert. Für den wasserscheuen Geldadel hat man mehrere Appartementanlagen errichtet, die einen Hauch von Heimatgefühl vermitteln: Genau so sieht’s in Oberföhring auch aus! Die dazugehörige Einkaufslandschaft erinnert den westeuropäischen Schnäppchenjäger an die Retortenshoppingdörfer an unseren Autobahnen, und eine Sushibar gibt es auch.
Der Sprit ist steuerfrei, aber trotzdem ist für die Kommune etwas hängen geblieben: Die Feuerwehr hat sieben glänzende neue Löschfahrzeuge bekommen und der ehemals trubelige und billige Grüne Markt ist in eine stimmungsvolle Tiefgarage umgezogen, wo man nun kümmerliche Hummerinfanten für viktualienmarktige 50 €/kg verkauft. Darüber wölbt sich der neue Ortskern in der Ästhetik der Fußgängerzone Mannheims. Das Geld ist da!
Ein detaillierter Überblick über die Einrichtungen des schnieken neuen Resorts sprengt die Möglichkeiten dieses Buches. Durchflanieren kostet aber erstaunlicherweise nichts und die Website www.portomontenegro.com lotst einen natürlich zuverlässig von Prada über Rolex zum Biosupermarkt. Wenn es noch nicht zur feschen Eigentumswohnung im Edelghetto oder zur eigenen Jacht gereicht hat, kann man sich im Regent Hotel ein bisschen wie Graf Koks fühlen - das geht schon ab 225 € pro Nacht.
Ein Superjacht-Haiku: Mein Reichtum ist schön, Mädchenschöße duften, gib immer mehr aus
Ausflug in die Grbalj-Ebene
Hinter dem Flughafen streckt sich zwischen Luštica und Lovćen die fruchtbare, aber für den Reisenden ziemlich ereignislose Grbalj-Ebene. Autofahrer finden hier eine der wenigen Geraden des Landes über 500 m Länge, sollten den dadurch ausgelösten Schnellfahrreflex aber unterdrücken - viele unterbeschäftigte Polizisten mit handlichen Radargeräten lauern am Wegesrand!
Oberhalb des Dorfes Lastva liegen unter den Ruinen des Klosters Podlastva die Überreste einer der ältesten christlichen Kultstätten der östlichen Adria. Von der frühen Basilika (am genauen Alter rätseln die Archäologen noch) ist nur noch ein Teil des Bodenmosaiks erhalten. Der später errichtete Klosterbau stammt in seinen Grundzügen aus dem 14. Jh., wurde aber häufig geplündert und zerstört, sodass der Komplex mehrfach komplett neu errichtet wurde. 1427 fand auf dem Klostergelände die konstituierende Versammlung des grbaljski zakonik statt - die Stämme der Umgebung gaben sich damit ein geschriebenes Statut.
Praktische Infos
Information Seit jeher gut organisiert zeigt sich die TO in der Palih boraca 8 (ca. 100 m oberhalb des Piers). Reichliches und ergiebiges Informationsangebot, kenntnisreiche und freundliche Mitarbeiter.
Verbindungen Der Flughafen Tivat (Kürzel TIV, www.montenegroairports.com, Tel. 032-670960) wird vor allem von Charterfliegern frequentiert, Linienflüge bieten vor allem ost- und südosteuropäische Gesellschaften an, seit 2017 gibt es auch eine Verbindung nach Düsseldorf (Eurowings).
Der Busbahnhof befindet sich auf halber Strecke zwischen Ortskern und Flughafen. Tägl. von 7 bis 21 Uhr 8 Linienbusse nach Podgorica sowie lokale Verbindungen.
Apotheke Ul. 21.Novembra neben dem Restaurant Montenegrino.
Ärzte Der dom zdravlja befindet sich im Stadtpark am jadranski put, Tel. 032-671144.
Ausflüge Vom Hafen starten in den Sommermonaten jeden Morgen um 10 Uhr Ausflugsboote nach Žanjice, Mamula und zu Zielen in der Boka, 15-30 €/Pers.
Einkaufen Tivat lebt immer noch mit und vom Meer, das merkt man an den Fachgeschäften für Tauch- und Bootsausrüstungen in der Moše Pijade (gegenüber Hotel Mimoza).
Fahrradverleih Völlig einzigartig im Fahrradentwicklungsland Montenegro ist biketivat, ein Bikesharing-Angebot (ab 5 €/Tag). Tel. 032-671323, www.tivat.travel.
Geld Mehrere Banken (auch mit EC-Automat) in der Palih Boraca gleich beim TIC.
Post Die Hauptpost befindet sich in der ul. 2. Dalmatinske Brigade am Markt.
Sport Im Stadtpark hinter Porto Montenegro liegen öffentlich zugängliche Fußball, Basketball und Tennisfelder. Der JK Tribelan offeriert Segel- und Surfunterricht und verleiht entsprechendes Material (Tel. 068-373200). Eine Tauchbasis unterhält der Ronilaćki Klub (RK) Neptun-Mimoza, Tel. 069-044225.
Veranstaltungen Während des Kultursommers von Tivat zeigt die Freilichtbühne des ljetnja pozornica (Sommertheater) in der Buća-Luković-Villa Theater- und Ballettaufführungen international renommierter Gruppen, auch Open-Air-Kino gibt es regelmäßig. Anfang August findet in den Straßen Tivats eine große kulinarische Party mit Fisch, Wein und Meeresfrüchten statt.
Übernachten