Nordkroatien Reiseführer Michael Müller Verlag. Lore Marr-Bieger
beschaulich ist im Hochsommer die Parkplatzsuche, Opatijas Problem Nummer eins, das aber Zug um Zug gelöst wird. Opatija versucht seine Gäste immer noch zu verwöhnen wie einst - sei es mit einem großen Kulturangebot, den Wellnessprogrammen in vielen Komforthotels oder mit guten Restaurants und gemütlichen Cafés, die leckerste Tortenkreationen anbieten. Und in den Erinnerungen schwelgen kann man in den vielen Ausstellungen zum Thema k-&-k-Zeit. Wer es sportlich liebt, findet im Učka-Gebirge sein Betätigungsfeld.
Geschichte
1453 wird Opatija erstmals schriftlich erwähnt; ihren Namen erhielt die Stadt von der früheren Abtei Jacobus ad Palum (Abtei = opatija). Eine Besiedlung um die Abtei begann erst nach Ende der französischen Besetzung 1813. Bis nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Opatija zu Österreich-Ungarn, im „Frieden von Rapallo“ fiel die Stadt 1920 an die Italiener, die sie Abbazia nannten.
Bekannt wurde das gerade mal 30 Häuser zählende Fischerdorf mit dem Bau der Villa Angiolina, die sich der reiche Kaufmann Iginio Scarpa aus Rijeka 1844 als Feriendomizil erbauen ließ. Großzügig gewährte er namhaften Freunden Gratisurlaube, darunter waren auch das Kronprinzenpaar Rudolf und Stephanie oder Ban Josip Jelačić. Er veranstaltete große Feste mit legendären Feuerwerken zu Silvester - das gefiel und sprach sich herum. Dem touristischen Ausbau von Abbazia, wie Opatija damals hieß, verhalf die österreichische
Südbahngesellschaft, die nicht nur die Eisenbahnlinie von Wien bis Rijeka-Matulije, sondern auch die ersten großen Luxusherbergen, wie 1884 das Quarnero (Hotel Kvarner) und 1885 das Imperial erbauen ließ. Der Kurtourismus wurde 1889 per Dekret höchstpersönlich von Kaiser Franz Joseph I. veranlasst - Thalassotherapien mit angesagten Medizinern fanden Gefallen und für das Amusement wurde ebenfalls gesorgt. Gekrönte Häupter, Adelige, Schriftsteller, Musiker und schillernde Persönlichkeiten fanden sich ein - sie alle kamen, um sich in Opatija den Winter zu verkürzen und in den Ballsälen der Stadt ihre Feste zu feiern; besonders beliebt in Wiener Hofkreisen waren die Silvesterbälle im „Kristallsaal“ des Hotel Kvarner und im „Goldenen Saal“ des Imperial. Anton Tschechow fand sich hier ebenso ein wie James Joyce, der seinen Kaffee bevorzugt im Café Imperial einzunehmen pflegte, die Ballerina Isadora Duncan, der österreichische Kaiser Franz Joseph, der mit der Wiener Schauspielerin Katharina Schratt flirtete, der deutsche Kaiser Wilhelm II., der italienische König Umberto von Savoyen, der Komponist Gustav Mahler, Giacomo Puccini, Franz Lehár ... Abbazia begann zu boomen - prächtige Villen, je nach Geschmack und Geldbeutel, wurden erbaut: Villen in alpenländischer Architektur, barocke Paläste, Residenzen im venezianisch-gotischen und im österreichischen Jugendstil - die meisten davon stehen noch heute, zudem wieder hübsch herausgeputzt.
Die Bronzeskulptur „Gruß ans Meer“
Sehenswertes
Bei den ersten Feriengästen Opatijas wurde es bald zur guten Sitte, dem Kaufmann Scarpa von Fernreisen Pflänzchen mitzubringen. Noch heute findet man im Angiolina-Park, dem heutigen Botanischen Garten, die Auswüchse dieser exotischen Gastgeschenke: einen riesigen Mammutbaum, Zedern, Eukalyptusbäume, Bambussträucher, Zitronen, die großblütige Magnolie, Kokos- und Dattelpalmen, Mispelbäume, Akazien, Agaven und die japanische Kamelie, heute das Markenzeichen des Luftkurorts. Mitten im Park die hübsche Villa Angiolina, heute beliebter Veranstaltungsort für Ausstellungen und Konzerte. Im ersten Stock wurde das Museum für Tourismus eingerichtet, es zeigt Fotos und Kostüme aus der K.-u.-k.-Zeit. Am Südende des Parks prangen entlang der Mauer Graffiti-Köpfe von Persönlichkeiten, die die Stadt besuchten. Ein zweiter Park, der Margarita-Park, liegt zwischen der Uferstraße und der neuen Umgehungsstraße beim Hotel Opatija. Ebenfalls schön, nur ein wenig kleiner.
Dem Chirurgen Dr. Theodor Bilroth, einem der Initiatoren des Kurtourismus in Opatija, ist die Tafel am Uferweg unterhalb der Jakobskirche (Sv. Jakov) gewidmet. Die Kirche entstand 1937 durch Umbau eines älteren Vorgängerbaus von 1793.
Etwas westlich davon steht der Juraj-Šporer-Kunstpavillon, in dem heute eine Gemäldegalerie residiert. Das war nicht immer so: Der 1900 gebaute Pavillon, benannt nach dem Gründer der „Gesellschaft zum Ausbau Opatijas als Bade- und Kurort“ war damals eine Zuckerbäckerei.
Opatija versteckt sich mit ihren Palästen und Kirchen im üppigen Grün
Unweit des Pavillons auf einem Felsen am Meer hält ein Mädchen eine Taube in der Hand - die Bronzeskulptur Gruß an das Meer (1956), von Zvonko Car gestaltet. An ihrer Stelle stand bis 1951 die Madonnina, eine trauernde goldene Madonna, 1891 geschaffen von dem Grazer Künstler Rathausky. Nach seiner Beinahe-Zerstörung wurde das Original restauriert und in Verwahrung genommen, eine Kopie steht heute vor der St.-Jakob-Kirche.
In Erinnerung an die K.-u.-k.-Monarchie gibt es in Opatija u. a. die Kaisernacht (→ Veranstaltungen) sowie Ausstellungen zum Thema „Habsburger“. Im Thalassotherapie-Haus wird die Geschichte des Gesundheitstourismus aufgezeigt.
Knapp 10 km nordwestlich von Opatija, im Učka-Gebirge, lohnt das Örtchen Veprinac einen Besuch, es steht an der Stelle einer einstigen Fluchtburg. Man kann auch hinaufwandern (→ Opatija/Wandern und Naturpark Učka).
Baden, Surfen und Wandern
Bademöglichkeiten gibt es an den Meerwasser-Swimmingpools Slatina im Zentrum. Nett ist das „Strandbad“, der Lido, mit etwas Sand, betonierter Liegefläche, Liegestuhl-, Sonnenschirm- und Surfbrettverleih sowie einer Loungebar. Am Lungomare (Richtung Lovran) finden sich immer wieder hübsche kleine schattige Felsbadebuchten, in Volosko einen Badestrand mit Kies. Die Hotels in Meeresnähe haben mit eigenen Zugängen versehene Badebuchten sowie auch Pools.
Surfen: Die Bucht zwischen Opatija und Rijeka ist bestes Surfrevier, besonders frühmorgens herrschen gute Windverhältnisse, zudem ist es hier wellengeschützt. Surfbrettverleih gibt’s am Lido.
Wandern: Sehr erholsam und wunderschön romantisch ist ein Spaziergang entlang dem nach Lovran führenden 12 km langen Lungomare. Vorbei an den alten Prachtvillen schlängelt sich der betonierte Fußweg am Meer entlang; zum Ausruhen laden Bänkchen ein, Pinien- und Lorbeerbäume spenden mitunter Schatten. Wer seine Badesachen dabei hat, kann sie auspacken, überall bieten sich Gelegenheiten für einen Sprung ins kühle Nass. Und wer nicht den ganzen Weg zurücklaufen möchte, nimmt einfach den Bus an der Hauptstraße oberhalb. Übrigens: Wer gerne joggt - der Lungomare ist frühmorgens eine herrliche Laufstrecke ...
Prachtvolle Villen zieren Opatija
Nach Veprinac: Schön ist auch die ca. 1:30-stündige