Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel


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Er wandte sich mir zu. »Vielleicht sollten wir uns wirklich arrangieren, Goman-Largo. Aber das geht nur, wenn ihr uns den gleichen Status zugesteht wie euch selbst. Alles andere wäre gegen unseren Gildenkodex. Ich bin übrigens Navak.«

      Ich ließ ihn sofort los.

      »Einverstanden, Navak. Du bist also wirklich einer der beiden Saltics, die sich als Gefangene der Hyptons an Bord der Station MANAM-PZAN befanden.«

      »Nicht als Gefangene, obwohl die Hyptons sich das einbildeten«, sagte eine Stimme von dem Seitengang her, in dessen Öffnung ich mit einem »Unsichtbaren« zusammengeprallt war. »Wir hatten uns absichtlich aufgreifen lassen, um unsere Aufnahmeprüfung in die Gilde zu bestehen. Leider verloren wir bei der Zerstörung der Station einen Teil unseres Diebesguts, aber den größten Teil konnten wir auf die RAJJA retten und in einem guten Versteck unterbringen.«

      Ich blickte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war und sah ein Wesen, das Navak fast aufs Haar glich. Nur die Gesichtszüge waren etwas anders.

      Mein Herz schlug höher.

      Wieder war ich einem Geheimnis auf der Spur. Das Netz, das ich ausgeworfen hatte, zog sich zusammen. Irgendwann würde ich den Fang einbringen, nämlich die Information darüber, was aus denen vom Orden der Zeitchirurgen geworden war, und die Information, ob es die Zeitschule von Rhuf noch gab und ob das Volk der Tigganois noch existierte.

      *

      »Du heißt Sutok, nicht wahr?«, fragte ich, denn ich entsann mich an diesen Namen von MANAM-PZAN her. »Ich freue mich, dass es zwischen uns zu offiziellen Kontakten kommt und dass ihr euch sehen lasst.«

      »Für uns ist das durchaus nichts Erfreuliches«, erklärte Sutok, nachdem er den Namen bestätigt hatte. »Die Gilde der Meisterdiebe hat ziemlich strenge Gesetze. Eines von ihnen heißt, dass Gildenmitglieder und solche, die es werden wollen, sich niemals zeigen dürfen, wenn es nicht zur Ausübung ihres Berufs notwendig ist.«

      »Welches Berufs?«, erkundigte sich Anima.

      »Welches Berufs!«, echote die Vigpanderin sarkastisch. »Was haben denn Meisterdiebe deiner Meinung nach für einen Beruf?«

      »Wie?«, fragte die Hominidin. »Du meinst doch nicht etwa ...?«

      »Diebstahl«, ergänzte ich und musterte die beiden Prachtexemplare wohlwollend.

      So etwas hatte ich mir unbewusst schon immer gewünscht: den Kontakt mit Intelligenzen, die als einzigen Beruf den des Diebes ausübten.

      Ich sah förmlich die ungeheure Fülle neuer Informationen vor mir, die auf mich warteten.

      »Es muss faszinierend sein, einen solchen Beruf auszuüben«, sagte Neithadl-Off. »Leider eigne ich mich wohl nicht so gut dazu. Ich habe keine richtigen Hände und Finger – und ich kann mir gut vorstellen, dass man zur Ausübung eures Berufs mindestens zwei Hände und zehn sehr flinke Finger braucht.«

      »Unser Urvolk soll in fernen Zeiten den Beinamen ›die Vielgestaltigen mit den flinken Händen‹ getragen haben«, berichtete Navak und seufzte wohlig, als Anima ihm Heilplasma auf beide Wunden sprühte. »Aber das war in einer anderen Zeit und in einer anderen Galaxis. Sie soll Milchigstress oder so ähnlich geheißen haben.«

      »Milchstraße!«, rief Anima. »Ist das die Möglichkeit?«

      »Ja, Milchstraße«, bestätigte Sutok.

      Die Hominidin starrte die beiden Saltics an, als wären sie Wundertiere.

      »Milchstraße!«, wiederholte sie ungläubig. »Ich kann es kaum glauben. Atlans Galaxis!« Sie schüttelte den Kopf. »Aber warum hat Atlan mir nie von eurem Volk erzählt?«

      »Wer ist Atlan?«, fragte Navak.

      Animas Blick verschwamm.

      »Er ist mein Ritter – und er ist in Not. Wir sollten das Schiff zwingen, nicht länger außerhalb des Muruth-Systems zu kreuzen, sondern endlich Kurs auf Cirgro zu nehmen.«

      »Merkst du denn nicht, dass das Schiff schweigt?«, fragte ich sie.

      »Oh!«, entfuhr es Anima.

      »Oh!«, machte auch Neithadl-Off.

      »Das Schiff ist scheintot«, stellte Sutok fest. »Wir sollten uns darum kümmern. Aber noch eine Frage, Anima. Dieser Atlan, er stammt aus der Galaxis Milchstraße?«

      »Ja, und er hat nie etwas von Saltics erzählt«, erwiderte die Hominidin.

      »Das könnte daran liegen, dass unser Urvolk niemals in der Galaxis Milchstraße beheimatet war«, erklärte Sutok. »Seine Heimat soll der Schwarm gewesen sein, ein ungeheuer großes und mächtiges Gebilde oder Reich, über das wir Angehörige des Splittervolks kaum etwas wissen. Wir wissen nur noch, dass die Urheimat gegen den Willen des Urvolks in den Schwarm integriert worden war – genau wie ein Teil der Galaxis Milchstraße.«

      »Der Schwarm!«, jubelte Anima entzückt. »Davon hat mir Atlan erzählt. Aber die Galaxis Milchstraße hat ihn vertrieben – nicht zuletzt wegen Atlans Einsatz und der Hilfe seines damaligen Ritters Gucky.«

      »Gucky?«, schrie Navak auf, dann griff er sich ächzend an den Leib.

      »Der Name Gucky ist uns nicht unbekannt«, sagte Sutok ernst. »Alle Meisterdiebe mit besonderen Verdiensten um das Urvolk sind auf den Ehernen Tafeln von Dolen C'Austry verewigt, unserem Schatzplaneten. Der Ilt Gucky war ein solcher Meisterdieb.«

      »Aber da kreuzen sich ja Schlangen mit Bohnen!«, entfuhr es Anima. »Zuletzt stellt sich noch heraus, dass wir alle unsere Abstammung auf die gleichen Ureltern zurückverfolgen können.«

      »Wir alle sind verwandter als wir denken«, sinnierte Neithadl-Off.

      Ich legte den Kopf schief, um festzustellen, ob nicht doch ein schwaches Geräusch vom Schiff kam. Doch ich hörte nichts, nicht einmal bewegte Luft.

      »Das Thema ist zweifellos interessant«, führte ich aus. »Aber wir wollen es nicht ausufern lassen, während die STERNENSEGLER in höchster Gefahr schwebt. Zurück in die Zentrale! Anima, kannst du den Verletzten tragen?«

      »Sie braucht ihn nur auf mich zu legen«, erklärte die Vigpanderin hilfsbereit.

      »Gut, dann kommt!«, entschied ich.

      In der Hauptzentrale war es genauso still wie anderswo im Schiff. Auch der komische Aufbau auf dem KOM-Sektor wirkte tot, genau wie die Bild- und Datensichtschirme.

      »So geht es natürlich nicht«, bemerkte Neithadl-Off treffend. »Das ist ja wie in einer Geisterbahn auf dem Planeten Shonograff hinter der Grünen Dunkelwolke. Stellt euch das vor: ein ganzer Planet als Rummelplatz für die zahlenden Besucher einer ganzen Galaxis!«

      »Vergiss deine Rede nicht!«, rief ich meiner erfinderischen Vigpanderin zu und eilte in Richtung Solo-Cockpit.

      Als ich mich in den Sessel zwängte, hielt ich alle Probleme bereits für gelöst.

      Doch dann vernahm ich wieder das hohle Lachen, das ich schon einmal an Bord der STERNENSEGLER gehört hatte – und da wusste ich, dass unsere Probleme erst angefangen hatten.

      Aber natürlich ließ ich meinen Mut nicht sinken.

      Ein Tigganoi, der auf der Zeitschule von Rhuf »moduliert« und zu einem hochkarätigen Spezialisten der Zeit gemacht worden war, der Jahrhunderttausende in Stasis-Gefangenschaft überstanden hatte und der trotz Neithadl-Off und Anima noch nicht um den Verstand gebracht worden war, der stand auch noch mehr durch!

      »Wer immer ihr seid, ich nehme eure Herausforderung an!«, schrie ich den unbekannten Mächten entgegen. »Hütet euch vor Goman-Largo, dem Rächer der Temporalgeschädigten!«

      Die STERNENSEGLER schüttelte sich dermaßen »vor Lachen« – ja, es erschien mir wirklich so, als würde das plötzlich vielstimmig aufbrandende schallende Gelächter die Schiffszelle erschüttern –, dass mir die Zähne gegeneinander schlugen und einige Datenschirmabdeckungen platzten.

      »Ihr


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