Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel


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      Kurz darauf wechselte das Schiff in den Zwischenraum über.

      Ich zweifelte nicht daran, wo es in den Normalraum zurückfallen würde: innerhalb des Muruth-Systems.

      »Machen wir uns auf das Schlimmste gefasst«, sagte ich zu Neithadl-Off, Nussel und den beiden Saltics und ließ mich resigniert in einen Sessel sinken.

      4.

      Bericht Anima

      Ich lauschte zufrieden den Geräuschen des Schiffes.

      Es war alles in bester Ordnung. Die STERNENSEGLER hatte sich nicht von Goman-Largo beeinflussen lassen, sondern unbeirrt weiter Kurs zum Muruth-System genommen. Zur Zeit befand sie sich im Zwischenraum, aber ich war sicher, was ich auf dem Bugsektor der Panoramagalerie sehen würde, sobald das Schiff in den Normalraum zurückgefallen war.

      Den Planeten Cirgro!

      Dort befand sich Atlan, daran zweifelte ich keinen Augenblick – und nichts und niemand würde mich daran hindern, ihm zu helfen, ganz egal, welche Schwierigkeiten sich mir dabei in den Weg stellten und welche Gefahren ich bestehen musste.

      Er war schließlich mein Ritter – und ich war seine Orbiterin.

      Das Verhältnis zwischen einem Ritter der Tiefe und seinem Orbiter war ein fundamentales Gesetz des Universums. Es hieß: gegenseitiges Vertrauen, gegenseitige Hilfe und gegenseitige Opferbereitschaft bis in den Tod.

      Bestimmendes Element dieser Partnerschaft aber war immer der Ritter. Was er mir befahl, würde ich ohne Wenn und Aber tun – denn er war frei von Furcht und Tadel, ganz ein Vertreter des Positiven und ein Kämpfer für die höchsten moralischen und ethischen Werte des Kosmos.

      Jemand pfiff.

      Das konnte nur Neithadl-Off gewesen sein.

      Ich neigte den Kopf zur Seite – und da stand sie, unten an der kurzen Treppe zum Solo-Cockpit. Ihre graugrüne Haut unter der transparenten Schutzfolie wirkte rau und trocken. Wenn mich meine Erfahrungen mit ihr nicht trogen, so drückte ihr Organismus damit Unlustgefühle und auch Furcht aus.

      Aber wer war schon für unwillkürliche Reaktionen seines Körpers verantwortlich!

      »Was kann ich für dich tun, Neithadl-Off?«, fragte ich freundlich.

      »Versuche, POSIMOL zu beeinflussen!«, bat die Vigpanderin. »Mein Modulmann und ich befürchten, dass das ganze Muruth-System eine einzige Falle ist – vielleicht aufgestellt von EVOLO oder noch zu seinen Lebzeiten vom Erleuchteten oder von einer anderen Macht in Manam-Turu.«

      »Wir sind nicht in Gefahr«, gab ich zurück.

      »Das kannst du doch nicht ernsthaft glauben!«, erwiderte die Vigpanderin beschwörend. »Hast du die Wracks vergessen, die rings um das Muruth-System im All treiben! Hast du vergessen, dass das Schiff von seltsamen Phänomenen heimgesucht wurde! Goman-Largo und ich sind ihnen beinahe zum Opfer gefallen.«

      Ich musste lächeln.

      Die Vigpanderin übertrieb wieder einmal maßlos. Natürlich wusste ich über die Schiffswracks Bescheid. Aber die STERNENSEGLER war kein Wrack und war auch nicht angegriffen worden.

      Sicher, es hatte ein paar rätselhafte Phänomene gegeben. Aber wir alle lebten noch und erfreuten uns bester Gesundheit. Die Verletzung Navaks zählte in diesem Zusammenhang nicht. Sie hatte sich rein zufällig aus einer Panikreaktion Nussels ergeben.

      »Wie geht es Nussel?«, erkundigte ich mich.

      »Er schläft«, antwortete Neithadl-Off. »Aber mit ihm stimmt auch etwas nicht. Er spricht im Schlaf ganz merkwürdige Sachen und Wörter aus einer unbekannten Sprache.«

      »Das hat nichts zu bedeuten«, beruhigte ich sie. »Nussel ist ein Sprachgenie wie alle Einhörner von Mohenn. Es ist deshalb kein Wunder, wenn ihm während des Schlafes Wörter aus allen möglichen Sprachen, die er kennen lernte, im Kopf herumspuken.«

      »So viele Sprachen kann er auch noch nicht kennen gelernt haben«, entgegnete die Vigpanderin. »Auf Mohenn waren die Einhörner so gut wie isoliert von den anderen Völkern Manam-Turus.«

      Ich winkte ab.

      Wie konnte jemand nur so spitzfindig sein! Ob das daran lag, dass Neithadl-Off eine Parazeit-Historikerin war?

      »Ich will deine Unkerei nicht mehr hören!«, beschied ich sie und lehnte mich wieder in meinem Cockpit-Sessel zurück. »Bereite dich lieber auf unsere Landung auf Cirgro vor – und richte Goman-Largo aus, dass er das ebenfalls tun soll. Vielleicht müssen wir gewisse Schwierigkeiten aus dem Weg räumen, um Atlan zu finden. Das wird uns um so leichter fallen, je besser unsere Ausrüstung und Motivation ist.«

      »Du hörst gar nicht, was ich zu dir sage«, pfiff Neithadl-Off. »Du hörst nur, was in deine Vorstellungen und Pläne passt. Ich bitte dich, deine Augen nicht vor den Realitäten zu verschließen. Wir alle befinden uns in furchtbarer Gefahr.«

      Ich schloss die Augen und bemühte mich, nicht hinzuhören. Als es eine Weile still geblieben war, öffnete ich die Augen wieder und stellte zufrieden fest, dass die Vigpanderin sich entfernt hatte. Die Bildschirme und Kontrollen innerhalb der Solo-Kanzel zeigten nichts an, wie das eben so war, wenn POSIMOL die totale Kontrolle über das Schiff übernommen hatte. Die Geräuschkulisse verriet mir jedoch, dass wir uns noch im Zwischenraum befanden.

      Ich entschloss mich, in die Zentrale zurückzukehren, damit ich von dort aus den Rücksturz in den Normalraum und den Anflug auf Cirgro optisch verfolgen konnte.

      Ich stemmte mich aus dem Sessel, stieg die Treppe hinab und befand mich wenig später in der Zentrale.

      Verwundert sah ich mich um.

      Keine Spur von Goman-Largo, keine Spur von Neithadl-Off und keine Spur von den beiden Saltics!

      Nur Nussel lag mitten in der Zentrale, die Beine weit von sich gestreckt und schlief.

      Er schnaubte kurz, als ich mit der Zunge schnalzte, dann sagte er etwas, das wie Dulush Goolah Fahm klang und lag wieder völlig ruhig. Nur sein Brustkasten hob und senkte sich beim Atmen.

      Wo mochten nur meine Gefährten und die Saltics stecken?

      Ich überlegte noch, ob ich nach ihnen suchen sollte, als die STERNENSEGLER in den Normalraum zurückfiel.

      Die Bildschirme wurden wieder hell.

      Ringsum leuchteten die Sterne von Manam-Turu – aber direkt voraus stand fast münzengroß die gelbrote Sonne Muruth.

      Sie war nicht einmal mehr eine Lichtstunde entfernt.

      Folglich musste auch Cirgro ganz in der Nähe sein.

      Ich spürte es – und ich spürte in allen Fasern meines Körpers, dass sich mein Ritter auf Cirgro befand. Mein Orbiterinstinkt zog mich so heftig zu ihm, dass es schmerzte.

      Ich stöhnte leise.

      Sofort war Nussel wach und hob den Kopf.

      »Kann ich etwas tun, Anima?«, fragte er und schüttelte seine Mähne in Fasson.

      »Nein«, erwiderte ich. »Danke, Nussel. Ich stöhnte nur, weil mir die Nähe meines Ritters schmerzhaft bewusst geworden war. Wir müssen ganz dicht an Cirgro sein.«

      Ich musterte die Bildschirme, vermochte aber keinen Planeten darauf zu entdecken. Dafür nahm ich einen schwach leuchtenden Reflex mit wechselnder Helligkeit wahr, der sich von schräg vorn auf die STERNENSEGLER zu zu bewegen schien.

      »Sektorvergrößerung, POSIMOL!«, befahl ich.

      Die Positronik antwortete nicht, aber sie schaltete eine Sektorvergrößerung.

      Allerdings zeigte sie nicht einen Planeten, wie ich fest gehofft hatte, sondern nur das Wrack eines Raumschiffs.

      »Was soll das, POSIMOL?«, rief ich zornig. »Ich will nicht an einem Wrack anlegen, sondern auf Cirgro landen. Zeige mir sofort Cirgro – und weiche diesem


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