Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel
der Unfug?«
Der Klang meiner Stimme treibt sie auseinander. Natürlich darf ich nicht damit rechnen, dass sie mich verstehen. Aber schon sind sie wieder da, zerren an meiner Kleidung, werfen die Konservendosen um ... Ein Aufschrei; eines dieser Geschöpfe hat sich am Blech geschnitten. Sie geben mir die Schuld daran, beginnen wie besessen auf mich einzuschlagen und zu treten. Zumindest vorerst dürfte dies das Ende jeder möglichen Verständigung bedeuten. Ich schreie, versuche sie abzuschrecken, scheine sie damit aber nur noch mehr anzustacheln. Mir bleibt keine andere Wahl, als mich telekinetisch zur Wehr zu setzen.
Augenblicke später sind die Schlammspringer in alle Richtungen verschwunden. Man könnte meinen, der Erdboden habe sie verschluckt. Als ich mich dann meiner pflanzlichen Fesseln entledige, sehe ich einige von ihnen aber schon wieder näherkommen. Doch sie lassen mich in Ruhe. Vorerst jedenfalls. Immerhin muss ich damit rechnen, dass sie es wieder versuchen werden, sobald sie ihren Schreck überwunden haben. In aller Eile fülle ich die Dosen neu und steige zur Höhle hinauf.
Als die Nacht anbricht, brennen zwei kleine Feuer vor dem Eingang. Ich hoffe, dass ich die Schlammspringer damit fernhalten kann.
Diesmal ist der Himmel klar und sternenübersät. Mühsam versuche ich, Sternbilder zu erkennen, die ich vor langer Zeit in der Schule gelernt habe – Bilder, wie sie von Aklard aus zu sehen sind.
Eigentlich habe ich selbst nicht daran geglaubt. Aber es gibt da einige Konstellationen, die einmalig sind. Was letztlich bedeutet, dass ich wohl nur ein Dutzend Lichtjahre von meiner Heimatwelt entfernt bin. Ist es da ein Wunder, dass mein Ärger wächst? Ich wollte Gewissheit, nun habe ich sie und bin unzufriedener als zuvor. Ich glaube, tausend Lichtjahre von Aklard entfernt würde ich mich wohler fühlen.
Eine Sternschnuppe fällt.
Augenblicke später sehe ich das fahle Aufleuchten erneut. Die Augen zusammengekniffen, versuche ich mehr zu erkennen. Für ein Wetterleuchten ist die Erscheinung zu eng begrenzt.
Minuten angestrengten Beobachtens vergehen. Scheinbar aus dem Nichts heraus entstehen winzige Lichtpunkte, wachsen zur Größe von Sternen an oder gar darüber hinaus und verblassen dann ebenso plötzlich wie sie sich zeigten.
Hoch über dieser Welt tobt ein Kampf um Leben und Tod. Dass es so ist, dessen bin ich mir endgültig sicher, als eine gigantische Explosion das halbe Firmament blutrot färbt.
Inzwischen kann ich auch Schüsse aus Laser- und Thermogeschützen ausmachen. Das bedeutet, dass die kämpfenden Parteien näherkommen. Fasziniert starre ich zum Himmel hinauf. Gerne würde ich wissen, welche Gegner sich da oben gegenüberstehen.
*
Nach all den Aufregungen und den überwiegend zähen Verhandlungen während der letzten Wochen, bei denen man nur Stück für Stück vorangekommen war, sehnte er sich nach ein wenig Ruhe. Zugleich wusste er aber auch, dass er diese Ruhe nicht haben würde. Selbst die Zeit an Bord des Raumschiffes nutzte er, um Berichte zu diktieren und Analysen zu verfassen. Nur manchmal, wenn er allein war, was selten genug vorkam, verwünschte er seine diplomatische Mission.
In wenigen Tagen würde die aus fünf Schiffen bestehende Flotte das Suuma-System erreichen. Dann hieß es wieder, mit doppelzüngiger Moral zu arbeiten, die Ligriden als Okkupanten Aklards bei der Stange und vor allem bei guter Laune zu halten und gleichzeitig eine eigene Politik zu betreiben, die letztlich die Befreiung des dailanischen Herrschaftsgebiets vom Neuen Konzil zur Folge haben sollte.
Aksuum seufzte ergeben und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Als Mitglied des Obersten Rates von Aklard musste er seine persönlichen Wünsche und Bedürfnisse hintanstellen. Gerade in unruhigen Zeiten wie diesen.
»Genug für heute«, sagte er aus einem plötzlichen Entschluss heraus. Erst als ihn der verwunderte Blick seines Sekretärs traf, wurde ihm bewusst, was er eigentlich gesagt hatte. Ein beträchtlicher Stapel von Urkunden harrte noch der Bearbeitung.
»Darf ich bemerken, Oberster Rat ...«
Mit einer heftigen Handbewegung schnitt Aksuum dem Sekretär das Wort ab.
»Ich fühle mich nicht wohl. Das ist alles. Wir machen morgen weiter.«
»Natürlich.« Der andere hatte die unausgesprochene Aufforderung verstanden, sich zurückzuziehen.
Für eine Weile blätterte Aksuum noch in den Akten und lauschte Teilen einer während der Verhandlungen heimlich gefertigten Tonaufzeichnung. Schließlich schob er alles zur Seite und erhob sich. Er stellte eine Verbindung zur Zentrale der SONNE VON AKLARD her.
»Alles ruhig, Geriag?«
»Wir kommen gut voran. Wenn es so bleibt, werden wir in wenig mehr als zwei Tagen Aklard erreichen.«
»Das wollte ich eigentlich nicht hören.«
»Ich weiß«, nickte der Kommandant. »Anzeichen gegnerischer Aktivitäten sind jedoch nicht zu beobachten.«
»Danke.« Aksuum schaltete ab. Zufrieden war er allerdings nicht. Ein seit Tagen stärker werdendes ungutes Gefühl quälte ihn. Er hielt es für nahezu ausgeschlossen, dass den Ligriden seine Mission entgangen war. Und wenn sie davon wussten, würden sie wohl alles daransetzen, um einen Erfolg zu vereiteln.
Über kurz oder lang würden sie zuschlagen, dessen war Aksuum sicher. Sie konnten nicht tatenlos zusehen, wie zwischen Aklard und Verbannten Verträge geschlossen wurden, die letztlich auf eine Befreiung der Mutterwelt durch die Mutanten hinausliefen.
Den Kopf zwischen die Schultern gezogen und den Oberkörper leicht vornübergebeugt, verließ Aksuum das Büro. Nicht, dass ein körperliches Gebrechen ihn dazu gezwungen hätte, er überragte nur die meisten Daila um gut Haupteslänge. Und während seiner Kontakte zu den Rebellen in den Bergen hatte er sich, um weniger aufzufallen, diese Gangart zugelegt.
Zielstrebig suchte er die Messe auf. Die vollpositronische Getränkeausgabe hatte seine Wünsche längst gespeichert. Schließlich trank er stets dasselbe.
Augenblicke später heulte der Alarm durch das Schiff. Das Glas abstellen und im Laufschritt die Messe verlassen, war für den Daila eines. Dass sich dabei die Hälfte des Getränks über seinen Anzug ergoss, störte ihn herzlich wenig.
Niemand schien zu wissen, was vorgefallen war. Soldaten hasteten auf ihre Gefechtsstationen, aber die, die Aksuum anhielt, konnten keine Auskunft geben.
Das Heulen erklang bereits in kürzeren Intervallen, während das Mitglied des Obersten Rates im Antigravschacht nach oben schwebte. Das bedeutete, dass ein Angriff auf die Flotte unmittelbar bevorstand. Aksuum gab sich diesbezüglich keinen falschen Hoffnungen hin.
Er stürmte in die Zentrale. Sie war gefechtsmäßig abgedunkelt. Von dem großen Panoramabildschirm und einer Vielzahl kleiner Schirme funkelten die Sterne herab. Und zwischen ihnen, von den Optiken so nahe herangeholt, als befänden sie sich nur wenige Kilometer entfernt – Raumschiffe.
»Ligriden!«, stieß Aksuum bitter hervor. »Wie viele Einheiten?«
»Sieben«, sagte der Kommandant. »Wir mussten auf Ausweichkurs gehen.«
»Funkkontakt?«
»Sie reagieren überhaupt nicht auf unsere Versuche, eine Verständigung herbeizuführen.«
»Sie wollen mich«, stellte Aksuum tonlos fest. »Die Frage ist nur, ob tot oder lebendig.«
Geriag, der Kommandant, nickte schwer. »Sie werden dich nicht bekommen.« Sein Tonfall klang verschwörerisch. »Dafür sorge ich.«
Ohne jede Vorwarnung eröffneten die Ligriden das Feuer. Gleißend brachen sich ihre Thermostrahlen in den Abwehrfeldern der SONNE VON AKLARD. Die Helligkeit sprang blendend von den Bildschirmen herab.
Bis auf einige leichtere Erschütterungen, die von den Absorbern nicht mehr aufgefangen wurden, war nichts zu spüren.
»Das war nur ein Test, um unsere Stärke herauszufinden«, behauptete Geriag. »Am besten, wir kümmern uns nicht darum.«
»Was