Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband). Uwe Anton
»Natürlich. Ich habe meine Raumflotte von fünfzig Schiffen rings um Cyrdan zusammengezogen, um die Bevölkerung im Fall eines Falles schützen zu können. Denn die Kastun greifen nun auch verstärkt Planeten an. Keines unserer Schiffe lässt sich mehr im freien Raum sehen, keines riskiert die Vernichtung durch die Kastun ... und keines möchte eins der brennenden Schiffe nach Cyrdan locken, denn sie sind unseren Einheiten weit überlegen, und es gibt praktisch keine Verteidigung gegen sie.«
Rhodan seufzte schwer. Nun gewann das unendliche Leid, von dem Kiriaade gesprochen hatte, eine konkrete Bedeutung. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass sie ihn wegen dieser Vorfälle um Hilfe gebeten hatte.
Doch was sollte er tun? Er verfügte noch nicht einmal über ein flugfähiges Raumschiff. »Und die Barriere?«, fragte er.
Admiral Kethmero schüttelte den Kopf. »Bis du davon berichtet hast, wussten wir noch nicht einmal, dass es eine solche Barriere überhaupt gibt.«
»Unsere Wissenschaftler konnten ihre Natur nicht entschlüsseln ... noch nicht.«
»Eins ist mir noch nicht ganz klar«, sagte der Admiral. »Wieso bist du ausgerechnet jetzt, in dieser für uns so schweren Stunde, nach Hathorjan gekommen? Unser Oberkommando ist durchaus darüber informiert, dass die Lage in der Milchstraße kritisch ist und es jeden Augenblick zu einem Angriff des Reiches Tradom kommen könnte ...«
»Nicht jeden Augenblick. Unsere Strategen gehen davon aus, dass der Gegner mehrere Wochen brauchen wird, um sich neu zu organisieren. Aber um auf deine Frage zurückzukommen ... Auch dahinter steht ein Geheimnis, das vielleicht genauso bedeutsam wie die Herkunft der Kastun-Schiffe ist ...«
Rhodan berichtete dem Admiral von dem geheimnisvollen Hilferuf des Wesens Kiriaade, den er empfangen hatte. »Kiriaade muss gewusst haben, dass die fremden Kriegsschiffe auftauchen würden«, schloss er. »Und Kiriaade weiß noch mehr, dessen bin ich mir sicher. Wer immer mich gerufen hat, er scheint davon auszugehen, dass die Völker von Andromeda die Gefahr allein nicht bewältigen werden können.«
Kethmero nickte düster. »Ein Indiz dafür ist die Barriere am Rand von Hathorjan ... Die unbekannte Macht versucht, unsere Sterneninsel von der Außenwelt abzuschotten.«
»Das sehe ich genauso.«
Der Admiral beugte sich vor. »Aber wer oder was ist diese Kiriaade, die dich um Hilfe gebeten hat?«
Rhodan seufzte erneut. »Ich hatte gehofft, du könntest mir das sagen.«
Der Tefroder runzelte die Stirn, schüttelte dann den Kopf. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wer Kiriaade sein könnte, was hinter ihrem Auftritt steckt, weshalb sie ausgerechnet dich hierher gelockt hat. Ich habe noch nie von einem solchen Wesen gehört. Aber ich werde meine Leute darauf ansetzen. Wenn der Begriff Kiriaade irgendwo in Hathorjan bekannt sein sollte, werden sie es herausfinden. Vielleicht bringen ja schon die kommenden Tage Aufschluss.«
»Ja«, sagte der Resident. Aber er hatte nicht die geringste Hoffnung, dass Kethmeros Ermittlungen Früchte tragen würden.
»Und nun zu den guten Nachrichten«, sagte Raye Corona, die gerade auf die Terrasse getreten war und die letzten Sätze des Gesprächs mitbekommen hatte. »Ich habe die Untersuchung deiner Leute abgeschlossen. Zweiunddreißig deiner Besatzungsmitglieder konnten entlassen werden und befinden sich wieder an Bord der JOURNEE. Von den anderen schwebt keiner mehr in Lebensgefahr. In spätestens zwei Tagen werden sie wieder hergestellt sein, und du kannst auf alle fünfundsiebzig Angehörigen deiner Besatzung zurückgreifen. Ihr habt übrigens einen sehr netten ersten Piloten.«
Fragend sah Rhodan sie an. »Ich danke dir«, sagte er, als sie nicht darauf reagierte. »Auch dafür, dass ihr euch sogar um Norman gekümmert habt.«
»Um Norman?«
»Den indischen Klonelefanten.«
Raye Corona lächelte verlegen. »Ach so. Nun ja ... wir hätten uns auf jeden Fall um ihn gekümmert, aber, um ganz ehrlich zu sein ... wir haben ihn für ein Intelligenzwesen und Mitglied deiner Besatzung gehalten. Für einen ...« – sie warf einen kurzen Blick auf einen Datenträger – »... Unither. Erst, als er aus der Narkose erwachte, bemerkten wir unseren Irrtum. Ist es auf terranischen Raumschiffen üblich, Haustiere mit auf große Fahrt zu nehmen?«
Rhodan schüttelte den Kopf und lächelte schwach. Aber das Lächeln geriet gequält.
Am liebsten hätte er geseufzt.
75 Besatzungsmitglieder ... 75 von 80.
Fünf Terraner hatten das Leben verloren, noch bevor ihre Mission überhaupt richtig begonnen hatte.
Das war kein gutes Omen.
Wirklich nicht.
An Bord der KHOME TAZ ...
In Situationen wie diesen beglückwünschte Takegath sich stets ob seines Einfallsreichtums, Diwva und Bahpi auch in einem ganz bestimmten Bereich mit völlig unterschiedlichen Modifikationen ausgestattet zu haben. Das erhöhte seinen Genuss beträchtlich.
Er hatte das Taktikhirn ausgeschaltet, um sich Diwva und Bahpi gänzlich hingeben zu können. Jede logische Analyse wäre nun völlig unangebracht. Er war der Kommandant der KHOME TAZ; er musste seine Leute unter Kontrolle halten und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Pläne des Gelben Meisters so schnell wie möglich umgesetzt wurden. Aber er konnte nicht 26 Stunden am Bordtag aktiv sein; selbst er benötigte dann und wann etwas Entspannung, um neue Kräfte zu tanken und das lange, schier endlose Warten etwas erträglicher zu gestalten.
Wie so oft stellte er schon nach kurzer Zeit fest, dass Diwvas Modifikationen einfach zu gut geraten waren. Es ging alles viel zu schnell. »Das reicht«, knurrte er und stieß sie grob von sich herunter. »Bahpi!«
Schmollend rollte Diwva sich auf den Rücken. Schwer atmend blieb sie liegen. Ihre derzeitige Persönlichkeits-Matrize war darauf ausgerichtet, ihm höchste Lust zu verschaffen, und das konnte sie am besten, wenn sie diese Lust ebenfalls empfand. Takegath beachtete sie nicht mehr und konzentrierte sich auf Bahpi, die sich nun begierig auf ihn schwang.
»Nicht bewegen!«, stöhnte er. »Ich will, dass es lange dauert!«
Rein körperlich unterschied Bahpi sich nicht im Geringsten von Diwva. Er ließ den Blick über ihren geschmeidigen, für seinen Geschmack perfekt proportionierten Körper gleiten. Seltsam, dachte er, seit Jahrtausenden verfüge ich nun über einen modifizierten Körper, dessen Qualitäten ich schon früh zu schätzen gelernt habe, und doch erfreue ich mich immer wieder am Anblick einer äußerlich unmodifizierten, humanoiden Gestalt, die einer idealisierten Frau meiner Spezies nachempfunden ist.
Der übermäßig kräftige Druck von Bahpis Schenkeln erinnerte ihn daran, dass seine Gespielinnen doch modifiziert waren, wenngleich nur innerlich. Er legte eine Hand um ihr Knie und fuhr die Klingen aus den Fingerspitzen aus, nur ein paar Millimeter. Er wollte Bahpi nicht verletzen, sie nur daran erinnern, dass sie seine Anweisungen genau zu befolgen hatte. »Langsamer!«, befahl er.
Sie schrie leise auf, wohl mehr vor Überraschung als vor Schmerz. Die Spitzen der Klingen drückten sich nur in ihre Haut, hatten sie nicht durchbohrt. Sofort erschlaffte der Druck ihrer Schenkel.
»Gut so.« Nun konnte Takegath sich völlig auf die wichtigste ihrer inneren Modifikationen konzentrieren. Besser gesagt auf diejenige, die in diesem Augenblick die wichtigste für ihn war. Er tastete mit der anderen Hand nach Diwva, bis er ihre samtene Haut unter seinen Fingerkuppen spürte, und schloss die Augen.
Bahpi saß nun reglos rittlings auf ihm, arbeitete für sein Empfinden jedoch noch immer zu schnell. Oder lag es nur daran, dass er geradezu ausgehungert nach ihren Fertigkeiten war, weil er sich allzu lange nicht mehr mit den beiden hatte beschäftigen können? Fast ununterbrochen war seine Anwesenheit in der Zentrale erforderlich gewesen. Dieses kleine Schiff, das die Barriere durchbrochen hatte und dann doch der geballten Feuerkraft der KHOME TAZ entkommen war ... Es stellte auf jeden Fall eine Störung der Pläne des Gelben Meisters dar. Eine wie große,