Fettnäpfchenführer Italien. Sandro Mattioli

Fettnäpfchenführer Italien - Sandro Mattioli


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      Für Deutsche ist es nicht so einfach, richtig italienisch zu kochen. Beispielsweise ist in der Bolognese-Soße nie das Hackfleisch die dominierende Zutat. Und viele Italiener lassen die Pasta nicht im Topf gar werden, sondern nehmen sie vor der Zeit aus dem Wasser und kochen sie in einem flachen Topf oder in einer Pfanne gemeinsam mit der Soße zu Ende. Das hat den Vorteil, dass die Nudeln den Geschmack der Soße besser aufnehmen, macht die Zubereitung aber ungleich schwieriger. Selbst an und für sich einfach zuzubereitende Gerichte erweisen sich in Italien plötzlich als komplexe Sache.

      Wo in Deutschland jedes Reis-Gemüse-Gemisch ungestraft als Risotto bezeichnet werden darf, muss in Italien die richtige Reissorte verwendet werden (meist Arborio- oder Carnaroli-Reis), der Wein, der peu à peu hinzugefügt wird, muss zum genau richtigen Zeitpunkt in den Topf gegeben werden, damit der Alkohol verdunsten kann, dazu darf der Gemüseanteil nicht zu hoch sein – und wehe, der Reis wird zu weich gekocht!

       Was können Sie besser machen?

      Zunächst einmal: Akzeptieren Sie den Glauben der Italiener, dass man nirgendwo auch nur annähernd so gut essen kann wie in ihrem Land. Wenn Sie allzu touristische Lokale meiden und sich nach Möglichkeit von Einheimischen Gaststätten empfehlen lassen, werden Sie bald auch davon überzeugt sein. Dann werden Sie auch verstehen, warum Italiener sich wenig flexibel bei der Zubereitung traditioneller Gerichte zeigen.

      Italien kann sich nur schwer an neue Essgewohnheiten anpassen. So gibt es vergleichsweise wenig ausländische Lokale, Fastfoodketten haben es nicht leicht, gewinnen allerdings in den vergangenen Jahren an Land. Die Gesellschaft hat sich ein Stück weit internationalisiert, viele Studenten reisen durch Europa und die Welt, und schließlich macht auch die Globalisierung vor der italienischen Grenze nicht Halt.

      In Rom gibt es inzwischen zahlreiche Dönerbuden, die meist mit deutschen Plakaten für die in Deutschland gefertigten Fleischspieße werben. Andere Städte ziehen nach, doch die Pizza al taglio, der Verkauf von in Stücken geschnittener Blechpizza, dominiert immer noch das Bild. Und anders als in Deutschland werden die Stücke hier nach Gewicht bezahlt. In manchen norditalienischen Orten, die von der rechtsextremen Lega Nord regiert werden, sind ausländische Gaststätten, wie etwa Dönerbuden, sogar verboten worden.

       POLITISCHE PARTEIEN IN ITALIEN

      Die Parteienlandschaft in Italien erlebt seit längerer Zeit immer wieder durchgreifenden Wandel – wie etwa durch das Aufkommen der rechtsextremen Lega – aber erst seit 1992. Von der Nachkriegszeit bis in jenes Jahr war eine Partei ständig an der regierenden Koalition beteiligt gewesen, nämlich die Democrazia Cristiana. Politische Stabilität brachte das jedoch nur bedingt mit sich, vielmehr kann man von einer Stabilität im Unstabilen sprechen: Zwar wechselten die Regierungen sehr häufig, doch oft wurden dann nur die Posten neu verteilt. Das italienische Parteiensystem hat lange Zeit keinerlei Klauseln gehabt, Kleinstparteien außen vor zu lassen, wie dies in Deutschland mit der Fünf-Prozent-Hürde der Fall ist. Die Folge war, dass oft kleine Gruppierungen stabile Regierungen stürzen konnten. Während der langen Herrschaft der Democrazia Cristiana bildete sich ein Filz heraus, der erst durch eine gewaltige Ermittlungsaktion, den sogenannten Mani pulite, Saubere Hände, der Staatsanwaltschaft aufgelöst worden ist. Folge der Ermittlungen war der Zerfall der Democrazia Cristiana, außerdem wurde die politische Elite mit einem Schlag verkleinert. Diese Ermittlungen, dazu der Aufstieg der kleinen separatistischen Partei Lega Lombarda aus dem Norden Italiens, die später in der Lega Nord aufging, sowie Veränderungen des Wahlrechts haben die politische Landschaft von den 1990er Jahren an stark verändert. Waren zuerst die linken Kräfte quasi ausgeschlossen von der Macht, bildete sich nun ein bipolares System heraus. Doch Stabilität ist Italiens Sache nicht, und so kündigen sich ständig neue Parteien und Allianzen an, etwa Italia dei Valori oder das MoVimento 5 Stelle des Komikers Beppe Grillo. Mal haben sie Bestand, mal verschwinden sie rasch wieder. Bisher nennt man die Zeit bis 1992 Erste Republik, die Zeit von 1992 bis heute logischerweise Zweite Republik. Diese Terminologie zeigt in jedem Fall auch, wie einschneidend die Mani-Pulite-Aktion war.

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