Jüdische Altertümer. Flavius Josephus

Jüdische Altertümer - Flavius Josephus


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und unverzüglich gegen den Feind zu führen, damit ihr Eifer nicht erkalte. Moyses wählte nun aus der ganzen Menge die streitbarsten Männer aus und stellte sie unter den Befehl des Jesus*, Sohnes des Nave, aus dem Stamme Ephraïm, eines tapferen und abgehärteten Mannes, der im Denken und Reden energisch war, sich durch treue Verehrung Gottes auszeichnete (Moyses selbst hatte ihn hierin unterwiesen) und bei den Hebräern in hohen Ehren stand. Dem schwächeren Teil der Bewaffneten aber übertrug er außer der Sorge für das Wasser den Schutz der Frauen und Kinder sowie des Lagers im Allgemeinen. Und die ganze Nacht hindurch rüsteten sie sich, setzten ihre Waffen instand und harrten ihrer Anführer, damit sie, sobald Moyses das Zeichen geben würde, sogleich in den Kampf ziehen könnten. Auch Moyses brachte die Nacht schlaflos zu und gab dem Jesus genaue Anweisung zur Aufstellung des Heeres. Bei Tagesanbruch aber ermahnte er ihn, er möge im Treffen die Hoffnung rechtfertigen, die man auf ihn setze, und sich durch seine Kriegstaten die Achtung seines Heeres zu erwerben suchen. Ebenso ermahnte er jeden Einzelnen aus den Besten der Hebräer und entflammte dann auch die ganze Streitmacht zur Tapferkeit. Und nachdem er das Heer also angefeuert und vorbereitet hatte, stieg er auf einen Berg und befahl dasselbe Gott und dem Jesus.

      4. Die feindlichen Heere trafen nun zusammen, und es kam zum Handgemenge. Auf beiden Seiten wurde wacker gestritten, und einer feuerte den andern an. Solange nun Moyses seine Hände ausgestreckt hielt, waren die Hebräer den Amalekitern überlegen. Als er aber wegen großer Ermüdung seine Hände nicht länger ausgestreckt halten konnte (sobald er sie nämlich sinken ließ, hatten die Feinde die Oberhand), hieß er seinen Bruder Aaron und seinen Schwager Orus, den Mann seiner Schwester Mariamme, sich neben ihn stellen und seine Hände unterstützen; und sie sollten hiermit nicht nachlassen. So kam es, dass die Hebräer die Amalekiter vollständig schlugen, und sie würden dieselben gänzlich aufgerieben haben, wenn die hereinbrechende Nacht sie daran nicht gehindert hätte. Unsere Vorfahren aber hatten einen glänzenden und erfolgreichen Sieg erfochten, denn abgesehen von der gänzlichen Niederwerfung ihrer Feinde jagten sie auch den ringsum wohnenden Völkerschaften großen Schrecken ein und gewannen dazu noch, gleichsam als Lohn für ihre Anstrengung, eine sehr reiche Beute. Denn in dem Lager der Feinde fanden sie nach dessen Einnahme ungeheure Schätze, die sowohl für den allgemeinen als für den privaten Gebrauch verwendbar waren und ihnen bei ihrer großen Not sehr zustatten kamen. Die Vorteile dieses Kampfes traten aber nicht allein in der Gegenwart zutage, sondern ließen sich auch für die Zukunft erwarten. Denn abgesehen davon, dass sie die Feinde unter ihre Botmäßigkeit brachten, beugten sie auch deren Mut und flößten durch den herrlichen Sieg über die Amalekiter auch den umliegenden Völkern gewaltigen Schrecken ein. Zudem vermehrten sie ihren Reichtum. Denn der Feind hatte eine Menge Gold- und Silbergeschirr, eherne Gefäße zum Küchengebrauch, geprägtes Gold- und Silbergeld, Gewebe, kunstvolle Waffen und andere Kunst- und Ausrüstungsgegenstände, außerdem viel Vieh und allerhand Gerät, das ein Heer auf dem Marsche zu gebrauchen pflegt, zurückgelassen. Die Hebräer aber wurden sich auch infolge des Sieges ihrer Tapferkeit mehr bewusst und vertrauten mehr als bisher ihren Kräften und ihrer Ausdauer im Ertragen von Mühen. Ja, sie waren überzeugt, dass niemand mehr ihnen widerstehen könne. Einen so großartigen Erfolg hatte dieser Kampf gezeitigt.

      5. Am folgenden Tage ließ Moyses den gefallenen Feinden die Rüstungen ausziehen, die Waffen, welche die Flüchtigen von sich geworfen, sammeln und verteilte an die, welche sich besonders hervorgetan, Belohnungen. Den Jesus aber lobte er vor versammeltem Kriegsheere, das Zeuge seiner herrlichen Taten gewesen war. Von den Hebräern war niemand im Kampfe gefallen, von den Amalekitern dagegen so viele, dass sie kaum zu zählen waren. Um nun Gott das schuldige Dankopfer darzubringen, errichtete Moyses einen Altar und rief Gott den Siegreichen an. Dann verkündete er, die Amalekiter müssten gänzlich vertilgt werden, weil sie die Hebräer ohne Veranlassung mit den Waffen angegriffen hätten und dazu noch in der Wüste, wo sie ohnehin in großer Drangsal lebten. Zum Schlusse gab er dem gesamten Heere ein Freudenmahl. Das war also der erste Krieg, den die Hebräer nach dem Auszug aus Ägypten gegen herausfordernde Feinde geführt haben. Nachdem nun das festliche Mahl, mit dem die Hebräer den Sieg feierten, zu Ende gegangen, ließ Moyses sie einige Tage sich erholen und ruhen; dann aber führte er sie in geordnetem Zuge weiter. Und da er eine große Zahl Schwerbewaffneter hatte, kam er nur langsam vorwärts und gelangte erst im dritten Monat nach dem Auszug aus Ägypten zum Berge Sinai, wo, wie ich früher erwähnt habe, das Wunderzeichen an der Brombeerstaude und andere Erscheinungen ihm begegnet waren.

      DRITTES KAPITEL

      Wie Moyses seinen Schwiegervater Raguel (Jothor), der zu ihm

      an den Berg Sinai kommt, freudig empfängt.

      Als Raguel, der Schwiegervater des Moyses, von dessen Kriegstaten Kunde erhalten, machte er sich auf, um ihm Glück zu wünschen. Moyses, seine Gattin Sepphora und seine Söhne nahmen ihn freundlich auf und waren über seine Ankunft sehr erfreut. Und nachdem Moyses Gott ein Opfer dargebracht, bereitete er dem Volke ein Freudenmahl nicht weit von jener Brombeerstaude, welche vom Feuer verschont geblieben war. Die Menge ließ sich, nach Stämmen geordnet, an der Tafel nieder. Aaron aber und Raguel sangen mit den Ihrigen Gott Loblieder als dem Urheber und Spender ihres Glückes und ihrer Freiheit, und auch priesen alle ihren Führer, weil durch seine Tapferkeit alles sich ihnen nach Wunsch gestaltet habe. Endlich erteilte Raguel in seiner Danksagung an Moyses dem Volke viele Lobeserhebungen, den Moyses aber feierte er ganz besonders, weil er für seiner Freunde Errettung so große Tapferkeit in Beschwerden und Gefahren bewiesen habe.

      VIERTES KAPITEL

      Wie Raguel dem Moyses riet, das Volk zu teilen und

      Befehlshaber über je tausend und je hundert Mann usw. zu setzen

      und wie Moyses diesem Rat folgte.

      1. Am anderen Tage bemerkte Raguel, dass Moyses mit Geschäften zu sehr überlastet sei. Denn er schlichtete alle Streitigkeiten, sooft dies begehrt wurde; alle wandten sich an ihn, da sie kein Recht erlangen zu können meinten, wenn Moyses nicht Schiedsrichter sei. Und auch diejenigen, die bei dem Spruch verloren, nahmen dies nicht übel, weil sie die Entscheidung als nach strengem Recht gefällt anerkannten. Doch schwieg Raguel zunächst dazu, weil er niemand hindern wollte, den Schiedsspruch des erlauchten Führers einzuholen. Als aber die Menge sich entfernt hatte, nahm er ihn mit sich und gab ihm, als sie allein waren, seine Meinung kund in Betreff dessen, was zu geschehen habe. Er riet ihm nämlich, die unerheblichen Sachen anderen zu überlassen, selbst aber nur die wichtigeren Geschäfte zu erledigen und so für das allgemeine Wohl zu sorgen. Denn es würden sich doch gewiss noch viele Hebräer finden, die zur Rechtsprechung geeignet wären; für das Wohl so vieler Tausenden aber zu sorgen verstehe niemand als Moyses oder ein ihm Gleichstehender. »Da du«, sagte er, »wohl weißt, wie hoch du über den anderen stehst und wie viel du im Dienste Gottes für ihre Sicherheit und ihr Gedeihen getan hast, so lass sie die Entscheidung ihrer Händel anderen übertragen. Du aber widme dich nur dem Dienste Gottes, und du wirst auf diese Weise nicht weniger zum Heile und Besten des Volkes leisten. Befolge also meinen Rat hinsichtlich der Verwaltung, lass das Heer sorgfältig schätzen und teile es in Abteilungen von je zehntausend, dann weiter in solche von je tausend, fünfhundert, hundert, fünfzig, dreißig, zwanzig und zehn Mann. Über die einzelnen Abteilungen aber setze Vorgesetzte, die aus ihnen ausgewählt sind und nach der Zahl ihrer Untergebenen genannt werden. Diejenigen, die beim Volke als tugendhafte und gerechte Männer gelten, sollen in Streitsachen Recht sprechen und wichtigere Sachen zur Entscheidung derjenigen bringen, die an Würde höher stehen. Wird aber auch diesen die Urteilsfällung zu schwer, so sollen sie die Sache an dich verweisen. So wird dem Volke sein Recht, und du kannst in eifrigem Dienste Gottes Wohlwollen noch mehr auf dasselbe herabrufen.«

      2. Moyses ließ sich diesen Rat Raguels gern gefallen und ordnete alsbald alles so an. Doch nahm er die Erfindung der Einrichtung keineswegs für sich in Anspruch, vielmehr gab er dem Volke den Urheber derselben kund. Auch in seinen Büchern gedenkt er ausdrücklich des Raguel als des Erfinders der vorgenannten Einrichtung; denn er hielt es für wohlgetan, die großen Verdienste anderer gebührend ins Licht, zu setzen, deren Anerkennung und Hervorhebung zudem rühmlich sei. Hieraus kann man schließen, wie groß die Uneigennützigkeit des Moyses war, wovon


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