Jüdische Altertümer. Flavius Josephus

Jüdische Altertümer - Flavius Josephus


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Moyses die Könige der Amorrhäer Sichon und Og besiegte,

      ihr Heer vernichtete und ihr Land unter zweiundeinenhalben Stamm

      der Hebräer verteilte.

      2. Als Moyses die feindliche Gesinnung des Amorrhäers merkte, glaubte er diese verächtliche Behandlung nicht leiden zu dürfen, und um die Hebräer aus ihrer Untätigkeit aufzurütteln und sie vor dem Mangel zu bewahren, der sie früher zu dem Aufruhr verleitet hatte, fragte er Gott um Rat, ob er ihn angreifen dürfe. Und da Gott nicht nur den Krieg gestattete, sondern auch einen siegreichen Ausgang versprach, so rüstete er sich vertrauensvoll zum Kampfe und feuerte die Streiter an, indem er sie beschwor, jetzt ihre Kampfbegier zu stillen, da Gott ihnen die Erlaubnis dazu erteilt habe. Diese ergriffen auch sogleich die Waffen und eilten zum Kampf. Als sie nun heftig einherstürmten, war der Amorrhäer seiner selbst nicht mehr mächtig, sondern erschrak beim Anblick der Hebräer, und auch sein Heer, welches vorher Tapferkeit zur Schau getragen, ergriff mächtige Furcht. Daher hielten sie dem ersten Ansturm nicht stand, sondern wandten sich zur Flucht, wodurch sie sich eher als durch Kampf retten zu können glaubten. Sie vertrauten nämlich ihren festen Städten, die ihnen indes nichts nutzten. Denn als die Hebräer sie weichen sahen, drängten sie unverweilt nach, verwirrten ihre Reihen und verbreiteten Schrecken unter ihnen. Jene zogen sich darauf in die Städte zurück. Die Hebräer aber ließen in der Verfolgung nicht nach und legten statt der früheren Schwäche eine bedeutende Ausdauer an den Tag. Und da sie vortreffliche Schleuderer und im Kampfe mit Wurfgeschossen sehr erfahren waren, auch wegen ihrer leichten Rüstung eine besondere Beweglichkeit besaßen, so holten sie die Feinde bald ein und töteten die, welche sie wegen weiterer Entfernung nicht gefangen nehmen konnten, mit Schleudern und Wurfspeeren. So richteten sie ein großes Blutbad an. Die Fliehenden aber litten sehr an ihren Wunden, und es peinigte sie der Durst noch mehr als der Feind, da es gerade im Sommer war. Und als sie nun nach einem Trunk lechzend dem Flusse zueilten, wurden sie haufenweise von den Hebräern umzingelt und mit Wurfspeeren und Pfeilen sämtlich niedergemacht. Der König Sichon fiel ebenfalls. Die Hebräer plünderten die Gefallenen und machten reiche Beute; dazu gewährte ihnen auch das Land Überfluss an Lebensmitteln, weil noch eine Menge Getreide auf den Äckern stand. Die Soldaten streiften ohne alle Furcht umher, nahmen die, welche sich feindlich verhielten, gefangen, und sammelten Lebensmittel ein. Niemand trat ihnen dabei in den Weg, zumal da alle Tapferen gefallen waren. Diese Niederlage erlitten die Amorrhäer, weil sie weder klug überlegten noch tapfer kämpften. Die Hebräer aber nahmen ihr Land in Besitz. Dieses liegt zwischen drei Flüssen und gleicht einer Insel: denn der Arnon begrenzt es gegen Süden, und gegen Norden der Jabach, der sich in den Jordan ergießt und damit seinen Namen verliert. Die dritte Seite des Landes, gegen Westen, grenzt an den Jordan.

      3. Während sich dies ereignete, rüstete Og, der König von Galad und Gaulanitis, sich zum Kriege gegen die Israeliten und rückte in Eile an der Spitze eines Heeres heran, um seinem Freunde und Verbündeten Sichon zu Hilfe zu kommen. Und obgleich er erfuhr, dass dieser schon gefallen sei, beschloss er nichtsdestoweniger mit den Hebräern zu kämpfen; denn er zweifelte nicht an seinem Siege und wollte auch ihre Tapferkeit erproben. In dieser Erwartung ward er jedoch sehr getäuscht: Er selbst fiel, und sein ganzes Heer wurde aufgerieben. Moyses überschritt darauf den Jabach, durchzog das Königreich des Og, zerstörte die Städte und tötete die Einwohner, welche alle übrigen Völker jener Gegend wegen der Fruchtbarkeit ihres Bodens und ihrer großen Besitzungen an Reichtum übertrafen. Der König Og war ein großer und schöner Mann, wie es wenige gibt; auch war er so tapfer, dass seine herrlichen Taten dem hohen Wuchse seiner Gestalt und seinem schönen Äußeren entsprachen. Von seiner Kraft und Größe konnte man sich eine Vorstellung machen nach dem Bette, welches in der ammanitischen Königsstadt Rabath erbeutet wurde. Dasselbe war von Eisen und maß in der Breite vier und in der Länge neun Ellen. Durch seinen Fall standen die Sachen für die Hebräer nicht nur augenblicklich günstig, sondern sein Tod gab auch die besten Hoffnungen für die Zukunft. Denn sie nahmen sechzig vortrefflich befestigte Städte, welche unter seiner Herrschaft gestanden hatten, ein und machten sowohl im Allgemeinen als auch jeder Einzelne für sich große Beute.

      SECHSTES KAPITEL

      Von dem Seher Balam.

      1. Moyses führte nun das Heer nach dem Jordan zu und schlug das Lager in der großen Ebene bei Jericho auf. Diese Stadt ist sehr reich, und es wachsen dort besonders viele Palmen und Balsamstauden. Die Israeliten aber waren so übermütig geworden, dass sie vor Kampfbegier brannten. Daher schickte Moyses, nachdem er einige Tage lang Gott Dankopfer dargebracht und das Volk mit Gastmahlen bewirtet hatte, einen Teil seiner Truppen, um das Land der Madianiter zu plündern und zu verwüsten und ihre Städte zu erobern. Die Ursache dieses Krieges war folgende.

      2. Als Balak, der König der Moabiter, der zu den Madianitern in einem alten Freundschafts- und Bundesgenossenverhältnis stand, die Macht der Israeliten so sehr anwachsen sah, geriet er auch in Sorge um sein eigenes Königreich, da es ihm unbekannt war, dass die Israeliten einem Gebote Gottes zufolge verpflichtet waren, nach der Besitzergreifung Chananaeas kein anderes Land mehr zu erobern. Er beschloss also mit mehr Eile als Überlegung, sie mit List anzugreifen. Denn offen mit ihnen zu kämpfen, hielt er, da sie durch ihre Erfolge noch mehr als durch ihr Unglück gewitzigt waren, nicht für ratsam. Er wollte nur, so viel er dies vermochte, verhüten, dass sie noch mächtiger würden, und in dieser Absicht schickte er Gesandte an die Madianiter. Und da am Euphrat ein gewisser Balam lebte, der ein berühmter Seher war und mit ihnen in Freundschaft verkehrte, so sandten die Madianiter außer den Boten Balaks auch einige ihrer angesehensten Männer zu dem Seher, um ihn zu ersuchen, er möge die Israeliten verfluchen. Dieser empfing die Gesandten sehr höflich, und nachdem er sie bewirtet hatte, fragte er Gott um Rat, ob er dem Verlangen der Madianiter nachgeben solle. Als aber Gott ihm davon abriet, begab er sich wieder zu den Gesandten und erklärte ihnen, er bedaure, ihrem Wunsche nicht entsprechen zu können, denn Gott, dem er seine Berühmtheit im Wahrsagen und Prophezeien verdanke, gestatte dies nicht. Das Heer nämlich, das sie verflucht wissen wollten, sei Gott besonders teuer. Er riet ihnen daher, sie möchten sich zu den Israeliten begeben und von der Feindschaft gegen dieselben abstehen. Mit diesen Worten entließ er die Gesandten.

      3. Die Madianiter aber schickten bald, da Balak sie darum bestürmte und ihnen glänzende Versprechungen machte, aufs Neue eine Gesandtschaft zu Balam, der, um ihrer Bitte willfahren zu können, Gott nochmals um Rat anging. Über diese abermalige Versuchung erzürnt, befahl Gott ihm, den Gesandten ihre Bitte nicht abzuschlagen. Und da er nicht ahnte, dass Gott ihm dies nicht im Ernste befohlen hatte, reiste er sogleich mit den Boten ab. Unterwegs aber begegnete ihm an einer engen, von beiden Seiten durch Einfriedigungen begrenzten Stelle ein Engel Gottes, und die Eselin, auf welcher Balam ritt, wich, als ob sie den Geist Gottes gemerkt hätte, gegen die eine Einfriedigung aus, ungeachtet der Schläge, die ihr Balam versetzte, der sich an der Wand durch Anstoßen den Fuß verletzt hatte. Als aber der Engel nicht wich und Balam die Eselin wiederum heftig schlug, fiel diese zu Boden, fing auf Geheiß Gottes mit menschlicher Stimme an zu reden und schalt den Balam ob seiner Ungerechtigkeit: Obgleich er über ihre bisherigen Dienste sich doch nicht zu beklagen habe, misshandle er sie jetzt mit Schlägen und sehe nicht ein, dass Gott ihn daran hindern wolle, denen zu Willen zu sein, zu denen er sich begebe. Balam stand erstaunt und verwirrt da über die menschliche Stimme der Eselin; noch mehr aber erschrak er, als er auf einmal den Engel erblickte, der auch seinerseits ihm Vorwürfe darüber machte,


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