Fürstenkrone 11 – Adelsroman. Viola Larsen

Fürstenkrone 11 – Adelsroman - Viola Larsen


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rätselhaften jungen Grafen kennenzulernen.

      Denn welche Frau möchte nicht diejenige sein, die das Herz eines solchen Starrkopfes erobert?

      Die Gräfin wollte etwas erwidern, aber in diesem Augenblick kam der Baron herein.

      »Oh«, sagte er lächelnd, »die Damen sind in angeregter Unterhaltung. Man vermisst Sie bereits allerseits.«

      Die Gräfin entsann sich ihrer Gastgeberpflichten und erhob sich rasch, um sich um die Gäste zu kümmern. Der Baron begleitete sie und fuhr seiner Tochter, die ihnen folgte, zärtlich über den Arm.

      Das Gespräch zwischen der Gräfin und Baronesse Elga konnte den ganzen Abend nicht fortgeführt werden, denn Elga war von den jungen Herren umlagert. Getanzt wurde natürlich mit Rücksicht auf die Dame des Hauses nicht. Elga war auch nicht an weiteren Informationen über den jungen Grafen interessiert. Sie wusste jetzt genug, um sich ein Bild von ihm zu machen. Und dieses Bild war ganz anders, als die raffinierte Gräfin annahm.

      Nach Mitternacht trennte man sich. Die Gräfin bekam sogleich mehrere Gegeneinladungen, und so schien sich ihre Zukunft wieder erlebnisreich zu gestalten.

      Die Waldsteins fuhren in ihrem Mercedes nach Hause, eine große prunkvolle Villa in einem vornehmen Viertel der Stadt, die mit gleichem Geschmack eingerichtet war wie Schloss Erlau.

      In der Halle verabschiedeten sich die Waldstein-Kinder von ihrem Vater mit einem zärtlichen Gutenachtkuss. Albert, der sehr müde war, verschwand sofort nach oben, aber Elga blieb noch einige Minuten, sehr zur Verwunderung ihres Vaters, der noch einmal rasch in sein Arbeitszimmer gegangen war, wo stets die Telefongespräche notiert wurden, die bei Abwesenheit des Hausherrn angenommen worden waren.

      »Nanu, Schatz«, sagte der Baron, als Elga im Türrahmen erschien, »noch nicht müde? Übrigens sah die Saphirkette an deinem Hals wunderbar aus. Du wurdest bestimmt sehr darum beneidet.«

      Elga fiel dem Vater um den Hals.

      »Mir gefällt sie auch großartig, Papa. Du verwöhnst mich zu sehr. Trotzdem danke ich dir herzlich für dieses wundervolle Geschenk. Du bist eben der beste Papa auf der Welt! Ich weiß das zu schätzen.«

      »Du Schmeichlerin! Fast habe ich den Eindruck, du hast noch etwas auf dem Herzen, oder sollte ich mich täuschen, Kind?«

      Elga lachte leise auf und schmiegte den Kopf an die Schulter des Vaters.

      »Doch, ich habe einen Wunsch. Aber er kostet dich keinen Cent, Papa. Ich möchte morgen wieder nach Erlau zurückfahren, ganz allein. Das Wetter ist so schön. Mir gefällt es in der Stadt gar nicht mehr. Und ihr kommt doch auch bald nach.«

      Der Baron sah seine Tochter forschend an.»Du hast doch einen besonderen Grund für diese urplötzliche Rückreise nach Erlau. Hast du kein Vertrauen zu mir?«

      Elga seufzte tief auf, lehnte den Kopf wieder an des Vaters Schulter und murmelte: »Natürlich hat es einen Grund. Ich glaube – ich glaube, ich bin verliebt, Papa.«

      »Verliebt? Um Himmels willen, in wen?«

      »In den Grafen Tihany, Papa.«

      »Aber du kennst ihn doch gar nicht! Das ist doch absurd, mein Kind. Ich glaube, du hast ein bisschen zu viel getrunken heute Abend.«

      Elga schüttelte den Kopf. Hastig berichtete sie dem Vater von der Begegnung auf der Post und von dem Brief, den er seiner Stiefmutter geschrieben hatte.

      »Das alles imponiert mir so sehr, Papa. Er gefällt mir einfach, der junge Graf. Weißt du, ich kann das nicht erklären. Es ist ein Gefühl, das einen Menschen überfällt und gegen das er nicht ankämpfen kann. Kennst du so etwas, Papa?«

      Er lächelte und küsste Elga auf die Stirn.

      »Natürlich kenne ich das. Bei deiner lieben, leider so früh verstorbenen Mutter ging es mir ebenso. Aber das besagt noch nicht, dass ich deine Verliebtheit jetzt gutheiße, Elga. Die Gräfin hat bisher nicht gerade begeistert von ihrem Stiefsohn gesprochen. Der junge Mann soll zehn Jahre im Ausland gewesen sein. Wie mir die Gräfin andeutete, muss er dort nur vom Geld seines Vaters gelebt haben. Und nun wundert er sich, dass auf dem väterlichen Schloss nicht alles so ist, wie es einmal war. Er ärgert sich über den Verkauf von Erlau. Ja, du lieber Himmel, warum ist er nicht zu Hause geblieben und hat sich um alles gekümmert? Kind, ich habe volles Verständnis dafür, dass du dich mal verliebst. Der junge Mann muss gut aussehen, wie ich höre. Aber ich verzichte auf einen Schwiegersohn, der nur auf mein Vermögen aus ist und sich von meinem Geld ein angenehmes Leben machen will.«

      »Er will kein Geld!«, rief Elga erregt.

      Der Vater lächelte. »Aber wenn er einmal spitzbekommen hat, dass du eine glänzende Partie bist, wird er seine Ansicht ändern. Kind, ich habe Angst um dich, und ich lasse dich ungern fahren. Wie willst du ihn überhaupt kennenlernen? Einladen? Ich glaube, er wird gar nicht kommen, da er uns wegen Erlau zürnt. Die Gräfin sagte mir das.«

      »Papa, du musst der Gräfin nicht alles glauben. So sonderlich sympathisch ist sie mir nicht. Ich hätte so kurz nach dem Ableben meines Mannes keine Gesellschaft gegeben. Und ob das alles immer stimmt mit dem Stiefsohn, das versuche ich herauszubekommen.«

      »Aber, Kind, du bist ungerecht. Du bist verliebt in einen Menschen, den du nicht kennst, und willst daher nur Gu­tes an ihm entdecken. Willst du nicht lieber warten, bis wir alle in Erlau sind und den Grafen offiziell einladen?«

      »Er wird nicht kommen. Er sieht in mir eine verwöhnte Luxusdame, weil er mich in meinem Wagen gesehen hat.«

      »Und wie willst du ihm diese Illusion rauben?«

      »Das weiß ich noch nicht, Papa. Auf Erlau wird mir schon etwas einfallen. Dort kann ich nachdenken. Jedenfalls möchte ich ihn zwingen, in mir einen normalen Menschen zu sehen, kein verwöhntes Luxusgeschöpf.«

      »Dränge dich bitte diesem Mann nur nicht auf, Elga. Behalte deine Würde, deinen Stolz!«

      »Du kannst dich auf mich verlassen, Papa. Hab keine Angst. Es ist möglich, dass mir gar nichts Gescheites einfällt, oder dass ich reumütig zu dir zurückkehre und dir sage, dass es sich um diesen Grafen wahrlich nicht lohnt. Aber mein Herz sagt mir, dass es anders sein wird. Gute Nacht!, Papa. Ich danke dir, dass du so viel Verständnis für mich hast, und ich bin sehr froh, dir alles gesagt zu haben. Aber erzähl es Albert nicht. Der lacht nur darüber.«

      »Ich will schweigen wie ein Grab«, erwiderte der Baron lächelnd.

      Er sah seiner Tochter zärtlich und doch voll gewisser Sorge nach. Um alles in der Welt wollte er sein Kind nicht unglücklich oder enttäuscht sehen.

      *

      Bei strahlendem Sonnenschein fuhr die Baronesse am folgenden Morgen los. Unterwegs dachte sie an nichts anderes als an den jungen Grafen, der mutterseelenallein auf dem Stammsitz seiner Väter saß und sich bemühte, den Besitz zu erhalten.

      Sie überlegte fieberhaft, wie sie es anstellen sollte, ihn kennenzulernen, ohne dass er gleich wusste, wer sie war.

      Sie machte einen kleinen Umweg über Tihany und hielt in einiger Entfernung vor dem Eisengitter des Parkportals. Sie hatte dieses imposante alte Schloss noch nie gesehen und sich nie dafür interessiert. Es sah vernachlässigt aus, und auch der Park war nur notdürftig in Ordnung gehalten, aber trotzdem beeindruckte sie der Bau ungeheuer. Zu sehen war niemand, und das war gut so. Sie hatte bereits in Erlau angerufen, sodass man über ihre plötzliche Rückkehr nicht überrascht war.

      Sie packte ihre Koffer selber aus und ging dann hinunter in den Schlosshof, wo Kastellan Wehnert an einer Tür etwas ausbesserte.

      »Wehnert«, rief sie freundlich, »stand nicht in einem der Geräteschuppen ein Damenfahrrad? Kann man das noch benutzen?«

      »Ja, da steht ein Rad, Baronesse. Aber wieso wollen Sie mit dem Rad fahren? Sie haben doch Ihren Wagen.«

      »Das schon. Aber ich möchte mal ohne Wagen durch die Umgebung fahren. Ich möchte so leben wie die Leute hier auf dem Lande.«

      Herr


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