Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman. Helga Torsten

Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman - Helga Torsten


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»Sie hat zwar schon die Masern hinter sich. Aber man kann nie wissen…«

      Charlotte, die sonst so stolz war, flüchtete sich eng in Harald Brockdorffs Arme.

      »Bitte, bleiben Sie bei mir. Ich habe Angst vor Krankheiten. Vater versteht das nicht. Ich bin noch nie krank gewesen. Und…« Plötzlich lachte sie ein wenig herausfordernd: »Glauben Sie, daß mir Masern gut stehen würden?«

      Es klang fast frivol.

      Selbst der kühle Harald Brockdorff fühlte sich abgestoßen.

      Wie kam er überhaupt dazu, nur noch Augen für Charlotte zu haben?

      Weil sie die Tochter des berühmten Ringling ist, du Ehrgeiziger! flüsterte eine innere Stimme. Du versprachst dir viel davon.

      Und jetzt… jetzt wird der berühmte Professor oben im Kinderzimmer an den Betten der kleinen Kranken stehen.

      Neben ihm Jasmine, diese Jasmine, die ich doch eigentlich liebe.

      Der Mann hätte weglaufen mögen.

      Aber er legte dann doch den Arm erneut zum Tanzen um Charlottes Taille.

      Wer konnte wissen?

      Auf jeden Fall verscherzte er sich nicht die Gunst des schönen Mädchens, das einmal gut würde repräsentieren können.

      Und Professor Ringling würde den Vorfall sicher bald vergessen.

      »Sie tanzen wundervoll!« flüsterte Charlotte. »Und ich danke Ihnen, daß Sie nicht hinaufgegangen sind. Vater ist eben ein Kindernarr!«

      *

      Er war nicht nur ein Kindernarr, der alte Professor Ringling. Er war ein echter Kinderfreund.

      Er hatte Stoffel und Vronli untersucht. »Sie haben ganz richtig festgestellt!« erklärte er. »Wie kommt das nur…«

      Jasmine sagte nur kurz. »Ich habe ja auch bereits einige Semester Medizin studiert. Wenn ich da keine Masern feststellen könnte…«

      »Sie sind doch Tänzerin?« Der Mann schaute fragend zu dem Mädchen hinab, das jetzt an Vronlis Bettkante saß.

      »Nur nebenbei, solange ich jung bin!« Jasmine lachte ein bißchen. »Mir macht’s halt Spaß, Herr Professor!«

      »Jasmine, Jasmine soll bei uns bleiben!« Vronli weinte schon wieder.

      Professor Ringling schaute sich um.

      Sein Blick begegnete dem Achselzucken des Fürsten von Bassarow. Professor Ringling kannte sich im Haus des Fürsten aus. Er war gewiß bereit, eine Pflegerin zu nehmen. Wer sonst sollte die Kinder pflegen?

      Der Professor war ein Mann, der Unmögliches möglich machte.

      »Ich will Ihnen etwas sagen!« Er wandte sich jetzt über die Köpfe von Jasmine und den Kindern hinweg zu Michail von Bassarow. »Vertrauen Sie mir die beiden an. Ich habe gerade ein hübsches Zimmer frei in meiner Klinik. Eine meiner Schwestern würde ich für Stoffel und Vronli abstellen. Privatpflege. Und unser Fräulein Doktor in spe verpflichtet sich, jeden Tag einmal hereinzuschauen?«

      »Ins Krankenhaus?« Vronli weinte jetzt laut. Und der große Stoffel schluckte krampfhaft.

      »Nein, nicht ins Krankenhaus. Da stirbt man!«

      »Schöne Reklame für mich!« knurrte Professor Ringling.

      »Habt ihr denn nicht gehört, daß ich euch besuchen darf?« fragte Jasmine.

      »Aber du kommst nicht. Erwachsene sagen immer nur so!« Vronli erinnerte sich an unzählige Enttäuschungen in ihrem kleinen Leben.

      »Ich bin noch nicht so erwachsen!« Jasmine streichelte des Kindes fieberheißes Köpfchen. »Ich halte, was ich verspreche!«

      »Also, dann…« Professor Ringling stand schon an der Tür. »Ich werde den Krankenwagen bestellen. Er soll am Bedienstetenaufgang anfahren, damit keine allzu zarten Gemüter unten auf Ihrem Fest beunruhigt werden. An meiner eigenen Tochter habe ich bereits genug. Hoffentlich hat dieser Dr. Brockdorff sie inzwischen beruhigt. Jungen Männern gelingt das bei den Mädchen meist leichter, als es alte Väter schaffen.«

      Der Mann sah nicht das erblassende Gesicht Jasmines.

      Er hatte einen kleinen Scherz machen wollen, um die Stimmung ein wenig zu heben, und wußte nicht, wie weh er dem Mädchen getan hatte, das er seit dieser Stunde so sehr schätzte.

      Nur Michail von Bassarow sah es.

      »Schneekönigin!« sagte er leise.

      »Bleib bei uns, Jasmine!« stöhnte Stoffel.

      Und plötzlich sagte Vronli: »Papa, ich will eine Mama haben, eine, die immer bei mir bleibt! Andere Kinder haben eine Mama, wenn sie krank sind.«

      »Deine Mama ist tot!« Michail von Bassarows Stimme war brüchig, während er das sagte. »Ihr habt doch Jasmine!« setzte er dann kurzentschlossen hinzu.

      »Ja, Jasmine!« Vronli weinte noch immer.

      Stoffel faßte sich an den schmerzenden Kopf. Jasmine sollte Vronli nicht streicheln, sondern wegen der Heulerei übers Knie legen. Man bekam ja gar keine Ruhe!

      »Wir wollen Jasmine behalten, Papa!« Vronlis verschwollenes Gesichtchen hob sich dem Vater entgegen. »Bitte, Papa. Sie soll immer bei uns bleiben.«

      »Sie wird sich schön hüten, bei euch zu bleiben, wenn ihr so unerträglich seid!«

      Da aber griff Jasmine ein, und zwar nicht mit tröstender Stimme, sondern ganz nüchtern.

      »Jetzt wird erst einmal der Koffer für Professor Ringlings Klinik gepackt. Na, wie ist’s? Hat Harlekinchen nicht auch Masern? Ich denke, sie geht mit. Und nachher, wenn sie desinfiziert wird, riecht sie ganz furchtbar schlecht. Dann müssen wir sie auf die Wäscheleine zum Lüften hängen.«

      »Wäscheleine? Vronli fühlte sich abgelenkt durch Jasmines fröhlichen, aber energischen Ton.

      »Na, wenn ihr nur eine Trockenschleuder habt, hängen wir Harlekinchen vor mein Fenster. Da habe ich eine Wäscheleine, und immer baumelt etwas daran herum. Gerade im Geschoß darunter ist ein ganz winziger Garten, eigentlich mehr ein großer Balkon. Da wohnt ein Mann, der Kakteen zieht. Die müßt ihr euch einmal ansehen.«

      Michail von Bassarow durchfuhr es.

      Man muß sie einfach liebhaben!

      *

      Der Krankenwagen war vorgefahren. Zwei geübte Pfleger trugen die beiden kleinen Patienten hinaus.

      Jasmine folgte. Sie trug einen kleinen Koffer mit Wäsche und Waschutensilien.

      Draußen tanzten die Schneeflocken immer stärker.

      Merkt sie das gar nicht? dachte Michail von Bassarow. Sie hat ja nicht einmal einen Mantel übergezogen.

      Er zog sein Frackjackett aus, legte es über Jasmines bloße Schultern.

      Dann stieg auch er neben dem Mädchen in den Krankenwagen ein.

      Es war plötzlich alles ganz selbstverständlich. Keiner dachte darüber nach.

      Erst als die Oberschwester, die die kleinen Kranken in Empfang nahm, sagte: »Die Frau Gemahlin kann ja so lange bleiben, bis die Kinder eingeschlafen sind«, zuckten sowohl der Mann als auch Jasmine zusammen. Man hielt sie für die Eltern von Stoffel und Vronli.

      Die Kinder aber hörten es schon nicht mehr. Sie waren eingeschlafen.

      *

      »Sie haben Verpflichtungen als Gastgeber!« hatte Jasmine gesagt, als Michail von Bassarow neben ihr noch zurückblieb. »Sie müssen zu Ihrem Fest zurück. Man wird Sie vermissen!« Der Mann aber hatte den Kopf geschüttelt. »Mich vermißt keiner!« sagte er auch jetzt betont langsam, als er neben Jasmine am Lenkrad seines Wagens saß. Dem Fahrer Waschkewitz, der dem Krankenwagen gefolgt war, hatte er freigegeben.

      »Meine


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