Kinderärztin Dr. Martens Staffel 3 – Arztroman. Britta Frey

Kinderärztin Dr. Martens Staffel 3 – Arztroman - Britta Frey


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      »Wann erwartet Dr. Martens das Ergebnis aus dem pathologischen Institut?« holte Guido sie jäh in die Wirklichkeit zurück.

      »Er sagte etwas von heute abend. Wir müssen noch Geduld haben.«

      »Warten, warten, warten... Ich halte diese Ungewißheit nicht mehr lange aus. Warum mußtest du den Jungen herbringen? Wir hätten ihn doch auch in eine Klinik nach Lüneburg bringen können, in eine größere Klinik. Meinst du nicht, daß da ganz andere Möglichkeiten bestehen?«

      »Nein, Guido, ich kann mir keinen besseren Arzt als Dr. Martens für Nils vorstellen!« entfuhr es Madlon mit blitzenden Augen. »Kay ist der beste Arzt, den ich kenne.«

      »So, Kay. So weit ist es also schon«, sagte Guido mit einem eigenartigen Unterton in der Stimme.

      Madlons Herz pochte einige Takte schneller. Das hörte sich ja ganz so an, als wenn Guido auf Kay eifersüchtig wäre. Sie zwang sich mit Gewalt zur Ruhe.

      »Ja, du hast richtig gehört. Ich nenne ihn Kay, und er ist mir ein lieber Freund geworden. Ohne ihn wäre ich im Urlaub immer allein gewesen, von Nils mal abgesehen. Ohne ihn säße ich heute nicht hier, denn dann gäbe es Nils nicht mehr. Kay hat ihn aus dem Millstätter See gezogen und ihm damit das Leben gerettet.«

      »Was sagst du da? Nils war in Lebensgefahr? Das höre ich heute zum ersten Mal. Nils hat nie etwas davon erzählt. Überhaupt hat er von eurem Urlaub so gut wie gar nichts erzählt, nur, daß es ihm nicht gut gefallen hat. Warum hast du mir dieses schreckliche Erlebnis von Nils verschwiegen?«

      Entsetzt starrte Guido seine geschiedene Frau an und umfaßte ihre Arme.

      »Guido, au, laß mich los, du tust mir ja weh.«

      Schnell zog Guido seine Hände zurück.

      »Verzeih, das wollte ich nicht. Aber warum hast du davon nichts erzählt?«

      »Weshalb regst du dich im Nachhinein so darüber auf? Dank Kays schnellem Eingreifen ist ja alles gutgegangen.«

      »Trotzdem hättest du es mir sagen müssen. Nils ist immerhin auch mein Kind. Begreifst du nicht, was du mir damit antust? Du strafst mich hart für einen Fehltritt, Madlon. Ich habe dich schon verloren, und das tut sehr weh. Wenn ich auch den Jungen verlieren würde, hätte mein Leben gar keinen Sinn mehr. Ich habe in der vergangenen Nacht nicht schlafen können, ich mußte immerzu an Nils denken. Ich würde ihn jetzt gern sehen. Gehst du mit, oder möchtest du lieber noch im Park bleiben?«

      »Geh schon vor, Guido, ich komme auch gleich.«

      *

      Als Nils erwachte, sah er in das lächelnde Gesicht seines Vaters.

      »Vati, du bist doch gekommen?« fragte er noch leicht benommen.

      Zwei Jungenarme schlangen sich um Guidos Hals, als er sich zu seinem Jungen hinunterbeugte, und Nils schmiegte sich an ihn.

      »Ich hab dich so lieb, Vati. Aber wo ist Mutti? Sie wollte doch nicht weggehen.«

      »Sie kommt auch gleich. Sie mußte ein wenig an die frische Luft gehen. Sie ist unten im Klinikpark. Wie fühlst du dich denn. Hast du Schmerzen?«

      »Nein, Vati.«

      Nils schlug die Bettdecke zurück.

      »Sieh mal, Vati, an meinem Knie ist nur ein großes Pflaster. Es war gar nicht schlimm. Jetzt habe ich auch keine Angst mehr vor der Operation. Weißt du, der Doktor ist doch ganz nett. Ich konnte ihn überhaupt nicht leiden, weil ich nicht wollte, daß Mutti so viel mit ihm zusammen war. Das war im Urlaub in Österreich. Ich war immer ungezogen zu ihm, wenn wir etwas zusammen gemacht hatten. Einmal habe ich etwas ganz Dummes getan. Ich bin einfach allein mit einem Boot auf den See gerudert. Aber ich hatte Pech, denn es gab ein schlimmes Gewitter. Ich wollte doch den Doktor und die Mutti nur ärgern, sie sollten Angst um mich bekommen. Aber dann ist mein Boot im starken Sturm umgeschlagen. Ich wäre fast ertrunken, und Mutti sagte mir später, daß Dr. Martens mir das Leben gerettet hätte. Sie sagte, daß er auch fast dabei ertrunken wäre. Ich glaube, er ist doch so etwas wie mein Freund. Ich bin überhaupt nicht mehr böse auf ihn. Aber so sehr wie dich mag ich ihn trotzdem nicht.«

      »Ich freue mich, daß du mir alles so ehrlich gesagt hast, Nils. Du bist also doch mein großer, vernünftiger Junge. Ich habe dich sehr lieb. Aber das weißt du ja längst.«

      »Ja, Vati, das weiß ich. Darum macht es mich ja so traurig, daß ich nicht wie früher mit dir und Mutti zusammen sein darf.«

      »Darüber reden wir ein anderes Mal, einverstanden? Ich werde mal ein ernsthaftes Gespräch mit dir führen, wenn du wieder entlassen bist, und dann werde ich dir alles ganz genau erklären. Jetzt mußt du erst wieder richtig gesund werden. Versprochen?«

      »Ja, Vati, versprochen.«

      »Hast du Hunger? Soll ich die Schwester fragen, ob du etwas bekommen kannst?«

      »Ich habe keinen Hunger, nur Durst.«

      »Gut, dann gehe ich mal nachschauen, ob ich etwas für dich bekommen kann.«

      »Brauchst du nicht, Vati. Du brauchst nur auf die Klingel an meinem Bett zu drücken, dann kommt sofort die Schwester Laurie. Sie bringt mir dann etwas zu trinken. Schwester Laurie und Schwester Regine sind sehr nett. Auch die Frau Dr. Martens mag ich gut leiden.«

      Guido drückte auf den Klingelknopf, und schon einen Augenblick später betrat Schwester Laurie das Krankenzimmer.

      »Ich habe großen Durst, Schwester Laurie. Kann ich etwas zu trinken bekommen?«

      »Klar doch, Nils, ich hole dir sofort etwas. Möchtest du vielleicht auch eine Tasse Suppe, oder etwas anderes? Die anderen Patienten haben alle schon zu Mittag gegessen.«

      »Nein, ich möchte nur etwas trinken.«

      »Gut, dann bringe ich dir etwas, und wenn du Hunger bekommen solltest, meldest du dich bei mir. Heute darfst du noch essen, aber falls du morgen operiert wirst, bekommst du ab zweiundzwanzig Uhr heute abend nichts mehr. Das ist eine Maßnahme wegen der Narkose. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen…«

      Nur wenige Minuten später kam Schwester Laurie mit einem Kännchen Tee und einem Glas zurück.

      »Sollten Sie noch etwas für Ihren Sohn benötigen, läuten Sie ruhig«, sagte sie noch, bevor sie wieder ging.

      Madlon blieb noch einige Zeit allein unten im Park. Seit dem kurzen Gespräch mit Guido kannte sie sich in ihren Gefühlen überhaupt nicht mehr aus. Daß Guido Nils sehr liebte, bezweifelte sie nicht. Er hatte ja auch ihr immer wieder beteuert, auch sie zu lieben, sogar am Tag ihrer Scheidung. Sie hatte ihm letzteres nicht glauben können. Doch an diesem Tag nun hatte etwas in seiner Stimme gelegen, das sie seltsam angerührt und ihr Herz zum Klopfen gebracht hatte. Dann war da auch noch seine versteckte Eifersucht auf Kay. Waren seine Gefühle für sie doch noch echt? Würde sie doch noch einmal Vertrauen zu Guido aufbauen können?

      Von inneren Zweifeln gepeinigt, ging sie schließlich langsam ins Klinikgebäude zurück. Sie dachte auch an Kay, doch ihr Herz klopfte bei diesem Gedanken nicht schneller. Da war nur noch das Gefühl einer warmen Zuneigung, einer freundschaftlichen Regung. Aber wie sollte sie es ihm sagen, der sich doch so viel mehr erhoffte? Sie wollte ihn nicht verletzen, wußte sie doch plötzlich, daß sie ihm zwar keine Liebe geben konnte, aber auch seine Freundschaft nicht verlieren wollte.

      Als sie die Tür zu Nils’ Krankenzimmer öffnete, blieb sie einen Moment gerührt stehen. Nils’ strahlende Augen und das glückliche Lächeln in seinem Gesicht, während er sich mit seinem Vater unterhielt, sprach sie seltsam an.

      Wie sollte sie sich nur weiter Guido gegenüber verhalten? Da entdeckte Nils sie auch schon und rief ihr mit heller Stimme zu:

      »Da bist du ja endlich, Mutti. Ist das nicht einfach klasse, daß Vati auch heute gekommen ist? Ich freue mich ja so, ich bin so glücklich.«

      »Das ist schön, Nils. Wenn du glücklich bist, bin ich es auch.«

      So


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