Kinderärztin Dr. Martens Staffel 3 – Arztroman. Britta Frey

Kinderärztin Dr. Martens Staffel 3 – Arztroman - Britta Frey


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ich gern zum Ende dieses Jahres für immer zu euch kommen. Was später mit unserem Haus geschieht, wenn ich mal nicht mehr bin, müßt ihr beide dann entscheiden. Aber habe ich dich jetzt mit meinem Entschluß nicht einfach überfahren, Mädel?«

      Hanna traf auf die Bremse und ließ den Wagen am Straßenrand ausrollen. Sie beugte sich zu ihrer Mutter und nahm die zierliche alte Dame in ihre Arme.

      »Mich überfallen, Mutti? Wie kommst du nur auf diesen absurden Gedanken? Und du kannst mitbringen, was immer du willst. Mir ist alles recht. Dein Entschluß ist das schönste Geschenk, was du mir und Kay machen konntest. Jetzt aber weiter

      nach Hause, damit Kay es auch erfährt.«

      *

      In Gedanken versunken schritt Kay langsam durch die abendliche Heide. Was Hanna über Madlon und ihren geschiedenen Mann gesagt hatte, machte ihm doch mehr zu schaffen, als er vor sich selbst zugeben wollte. Wenn er an die Urlaubstage in Kärnten dachte, an die Ablehnung und die kindliche Eifersucht von Madlons Sohn, war die Hoffnung, daß sich das in naher Zukunft ändern würde, verschwindend gering. So sehr er Madlon auch liebte, auf Kosten eines Dreizehnjährigen, der – mit abgöttischer Liebe an seinem Vater hing, wollte er keine Ehe erzwingen. Das würde ja doch kein dauerhaftes Glück geben. Trotzdem wollte er Madlon die Entscheidung überlassen. Wie auch immer ihre Antwort ausfallen würde, er würde sie akzeptieren, auch dann, wenn sie für ihn schmerzhaft sein sollte.

      Leichtes Rascheln holte Kay aus seinen Gedanken heraus. Aufmerksam sah er sich um und hatte das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Doch da die beginnende Abenddämmerung die Heide mit ihrem diffusen Licht überzog, konnte Kay die schmale Person, die ihm entgegenkam, erst genau sehen, als sie wenige Meter vor ihm war.

      Doch was war das? Narrten ihn seine Augen? Das war doch die Frau, an die er die ganze Zeit gedacht hatte. Fassungslos entfuhr es ihm:

      »Madlon, du? Wie kommst du denn hierher?«

      »Kay, was bin ich froh, gerade dich zu treffen. Ich glaube, ich habe mich doch zu weit vom Ort entfernt. Ich hatte schon befürchtet, mich verlaufen zu haben. Dabei wollte ich nur einen kleinen Spaziergang machen.«

      »Wenn man sich nicht auskennt, ist es leichtsinnig, so weit in die Heide zu gehen, Madlon. Trotzdem freue ich mich, dich zu treffen. Wenn du noch Zeit hast, können wir gemeinsam die wunderbare Stille genießen. Ich begleite dich dann selbstverständlich zurück zum Heidekrug.«

      »Ich habe noch Zeit, Kay. Es ist schon eine Weile her, daß die Abendstunden uns allein gehörten.«

      »Ja, drei lange Wochen. Trotzdem denke ich jeden Abend daran, was ich dir am letzten Abend am See gesagt habe. Daran hat sich nichts geändert. Ich liebe dich, Madlon, heute mehr als je zuvor. Kannst du dir nicht vorstellen, wie sehr ich möchte, daß du meine Frau wirst?«

      »Ich mag dich, Kay, und doch bin ich mir über meine Gefühle noch nicht im klaren. Bitte, dränge mich nicht zu einer Entscheidung. Im Augenblick hat mich Nils’ Erkrankung völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Ich kann an gar nichts anderes mehr denken.«

      »Ich werde dich nicht drängen, Madlon, denn ich verstehe, daß deine Sorgen sich jetzt nur um deinen Jungen drehen. Ich werde warten.«

      »Du bist ein lieber Freund, Kay. Ich bin so froh, daß du es bist, der sich um Nils kümmert. Ich flehe dich an, was auch immer sich herausstellen mag, rette sein Bein. Er ist noch so jung, hat sein ganzes Leben noch vor sich. Laß nicht zu, daß ich dich hasse, wenn du ihm nicht hilfst.«

      »Madlon, hör zu, Ärzte sind doch auch nur Menschen, die keine Wunder vollbringen können. Ich kann dir jetzt nur versprechen, daß ich alle Möglichkeiten genau gegeneinander abwäge.

      Du darfst dir dein Herz nicht so schwer machen. Vielleicht ist alles ganz harmlos. Wir müssen geduldig warten, bis wir auch die letzten Fakten beieinander haben. Gleich morgen früh wird der erste Schritt getan, der uns endgültige Gewißheit bringt. Jetzt denk nicht mehr daran. Du mußt einfach abschalten, damit du ein wenig zur Ruhe kommst.«

      »Ich will es versuchen, Kay. Bringst du mich jetzt bitte zum Heidekrug zurück? Die Abendluft hat sich doch merklich abgekühlt.«

      »Ja, komm. Hier, nimm meine Jacke, dann wird es dir gleich wärmer.«

      Kay streifte seine Jacke ab und legte sie über Madlons Schultern. Fürsorglich legte er den Arm um sie und führte sie durch die dämmrige Heidelandschaft zum Heidekrug.

      »Danke, Kay.«

      Auch heute bedankte sie sich bei ihm mit einem scheuen Kuß auf seine Wange. Ehe er so richtig begriffen hatte, war sie hinter der Tür zur Gaststube verschwunden.

      Einen Moment starrte Kay auf die Tür, dann wandte er sich ab und machte sich auf den Weg zur Kinderklinik.

      Als er das Doktorhaus erreicht hatte, wunderte er sich, daß die Fenster, die zu Hannas Wohnung gehörten, hell erleuchtet waren. Aber ihm war nicht danach, sich jetzt noch mit seiner Schwester zu unterhalten, und so schlich er sich förmlich ins Haus, schob leise einen Schlüssel in seine Wohnungstür.

      Doch im selben Moment öffnete sich Hannas Wohnungstür, und sie sagte mit fröhlicher Stimme:

      »Das könnte dir so passen, dich jetzt heimlich in die Federn zu schleichen. Komm doch mal rüber, ich habe eine Riesenüberraschung für dich.«

      Kay verdrehte die Augen.

      »Hanna, muß das unbedingt jetzt noch sein? Hat das nicht Zeit bis morgen?«

      »Nein, hat es nicht. Komm doch. Du wirst Augen machen, das verspreche ich dir.«

      Kay gab nach.

      »Na gut, wenn es unbedingt sein muß. Aber ich komme wirklich nur für einen Moment. Ich bin wirklich müde, und ich höre schon mein Bett rufen.«

      »Einen Grund mehr für dich, jetzt schnell mitzukommen.«

      Lachend zog Hanna ihren Bruder am Arm in ihre Wohnung und in Richtung Wohnzimmer.

      »Mutti, wo kommst du denn her?«

      »Na, ist das keine Überraschung?« amüsierte Hanna sich, als sie das

      verblüffte Gesicht ihres Bruders

      sah.

      »Du hast uns ja gar nicht mitgeteilt, daß du heute kommen wolltest«, sagte Kay weiter. »Das ist wirklich eine Überraschung! Ich freue mich.«

      Zärtlich begrüßte Kay seine Mutter und wirbelte sie übermütig im Kreis herum.

      »Willst du mich wohl runterlassen, Junge? So etwas macht man doch nicht mit einer alten Frau.«

      Sachte stellte Kay sie auf den Fußboden zurück und sagte weich:

      »Wenn du mich so überraschen mußt, darfst du dich nicht wundern, wenn ich mich darüber freue. Aber sag mal, wann und wie bist du angekommen?«

      »Ich bin mit der Bahn bis Celle gefahren, und von da hat Hanna mich abgeholt, weil du nicht da warst.«

      »Tut mir leid, Mutti, das konnte ja auch keiner von uns wissen. Doch ehrlich, ich freue mich, daß du gekommen bist. Hoffentlich bleibst du recht lange bei uns.«

      Kay setzte sich neben seine Mutter und erfuhr so von der Entscheidung, die sie für ihre weitere Zukunft getroffen hatte. So war die Überraschung auch für ihn noch größer. Er freute sich genauso darüber wie seine Schwester Hanna.

      Eine Weile unterhielten sie sich noch, bis die zierliche alte Dame mit leichtem Gähnen sagte:

      »Ab in die Federn, Kinder, sonst schlafe ich euch noch hier auf der Couch ein, und ihr müßt mich ins Bett tragen. Wir haben jetzt wieder so viel Zeit für Gespräche. Ich bin ja nicht den letzten Tag hier.«

      So dauerte es nicht mehr lange, bis Ruhe ins Doktorhaus einkehrte.

      *

      Obwohl es am vergangenen Abend sehr spät geworden war, war Kay schon wieder sehr früh munter. Während die Kaffeemaschine


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