Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman. Marietta Brem

Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman - Marietta Brem


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fragte Birgit. »Ich verspreche Ihnen, ich werde Adina eine guter Mutter sein. Ich…«

      Vilma Stein sprang auf. »In diesem Haus habe ich nichts mehr verloren«, entschied sie. »Ellen würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie wüßte, was für ein Mensch du geworden bist.« Bevor Wolfgang sie noch zurückhalten konnte, hatte sie bereits das Zimmer verlassen. Die Tür flog so heftig hinter ihr ins Schloß, daß das ganze Haus zu beben schien.

      »Wir können sie doch nicht so gehen lassen«, flüsterte Birgit, den Tränen nahe.

      »Und ob«, sagte Wolfgang und nahm sie in die Arme. »Wir lieben uns, und nur darauf kommt es an.« Er blickte ihr in die Augen. »Wir haben nichts Böses getan, Liebling. Eines Tages wird das auch Adina einsehen.« Fest drückte er seine Lippen auf ihren Mund.

      *

      »Noch drei Tage, dann sind endlich Sommerferien«, jubelte Fabian Schöller, als er zusammen mit den anderen Kindern aus der Schule kam. »Am ersten Ferientag sollten wir ein riesiges Fest geben.«

      »O ja!« stimmte Vicky Langenbach zu. »Ein Kostümfest!« Ihre Augen strahlten vor Unternehmungslust. »Wir sollten mal wieder die Kleiderkammer auf den Kopf stellen.«

      »Aber auch hinterher aufräumen.« Schwester Regine kam die Treppe hinunter. »Das letzte Mal mußten Frau Rennert und ich euch ständig daran erinnern, alles wieder wegzupacken. Von dem Tohuwabohu, das ihr hinterlassen hattet, hätte ich ein Foto machen sollen.«

      »Wir räumen dieses Mal ganz bestimmt alles wieder sofort weg«, versprach Angelika, die von der anderen Seite der Halle dazukam. »Ein Kostümfest finde ich prima. Magda könnte uns Riesenmengen von Kuchen backen, wir könnten uns Spiele ausdenken…«

      »Also ich bin mehr dafür, ein Fest nicht gleich an den Anfang der Ferien zu legen«, warf Schwester Regine ein. »Wartet eine Woche damit, dann habt ihr auch mehr Zeit für die Vorbereitungen.

      Es ist doch besser, wenn man in Ruhe planen kann.«

      Fabian nickte. »Stimmt«, gab er zu. »Um so schöner wird das Fest dann. Vielleicht können wir auch noch richtige Kostüme schneidern, oder vielmehr die Mädchen.« Er sah hoffnungsvoll Angelika an.

      »Kommt ganz darauf an, wie sich die Männerwelt so führt«, erklärte die Zwölfjährige.

      »Ob Adina auch mitmacht?« fragte Vicky.

      »Die wird sich lieber um Zarah kümmern«, vermutete Fabian.

      »Pünktchen tut mir leid«, sagte Angelika. »Ich wollte nicht mit Adina in einem Zimmer schlafen. Bin ich froh, daß ich meines nur mit Vicky teilen muß.«

      »Wartet doch erst einmal, bis Adina hier ist«, schlug Schwester Regine vor. »So schlimm war sie gar nicht. Sie hatte sich doch ganz gut bei uns eingelebt.«

      »Seit sie Zarah hat, ist sie unleidlich«, erklärte Angelika.

      »Wenn sie auf der Stute ausreitet und wir ihr begegnen, tut sie, als würde sie uns überhaupt nicht kennen«, fügte Fabian hinzu. »Also, ich mag sie nicht.«

      »Wenn ihr Adina mit diesem Vorurteil gegenübertretet, wird sich euer Verhältnis zueinander nie ändern.« Irmela Groote stieg die Treppe zur Halle hinunter. »Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, nett zu ihr zu sein. Ich weiß, wie das ist, wenn ein Elternteil plötzlich wieder heiratet. Anfangs war ich auch auf meinen neuen Vater schrecklich eifersüchtig.«

      »Du hast völlig recht, Irmela«, pflichtete Schwester Regine der Fünfzehnjährigen bei. »Übrigens ist ein Brief für dich gekommen. Hast du ihn gesehen?«

      »Nein!«

      »Ich habe ihn auf deinen Nachttisch gelegt. Er ist von deinen Eltern aus Indien. Ich…«

      Irmela hörte die letzten Worte Schwester Regines nicht mehr. Sie war bereits wieder davongestürmt, um nach dem Brief zu suchen.

      »Am besten, ihr geht euch schon mal die Hände waschen«, schlug Schwester Regine den anderen vor. »In fünf Minuten wird gegessen. Magda hat Kartoffelpuffer gemacht.«

      »Hurra!« schrie Fabian auf. »Für Kartoffelpuffer würde ich bis nach Amerika laufen.«

      »Auch übers Wasser?« fragte Vicky. Sie rannte an ihm vorbei, um als erste im Waschraum zu sein.

      Regine Nielsen trat ins Empfangszimmer. Frau Rennert telefonierte gerade mit einem Beamten vom Maibacher Jugendamt. Das Gespräch drehte sich um ein kleines Mädchen, das in Sophienlust aufgenommen werden sollte. »Draußen geht es ja wieder einmal hoch her«, sagte sie, nachdem sie aufgelegt hatte.

      »Die Kinder planen ein Kostümfest«, erzählte Schwester Regine. »Wann wollten die Kaysers eigentlich Adina bringen?«

      »Gegen vierzehn Uhr«, erwiderte Frau Rennert. »Frau von Schoenecker wird hoffentlich bis dahin aus Stuttgart zurück sein. Mir ist es lieber, wenn sie selbst mit Herrn Kayser spricht. Ich nehme an, daß wir mit Adina diesmal mehr Schwierigkeiten als bei ihrem ersten Aufenthalt bei uns bekommen.«

      »Oder auch nicht.« Die Kinderschwester hob die Schultern. »Adina hat jetzt Zarah. Vielleicht ist sie sogar sehr gern bei uns. Quasi kann sie ja dadurch den ganzen Tag mit ihrer Stute verbringen.«

      »Lassen wir uns überraschen«, meinte Frau Rennert. Sie stand auf, weil in der Halle der Gong ertönte, der zum Mittagessen rief.

      »Etwas anderes bleibt uns auch gar nicht übrig«, stimmte ihr Schwester Regine lachend zu.

      Nach dem Mittagessen brachte sie die kleineren Kinder nach oben, die noch täglich einen kurzen Mittagsschlaf hielten. Die größeren rannten in den Park hinaus.

      Als der Wagen Denise von Schoeneckers durch das Tor fuhr, stürmten die Kinder auf den Parkplatz. Die Gutsbesitzerin hatte ihre Söhne mitgebracht. »Wir veranstalten ein Kostümfest, Tante Isi!« schrien die Buben und Mädchen durcheinander.

      »Halt, laß mich erst einmal Luft holen«, bat Denise von Schoenecker. »Und dann erzählt mir bitte alles der Reihe nach.«

      »Ich gehe als Indianer«, meldete sich Henrik zu Wort.

      »Indianer werde ich schon«, entgegnete Fabian. »Überhaupt war das Ganze meine Idee.«

      »Ehre wem Ehre gebührt«, spöttelte Nick gutmütig. »Mutti, ich schau mal, wo Pünktchen steckt. Du wirst hier ja noch eine Weile zu tun haben.« Er schlug seiner Mutter leicht auf die Schulter. »Ruf um Hilfe, wenn die Rasselbande handgreiflich wird.«

      »Ich werde mich meiner Haut zu wehren wissen«, sagte die Verwalterin lachend, während sie Vicky in den Armen hielt.

      Nick stürmte die Freitreppe hinauf, durchquerte die Halle und sprang, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe zum ersten Stock hoch. Er fand Angelina Dommin in ihrem Zimmer vor. Sie steckte gerade ein Foto in einen selbstgefertigten Bilderrahmen.

      »Ist es nicht schön geworden?« fragte sie, als Nick eintrat, und hielt ihm ein Foto von Zarah entgegen.

      »Gut getroffen.« Er nahm das Bild zur Hand. »Adina wird sich sicher darüber freuen.«

      »Hoffen wir es.« Pünktchen seufzte. »Ich nehme an, sie wird schrecklich traurig sein. Bisher hat ihr Vater ihr allein gehört, jetzt muß sie ihn mit ihrer neuen Mutter teilen.«

      »Einfach wird es sicher nicht für sie sein, aber wenn wir ihr alle helfen, wird sie schon darüber hinwegkommen.« Nick grinste. »Ich werde ab und zu allein mit ihr ausreiten. Vielleicht…«

      »Untersteh dich«, drohte Pünktchen mit blitzenden Augen. Sie nahm ihm das Foto aus der Hand und stellte es auf Adinas Nachttisch.

      Kurz nach vierzehn Uhr fuhr die Limousine Wolfgang Kaysers vor.

      »So, da wären wir also«, sagte Wolfgang Kayser betont munter. Er legte seiner Frau kurz die Hand auf den Arm. »Alles aussteigen!«

      »Klingt wie auf einer Eisenbahnstation«, scherzte Birgit. Sie wandte sich um. »Meinst du nicht auch, daß dein Vater


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