Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman. Marietta Brem

Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman - Marietta Brem


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veranstalten ein Kostümfest«, sprudelte Angelika hervor. »Machst du auch mit?« »

      »Wozu?«

      Vicky starrte Adina sprachlos an. »Na, weil’s Spaß macht«, sagte sie schließlich.

      Wolfgang legte eine Hand auf die Schulter seiner Tochter. »Adina wird schon mitmachen«, sagte er. »Am Fasching verkleidest du dich doch auch so gern.«

      »Ich ziehe mich gleich um und gehe zu Zarah.« Adina schüttelte die Hand ihres Vaters ab.

      Wolfgang wollte etwas erwidern, doch Birgit machte ihm ein Zeichen, ruhig zu bleiben. Er holte tief Luft. »Gut, wenn du willst, Liebes«, sagte er und strich seiner Tochter über die Haare. »Wir kommen dann zur Koppel raus, um uns von dir zu verabschieden.« Er öffnete den Kofferraum und holte Adinas Koffer heraus.

      »Ich bringe ihn nach oben.« Henrik drängte sich durch die übrigen Kinder. »Ich bin nämlich der Stärkste!«

      »So stark wie ein Elefant nach einjähriger Hungerkur.« Angelika lachte.

      »Ich werd’s dir beweisen.« Henrik griff nach dem Koffer. »Siehst du, ich könnte ihn sogar nur mit dem kleinen Finger tragen.«

      »Probier es lieber nicht«, warnte Birgit.

      »Sonst fällt es dir vielleicht schwer, die Schokolade in der Hand zu halten, die wir mitgebracht haben«, fügte Wolfgang hinzu und nahm einen großen Karton aus dem Kofferraum. Er reichte ihn Angelika. »Es reicht für alle, also bitte nicht darum streiten.«

      »So was tun wir nie«, versicherte Fabian und hob stolz den Kopf. »Wir teilen immer alles ganz genau auf.«

      Denise von Schoenecker kam aus dem Haus und begrüßte Wolfgang und seine Frau aufs herzlichste.

      »Gehen wir auch hinein«, sagte sie.

      Der Kaffee wartet schon. Unsere Köchin hat wieder ihre köstlichen Kirschtörtchen gebacken. Sie wäre zutiefst beleidigt, wenn Sie nicht wenigstens davon versuchen würden.«

      »Das wollen wir ihr natürlich nicht antun«, meinte Birgit.

      Kurz darauf saßen sie in dem gemütlichen Biedermeierzimmer. Denise von Schoenecker bediente die Kaysers mit Kaffee und Kuchen. »Ich bin überzeugt, Sie haben den richtigen Schritt getan«, sagte sie.

      »Meine Schwiegermutter ist da nach wie vor anderer Meinung«, erwiderte Wolfgang. »Ich habe Ihnen ja bereits am Telefon erzählt, daß Adina in der Nacht, in der ich Birgit um ihre Hand bat, ausgerissen ist. In den sechs Wochen, die seitdem vergangen sind, gab es keinen Tag, an dem meine Tochter uns nicht gezeigt hat, wie gleichgültig ihr Birgit ist. Das kommt natürlich nicht von ihr allein. In meinen Augen ist sie nur das hilflose Werkzeug meiner Schwiegermutter.«

      »Und wie war es gestern bei der Trauung?« fragte Denise.

      »Adina hat selbstverständlich an ihr teilgenommen und sich auch über das wunderschöne Kleid, das sie aus diesem Anlaß bekommen hat, gefreut«, erwiderte Birgit. »Aber ich spüre deutlich, daß sie mich haßt.«

      »Also Haß würde ich es nicht direkt nennen«, schwächte Wolfgang ab.

      »Wir sollten den Tatsachen ins Auge sehen«, widersprach Birgit und griff nach seiner Hand. »Ich fürchte mich nicht vor diesem Haß. Ich hoffe, daß sie ihn eines Tages überwinden wird, aber sie vergiftet doch ihr eigenes Leben damit. Adina ist erst elf, wie soll sie damit fertig werden?«

      »Ich bin überzeugt, sie wird schneller darüber hinwegkommen, als du glaubst«, sagte Wolfgang. »Die Wochen in Sophienlust werden ihr guttun. Hier kann sie hautnah erleben, wie sich andere Kinder freuen, wenn sie neue Eltern oder eine neue Mutter bekommen.« Er sah die Gutsbesitzerin an. »Was meinen Sie, Frau von Schoenecker?«

      »Es ist schwer zu sagen, was diese drei Wochen Adina bringen werden«, entgegnete Denise nachdenklich. »Sie könnte sich abgeschoben fühlen, oder aber auch glücklich darüber sein, diese Gelegenheit zu haben, um sich an den Gedanken an eine neue Mutter so richtig zu gewöhnen. Jedenfalls ist es ein Vorteil, daß sie Zarah hier hat.«

      »Also war es doch gut, daß Frau Stein ihr die Stute geschenkt hat«, meinte Birgit.

      »Wieso sollte sich Adina abgeschoben fühlen?« fragte Wolfgang. »Ursprünglich sollte sie uns ja auf unsere Hochzeitsreise begleiten. Sie wollte nicht, wehrte sich mit Händen und Füßen dagegen. Ich habe die Buchung für sie erst vor wenigen Tagen rückgängig gemacht.«

      »Das alles mag schon stimmen doch ein Kind denkt da anders«, erklärte Denise. »Adina wird sich jetzt einreden, Sie wären froh darüber, daß sie nicht nach Spanien mitkommt. Und wenn Sie ehrlich sind, Herr Kayser, dann…«

      Der Mann wurde verlegen. »Nun gut, ich versuchte zwar, Adina zu überreden, uns zu begleiten, aber tief in meinem Herzen war ich doch erleichtert darüber, daß sie in Deutschland bleiben wollte.«

      »Und ein Kind fühlt so etwas.«

      »Was raten Sie uns, sollen wir tun?« fragte der Geschäftsmann. »Wir können doch Adinas wegen nicht auf unsere Hochzeitsreise verzichten.«

      »Das verlangt auch kein Mensch von Ihnen, Herr Kayser«, beruhigte ihn Denise. »Adina bewegt sich hier sozusagen auf neutralem Boden. Es würde anders aussehen, wenn sie diese Zeit bei ihrer Großmutter verbringen müßte.«

      »Meine Schwiegermutter hätte sie sicher mit Freuden aufgenommen, aber sie muß zu einer Gallenoperation ins Krankenhaus. Und ich streite nicht ab, daß mir das sehr gelegen kam. Der Gedanke, Adina drei Wochen meiner Schwiegermutter ausgeliefert zu wissen, wäre für mich furchtbar gewesen.«

      »Wir wünschen Frau Stein dennoch nichts Schlechtes«, fühlte sich Birgit verpflichtet zu betonen.

      »Das hätte ich auch niemals angenommen, Frau Kayser«, erwiderte Denise mit einem feinen Lächeln. »Wir werden jedenfalls alles tun, um Adina deutlich zu machen, daß eine Stiefmutter auch etwas sehr Schönes sein kann.«

      »Danke, Frau von Schoenecker«, sagte Wolfgang. »Dürfen wir Sie ab und zu anrufen und uns nach Adina erkundigen.«

      »Ich hoffe doch sehr, daß sie das tun werden«, erklärte Denise. Sie blickte von einem zum anderen. Sie hatte selten so deutlich das Gefühl gehabt, daß zwei Menschen zusammengehörten, wie die Kaysers.

      *

      Die Tage flogen nur so dahin. Bereits zu Hause hatten Wolfgang und Birgit Kayser eine Liste der Sehenswürdigkeiten zusammengestellt, die sie unbedingt besichtigen wollten. Nur Weniges konnte auf dieser Liste abgehakt werden. Die Zeit war einfach zu kostbar, um sie im Kreis anderer Touristen zu verbringen. Statt alte Paläste, Kathedralen und Museen zu besichtigen, wanderten sie lieber Hand in Hand durch die Stadt, spazierten am Strand entlang, saßen im Café oder gingen an einsamen Buchten schwimmen. Nach dem Tod ihres ersten Mannes und ihrer Tochter hatte sich Birgit geschworen, nie wieder nach Spanien zu reisen, doch an Wolfgangs Seite verlor dieses Land seine Schrecken für sie. Sie spürte mit jedem Tag deutlicher, daß sie den Tod ihrer geliebten Angehörigen endlich überwunden hatte.

      »Damals hatten wir noch nach Granada fahren wollen«, sagte Birgit aus ihren Gedanken heraus, als sie im Paseo de la Alameda saßen und der Verkehr Malagas an ihnen vorbeiflutete. Vor ihnen auf dem Tisch stand eine Karaffe mit eisgekühltem Sangria, einem herrlichen Getränk aus Rotwein, Mineralwasser und Früchten. Der betörende Duft der unzähligen Pflanzen und Blumen, die in den Anlagen um das kleine Café herumstanden, hüllte sie völlig ein.

      »Möchtest du Granada sehen, Liebling?« fragte Wolfgang. »Wir könnten unsere Zelte hier abbrechen und die letzten Tage unserer Ferien dort verbringen. Granada muß man einfach besuchen.«

      »Warst du mit deiner ersten Frau in Granada?«

      »Nein.« Wolfgang schüttelte den Kopf. »Wir sind zwar mehrmals in Spanien gewesen, aber immer nur bis Valencia gekommen. Doch vor meiner Ehe war ich einmal in Granada. Die Stadt ist bezaubernd, und dann ist da natürlich noch die Alhambra.«

      »Hast


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