Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman. Karina Kaiser
Liane bei der Abreise neben Daniel im Auto saß, zog sie das kleine Band mit den beiden Karabinern an den Enden aus ihrer Tasche, von dem sie lange Zeit nicht gewusst hatte, wie es jemals in ihre Tasche geraten war.
»Du hast mir gesagt, dass du ein ähnliches Band besitzt, das du benutzt, wenn du dir dein Fernglas um den Hals hängst. Ich habe dieses Band für eine meiner Kameras in ähnlicher Weise verwendet, und nun ist es das einzige Teil, das mir von meiner Ausrüstung geblieben ist. Ich werde es als Andenken immer in Ehren halten.«
»Ja, das solltest du tun«, riet Daniel. »Dieses Band ist ein besonders wertvolles Erinnerungsstück, eine Verbindung zwischen deinem alten und deinem neuen Leben.«
Während Liane noch andächtig das Band betrachtete, startete Daniel den Motor und fuhr los. Sein Ziel war das Kinderheim Sophienlust, wo er das Mädchen treffen sollte, dessen Vater er werden wollte.
Um ausgeruht anzukommen, legten Liane und Daniel unterwegs eine Übernachtung ein und mieteten sich in einem romantischen kleinen Landhotel ein. Am nächsten Tag ging die Fahrt dann weiter, und das Kinderheim war schneller erreicht, als die beiden gedacht hatten. Daniel fuhr durch das große geöffnete schmiedeeiserne Zufahrtstor und hielt unmittelbar neben der Freitreppe an. Erstaunt blickte er sich um. Das wunderbare alte Herrenhaus wirkte eher wie ein kleines Schloss und nicht wie ein Kinderheim. Er konnte sich kaum vorstellen, dass in so einem Anwesen notleidende Kinder untergebracht waren.
Doch er wurde sofort eines Besseren belehrt. Das fremde Fahrzeug war den Kindern natürlich nicht entgangen.
Da sie wussten, dass Kiras Mutter heute eintreffen sollte, hatten sie sich sofort auf den Weg nach draußen gemacht. Kira befand sich selbstverständlich auch unter ihnen. Als ihre Mutter die Wagentür öffnete, stürmte sie sofort los und warf sich in Lianes Arme.
»Mutti, endlich habe ich dich wieder, und das sogar hier auf der Erde! Du musstest mich nicht zu dir in den Himmel holen, weil du ja gar nicht dort warst. Aber das alles ist jetzt egal. Ich bin so glücklich!«
»Ich auch, mein Schatz. Wie glücklich ich bin, kann ich gar nicht sagen. Dafür gibt es einfach keine Worte. Du bist das Wertvollste, was ich auf dieser Welt besitze. Es wäre so furchtbar gewesen, dich nie wiedersehen zu dürfen. Daran darf ich gar nicht denken.«
Bis jetzt hatte Daniel sich zurückgehalten. Mutter und Tochter sollten sich in aller Ruhe begrüßen können. Jetzt aber meldete er sich zu Wort.
»Darf ich dir erzählen, dass hier noch jemand glücklich ist?«, fragte er, schaute Kira freundlich an und reichte ihr die Hand. Das Mädchen griff sofort danach.
»Du bist sicher Onkel Daniel, der Mann, der meiner Mutti geholfen hat und mein neuer Vati werden will, nicht wahr?«
»Ja, genau der bin ich. Ich liebe deine Mutti, und ich finde dich auch unglaublich nett. Nur zu gerne würde ich dein Vati werden und mit dir und deiner Mutti eine richtige Familie sein. Aber wenn du jetzt sagst, dass du mich nicht als Vater haben möchtest, dann werde ich dich nicht zwingen, mich zu akzeptieren.«
»Du bist schon ganz in Ordnung«, bemerkte Kira. »Ich glaube, dass du ein guter Vater sein wirst. Ich mag dich, und wir beide werden uns bestimmt prima verstehen. Es ist für mich ungewohnt, wieder einen Vater zu haben, aber ich finde es toll, wenn ich wieder eine richtige Familie habe.«
»Das freut mich.« Daniel ging vor Kira in die Hocke und holte zwei Päckchen aus seiner Tasche. »Wir haben dir auch etwas mitgebracht. Das gelbe Päckchen ist von deiner Mutti und das blaue von mir.«
Kiras Augen strahlten, als sie die Päckchen auswickelte. Ihre Mutter hatte ihr eine Schneekugel mitgebracht, in deren Mitte sich zwei große Edelweiße befanden. In Daniels Päckchen steckte ein Lesezeichen aus durchsichtigem Kunststoff, in den mehrere kleine Edelweiße eingearbeitet waren. Kira war von den Geschenken hocherfreut. Ihre Augen leuchteten. Das lag allerdings nicht nur an den mitgebrachten Geschenken. Das allerschönste Geschenk ihres Lebens war gerade zu ihr gekommen: ihre über alles geliebte Mutti und dazu auch noch ein sehr netter Mann, der ihr Vater werden wollte. Mehr konnte Kira sich gar nicht wünschen.
Als alle noch vor dem Haus standen und voller Rührung das Wiedersehen zwischen Mutter und Tochter betrachteten, traf Ellen jubelnd ein und erklärte, dass sie es zu Hause nicht länger ausgehalten hätte. Sie wollte ihre für tot gehaltene Freundin so schnell wie möglich in die Arme schließen.
»Darf ich zu Tisch bitten?«, erklang unvermittelt Magdas Stimme vom oberen Absatz der Freitreppe. »Ich habe zur Feier des Tages mehrere Kuchen gebacken, österreichische Palatschinken mit Topfen zubereitet, und Kaiserschmarren gibt es auch.
»Das ist ja wirklich ein wundervolles Kinderheim«, stellte Daniel lachend fest. Jeweils einen Arm legte er um Liane und Kira und folgte dem Ruf der Köchin. »Hier wäre ich auch gerne Kind im Haus.«
»Sollen wir Herrn Dr. Edlinger als großes Pflegekind bei uns aufnehmen?«, flüsterte Nick seiner Mutter grinsend zu, als er neben ihr die Freitreppe hinaufschritt.
»Er ist vielleicht doch schon ein bisschen zu erwachsen«, gab Denise zurück. »Außerdem bin ich sicher, dass er mit Kira und ihrer Mutter ein wunderschönes Zuhause finden wird. Wir dürfen heute wieder einmal eine glückliche Familie in die Zukunft entlassen, so wie wir es schon oft getan haben und hoffentlich auch noch sehr oft tun werden.«
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