Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman - Toni Waidacher


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denn net bleiben, Tinchen?« In seiner Stimme lag eine sanfte Wärme.

      »Hab’ ich dir doch gesagt. Dein Sohn kann mich net leiden«, antwortete sie leise. »Bitte, versteh das net falsch, ich will Klaus net anklagen. Er gehört hierher auf den Hof, ich bin ein Eindringling. Ich kann ihn sogar verstehen. Er verteidigt sein Territorium und die Liebe seines Vaters, die er net teilen will.«

      »Siehst das alles net ein bissel zu theatralisch, Madl?«

      Sie schüttelte den Kopf. »Bestimmt net. Klaus zeigt mir jeden Tag, wie sehr ihn meine Anwesenheit stört. Ich werde froh sein, wenn ihr endlich verheiratet seid, dass ich wieder gehen kann.«

      »Danach sind wir noch fünf Wochen auf Hochzeitsreise. Es war doch abgemacht, dass du auch die Zeit noch hierbleibst, um Klaus bei der Arbeit zu helfen. Du hattest es selbst vorgeschlagen.«

      »Da wusste ich noch net, was mich erwartet.«

      »Ist es denn so schlimm bei uns?« Es fiel Paul sichtlich schwer, weiter über dieses Thema zu sprechen, denn er spürte in seinem Innern, dass der Widerstand allein von Klaus ausging und Tina an den dauernden Spannungen keine Schuld traf. Gleichzeitig wuss­te er auch, dass er seinen Sohn dafür nie anklagen durfte, um die Fronten nicht noch mehr zu verhärten.

      »Ich bin sehr gern hier«, gab Martina leise zu.

      »Das macht es mir leichter, dich zu fragen, ob du net vielleicht Lust hättest, deine Arbeit nach hier zu verlegen. Du hast auch in Starnberg dein Büro in deiner Wohnung. Also könntest du doch auch von hier aus arbeiten. Gleichzeitig biete ich dir noch einen Zusatzjob an, die Buchhaltung und die Werbung für unser neues Gästehaus. Über das Gehalt reden wir, wennst ja gesagt hast.« Erwartungsvoll schaute er sie an.

      »Ist das dein Ernst?« Martina konnte fast nicht glauben, was sie eben gehört hatte. Das Angebot klang so verlockend, dass sie eigentlich gar nicht ablehnen konnte. Allein die Vorstellung, in Zukunft allein in Starnberg wohnen zu müssen, nicht einfach über die Straße zur Mutter gehen zu können auf einen kurzen Plausch, hatte ihr von Anfang an weh getan.

      »Mit so etwas spaße ich net. Nun, wie schaut’s aus, Martina? Gehst auf meinen Vorschlag ein, dann werden wir in Zukunft eine große glückliche Familie sein.« Paul hatte bereits sein Siegerlächeln im Gesicht. Er war überzeugt davon, dass sie annehmen würde. Die Vorstellung, wie sehr sich Monika freuen würde, wenn er ihr sagte, dass sich ihr innigster Wunsch erfüllen würde, ließ sein Herz rascher pochen.

      »Ich kann net. Wir alle wären keine glückliche Familie. Im Gegenteil, wir hätten dauernd nur Stress. Ich will deinem Sohn ganz bestimmt net den schwarzen Peter zuschieben, aber du musst doch gemerkt haben, dass zwischen ihm und mir immer nur heiße Funken sprühen, die jeden Moment ein Feuer anzünden können.« Martina bemühte sich, alles realistisch und ohne Glorienschein zu sehen, so gern sie das auch getan hätte.

      »Dann machen wir es anders. Du bekommst von mir eine Probezeit von einem Monat, und im Gegenzug gibst du uns auch eine Probezeit von einem Monat. Wir versprechen uns, dass wir unsere ganze Kraft einsetzen werden, damit das Vorhaben gelingt.«

      »Ab wann soll diese Probezeit laufen? Ich denke, in zwei Wochen ist Hochzeit, und dann seid ihr erst mal weg. Ich verspreche, dass ich versuchen werde, Klaus so lange zu helfen, wie er es zulässt, ohne mir die Augen auszukratzen«, versuchte sie einen Scherz.

      »Das ist ein Wort.« Paul legte den linken Arm um ihren Schultern und drückte sie für einen Moment an sich. »Du bist deiner Mutter sehr ähnlich, Madl. Ich kann meinen Sohn net verstehen, dass er sich net gleich bei eurem ersten Treffen in dich verliebt hat.«

      »Geh, red net so einen Unsinn daher, Paul. Das ist so wahrscheinlich wie Ostern im Januar. Außerdem will ich keinen Mann. Es genügt, dass meine Mutter wieder unter die Haube kommt. Ich werde mein ganzes Leben lang allein bleiben. Da muss ich mich wenigstens net ärgern oder mir Sorgen machen.«

      »Dich will eh keiner.« Klaus war unbemerkt aus dem Haus gekommen und hatte Martinas letzte Worte noch mitbekommen. »So eine Klapperschlange wie dich will eh keiner«, wiederholte er seine Worte von eben und lachte dabei. Aber es war keine Fröhlichkeit in seiner Stimme, kein Lachen in seinen Augen, eher Zorn oder Eifersucht oder beides.

      »Wie lang stehst schon hier?«, fragte Martina erschrocken.

      »Lang genug, um euer Familienglück ein bissel mit genießen zu können.«

      Martina sprang auf. »Ich hab’ es dir doch gesagt. Siehst es jetzt net selbst, Paul, dass alles keinen Sinn hat?« Sie musste ihre ganze Kraft aufwenden, um nicht in Tränen auszubrechen. Zornig drehte sie sich um, dass ihr langes Blondhaar über eine Schulter flog. »Gleich nach der Hochzeit werde ich von hier verschwinden.«

      Paul sprang nun ebenfalls auf und wollte ihr folgen, doch Klaus hielt ihn am Arm fest. »Lass sie doch gehen, Vater. Je eher sie von hier verschwindet, desto besser.«

      »Wie meinst das?« Zum ersten Mal verspürte Paul einen grenzenlosen Zorn auf seinen eigenen Sohn. »Soll ich Monika etwa auch wieder heimschicken, weil mein geliebter Herr Sohn etwas dagegen hat? Es wird nimmer lang dauern, dann suchst dir eine eigene Frau, und ich hock allein hier auf dem Hof. Oder ich darf vom Austrag aus euer junges Glück beobachten und mir dabei vorstellen, wie schön ich es mit Monika hätte haben können. Für wie alt hältst du mich eigentlich, Bub? Ich bin noch net einmal fünfzig, da ist man mit seinem Leben noch net am Ende. Und ich hab’ ganz gewiss net vor, mir den letzten Teil, der mir noch bleibt, von dir kaputt machen zu lassen, nur weil du net mit deiner Eifersucht klarkommst.«

      »Vater…«

      »Halt den Mund, jetzt bin ich dran. Ich hab’ dich geduldig gewähren lassen, hab’ Monika und Martina um Stillhalten gebeten, weil mein Sohn, diese Diva, mit der neuen Besetzung des Theaterspiels net klargekommen ist. Aber jetzt ist Schluss. Wir werden das neue Gästehaus bauen, und Martina bekommt darin eine kleine Wohnung. Ich hab’ es ihr eben angeboten. Sie hätte gern angenommen, das hab’ ich ihr angemerkt, aber dann meinte sie, dass es dir mit Sicherheit net recht wäre, wenn sie hierbleibt. Also hat sie abgelehnt.«

      »Wie gescheit von ihr«, spöttelte Klaus. Doch sein Herz sprach eine andere Sprache, es tat auf einmal höllisch weh. Den Grund dafür kannte er nicht und er war auch nicht bereit, darüber nachzudenken. Noch nicht.

      *

      Ein harter Arbeitstag ging zu Ende. Paul Anstätter war stundenlang mit zweien seiner besten Knechte auf der Südwiese gewesen und hatte das zweite Heu für dieses Jahr eingebracht. Danach waren sie staubig und verschwitzt nach Hause zurückgekehrt.

      In der Zwischenzeit hatte Monika mit der Zenz fürs Essen für die ganze Mannschaft gesorgt, während Tina versucht hatte, den abgestürzten Computer in Pauls Büro wieder zum Laufen zu bringen.

      Jetzt endlich war Feierabend auf dem Anstätterhof. Die Knechte und Mägde hatten sich bereits ins Gesindehaus zurückgezogen, und Tina war gleich nach dem Abendessen zurück an Pauls Computer gegangen, der noch immer nicht so richtig wollte.

      Monika stand in der Küche und spülte das letzte Geschirr, um es anschließend in den Schrank zu räumen. Sie drehte sich nicht einmal um, als jemand die große, geräumige Küche betrat. Erst als sie Hände auf ihren Schultern spürte, die sie vorsichtig zu massieren versuchten, glitt ein warmes Lächeln über ihr hübsches Gesicht.

      »Gehen wir noch spazieren? Ich bin net müde, und ich hab’ Sehnsucht nach dir, Monilein. Kannst das ein bissel verstehen?« Er legte von hinten seine Wange an die ihre, was leicht möglich war, da er sie um mehr als einen Kopf überragte.

      »Ich kann dich gut verstehen, denn mir geht es net anders. Und ich geh sehr gern mit dir. Lass mich nur noch das restliche Geschirr aufräumen, sonst muss ich es nach unserem Spaziergang machen.« Monika war, wie es gut auf einen Hof passte, unrettbar praktisch veranlagt.

      Eilig verstaute sie Teller und Besteck in den dafür bestimmten Schränken, dann lief sie aus der Küche und nach oben in ihr Zimmer. Einen Moment lang dachte sie daran, dass sie es später, wenn sie nach der Hochzeit ins Schlafzimmer umgezogen war, als Arbeitsraum benützen konnte.


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