Zanderblut. Wolfgang Wiesmann

Zanderblut - Wolfgang Wiesmann


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von Michalzek ausgefallen war. Das hinterließ einen faden Beigeschmack. Der Wirt kam mit zwei frisch gezapften Pils und stellte die Gläser vor Haverkamp und Teltrup auf den Tisch. Michalzek leerte seinen Krug mit kräftigen Schlucken und bestellte einen neuen. Wirt Beckmann hatte eine Frage.

      „Was war denn nun mit dieser Konferenzschaltung? Das hab ich nicht verstanden.“

      Haverkamp brauchte ein Ventil, um seine Aggression gegen Michalzek im Zaum zu halten und übernahm das Wort.

      „Die vom Dülmener Verein befanden sich in ihrem Klubhaus und wir in unserem. Dann war da die Chefin der Sandwerke Haltern zugeschaltet und ein Herr Dr. Ritter, der Vorstandsvorsitzende der Sandwerke Nord-Süd GmbH. Der hatte seine Kamera in seiner Villa in der Schweiz stehen. Alle vier Parteien konnten miteinander reden und sahen sich auf den Bildschirmen.“ Beckmann grinste.

      „Das bringt mich auf eine ganz andere Idee. Was haltet ihr davon, wenn ihr eine Kamera an eurem Vereinsteich installiert und wir übertragen hier auf dem Fernseher, was ihr fangt? Angeln live. Sagt bloß nicht, ich ginge nicht mit der Zeit.“

      Haverkamp ging nicht auf Beckmanns Vorschlag ein, stattdessen wurde er immer ungeduldiger. Er wollte Michalzek keine Gelegenheit bieten, in Sachen Baggersee erneut das Wort zu führen.

      „Du wolltest wissen, wie das Gespräch lief. Wir hatten Dr. Ritter bereits schriftlich unsere Pläne eingereicht. Ich denke, dass wir einen guten Eindruck gemacht haben. Natürlich kenne ich den Plan der Dülmener nicht. Es bleibt also weiter spannend.“

      „Was ist mit meinem Bier?“, brummte Michalzek. Beckmann schlurfte davon und Michalzek kommentierte die Konferenzschaltung auf seine Weise.

      „Der Dülmener Vorsitzende war ziemlich nervös, hatte Schiss vor der Kamera. Die waren viel zu kleinlaut. Du musst durch Allwissenheit bestechen. Nach vorne preschen und die anderen abhängen. Es kommt nicht darauf an, was, sondern wie du es verkaufst.“

      Haverkamp wusste, dass es einige gestandene Kollegen im Verein gab, die Michalzek nach dem Mund redeten, die seinen arroganten Führungsstil mochten. Haverkamp wollte den Verein dagegen demokratisch führen. Michalzek würde ihm das als Schwäche auslegen und einen Keil zwischen die Mitglieder treiben. Er musste jetzt handeln und ihm das Maul stopfen.

      Beckmann kam mit dem Bier zurück und reichte Haverkamp ein schnurloses Telefon.

      „Da ist jemand von eurem Klubhaus. Keine Ahnung, warum die bei mir anrufen.“

      „Ich hab mein Handy vergessen“, sagte Haverkamp gereizt und nahm das Gespräch an. Er stellte ein paar Fragen, wurde immer hektischer und beendete den Anruf mit der Ankündigung, in wenigen Minuten am Vereinshaus zu erscheinen. Teltrup war neugierig.

      „Was ist passiert? Soll ich mitkommen?“

      „Ja, besser du kommst mit. Einer aus der Jugend hat einen Karpfen gefangen und der hatte etwas um den Bauch gewickelt. Ein feinmaschiges Netzteil. Darin befand sich ein Plastiktütchen mit langen schwarzen Haaren.“

      Mani Kempinski vom Dülmener Angelsportverein stand ratlos vor seinem Fang. Er hatte einen Karpfen mit Schmuck in der Flosse aus dem See geholt und nun setzte sich langsam der Gedanke durch, dass es nicht der einzige Fisch sein würde. Warum sollte er ausgerechnet den einen gefangen haben? Kempinski argwöhnte, ob sich jemand einen bösen Scherz erlaubt hatte, aber kam zu dem Schluss, dass es sich auch um eine Verschwörung handeln könnte. Feindliche Artgenossen fuhren eine Attacke gegen den Verein. Würde das öffentlich, wäre das die größte Lachnummer. Er musste Pörschke von seinem Fund unterrichten und rief ihn an.

      Minuten später rauschte Pörschke mit seinem Land Rover an und eilte zu Mani Kempinski an den Teich. Noch Schritte entfernt rief er ihm zu: „Du hast mich hoffentlich nicht verarscht!“ Kempinski saß breitbeinig auf seinem Klappstuhl, im Mund eine Zigarette und in der Hand die Bierflasche. Dann sah Pörschke den Rubin in der Rückenflosse des toten Karpfens stecken.

      „Und den hast du so gefangen, wie er da liegt?“ Pörschke wechselte Blicke zwischen Kempinski und dem Fisch. „Hör zu, Mani! Wir sind nicht immer einer Meinung, aber wenn du mich hier täuschen willst, werde ich auf der nächsten Versammlung deinen Ausschluss aus dem Verein beantragen. Und glaube nicht, dass die von Haltern einen solch hinterfotzigen Kandidaten in ihren Reihen haben wollen.“

      Kempinski blieb gelassen.

      „Begreifst du nicht, was hier los ist? Beim Abangeln morgen werden wir noch mehr davon fangen. Das war nicht der Einzige. Da draußen schwimmen mindestens vierhundert Karpfen rum, warum sollte ich ausgerechnet den mit dem Schmuck gefangen haben? Wir sollten das Abangeln absagen und die Sache –“

      „Du spinnst“, fiel Pörschke ihm ins Wort. „Absagen! Kommt überhaupt nicht infrage. Wir müssen uns was einfallen lassen, um den Schaden zu begrenzen. Das darf auf keinen Fall an die Öffentlichkeit. Wenn wir es im Verein geheim halten, wäre das okay. Mit der Zeit wächst Gras darüber.“

      „Ach, und den Urheber lassen wir laufen?“

      „Mani, eins nach dem anderen. Wir haben keinen blassen Schimmer, wer dahinter steckt. Es muss jemand sein, der was von Fischen versteht. Schließlich hat er eine Badewanne voller Karpfen organisiert und hier bei uns ausgesetzt.“

      „Traust du denen aus Haltern das zu?“

      „Michalzek. Du hast ihn bei der Konferenzschaltung erlebt. Ein kaltschnäuziger Brocken. Er wollte uns mit seiner lächerlichen Polemik aus dem Ring werfen, aber ich denke, dass Dr. Ritter ihn durchschaut hat. Wie auch immer, zutrauen würde ich dem alles.“

      „Sollten wir besser die Polizei einschalten?“

      „Damit die den Teich sperren? Bist du bekloppt.“

      Kempinski ließ nicht locker.

      „Aber vielleicht ist ein Mord passiert. Der Ohrring könnte ein Beweisstück sein.“

      „Quatsch! Da will uns einer ans Bein pinkeln! Es bleibt dabei. Wir halten den Vorfall in den eigenen Reihen. Ich zähl auf dich. Morgen beim Abangeln, da gehst du hin und wieder zu den Kollegen und schaust, ob bei denen alles glattläuft. Wenn wir Glück haben, geht der Spuk ohne großes Aufsehen an uns vorbei.“

      Pörschke löste den Ohrring von der Flosse, steckte ihn in seine Jackentasche und verschwand.

      Haverkamp und Teltrup betraten das Halterner Vereinshaus und sprachen mit dem Jungen, der den Karpfen mit dem Plastiktütchen gefangen hatte.

      „Zeig mal her. Wo sind die Sachen?“, fuhr ihn Haverkamp launisch an. Der Junge deutete auf den Tisch neben ihnen. Teltrup nahm die kleine Plastikhülle auf, hielt sie gegen das Licht und suchte nach den Haaren.

      „Ich denk, da sind Haare drin.“

      Der Junge zog einen Bierdeckel heran, auf dem ein schwarzes Knäul lag. Teltrup nahm es und entwirrte das Geflecht. Einige lange Haare konnte er trennen, andere zerrissen.

      „Tatsächlich! Und die waren in dem Tütchen?“

      „Ja, und das war mit diesem Band um den Bauch des Karpfens gewickelt.“

      Der Junge streckte seine Hand aus. Darin lag ein Fetzen elastischer Stoff, der einem Stück von einem Stützstrumpf sehr ähnelte. Teltrup untersuchte das Material, dehnte es, formte es und wollte es über sein angewinkeltes Knie stülpen.

      „Passt nicht, aber für einen Karpfen würde es reichen.“ Teltrup sah sich um. „Wo ist der Fisch?“

      „Hab ich wieder reingesetzt“, sagte der Junge kleinlaut.

      „Scheiße. Hätte gerne gesehen, wie sich das Ding über den Karpfen stülpen lässt. Ich würde es zwischen Rückenflosse und Brustflossen schieben. Da kann es nicht weg, die Kiemen verhindern das Abrutschen.“

      Haverkamp nahm Teltrup beiseite.

      „Schick


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