Der Ohrfeige nach. Wiglaf Droste

Der Ohrfeige nach - Wiglaf Droste


Скачать книгу
ein in sich ruhender süddeutscher Genießertyp, verdrehte die Augen. »Die nervt entsetzlich«, sagte er sachlich, aber mitgenommen. Sie prügelte weiter auf mich ein, »Tanz mit mir!« krakeelend, ich ignorierte sie und dachte: Das gibt blaue Fle­cken morgen.

      Der Mann streckte sich zum Schlafen auf der Sitzbank aus. Da schritt endlich der Kellner ein, der schon länger Scheibenwischerbewegungen mit der Hand gemacht hatte. »Nicht schlafen«, sagte er und fasste den Mann sacht bei der Schulter, und eine Viertelstunde später war das Paar unter umständlichstem Herumeiern endlich weg, nicht ohne mich noch weiter geschlagen (sie) und zum Tafelspitz eingeladen zu haben (er). Sie sind nämlich Nachbarn und wohnen XY-Strasse neun, ich wohne in der elf.

      Warum ich denn so duldsam gewesen sei, fragten mich Remus und Klaus, und ich sagte, dass man zu kleinen Kindern immer freundlich sein müsse, klar und deutlich, aber eben freundlich. Dann tranken wir endlich in Ruhe ein Glas Rouge, und ich zündete mir eine schöne Kubanische an, die ich mir hart verdient hatte. Später ging ich nicht nach Hause, sondern bewegte mich vielmehr schreitend heimwärts; schließlich war ich Mahatma Gandhi, in der etwas kräftiger gebauten Version.

       Die Toilettenpapier-Verschwörung

      Als ich eine Zehn-Rollen-Packung Toilettenpapier kaufte – »Solo Luxus, 4 federweiche Lagen, Maxi-Komfort auf beiden Seiten, mit modernster Zwei-Seiten-Qualität« –, fiel mir ein Kollege ein, der unter Toilettenpapier-Ein­kauf-Phobie litt, das heißt genauer, kaufen konnte er das Klopapier schon, nur eben nicht am hellichten Tag nach Hause tragen.

      Einmal hatten wir, einer gemeinsamen Arbeit wegen, für ein langes Wochenende zusammen eingekauft, und ich hatte auch eine Sechser- oder Achter-Packung Toilettenpapier aufs Band an der Kasse gelegt. Der Kollege sah mich ganz seltsam an, wurde rot, und nachdem wir gezahlt hatten, sagte er leise, während er mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die Klopapierpackung zeigte: »Ich kann das nicht nehmen. Ich bin darauf nicht vorbereitet.«

      Ich verstand nicht, und er erklärte mir sichtlich peinlich berührt, dass er es grauenhaft finde, in der Öffentlichkeit mit einer Großpackung Toilettenpapier in der Hand oder unterm Arm angetroffen und gesehen zu werden. Was denn dabei sei, fragte ich ihn, das sei doch selbstverständlich, jeder Mensch benutze Toilettenpapier und führe es seiner Bestimmung zu, daran sei doch nichts peinlich, im Gegenteil, erst ohne Toilettenpapier werde es richtig blöd.

      Ja, gab er gequält zu, theoretisch sei das alles richtig, aber in der Praxis sei es doch so, dass er, sobald er mit einer für jedermann sichtbaren Klopapierpackung herumlaufe, von allen Seiten angestarrt werde. Die Betrachter würden sich ihn dann auf der Toilette sitzend vorstellen, mit heruntergelassenen Hosen, vorgebeugt und gekrümmt, das sei schrecklich und das ertrage er nicht, da breche bei ihm der pure Angstschweiß aus, und deshalb habe er für den Fall des leider nun einmal unabweisbar notwendigen Toilettenpapiereinkaufs eine besonders gro­ße und blickdichte Tasche, in die er die einzelnen Rollen, die er aus der Großpackung herausnehme, verstaue und die er dann als freier, von keiner Phantasie gepeinigter Mann zu seiner Wohnung trage. Er sagte tatsächlich: »blickdicht«, also quasi »Blinklicht«, nur eben genau umgekehrt.

      Ich bezweifelte, dass irgendjemand ihn jemals angestarrt hatte, nur weil er Toilettenpapier mit sich führte, wusste aber auch, dass jede Diskussion zwecklos war. Wenn jemand eine manifeste Meise hat, kann man die nicht einfach wegsprechen. Man muss sie frei fliegen lassen.

      Wie überaus erleichternd, dachte ich, mich mit einer solchen Toilettenpapiernachhausetrageangst nicht belas­tet zu sehen, nahm meine Zehnerpackung »Luxus« in die Hand und sann vergnügt spazierend noch ein wenig darüber nach, wie ich mir die Sache mit dem »Maxi-Kom­fort auf beiden Seiten« beziehungsweise der »modernsten Zwei-Seiten-Qualität« ganz genau vorzustellen hätte.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCBIUCowDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwD2KjNB pKYhc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0Z pKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzR mkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXN GaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc 0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAF zRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooA XNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSig Bc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKK AFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmkooAXNGaSigBc0ZpKKAFzRmko oAXNGaSigBc0ZpKKAFzR

Скачать книгу