Fünfzehn Hunde. Andre Alexis

Fünfzehn Hunde - Andre  Alexis


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weiteres Gedicht aufgesagt:

      The light that moves is not the light.

      The light that stays is not the light.

      The true light rose countless sleeps ago.

      It rose, even in the mouth of birds.

      Das Licht, das sich bewegt, ist nicht das Licht.

      Das Licht, das bleibt, ist nicht das Licht.

      Das wahre Licht ging unzählige Nächte zuvor auf.

      Auf ging es sogar in dem Schnabel von Vögeln.

      Max wollte ihn auf der Stelle töten.

      Nachdem die Hunde über das Gehörte noch einmal nachgedacht hatten, gingen die meisten zu ihren Schlafplätzen in dem Versteck und schliefen sofort ein, als ob Princes Worte sie eingelullt hätten. Nicht jedoch Atticus. Er hatte Majnoun zu einer weiteren Unterredung draußen im Park eingeladen. Dann hatten sich Frick und Frack, als alles ruhig in ihrer Unterkunft und nur noch das kurze Atmen der Schlafenden zu hören war, von ihren Plätzen erhoben. Frick trottete geräuschlos dorthin, wo Bella und Athena schliefen, packte Athenas gedrungenen Körper mit seinen Kiefern, biss hart zu und verschwand mit ihr. Trotz Athenas erstickten Schreis wachte keiner der Hunde auf. Eine Weile später stupste Frack mit seiner Schnauze den Kopf der schlafenden Bella.

      Sie haben die kleine Hündin genommen, sagte er.

      Bella erwachte langsam aus dem Schlaf, aber als sie sah, dass Athena weg war, war sie sofort hellwach und verstand Fracks Worte.

      Wohin haben sie sie gebracht?, fragte sie.

      Ich weiß nicht. Mein Bruder ist ihnen nachgelaufen. Ich bringe dich dorthin, wohin sie sind.

      Wohin er sie brachte – wohin sie rannten –, das war eine Straße neben dem Park: Bloor Street. Die Straße verlief über einen Hügel, und obwohl es Nacht war, war sie sehr belebt. Kolonnen von Autos kamen schnell den Hügel hinunter, dann nichts, und dann wieder schnelle Autos. Etwa in der Mitte der Steigung stand Frick auf dem Bürgersteig im Licht einer Straßenlaterne. Er schaute auf etwas auf der anderen Seite der Straße.

      Als sich Bella und Frack näherten, sagte er:

      Da ist sie. Kannst du sie sehen? Sie ist unter dem Licht.

      Bella konnte nicht deutlich sehen, aber dort auf der anderen Seite der Straße schien etwas unter der Laterne zu sein. Die Straße war bedrohlich, aber soweit es Athena betraf, war Bella nicht vorsichtig. Sie hätte alles getan für dieses eine Wesen auf der Erde, dem sie treu ergeben war. Tatsächlich wäre sie auf der Stelle über die Straße gelaufen, hätte Frack nicht gesagt:

      Warte! Mein Bruder wird hinauf auf den Hügel gehen und bellen, wenn das Licht wechselt und es sicher ist, hinüberzugehen.

      Bella wartete unruhig, sprang hin und her und versuchte verzweifelt, Athena auf der anderen Straßenseite zu sehen.

      Lauf los, sagte Frack, es ist sicher.

      Aber es war nicht sicher. Fricks Timing war perfekt. Bella hatte noch nicht ein Viertel der Straße überquert, als sie von einem Taxi überfahren und getötet wurde. Die Morde an Athena und Bella waren perfekt ausgeführt worden.

      Als sie sicher waren, dass Bella tot war – ihr Körper lag regungslos auf der Straße, Menschen liefen herbei –, kehrten Frick und Frack zurück in ihr Versteck, wo sie wie vereinbart Max und Prince erledigen würden, um anschließend Atticus bei der Tötung von Majnoun zu helfen.

      Es hätte keine Komplikationen geben sollen. Max hatte den Auftrag, Prince zu bewachen. Und das hatte er getan, auch wenn er sich kaum zurückhalten konnte, den räudigen Mischling, der ihn erniedrigt hatte, zu beißen. Max hatte sich langsam und leise an Prince herangepirscht und lag nahe genug, um sein gelegentliches Schnauben und Winseln zu hören. Prince konnte ihnen unmöglich entkommen. Und doch, als Frick und Frack in das Lager zurückschlichen und sich zusammen mit Max bereit machten, so schnell wie möglich Prince zu erledigen, entdeckten sie, dass das, was sie für Princes Körper hielten, nicht mehr war als ein Haufen Menschenkleidung. Max war außer sich vor Wut. Unmöglich, dass Prince entkommen war! Er hatte auf jeden Atemzug gelauscht, glücklich darüber, dass sie die letzten des Hundes sein würden. Die drei durchsuchten das Lager, gingen zu jedem Schlafplatz, verfolgten Princes Geruch, aber er war nirgendwo zu finden.

      Und doch war Prince dort unter ihnen.

      Der Tod von Bella und Athena, auch wenn es ein schneller Tod war, ließ die beiden Götter nicht unberührt. Hermes und Apollo schauten hinab auf Athenas leblosen Körper (Frick hatten ihren Hals so leicht gebrochen wie den einer Ratte) und auf Bellas Körper, der mitten auf der Straße lag.

      Sie sind glücklich gestorben, sagte Hermes. Ich gewinne.

      Du gewinnst nicht, sagte sein Bruder. Die kleine Hündin war völlig verängstigt, und die große war sehr besorgt um ihre Freundin. Sie starben unglücklich.

      Du bist nicht fair, sagte Hermes. Ich gebe zu, dass ihre letzten Momente nicht schön waren. Aber bevor sie getötet wurden, hatte keine von beiden so eine Freundschaft gekannt, wie sie sie zusammen erlebten. Sie waren glücklich trotz der Intelligenz, die wir ihnen gaben.

      Ich stimme dir zu, sagte Apollo, aber was kann ich tun? Du warst derjenige, der darauf bestand, dass der Tod der entscheidende Moment sein soll. Wir haben uns geeinigt, dass du gewinnst, wenn auch nur eine dieser Kreaturen glücklich stirbt. Im Augenblick ihres Todes waren diese zwei nicht glücklich. Also hast du nicht gewonnen. Aber sieh, Hermes, ich will nicht hören, dass ich dich reingelegt habe, und ich will auch nicht zu Vater gehen. Ich mache dir einen Vorschlag: Da deine Wette nicht so stark wie meine ist, erlaube ich dir, in das Leben dieser Kreaturen einzugreifen. Einmal. Nur einmal. Du kannst machen, was dir gefällt. Aber falls du eingreifst, verdoppelt sich der Wetteinsatz. Der Verlierer muss dem anderen zwei Menschenjahre dienen.

      Und du wirst nicht intervenieren?

      Warum sollte ich?, fragte Apollo. Diese Tiere fühlen sich unglücklicher, als ich sie machen könnte. Sie werden nicht vergnügt sein, wenn es ans Sterben geht. Aber wenn es dich beruhigt, gebe ich dir mein Wort: Ich werde nicht direkt eingreifen.

      Dann nehme ich die Wette an, sagte Hermes.

      Und so hatte Prince, während Frick und Frack von ihren Untaten zurückkehrten, einen sehr merkwürdigen Traum. Es begann recht angenehm. Er träumte, er war im Haus seines ersten Besitzers in Ralston (Alberta), in dem sein Geruch dominierte, ein Haus, in dem seine Spielsachen in geheimen Mustern verteilt waren, ein Haus, in dem er jeden Winkel kannte. Er war auf dem Weg in die Küche, angelockt von dem Geräusch der Mäuse, die über den Holzboden huschten, als ein Hund, den er nicht kannte, in seinem Traum erschien. Der seltsame Hund war pechschwarz, nur auf der Brust hatte er einen strahlend blauen Flecken.

      Du bist in Gefahr, sagte der Hund.

      Der Hund sprach Princes Sprache fehlerlos, ohne Akzent.

      Wie schön du sprichst, sagte Prince. Wer bist du?

      Es wäre zu schwierig für dich, meinen Namen auszusprechen, sagte der Hund, aber ich bin Hermes, und ich gehöre nicht zu deiner Spezies. Ich bin ein Herr der Herren, und ich will nicht, dass du hier stirbst.

      Wo?, fragte Prince.

      Und plötzlich war er weit weg von dem Haus seiner Kindheit. Er war im High Park und schaute auf sich hinunter, als er bei den anderen schlief. Er sah, weil Hermes ihn darauf hinwies, dass Max nahe bei ihm lag. Er sah Frick und Frack in das Versteck zurückkehren. Er bemerkte, weil Hermes es so wollte, die Stelle, wo Bella und Athena geschlafen hatten.

      Wo ist die große Hündin?, fragte er.

      Sie haben sie getötet, sagte Hermes. Sie werden auch dich töten, wenn du bleibst.

      Was habe ich getan? fragte Prince. Ich habe niemand herausgefordert.

      Es missfällt ihnen, wie du sprichst, sagte Hermes. Wenn du weiterleben möchtest, ist die Flucht deine einzige Wahl.

      Aber


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