Einige meiner besten Freunde und Feinde. Klaus Bittermann
Klaus Bittermann
Einige meiner besten
Freunde und Feinde
40 Jahre Edition Tiamat
FUEGO
- Über dieses Buch -
Anlässlich 40 Jahre Edition Tiamat versammelt der Verleger einige seiner größeren und kleineren Essays und Nachrufe über wichtige Autoren des Verlags, die einen großen Einfluss auf ihn hatten und das Gesicht des Verlags nicht unwesentlich geprägt haben, wie u. a. Wolfgang Pohrt, Eike Geisel, Roger Willemsen, Hunter S. Thompson, Guy Debord, Harry Rowohlt, Robert Kurz und Wiglaf Droste, mit dem ihn eine besondere und langjährige Freundschaft verband.
Außerdem legt der Verleger eine kleine Auswahl seiner Buchbesprechungen vor von Autoren, die er bewundert und gerne verlegt hätte, wie Patrick Modiano, Lucia Berlin, Mordecai Richler, Hans Magnus Enzensberger u. a., und außerdem hat er ein paar Polemiken gegen seine Lieblingsfeinde Günter Grass, Martin Walser und Thilo Sarrazin versammelt, deren Bücher einen Literaturgeschmack voraussetzen, der unerlässlich für die Plage der Bestsellerei ist.
Es sind die Außenseiter, die den Mainstream zerpflückenden Analytiker, die Schlechtlaunigen mit ihrem grimmigen Humor, die Geächteten, die Häretiker, die Zweifler, die Unwirschen, die aus guten Gründen den vorherrschenden Literaturgeschmack nicht teilen und die deshalb bei Tiamat vor Anker gingen.
Pressestimmen
»Klaus Bittermann hat das Verlagsschiff durch schwere See gesteuert mit vielen Glücksmomenten und auch in schwierigen Phasen in der 40jährigen Verlagsgeschichte. Ich finde dieses Buch wunderbar, es ist ein Lieblingsbuch für mich in diesem Herbst.« (Annemarie Stoltenberg, NDR)
»Nach der Lektüre des Buches möchte man spontan sagen: Welch ein Autor und Essayist ist uns verloren gegangen, um den großartigen Verleger Bittermann zu gewinnen. Aber das ist natürlich Quatsch. Die hier versammelten Portraits, Essays und Nachrufe hängen direkt mit dem Verlegerleben zusammen. Denn Bittermann gehört zu den Überzeugungstätern im Kulturbetrieb, die Literatur samt ihrer politischen Implikationen ernst nehmen und neue Horizonte eröffnen. Der Mann kann einfach kein uninteressantes Buch verlegen. Und spätestens mit dieser Textsammlung zeigt er, dass er auch keinen uninteressanten Essay schreiben kann.« (Martin Compart, Blog)
Vorwort
Dass der Verlag einmal 40 Jahre alt werden würde, das habe ich mir nie vorstellen können, weil die Zeit damals vor vierzig Jahren nicht zu vergehen schien und man nie auch nur einen Gedanken an sie verschwendete. Ich hatte keine Vorstellung davon, wie sich vierzig Jahre Verlag anfühlen würden. Warum auch? Es interessierte mich nicht. Auf einmal aber blickt man auf gut sechzig Leitzordner voller Besprechungen zurück, Ordner mit Artikeln, Manuskripten und Korrespondenz. Und dann stellt man plötzlich fest, dass man aus einer untergegangenen Epoche stammt, in der man sich noch Briefe schrieb. Viele der Autoren des Verlags und vor allem viele wichtige sind inzwischen tot, wie Hunter S. Thompson, Eike Geisel, Wolfgang Pohrt, Guy Debord, Harry Rowohlt, Mark Fisher und der kürzlich verstorbene Wiglaf Droste.
Da lag es nahe, noch einmal in mein Archiv hinabzutauchen, um Porträts, Nachrufe und Essays herauszusuchen, die ich im Laufe der letzten Jahre geschrieben habe, um an die Autoren zu erinnern und gleichzeitig zu zeigen, welches Profil sie dem Verlag gegeben haben. Ich bin stolz darauf, dass ich nicht nur die genannten oder in diesem Buch gewürdigten Autoren für den Verlag gewinnen konnte, sondern viele, die häufig nicht weniger wichtig waren als die genannten. Dass nicht alle vorkommen, liegt einfach daran, dass ich nicht über jeden geschrieben habe und der Anlass, über meine Autoren etwas zu schreiben, häufig ihr Tod war.
Zudem gibt es natürlich viele Autoren und Schriftsteller, die ich großartig finde und die ich gerne verlegt hätte, wenn es möglich gewesen wäre. Deren Bücher habe ich häufig besprochen, und von diesen Rezensionen eine Auswahl getroffen, wie um aus zahlreichen Puzzleteilen ein Bild des Verlags entstehen zu lassen, einen Kosmos, in dem, wie ich hoffe, mein Literaturgeschmack deutlich wird und meine Sympathie für die Abweichler, Melancholiker, Analytiker, Unruhestifter, Sonderlinge, Verweigerer, Irrlichter, Rabauken und Rebellen, die mit ihren Büchern ein Affront gegen den gesellschaftlichen Mainstream und nicht wirklich einzuordnen sind, und die ihren ganz eigenen Stil haben, den man nur findet, wenn man es ernst meint mit der Literatur.
Ich hoffe, dass auch anderen die Lektüre der Bücher aus dem Verlag ein intellektuelles Vergnügen bereitet. Literatur, die weh tun soll, wie es manchmal der Anspruch avancierter Autoren ist, wird man bei Tiamat nicht finden, denn die bekommt man als Verleger zuhauf angeboten. Wenn ein paar Leser meinen Geschmack teilen und vielleicht sogar die Notwendigkeit und die Dringlichkeit erkennen, diese Bücher gegen die hohle Bestsellerliteratur zu verteidigen, die die Buchhandlungen verstopft und die Gehirne verklebt, dann mag das nicht viel sein, aber immerhin schon mal was.
2019
Fragebogen des Fachbuchjournals
F: Was ist Ihre Erinnerung an Ihr erstes Buch? Um welches Buch handelt es sich?
A: Die Hornblower-Romane. Alle Romane von C.S. Forester über Horatio Hornblower.
F: Ihre drei Lieblingsbücher sind ...
A: Mario Vargas Llosa »Tante Julia und der Kunstschreiber«, Nabokov »Lolita« und John Kennedy Toole »Die Verschwörung der Idioten«.
F: Würden Sie Ihre Lieblingsbücher auch als eBook lesen?
A: Nur auf einer einsamen Insel ohne Bücher aber mit Stromanschluss.
F: Entspannen Sie beim Lesen oder was sind Ihre Mittel gegen Stress?
A: Im Bett liegen und Bücher lesen, bei denen man gleich einschläft. Schlafe ich bei der Lektüre nicht ein, habe ich das falsche Buch erwischt.
F: Traumjob VerlegerIn? Beruf oder Berufung?
A: Nichts tun und Geld verdienen ist der bessere Traumjob. Verleger ist ein Beruf, für den man keinen Uni-Abschluss braucht. Diesen Vorteil sollte man nutzen.
F: Wie kam es zu dieser Entscheidung?
A: Jahrzehntelange Überlegung, bis ein anderer Job nicht mehr in Frage kam und nur noch Verlegerei und Schriftstellerei übrigblieb.
F: Gibt es für Sie ein Vorbild aus der Welt der VerlegerInnen?
A: Gérard Lebovici. Er verschickte nie auch nur ein Rezensionsexemplar an die Presse und wurde 1984 in Paris erschossen.
F: Wie beginnt ein guter Tag als VerlegerIn?
A: Mit Kaffee und der FAZ, in der ein Buch des Verlags besprochen wurde.
F: Und wie sieht ein schlechter Tag aus?
A: Mit Kaffee und der FAZ, in der kein Buch des Verlags besprochen wurde.
F: Was war das spannendste Ereignis in Ihrem Berufsleben?
A: Die Entdeckung des Romans »Harold« von dem pseudonymen Autor einzlkind, das bisher einzige unverlangt eingesandte Manuskript, das im Verlag veröffentlicht wurde.
F: In einem FAZ-Interview stellte Felicitas von Lovenberg Verlegern diese Frage: Wenn Sie eine einzige Veränderung am Buchmarkt bestimmen könnten – welche wäre es?
A: Die Einführung einer Geschmackspolizei.
F: Wieviel Prozent seines Umsatzes wird Ihr Verlag im Jahr 2015 durch elektronische Informationen erwirtschaften?
A: Keine Ahnung. Ich mache Bücher, keine elektronischen Informationen.
F: Und die große Frage am Schluss: Wie wird sich die Verlagslandschaft in den nächsten zehn Jahren verändern?
A: Die Verleger werden noch mehr jammern über sinkende Absatzzahlen und trotzdem weitermachen. Jeder schreibt sein Buch und veröffentlicht es, d.h. die Autoren nehmen umgekehrt proportional zu