Problemzone Ostmann?. Ellen Händler

Problemzone Ostmann? - Ellen Händler


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      Inhalt

       Geleitwort von Matthias Platzeck

       Der Ostmann ist anders und will es auch bleiben!

       1. Der Ostmann ist durch 40 Jahre DDR geprägt, sein Erfahrungsvorsprung aus beiden deutschen Systemen macht ihn nachhaltig.

       Ich bin ein ziemlich sozialer Mensch mit einem Faible für Gerechtigkeit

       »Meine Kugel ist tausendmal schneller als ihr rennen könnt.«

       FDJ* – diese drei Buchstaben gehören zu meinem Leben wie Vater und Mutter

       Seit meiner Schulzeit lege ich als DJ Musik auf

       Wenn wir uns streiten, streitet sie und ich höre geduldig zu

       Die Seele der Demokratie ist die Liebe zum Kompromiss

       Geschäft und Geld sind im Westen immer das Wichtigste

       Was andere in der DDR nicht machen konnten, konnten wir machen

       2. Die Arbeit ist für den Ostmann Sinn des Lebens, ein kulturelles Gut und nicht nur Mittel zum Geldverdienen. Der Betrieb war für ihn Lebensmittelpunkt. Aufgrund der Mangelwirtschaft lernte er gut zu improvisieren. Der Verlust von Arbeit führte zu Brüchen männlicher Identitäten.

       Heute sehe ich die Plattenbauten positiv

       Das Schicksal meint es wohl nicht gut mit ostdeutschen Männern

       Der Westen kriegte gute Leute, die er sehr billig einkaufen konnte

       Das Arbeitsamt meinte: »Eigentlich können wir Sie nicht vermitteln!«

       Ich war nie für den Westen, obwohl ich gerne Whisky trinke

       Vieles am Bildungssystem der DDR hätte man bewahren sollen

       3. Für den Ostmann ist Familie selbstverständlich. Obwohl er Gleichberechtigung anerkennt, ist der Familienalltag im Wesentlichen weiterhin klassisch patriarchalisch organisiert.

       Das sind Ossis, die können nichts

       Mein großer Vorteil ist, in zwei Systemen gelebt zu haben

       Ich hatte so viele Verwandte im Westen, aber keiner nahm mich auf

       Für uns war die Familie am wichtigsten

       Hartz IV hat mich manchmal in schiere Verzweiflung gebracht

       Man musste immer gut mit den Konsumfrauen können

       Ich habe nie Unterschiede zwischen meinem eigenen Kind und dem meiner Frau gemacht

       4. Die Nichtanerkennung der Bildungsabschlüsse, Arbeitslosigkeit und entwürdigende Kämpfe um Arbeitsplatz, Einkommen und Rente führten zu anhaltenden Verletzungen.

       In dieser neuen Gesellschaft kannst du nur als Einzelkämpfer bestehen

       Dem Ostmann fehlt nicht die Individualität

       Nimm nur die Kämpfe auf, die Aussicht auf Erfolg haben, wenn nicht, verlasse die Situation

       Gott hat uns hierher gestellt, und wir wollen unsere Rolle wahrnehmen

       Ich brauche zu Hause kein Heimchen, das auf meine Heimkehr wartet

       Kontakt zu den Westverwandten wollte ich nicht abbrechen – mein Karriereende

       Meine Eltern waren strenger als wir Eltern heute

       Wenn wir gewonnen hätten, wäre es schlimmer gekommen

       5. Die Erinnerung an die Armeezeit spaltet die Ostmänner. Für einen Teil war sie verbunden mit beruflicher Entwicklung, für einen anderen mit Demütigungen.

       Ich wollte mit achtzehn die Enge meines Zuhauses unbedingt verlassen

       »Wenn Ihre Frau nicht Mitglied der Partei ist, können Sie nicht Kommandeur werden.«

       Wenn damals die Amerikaner nicht aus Thüringen abgezogen wären, wäre ich heute ein Wessi

       Ich will keine Heldenbrust

       Meine 16 Reisepässe hab ich nach der Wende im Tresor der Reisestelle gefunden

       Ich bin ein Flüchtlingskind

       6. Für die Mehrheit der Ostmänner ist die AfD keine Alternative. Sie verstehen, dass viele Ostdeutsche frustriert sind. Das Vertrauen in die Politik und parlamentarische Demokratie ist erschüttert.

       Zum Glück ist Strom unpolitisch und farbenblind

       Ich war der Mann für alles: Reinigung, Reparaturen, Gartenarbeit

       Ich bin DDR-kritisch erzogen worden

       In meinem Leben spielte Artistik immer die Hauptrolle

       »Mit Risiken und Nebenwirkungen«: Ostmännliche Positionen zu Schwangerschaftsabbruch und Vaterschaftstest

       »Problemzone Ostmann?« Plädoyer für eine Differenzierung des Diskurses über ›den Osten‹ im Allgemeinen und ›den ostdeutschen Mann‹ im Besonderen

       Literaturverzeichnis

       Glossar

      ibidem Verlag, Stuttgart

      Ein spannendes Buch mit vielen offenen und versteckten Botschaften und Erkenntnissen. Nach den Unerhörten Ostfrauen nun die Männer – in großer Vielfalt und mit völlig unterschiedlichen Lebensentwürfen und Lebensläufen. Und hier liegt für mich eine der wichtigen Botschaften dieses Buches versteckt. Für viele westdeutsche Landsleute ist der Blick auf den Osten bis heute davon bestimmt, oder besser getrübt, dass oft relativ eintönige und einheitliche Biografien erwartet werden. Was soll es im Osten schon Spannendes gegeben haben? Welch ein Irrtum!

      Zum zweiten finde ich es immer wieder interessant, wie viel Bestimmtheit für gelebtes Leben doch in den jeweiligen Ausgangssituationen und daraus resultierenden Motivationen enthalten ist. Immer wieder schimmert aus den Schilderungen sehr deutlich, dass die DDR eine Arbeitsgesellschaft war – vieles, auch im privaten Leben, rankte sich um den Betrieb, die Brigade.

      Das Buch macht nochmal sehr deutlich, dass wir einem Irrtum unterliegen, wenn wir denken, dass 1989/90 eine neue Zeitrechnung bei


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