Dimensionen schulischer Qualität im Fokus: Was macht "gute Schule" aus?. Группа авторов
gesteuerte Lernprozess.70 In der Lernwerkstatt an der Sperberschule (GS/MS) in Nürnberg zum Beispiel werden Schüler über die gesamte Dauer ihrer Schulzeit von einer solchen Werkstatt begleitet. Für deren Ausstattung sorgt ein Förderverein.
Die Schulbibliothek ist das geeignete Lernumfeld zum Erwerb eines werteorientierten und verantwortungsvollen Umgangs mit gedruckten und digitalisierten Medien. Neben pädagogischen (Angebot) und organisatorischen (Öffnungszeiten) Erwägungen sind die räumliche Platzierung innerhalb des Schulbaus, raumoffene Lösungen und die Qualität der Rückzugsorte wesentlich für deren Erfolg. Als vielversprechend zeigen sich Kooperationen zu externen Bildungspartnern, wenn etwa, wie in der Mittelschule Marktredwitz, die Stadtbibliothek eine Zweigstelle im Schulgebäude unterstützt: ein klassisches Joint Venture.71
Die Qualität einer ggf. mit selbständiger Küche bzw. Austeilküche kombinierten Mensa, grundlegend für den Schulbetrieb über die Mittagszeit hinaus, wird künftig noch mehr Bedeutung haben als früher. Offene Lösungen können, etwa in Kombination mit der Aula oder einem von Schülern betriebenen Café, ein reizvolles Zentrum innerhalb des Schulbaukörpers sein – sie sind jedoch auch raumakustisch zu bewältigen. Ein multifunktionaler Raum bietet einige Möglichkeiten – etwa in der Nachmittagsbetreuung, bei Veranstaltungen oder, beim gemeinsamen Essen/ggf. der wertbewussten Zubereitung von Speisen – als Lernort sozialen Handelns, salopper: als Ort zum Wohlfühlen.72
Aula, Foyer, Atrium: die zentrale Eingangshalle als raumoffenes Zentrum
Eine freundlich wirkende, von Tageslicht erfüllte, mit hohem Anspruch an die Qualität von Licht, Luft, Akustik, von Materialen und besonders auch von räumlicher Organisation entwickelte Eingangshalle nimmt innerhalb des Schulgebäudes eine Schlüsselrolle ein, die durch ihre Position innerhalb der gesamten Anlage noch verstärkt wird. Ihre Funktionalität als Entrée, als Aufenthaltsraum für verregnete Pausen oder als Wartehalle, u. U. auch als Rückzugs- Spiel- und Lernraum erhält so erheblichen Mehrwert durch die angemessene Qualität und Größe des Raumes, die Veranstaltungen der Schulfamilie aus den Themenkreisen der Darstellenden Kunst wie Theater- oder Musikaufführungen begünstigen. Mit Konzerten, Lesungen, Ausstellungen oder Vorträgen kann die Schule so in Beziehung zu den Bürger*innen, den Institutionen oder Partnern vor Ort treten – und so ein Forum erhalten, in dem sich ein von der Schule angestrebten kooperatives Profil darstellen lässt. Für die Schüler ist die Aula aber auch ein wichtiges soziales Zentrum, das zuletzt häufiger mit dem Begriff »Marktplatz« umschrieben wurde. Zu den (ausgewählten) Beispielen:
Die besonders großzügige Halle ist der Trumpf in der Planung der Erweiterung zum Gymnasium Kirchheim bei München (Heinle & Wischer, Berlin), das derzeit als Großprojekt für bis zu 1.350 Schüler und 120 Lehrkräfte errichtet wird. An das Foyer schließen sich nicht nur die Aula und eine Cafeteria an, sondern auch Bereiche für Kunst und Musik. Es bietet auch direkten Zugang zum Freiraum. Mittels einer Überdachung kann man trockenen Fußes zur Vierfach-Sporthalle gelangen. Die ohnehin schon überaus offen und einladend wirkende Halle erweitert sich zudem stark in die Vertikale. Dort wird der Blick über alle fünf Stockwerke – jedes mit transparent wirkender und konvex in die Lichte des Innenraums vorschwingender Brüstung und über große Öffnungen in der Dachzone belichtet – nach oben gezogen (vgl. Abb. 1).
Abb.1: Gymnasium Kirchheim: Heinle & Wischer, Berlin
In der nur für knapp halb so viele (600) Schüler geplanten Gersthofener Anna-Pröll-Mittelschule (Behnisch Architekten, München)73 erfüllt die zentrale Halle ebenfalls ihre raumorganisatorische Funktion als Verbindungselement aller vier Ebenen. Freitragende Treppenläufe und der unregelmäßige Zuschnitt der Brüstungen lassen auch hier vielfache, unterschiedliche Perspektiven entstehen. Das löst eine abwechslungsreiche, als positiv wahrnehmbare Spannung aus, die Aula wirkt also bauseits der Monotonie des Alltags entgegen. Erlebnisoffen und abwechslungsreich, wie die Sitzstufen im Zentrum des Foyers – so kann diese Schularchitektur verstanden werden. Offenheit projiziert sich in Architektur, aber auch in der Kunst. So passt es gut ins Konzept, dass die Stadt Gersthofen nach dem Bezug (2018) noch einen beschränkten Wettbewerb für die künstlerische Gestaltung der Außenflächen ausgelobt hat (vgl. Abb. 2).74
Abb. 2: Anna-Pröll-Mittelschule Gersthofen: Behnisch Architekten, München
Deutlich zurückhaltender ist das zweigeschossige Foyer des Robert-Koch-Gymnasiums in Deggendorf (Arbeitsgemeinschaft Hornberger/Illner/Weny, Straubing, mit Dömges AG, Regensburg). Der transparente Charakter der Halle bezieht sich hier darauf, baukörperliches Bindeglied auf einem großen Campus mit vier Schulen (das Gymnasium: 900 Schüler, Fertigstellung: 2017) von ganz unterschiedlicher Ausrichtung zu sein. Die Halle, ausgestattet mit mobiler Bühne/Bühnentechnik, bietet Raum für die Veranstaltungen der Schulfamilie, wird aber auch zum Begegnungsraum zu den beiden noch anzuschließenden Berufsschulen und der Wirtschaftsschule Degendorf. Sie verbindet berufliche mit schulischer Bildung beider Sekundarstufen (vgl. Abb. 3).
Abb. 3: Robert-Koch-Gymnasium Deggendorf: Arbeitsgemeinschaft Hornberger/Illner/Weny, Straubing, mit Dömges AG, Regensburg
Im Gymnasium Donauwörth (Obel, Donauwörth) besitzt die Aula, neben den ihr zugeordneten multiplen Funktionen – inklusive zweigeschossiger Bühne und Mensa – auch eine stark ordnende Komponente. Der aus einer Berufsschule und dem gymnasialen Altbau aus den 1950er Jahren sukzessiv gewachsene Baukomplex des heutigen Gymnasiums, in dem bis zu 1.450 Schüler unterrichtet werden, entbehrte vor dem Umbau eines übersichtlichen Systems; eine räumliche Mitte fehlte. Mit dem Umbau (bis 2011) entstand ein für die Organisation des Ganzen fundamentaler und weitläufig angelegter, galerieartig eingefasster und für das soziale Gefüge der Schule wichtiger Raum, das kommunikative Herz (Wolfgang Schönig)75 der gesamten Anlage (vgl. Abb. 4).
Abb. 4: Gymnasium Donauwörth: Obel, Donauwörth
Von Klassenzimmern umgebene Foyers gibt es beim äußerst transparent wirkenden – ein roter Kubus wirkt auf dem in Glasflächen geöffneten Erdgeschoss wie schwebend – Willibald-Gluck-Gymnasium (1.400 Schüler, 2015) in Neumarkt/Oberpfalz (Berschneider & Berschneider, Pilsach). Große, freitragende Holzkonstruktionen aus gitter- und segmentbogenförmigen Brettschichtträgern überdecken zwei Lichthöfe, in die Schüler aus drei oberen Stockwerken durch gläserne Brüstungen hinein- und herabschauen können. Eine variable Möblierung lässt die rot eingefärbte Betonbodenfläche des dem Eingang nahen Atriums – sie ist Teil des schulgebäudebestimmenden Farbkonzepts76 – zur gern genutzten Aufenthaltszone werden. Das Foyer kann aber auch für Veranstaltungen umgerüstet werden. Die abgetreppte Galerie lässt sich dafür gut für weitere Sitzplätze nutzen (vgl. Abb.5).77
Abb. 5: Willibald-Gluck-Gymnasium Neumarkt i. d. Oberpfalz
Die Möblierung von Schulen in Foyers und Atrien,