Etwas Komisches geschah auf dem Weg in den Himmel. Corey Taylor
Viele würden wohl Vanillepudding als den nächsten logischen Schritt betrachten, aber da haben wir dasselbe Problem wie beim Schlamm (wobei der natürlich nicht so essbar ist). Aber jetzt sollte ich diese Gedankenspiele besser einmal unterbrechen und mit der offensichtlichen Antwort aufwarten, einer Antwort, die unseren beiden Kämpferinnen genau den richtigen feuchten (kicher) und herrlichen Schimmer verleiht, den ein so epischer Widerstreit verdient hat. Liebe Freunde, liebe Feinde, die einzig wahre Antwort lautet Öl. Ja, Mais- oder Sonnenblumenöl, Motor- oder Olivenöl. Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, aber mein Gott und mein Teufel werden um das Leben der Heiligen und Sünder in Biker-Bikinis kämpfen, dick eingeschmiert in warmem Öl. Das ist vielleicht nicht das, was die Bibel für das Armageddon vorsieht, aber wie sagte schon Mary Poppins bei ihrem Versuch, die lieben Kinderchen einzuwickeln: „Ein Löffelchen voll Zucker versüßt bittre Medizin.“ Wenn es bei der Religion in diese Richtung ginge und zwei wunderschöne, legendäre Kämpferinnen in Kuhhaut gekleidet und mit geschmolzenem Öl eingerieben aufeinander losgingen – dann würde ich vielleicht auch eine Nacht in der Frühstückspension von Jesus Christus buchen.
Aber, um George Clooney zu zitieren: „Ich mag ja ein Arschloch sein, aber ich bin kein blödes Arschloch.“
Wenn etwas Unglaubliches passiert, dann höre ich immer, wie irgendein dämlicher Sportmoderator oder Nachrichtensprecher (im Klartext: irgendein Quatschkopf) sagt: „So eine wilde Geschichte hätten sich die besten Schriftsteller der Welt nicht ausdenken können!“ Äh, also, ohne jetzt jemandem auf die Füße treten zu wollen, ich würde dem doch wirklich entschieden widersprechen. Ein guter Schriftsteller könnte sich durchaus so etwas ausdenken, was auch immer „so etwas“ dann ist. Heutzutage ist es nicht schwer, sich etwas völlig schamlos Falsches und Phantastisches einfallen zu lassen. Es ist das wahre Leben, das uns immer wieder aus der Bahn wirft, mit dem ganzen Chaos, den Veränderungen und dem ganzen Scheiß, der sich dadurch ergibt. Das wahre Leben kann man nicht kontrollieren – man kann es nur leben und versuchen, damit zurecht zu kommen. Erst dann, wenn die Menschen anfangen, in den Gang der Welt einzugreifen und aus Mücken riesige Mythentiere zu machen, wird es kompliziert. Es ist doch nun mal so – die Bibel wurde von Menschen geschrieben. Die Menschen haben Gott erschaffen. Problematisch wird es erst dann, wenn man versucht, die Geschichte später genau andersrum zu verkaufen. „Die besten Schriftsteller der Welt“ waren durchaus in der Lage, sich so etwas wie Gott einfallen zu lassen, und wir leiden noch Jahrhunderte später darunter, weil diese ausgedachten Geschichten längst als Fakten gehandelt werden und wir den Hirnlosen die Entscheidung darüber überlassen, wie wir uns weiterentwickeln sollten.
Dabei geht es vor allem um eines: um Kontrolle. Die Frommen kommen nicht damit zurecht, wenn andere etwas zu tun versuchen, ohne sich dafür auf Gottes Namen zu berufen, und deswegen versuchen sie, entweder das Resultat oder aber die Durchführung zu kontrollieren. Ich bin fest davon überzeugt, dass man (und auch frau, ich will niemanden ausschließen) sich niemals wirklich weiterentwickeln wird, solange wir diesen Heiligen Affen auf unseren Schultern tragen. Mit eingetrübten Gedanken werden wir nie den Sprung zur nächsten Ebene des Daseins schaffen. Es gibt Gründe, weshalb jeder, der ein bisschen denken kann, der so genannten „Intelligent Design“-Theorie widerspricht, und zwar deshalb, weil es keine Theorie ist. Die Frommen berufen sich auf die Gleichbehandlung und verlangen, dass sie in den Schulen parallel zur Evolutionstheorie gelehrt wird. Aufgepasst, ihr Oberheiligen, da gibt es einen kleinen Haken: Die Evolutionstheorie ist eine wissenschaftliche Theorie, weil sie sich verifizieren lässt. Genau deswegen spricht man eben von einer wissenschaftlichen Theorie. Intelligent Design hingegen ist nicht wissenschaftlich belegt – es ist eine Mythologie, die sich nicht auf Fakten stützt, die nachprüfbar und belegbar wären. Offenbar seid ihr so schwer mit dem Rechthaben um jeden Preis beschäftigt und so verbohrt, dass ihr euch nie die Definition des Begriffs „wissenschaftliche Theorie“ angesehen habt, und euer ignorantes Verhalten geht mir dermaßen auf den Sack, dass ich sie euch jetzt auch nicht liefern werde. Aber lasst mich schnell klarstellen, Worte wie Hoffnung, Vermutung, Legende, nicht nachprüfbar oder Blödsinn kommen nicht darin vor. Also verseucht mein Schulsystem nicht mit eurem hoffnungslosen, legendendurchwucherten, unwissenschaftlichen Rätselwerk, und dann werde ich mein Bestes tun, euch nach den wunderbaren Büffets am Ostersonntag auch nicht mit Scheiße zu bewerfen.
Liebe Freunde, ich will kein Arschloch sein. Ich will mich nicht wie ein arschgesichtiger Heuchler gebärden. Aber deswegen werde ich trotzdem nicht damit anfangen, mir Zucker auf einen Haufen abgewichster Irrtümer zu streuen, nur damit er mir besser schmeckt. Wenn das mit dem Glauben für euch funktioniert, dann werde ich euch dafür nicht verurteilen – im Gegenteil, ich beneide euch darum. Ich wünschte, ich könnte meine Realität ähnlich weit über den Klippenrand schieben, so wie in dem Traum mit dem Berg, den ich wohl nie kapieren werde. Aber ich bin leider mit dieser Scheiß-Bürde geschlagen, die sich Zynismus nennt. Macht mich das zum Heuchler, wenn ich trotzdem weiter an die Existenz des Paranormalen glaube? Vielleicht – oder wahrscheinlich sogar ja, absolut. Aber wer weiß? Wie gesagt: Was die Dinge angeht, die ich gesehen und erlebt habe, bin ich mir völlig sicher. Dazu kommen wir auch noch schnell genug. Und zwar zur ganzen Geschichte.
Manchmal frage ich mich, wieso ich so unbedingt diese Höhle im Berg erreichen will. Ich frage mich auch, wem die Stimme gehört, die so viel Wert darauf legt, dass ich mir in einem dreckigen Bergloch die Füße abtrete. Was liegt hinter diesem Durchgang? Wie heißt dieser Mann? Wer hätte je gedacht, dass ich die Traute hätte, Base-Jumping zu machen? Klar, ich bin im Inneren eines Berges, aber deswegen machen mir solche Höhen ja nicht weniger Angst. Aber woher kommt diese Phantasie überhaupt? Vielleicht werde ich das nie erfahren, und ehrlich gesagt, damit könnte ich auch gut leben.
Letztlich brauchen wir alle ein Seil, das uns an unser Leben bindet, uns durch unsere eigenen seltsamen Grotten führt und vor den Fallgruben bewahrt, bis wir endlich den gesichtslosen Mann im Berg finden, der uns die Hinweise gibt, die wir zu verdienen glauben. Vielleicht lehnt sich mein Traum an eine allgemein anerkannte Vision von Petrus an, der das Himmelstor mit seinem Sündenbuch und seinen Fragen bewacht. Das könnte bedeuten, dass sich ein kleiner Teil meines abgestumpften Hirns ganz stark nach so einem Glauben sehnt. Ich weiß nicht, warum – vielleicht, um dazuzugehören, vielleicht, um eine gewisse Art von Ordnung und Struktur zu haben. Vielleicht komme ich auch einfach in das Alter, in dem es einem leichter fällt, nicht mehr gegen die Wellen anzukämpfen, sondern sich von der Strömung in die tieferen Gewässer tragen zu lassen. Aber mein verdammter Verstand wird sich dem nie ergeben, dazu kenne ich mich viel zu gut. Mein ganzes Leben lang habe ich Mittel und Wege gefunden, Regeln zu brechen und mich gegen die allgemein anerkannte Meinung zu stellen, allein mit meinem ungesund-gesunden Menschenverstand bewaffnet. Verdammt noch mal, es fällt mir schon schwer, mir klar zu machen, dass man unter seinen Jeans gefälligst einen Slip tragen sollte. Und da glaubt ihr, ich würde wirklich einmal einknicken und euch diesen ganzen Scheiß über den großen Oberkontrolletti da oben auf seiner Wolke abkaufen, der da hockt und alle Taten der Äffchen einen Stock tiefer auf seinem Marmortäfelchen vermerkt? Der nicht nur alles aufschreibt, sondern uns jeden Augenblick in den Ordner mit der Aufschrift „EWIGES FEGEFEUER“ verschieben kann, wegen irgendeiner völlig unerheblichen Kleinigkeit, weil wir beispielsweise das falsche Fleisch am falschen Tag gegessen oder an irgendeinem Tag gearbeitet haben, an dem das eigentlich verboten ist. Vielleicht würde mir so etwas Phantastisches nicht einfallen, aber irgendjemand anderem ist das ganz offenbar gelungen. Das weiß ich tief in meinem blöden Inneren, und ich werde mich auch nicht davon abbringen lassen.
Niemals.
Ich bin kein Albert Einstein. Also, jedenfalls kein echter Albert Einstein. Aber das Eine weiß ich: „Das Wort Gott ist für mich nicht mehr als ein Ausdruck und das Produkt menschlicher Schwäche, die Bibel eine Sammlung ehrbarer, aber dessen ungeachtet völlig primitiver Legenden, die trotz alledem recht kindisch sind.“ Das, liebe Freunde, ist ein Zitat des echten Albert Einstein. Was ich gerade in einem ganzen Kapitel zu sagen versucht habe, drückt er in einem einzigen komplexen Satz aus. Wenn ich, wie beim Rap, der Hype Man für einen posthumen Einstein sein dürfte, nur für ein paar ruhmreiche Sekunden, dann würde ich es jetzt auch genug sein lassen. Wir werden später noch ein wenig von unserem Freund mit der wirren Frisur hören, aber im Augenblick bin ich völlig zufrieden damit, dass wir zumindest auf dem Papier auf einer Seite stehen (ja, auch dieser flache Witz ist reine Absicht).