Etwas Komisches geschah auf dem Weg in den Himmel. Corey Taylor

Etwas Komisches geschah auf dem Weg in den Himmel - Corey Taylor


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Aber die verschiedenen papistischen Verantwortungsträger haben beschlossen, lieber ein verbrecherisches Zeugenschutzprogramm aufzubauen, bei dem die Täter von einem Ort zum nächsten geschickt werden, manchmal auch in andere Bundesstaaten oder Länder, und dabei tun sie so, als ob die finsteren Bedürfnisse, die in diesen Monstern schlummern, sich darüber in Luft auflösten. Aber das führt nur dazu, dass der Status Quo erhalten bleibt. Diese Leute sollten verdammt noch mal kastriert und in haiverseuchte Gewässer geworfen werden.

      Aber mal wieder zurück zum Thema. Religion in ihrer organisierten und fokussierten Form zerstört unsere Grundfesten und urteilt über die Guten wie über die Bösen; wenn die Gottesanbeter erst einmal richtig in Fahrt kommen, gibt es kein Halten mehr. Verdammt, Amerika wurde auf der Prämisse einer Trennung von Staat und Kirche gegründet … jedenfalls in der Theorie. Die ersten Auswanderer, die sich in den Kolonien ansiedelten, aus denen sich später die USA entwickelten, kamen angeblich in die Neue Welt, um der religiösen Verfolgung in ihrer Heimat zu entgehen. Das ist ja auch völlig okay, würde ich sagen – niemand sollte wegen seines Glaubens oder seiner Lebensweise dämonisiert oder gefoltert werden. Aber viele dieser Glaubensflüchtlinge kamen in dieses Land, um die Heiden zu taufen, die dort bereits lebten. Für die in Nordamerika ansässigen Stämme gab es so etwas wie eine „Neue Welt“ nicht, es war einfach ihr Zuhause. Leider hatte man den neuen Mietern in der Bibel erzählt, dass es keine Wiederauferstehung Christi geben würde, bevor nicht die ganze Welt bekehrt sei. Und so kamen die Siedler ins Land und brannten darauf, die Ureinwohner zu „retten“. Schon bald froren und hungerten sie allerdings und fingen deswegen an, genau die Leute abzuschlachten, die sie ursprünglich hatten taufen wollen, damit sie ihre Nahrungsmittelvorräte plündern konnten. Daher ist die Tür zur Wiederauferstehung von Jesus Christus gewissermaßen die Vortreppe des Hauses Amerika, und sie ist besudelt vom Blut unschuldiger Völker, die einfach auf ihre eigene Weise leben wollten, und die gut ohne irgendwelche europäischen Eiferer ausgekommen wären, die auf Teufel komm raus ihr Seelenheil retten wollten.

      Meine Vorväter, Sklavenhalter allesamt, wussten, dass wir nichts auf die Reihe bekommen würden, solange die Sklavenrhetorik der Kirche uns die Hände band. Und jetzt guckt uns doch mal an: Amerika ist eines der frömmsten, selbstgerechtesten und vorurteilsbehafteten Länder unseres Planeten – ach was, der ganzen verdammten Milchstraße. Amerika steht außerdem an fünfundzwanzigster Stelle, wenn es um Bildung geht, und in den letzten vierzig Jahren haben wir keinen echten Visionär von genialer Strahlkraft hervorgebracht. Na gut, okay, vielleicht Steve Jobs und Bill Gates, aber die haben uns lediglich mit besseren und größeren Ablenkungsmöglichkeiten versorgt und tragen von daher nur weiter dazu bei, dass wir auf Platz 25 der Bildungscharts versauern. Die amerikanischen Sekten sind völlig verrückt und machen sofort einen Heidenaufstand, sobald ihr unwissendes Blut in Wallung kommt, und sie protestieren, sobald wir etwas Unerhörtes tun wollen … wie zum Beispiel, die Menschen über die Gefahren von Feuerwaffen aufzuklären oder kräftigere, widerstandsfähige Nutzpflanzen zu züchten, die auch in den unwirtlicheren Landstrichen der Welt angebaut werden könnten. Sie hassen Lesben und Schwule und wollen ihnen das Recht zu heiraten verweigern, obwohl homosexuelle Partnerschaften statistisch gesehen stabiler sind als von Hetero-Paaren, vor allem, wenn man noch die Sozialfälle und die Teenager-Schwangerschaften hinzunimmt, wobei die wohl wesentlich seltener wären, wenn sich die religiösen Rechten nicht bei jeder Gelegenheit gegen Sexualkundeunterricht aussprechen würden. Sie sind so schlecht informiert und selbstgerecht, dass „intelligente Äußerungen“ aus ihrem Mund einen Widerspruch in sich darstellen. Es ist, als ob man aus dem schlechtesten Drehbuch aller Zeiten vorliest … oder aus dem besten, je nachdem, auf welche Art von Filmen man steht.

      Andererseits bin ich sicher, dass einige Leute genauso denken, wenn sie mich über paranormale Phänomene reden hören. Aber da gibt es einen feinen Unterschied: Ich behaupte nicht, dass alle Menschen an dasselbe glauben müssen wie ich. Moderne Religionen verdammen jeden, der nicht an sie glaubt, aber natürlich verdammen sie einen auch, wenn man das tut, je nach dem, für welche Art von Gott man sich entscheidet. Ich denke mal, das ist der Moment, an dem meine bekannte „Fickt euch doch alle“-Geste angebracht ist. Die geht ganz einfach: den Mittelfinger hochrecken, natürlich mit dem richtigen Schwung aus dem Handgelenk, und dabei ein kräftiges Furzgeräusch machen (Tipp für die Uneingeweihten: die Zunge zwischen die Lippen legen und einfach pusten). Ich weiß, ich habe schon angedeutet, dass die Gottesfürchtigen vielleicht sogar noch eher als die meisten anderen bereit wären, auf meinen Geisterzug aufzuspringen, aber sie haben dabei dieses komische, fanatische, verschwörungstheoretische Funkeln in den Hardliner-Augen, auf das ich gut verzichten kann. Für ein Völkerballspiel sucht man sich doch auch nicht die Schwächsten aus, sondern lieber ein paar Typen, die ein bisschen was aushalten.

      Nur mal so zwischen uns Betschwestern – ich weiß und glaube daran, dass es genau auf den feinen Unterschied zwischen Wissen und Glauben ankommt, wenn ihr diese Worte einmal kurz auf euch wirken lassen wollt. Ich weiß, dass die Dinge, die ich gesehen habe, echt waren. Ich kann mich mit der Genauigkeit eines Historikers an diese Ereignisse erinnern. Wenn ich die Augen schließe, dann weiß ich noch, in welchem Raum ich mich befand, welche Klamotten ich trug (oder gerade ausgezogen hatte), ich erinnere mich an meinen Gesichtsausdruck und an das kühle Prickeln, das mir den Rücken hinunter lief. Angst kann ein großer Erinnerungsverstärker sein. Aber das ist genau der Punkt: Wissen und Glauben sind so unterschiedlich, dass man geradezu von Gegensätzen sprechen könnte, die sich gegenseitig abstoßen wie magnetische Pole. Wer etwas weiß, der hat schon einmal die Erfahrung gemacht, wie er mithilfe strukturierter Erklärungen eine stärkere Akzeptanzbasis aufbauen kann; wer lediglich glaubt, mag eines Tages feststellen, dass er in einem Haus lebt, das es nie gegeben hat, oder in einer Situation, in der sich die Zellophanwände unter dem warmen Regen aus Wahrheit und Fakten plötzlich auflösen.

      Religiöse Eiferer halten an ihrem Glauben ohne Beweise oder tiefere Erkenntnisse fest. Schlimmer noch, ihr Verhalten gegenüber anderen wird ihnen durch ihr heiliges Buch vorgegeben, einen Wälzer, der weit älter ist als die meisten Verhaltensrichtlinien, an die wir uns sonst in diesen Zeiten gebunden fühlen. Das betrifft nicht nur die Christen, obwohl sie es sind, mit denen ich bisher am meisten zu tun hatte. Fromme Moslems behandeln Frauen bestenfalls als Bürger zweiter Klasse und schlimmstenfalls als Fußabtreter. Tatsächlich sind die meisten Religionen ausgesprochen muttermörderisch. Frauen werden herabgesetzt und zu Statistenrollen verdammt, damit die „Männer“, die das Sagen haben, allen Ruhm einheimsen und das entsprechende Ansehen genießen. In den Kulturen, in denen die Trennung zwischen den Geschlechtern besonders stark ist, werden Frauen bestraft und oft sogar ermordet, weil sie irgendwelche unglaublichen Dinge tun und ungefragt ihre Meinung sagen. Wenn das ein Beispiel dafür ist, was Religion zu leisten imstande ist, dann würde ich lieber meine eigene ungläubige Tea-Party veranstalten, schönen Dank auch.

      An dieser Stelle weise ich noch einmal darauf hin, dass dieses Buch dazu dienen soll, Diskussionen anzuregen. In meinem letzten Werk ging es um die Sünde. Dieses hier beschäftigt sich unter anderem mit dem Tod und all dem, was vielleicht darauf folgen mag. Ich hatte einmal ein spannendes Gespräch mit einem guten Freund, der zum einen ein totaler Comic-Freak ist, aber gleichzeitig auch ein frommer Katholik. Wir gönnten uns einen Nachmittagskaffee und sprachen dabei über unsere Einstellungen zu Themen wie dem Paranormalen. Er wollte mir erklären, dass er zwar absolut an Geister glaubte und schon einige seltsame Phänomene gesehen hatte, aber völlig davon überzeugt war, dass es sich bei den meisten Erscheinungen um Leute handelte, die im Leben schwer gesündigt und sich nicht an religiöse Gebote gehalten hatten, und die nun dazu verdammt waren, durch die Welt zu geistern, bis ihnen ihre Sünden vergeben würden. Ich runzelte die Stirn, weil das gleich mehrere Fragen aufwarf, wollte aber erst einmal im Vorfeld ein paar Dinge klären: „Du meinst also, die Erde sei eine Art Gefängnis für jene, die keine Reue zeigen?“

      „Genau“, bestätigte mein Freund, den wir hier einmal Carl nennen wollen.

      „Aber ist das für dich als Katholik kein Widerspruch zu der ganzen Fegefeuer-Kulisse?“

      Er dachte kurz darüber nach, dann erwiderte er: „Nicht unbedingt, wenn du davon ausgehst, dass die kurzen Sichtungen, die wir von diesen Geistern haben, vielleicht nur dort zustande kommen, wo das Fegefeuer besonders dünne Wände hat. Letztlich handelt es sich dabei ja nur um eine temporäre Hölle – diese Seelen


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