Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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und da der Puls kaum noch zu fühlen war, griff Kirsten zum Telefon und rief den Notarzt herbei. Sie wollte nichts versäumen und auch nichts falsch machen. Geli mußte in die Klinik.

      Dieser Schuft, dachte sie, er hat Geli auf dem Gewissen. Aber ihr konnte sie nicht mal dafür einen Vorwurf machen, daß sie ihr Herz an Brack gehängt hatte, denn ihr war ja Ähnliches widerfahren und ihr beinahe auch zum Verhängnis geworden. Deshalb hatte sie auch für Geli soviel Verständnis aufgebracht.

      Der Notarztwagen kam. Kirsten hatte den Eindruck, daß ihr Kollege nicht gerade erfreut über diesen Einsatz war. Als sie sagte, daß sie auch Ärztin sei, wurde er etwas verbindlicher.

      »Haben Sie eine bestimmte Klinik vorzuschlagen?« fragte er.

      »Frauenklinik Dr. Leitner. Schaffen wir es?«

      »Sicher«, brummte er.

      »Ich fahre hinterher«, sagte Kirsten.

      Als der Notarztwagen wegfuhr und sie in ihren Wagen stieg, sah sie Peter Brack kommen. Sie fuhr schnell los.

      Sie hatte nicht die geringste Lust, noch mit ihm zu sprechen, obgleich er, mit den Armen fuchtelnd, auf ihren Wagen zugelaufen kam.

      Sie winkte ab und fuhr schnell weiter.

      *

      In der Leitner-Klinik herrschte Sonntagsstimmung. Schwere Fälle gab es zur Zeit nicht, die jungen Mütter hatten alle Besuch, und so wurden die Schwestern nur selten mal benötigt.

      Dr. Hans-Georg Leitner, von seinen Freunden Schorsch genannt, war schon über Funk von dem Notfall verständigt worden.

      Alles war bereit, Geli den Magen gleich auszupumpen. Dann traf auch Kirsten ein, und Dr. Leitner riß die Augen auf.

      »Kirsten Lorenz? Ist das die Möglichkeit!«

      »Angela Möller ist meine Freundin«, erklärte sie. »Wir können nachher über sie reden. Helfen Sie ihr bitte, Herr Kollege.«

      »Wollen Sie dabeisein?« fragte er.

      »Wenn ich darf?«

      »Selbstverständlich.«

      Schwester Hilde versorgte sie mit Kittel, Haube und Handschuhen. Sie schien erleichtert, daß sie selbst nicht direkt gebraucht wurde.

      Geli wurde der Magen ausgepumpt.

      Erst dann sagte Dr. Leitner mit ernster Miene zu Kirsten: »Sie ist schwanger. Etwa im dritten Monat.«

      »Ja, ich weiß, aber auf die Schwangerschaft brauchen wir keine Rücksicht zu nehmen. Ich erkläre Ihnen alles. Wie beurteilen Sie ihren Zustand.«

      »Nicht mehr lebensbedrohend, aber auch nicht stabil. Wir sollten sie gründlich untersuchen.«

      »Das ist mir sehr recht. Ich bin ja nicht objektiv. Sie tut mir schrecklich leid.«

      »Ist sie auch Ärztin?«

      »Nein, Laborantin. Zur Zeit arbeitslos.«

      Es dauerte noch eine Zeit, bis sich Gelis Zutand einigermaßen stabilisiert hatte, dann konnten sich Schorsch Leitner und Kirsten in Ruhe unterhalten.

      »Hat sie Schwierigkeiten mit dem Vater des Kindes?« fragte Dr. Leitner.

      »Das auch, aber vor allem hat sie sehr darunter gelitten, daß sie verdächtigt wurde, Opiate und Amphitamine aus dem Arzneischrank entwendet zu haben. Mittlerweile ist es erwiesen, daß es eine Schwester gewesen ist, aber durch diese Geschichte bekam Geli auch Ärger mit ihrem Freund, der Arzt ist.«

      »Hat er ihr mißtraut?«

      »Ich weiß nicht, was sich genau abgespielt hat. Geli hat sich nicht ausgesprochen. Es ging wohl auch um das Kind, das er nicht haben will. Ich habe heute versucht, mit Brack zu reden, aber er verhält sich charakterlos.«

      »Sagten Sie eben Brack, Frau Lorenz?« fragte Dr. Leitner überrascht.

      »Ja, Peter Brack.«

      »Und Sie wissen nichts über ihn?«

      »Ich bin ja erst vor vierzehn Tagen aus Wien gekommen.«

      »Brack wurde die Approbation entzogen, weil er im Drogengeschäft war. Die Beweise reichen anscheinend zu einer Verurteilung noch nicht aus, aber sein Ruf ist runiert.«

      »Ich hatte keine Ahnung, und leider hat mir Geli auch nichts gesagt. Es wird ja immer schlimmer. Da könnte Geli arg in der Klemme sitzen.«

      »Wenn es bekannt war, daß sie mit Brack liiert ist, könnte sie deshalb in Verdacht geraten sein, die Drogen an sich gebracht zu haben.«

      »Jetzt verstehe ich ihre Verzweiflung«, sagte Kirsten leise. »Ich habe auch eine böse Erfahrung gemacht, allerdings in anderer Beziehung. Arbeiten Sie eigentlich noch mir Dr. Norden zusammen?«

      »Aber ja, wir sind befreundet, und das Ehepaar Behnisch gehört auch dazu.«

      »Es ist schön, wenn eine Freundschaft so beständig ist«, sagte sie leise.

      »Frau Möller kann auch von Glück sagen, eine Freundin wie Sie zu haben«, stellte er fest. »Sie denken, daß sie das Kind gar nicht haben will.«

      »Doch, sie wollte es haben. Sie würde es nicht abtreiben lassen, das dürfen Sie nicht denken, aber ich denke, es wäre besser, wenn es zu einer Fehlgeburt kommen würde. Sie ist körperlich und seelisch am Ende.«

      »Ich kann noch keine Diagnose stellen, Frau Lorenz, aber ich fürchte, daß Ihre Freundin auch andere Tabletten geschluckt hat. Wir müssen sie untersuchen.«

      »Und Sie meinen, daß das Kind auf jeden Fall geschädigt sein würde?«

      »Das werden wir auch feststellen. Jetzt soll sie erst einmal schlafen.«

      »Darf ich bei ihr bleiben?« fragte Kirsten.

      »Wenn Sie nichts Bessere vorhaben!«

      »Ich habe gar nichts vor.«

      »Darf ich fragen, ob Sie in München eine Stellung angenommen haben?«

      »Ich habe mich beworben, der Bescheid steht noch aus.«

      »Sie haben in Wien als Psychotherapeutin gearbeitet?«

      »Nicht nur. Ich habe meine Nase überall hineingesteckt, in der Chirurgie und auf der Internen war ich auch tätig. Ich war wohl zu neugierig. Ich bin dabei badengegangen.«

      Dr. Leitner sah sie konsterniert an. »Haben Sie Schwierigkeiten bekommen?«

      »Es war mein Fehler, weil ich einem Kollegen zu vertraut habe. Nicht alle Ärzte sind wie Sie, Dr. Norden und diejenigen, die Sie Freunde nennen. Ich habe es nicht glauben wollen, daß es auch unter Ärzten ganz üble Geschäftemacher gibt. Jetzt weiß ich, daß auch Brack dazugehört, und vielleicht sind es mehr, als wir denken.«

      »Vielen Dank, daß Sie wenigstens von uns eine bessere Meinung haben.«

      Kirsten lächelte flüchtig. »Sonst würde ich meinen Beruf ganz an den Nagel hängen.«

      Er schüttelte den Kopf. Das sagte eine, die so leidenschaftlich engagiert gewesen war, die ihr Studium so ungeheuer ehrgeizig hinter sich brachte, die besten Benotungen überhaupt erzielte und ganz schnell praktisch arbeiten wollte, getreu dem Eid, den sie geschworen. Und jetzt, mit noch nicht einmal dreißig Jahren, resignierte sie? Das kann doch nicht sein, dachte er.

      *

      Während Kirsten nun schon mehr als eine Stunde bei Geli am Bett saß, läutete bei den Nordens das Telefon.

      Fee seufzte. Sie hatten es sich zu Hause gemütlich gemacht, mit den Zwillingen gespielt und dann ihre müden Kinder zu Bett gebracht. Nun wollten sie den Abend zu zweit genießen.

      »Bleib nur sitzen, ich gehe schon«, sagte Daniel. Er hatte gerade Wein geholt und wollte die Flasche öffnen.

      »Schorsch, ist das eine nette Überraschung«, sagte er erfreut. »Wie geht es


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