Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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Mädchen vorschreiben.«

      »Und du traust mir zu, daß ich dich vertrete. Welche Ehre.« Das war keineswegs spöttisch gemeint. »Ich weiß nicht, ob ich dazu fähig bin, Frank.«

      »Du kannst es versuchen. Ich zeige dir morgen die Pläne. Und wenn etwas schiefgeht, kann ich es auch nicht ändern. Wenn ich sterben würde, ginge es ja auch nicht mehr weiter.«

      »Rede nicht solchen Unsinn«, erregte sich Jürgen. »Du wirst nicht sterben, und wenn es dich beruhigt, werde ich mir die größte Mühe geben, dich nicht zu enttäuschen.«

      Vielleicht kommt er dadurch zur Vernunft, dachte Frank. Er scheint den guten Willen zu haben. Ich bin für ihn doch nicht der schreckliche Bruder, wie ich gefürchtet habe.

      »Darf ich fragen, was du die letzte Zeit getrieben hast, Jürgen?«

      »Ich habe mit der Hockeymannschaft trainiert, und ich habe da und dort ausgeholfen.«

      »Solide Sachen?« fragte Frank beiläufig.

      »Ich lasse mich nicht mehr auf krumme Sachen ein, das brauchst du nicht zu fürchten. Eine Erfahrung hat mir gelangt. Ich bin dir dankbar, daß du mir herausgeholfen hast. Ich bin jetzt dabei, krumme Sachen zu verhindern, aber manche sind unbelehrbar.«

      Frank sah ihn nachdenklich an. Es schien tatsächlich so, daß Jürgen vernünftiger geworden war. Sein Gesicht hatte auch energischere Züge bekommen. Er sieht einfach zu gut aus, ein richtiger Frauentyp, dachte Frank. Das war eine große Gefahr für ihn gewesen. Leider war er gleich an zwei raffinierte Frauen geraten, die ihn in eine dubiose Gesellschaft gezogen hatten. Aber darüber schien er nun doch hinweg zu sein.

      »Mir wäre es auch recht, wenn du hier wohnen würdest, Jürgen. Du brauchst dich ja nicht bevormundet zu fühlen, wenn ich in der Klinik bin.«

      »Mir wäre es lieber, wenn du zu Hause wärest und mich bevormunden würdest, Frank. Ich habe mich ekelhaft benommen. Dafür kann ich dich nur um Verzeihung bitten.«

      »Mir genügt es schon, wenn du es einsiehst, Jürgen. Dann reden wir morgen über das Geschäftliche. Jetzt essen wir noch was, und dann verziehe ich mich ins Bett. Es war sehr anstrengend in der Klinik.«

      Am nächsten Morgen überlegte Frank, ob er Franzi anrufen solle, damit sie bei dem Gespräch mit Jürgen gleichfalls informiert wurde, aber dann dachte er auch daran, daß sie mit ihrer kranken Mutter genug zu tun hätte. Auf jeden Fall mußte sie aber wissen, daß er einige Zeit abwesend sein würde.

      Jürgen war es dann, der vorschlug, daß Frank ihn mit Franzi bekannt machen solle. »Vielleicht akzeptiert sie mich sonst nicht«, meinte er.

      »Sie hat eine kranke Mutter, für die sie sorgen muß. Ich möchte sie nicht überfordern, aber sie hat das richtige Gespür für die diffizilen Sachen. Sie hat mich schon manches Mal staunen lassen. Und dabei hat sie sich das alles selbst angeeignet. Wenn sie hätte studieren können, wäre sie bestimmt schon ganz oben, trotz ihrer jungen Jahre.«

      »Und wie alt ist sie?«

      »Noch nicht mal vierundzwanzig.«

      »Da werde ich mich wohl mächtig anstrengen müssen, um Gnade vor ihren Augen zu finden. Bist du verliebt in sie?«

      Frank sah ihn verblüfft an. »Auf solche Gedanken kannst nur du kommen«, meinte er lächelnd. »Ich arbeite seit vier Jahren mit ihr. Sie war ein ganz junges, unerfahrenes Mädchen, als sie zu mir kam. Ungeheuer wißbegierig und fleißig. Sie ist lieb, und wir verstehen uns einmalig, aber verliebt? Ich will sie doch nicht vertreiben.«

      »Dann hat sie einen anderen?«

      »Nein, bestimmt nicht, das wüßte ich. Sie hat gar keine Zeit für ein Privatleben, da sie die ganze Freizeit ihrer Mutter opfern muß.«

      »Das muß aber eine sehr egoistische Mutter sein.«

      »Krankheit macht vielleicht egoistisch.«

      »Du wirst wieder gesund«, sagte Jürgen heiser. »Ich will nicht hören, daß du daran zweifelst. Ich habe mich dir gegenüber manchmal schäbig benommen, Frank, das tut mir leid. Ich will es gutmachen, wenn ich kann, und wenn du mir versprichst, daß du nicht pessimistisch bist.«

      »Das bin ich nicht. Ich will ja leben, aber es gibt Momente, die sehr, sehr nachdenklich stimmen.«

      »Du warst schon zu lange allein. Denkst du denn immer noch an Tanja? Es ist ein scheußlicher Gedanke für mich, daß sie es auf mich abgesehen hatte. Ich war ja noch so jung und dumm und habe nicht begriffen, wie verletzend es für dich sein muß.«

      »Tanja ist nicht das Problem, Jürgen. Ich muß dir eigentlich dankbar sein, daß mir die Augen so schnell geöffnet wurden. Was Frauen anbetrifft habe ich nicht die richtige Einstellung. Ja, so ein Mädchen wie Franzi kann ich akzeptieren. Sie ist nicht aufdringlich, sie ist einfach da, wenn man sie braucht. Es ist eine ganz besondere Beziehung. Und ich bitte dich, sie auch so zu behandeln, wie ich es tue, denn sie ist äußerst sensibel und verletzlich.«

      »Ich werde ihr nicht zu nahe treten, Frank. Ich bin nicht mehr so, daß ich mit jedem hübchen weiblichen Wesen anbandele. Ich habe auch schon meine Erfahrungen gemacht, und es gibt mehr Tanjas als Franzis. Das kann ich sagen, obgleich ich Franzi nicht kenne.«

      »Ich verlasse mich auf dich«, sagte Frank, und dann rief er Franzi doch an. Sie versprach, gleich zu kommen, als er sagte, daß es sehr wichtig sei.

      Ihre Mutter begann zu zetern. »Hast du was mit ihm, daß er so über dich bestimmen kann? Nun, wenn er es ernst meint, hätte ich ja nichts dagegen. Aber dann muß er sich auch erklären.«

      »Hör bitte auf, Mutter, er ist mein Chef, mehr nicht. Und er ist ein feiner Mensch, er zahlt mir mehr Gehalt, als ich woanders bekommen würde und ist verständnisvoll und großzügig, was dich betrifft. Aber wenn er mich braucht, bin ich auch für ihn da. Du bist versorgt, und du sitzt doch die ganze Zeit vor dem Fernseher.«

      Waltraud verlegte sich aufs Schmollen, wie sie es immer tat, wenn sie nichts zu erwidern wußte.

      »Ich gehe nicht in ein Heim, das kannst du ihm gleich sagen!« rief sie Franzi noch nach.

      Franzi kämpfte gegen die Verzweiflung an, die sie manchmal doch packte.

      Wenn sie wenigstens ein bißchen Liebe von ihrer Mutter erfahren hätte, aber sie konnte sich nicht erinnern, daß sie jemals erfahren hatte, wie es war, von der Mutter schützend und liebevoll in die Arme genommen zu werden. Als der Vater noch bei ihnen war, ja, an ihn hatte sie immer noch eine Erinnerung, obgleich sie erst sechs Jahre alt war, als er von ihnen fortging, hatte sie wenigstens von ihm Zuneigung bekommen, wenn auch nur, wenn er mit ihr allein war.

      Ihre Eltern hatten immer gestritten, und eines Tages war er gegangen.

      »Wenn ich kann, hole ich dich«, hatte er gesagt, aber er hatte es nicht getan. Sie hatte ihn nie wiedergesehen und von ihrer Mutter nur böse Worte und Anklagen gegen ihn gehört. Er war an allem schuld, auch daran, daß Franzi nicht das Abitur machen konnte, trotz ihrer ausgezeichneten Noten. Sie müsse bald Geld verdienen, hieß es, denn sie hätten bald keines mehr. Waltraud ließ sich nichts abgehen, und so sehr konnte es wohl an Geld nicht mangeln, aber Franzi hatte beizeiten gelernt, sich zu bescheiden und das Bestmögliche aus ihrer Situation zu machen. Im Grunde war sie eine Frohnatur, wenn die letzten Jahre nun auch an ihren Nerven zerrten. Seit sie bei Dr. Derksen arbeitete, waren diese Stunden wie ein Brunnen, aus dem sie Kraft schöpfte.

      Sie konnte vergessen, was sich zu Hause abspielte. Er glich in seiner Ruhe und Güte alles aus, was ihre Mutter ihr zufügte mit ihrer ständigen Unzufriedenheit und Nörgelei.

      Sie war richtig froh, daß auch der Samstag ihr diese Ablenkung brachte, und dann sollte sie auch noch eine riesengroße Überraschung erleben.

      Es war nicht das erste Mal, daß sie Dr. Derksens Haus betrat, dieses wunderschöne Haus, das so ganz ihren Träumen von einem Märchenschloß entsprach.

      Frank öffnete ihr selbst die Tür und begrüßte sie mit einem Lächeln. »Lieb von Ihnen, Franzi,


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