Pink - 2 Gesichter. Paul Lester
Aus dem Englischen übersetzt von Alan Tepper
Impressum
Der Autor: Paul Lester hat die beiden vielgelobten Biografien über die Postpunk-Legenden Gang Of Four und Wire geschrieben. Darüber hinaus verfasst er Artikel für zahlreiche Magazine und Zeitungen, darunter den Guardian.
Deutsche Erstausgabe 2010
Titel der Originalausgabe:
“Split Personality – The Story Of P!NK” © 2009 Omnibus Press,
A Division of Music Sales Limited, London.
ISBN: 978-1-84938-060-7
Coverfotos: © F. Scott Schafer / Corbis Outline
Coverdesign: Bold Graphic Design
Layout und Satz: Thomas Auer, www.buchsatz.com
Übersetzung: Alan Tepper
Lektorat und Korrektorat: Aulo Verlagsservice
© 2010 by Hannibal
Hannibal Verlag, ein Imprint der KOCH International GmbH, A-6604 Höfen
ISBN: 978-3-85445-337-6
Hinweis für den Leser:
Kein Teil dieses Buchs darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, digitale Kopie oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden. Der Autor hat sich mit größter Sorgfalt darum bemüht, nur zutreffende Informationen in dieses Buch aufzunehmen. Es kann jedoch keinerlei Gewähr dafür übernommen werden, dass die Informationen in diesem Buch vollständig, wirksam und zutreffend sind. Der Verlag und der Autor übernehmen weder die Garantie noch die juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für Schäden jeglicher Art, die durch den Gebrauch von in diesem Buch enthaltenen Informationen verursacht werden können. Alle durch dieses Buch berührten Urheberrechte, sonstigen Schutzrechte und in diesem Buch erwähnten oder in Bezug genommenen Rechte hinsichtlich Eigennamen oder der Bezeichnung von Produkten und handelnden Personen stehen deren jeweiligen Inhabern zu.
Kapitel 1:
Kapitel 2:
Kapitel 3:
Kapitel 4:
Heiße Zwischenspiele und lustvolle Küsse
Kapitel 5:
Dumme Girlies und der Präsident
Kapitel 6:
Die Vergangenheit wird zur Zukunft
Kapitel 7:
Kapitel 8:
Kapitel 9:
Funhouse – Jahrmarkt der Gefühle
Kapitel 10:
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Pink war niemals pink! Es gibt nichts besonders Süßes oder Mädchenhaftes an der Sängerin, Songwriterin und Performerin, die in den ersten zehn Jahren des neuen Millenniums zu einem Teil unseres Pop-Lebens wurde. Sie schwebt nicht auf zartrosa Wolken, sondern steht mit beiden Beinen fest auf dem Bühnenboden, allzeit bereit, der Menge ihre harten Popsongs entgegenzuschleudern.
Der Name ist strenggenommen eine Mogelpackung. Daraus resultierte, dass sie viele zu Beginn ihrer Karriere falsch einschätzten und sie als ein weiteres Zuckerpop-Starlet betrachteten. Dabei hat die Musikerin viel mehr Gemeinsamkeiten mit Janis Joplin, der von ihr über alles verehrten Sixties-Ikone, als mit einem dieser Girlies, die kurz auf der Bildfläche erscheinen und schon am nächsten Tag spurlos verschwunden sind. Die tätowierte Pink rast auf dem Motorrad durch die Straßen, fuchtelt mit Waffen herum, nimmt niemals ein Blatt vor den Mund und gehört zu den bedeutendsten Interpreten rockiger Popmusik und poppigen Punks. Schon mit 16 Jahren wäre sie beinahe an einer Überdosis gestorben, nachdem sie mit fast jeder Droge experimentiert hatte, die Chemiker kennen. Was ich eigentlich sagen möchte: In Bezug auf die Attribute des Rock’n’Roll lässt sie Janis wie eine Britney aussehen, aber Ms Spears ist ja heute auch nicht mehr die Verkörperung der sauberen und anständigen Pop-Nachtigall. Oder lässt sie Janis vielleicht wie Beyoncé erscheinen? Ja, dieser Vergleich passt wohl fürs Erste.
Pink hat die Messlatte für die ganzen ungezogenen Ex-Teen-Pop-Königinnen der ersten Dekade des neuen Jahrtausends höher gelegt – oder tiefer, je nach Blickwinkel. Ich habe mir beim Schreiben dieses Buches all ihre Alben immer wieder intensiv angehört. Dabei fiel mir auf, dass Pink immer Pink gewesen ist, auch in ihrer Anfangszeit, in der sie noch im modernen R’n’B-Segment vermarktet wurde. Damals erschien sie wie eine Marionette der mächtigen, manipulativen Strippenzieher des Dance-Pop. Doch dann riss sie die Kontrolle über ihre Karriere an sich und wurde zu der knurrenden Punk-Göre, die wir heute kennen und lieben. Schon allein ein flüchtiger Blick auf die Titel ihres Debüts Can’t Take Me Home (2000) lassen erahnen, dass der Stilwechsel zum Nachfolger M!ssundaztood doch nicht so dramatisch war, wie es schien. „Split Personality“, „Hell Wit Ya“, „Save My Life“, „You Make Me Sick“ und „Let Me Let You Know“ – auf den ersten Blick mögen das alles Titel aus dem Poptext-Baukasten sein, bei genauerer Betrachtung handelt es sich aber um frühe Hinweise auf die gequälte Seele einer der erfolgreichsten Künstlerinnen unserer Tage, der es gelang, ein Publikum anzuziehen, eben weil sie nie von ihrer schlimmen Kindheit und wilden Jugend loskam.
Falls Pink durch Attribute wie „gequält“ und „erfolgreich“ charakterisiert werden kann, so muss doch auch noch ein dritter Begriff erwähnt werden: Ehrlichkeit! Sie hat sich niemals wegen ihrer Vergangenheit und ihrer Probleme versteckt, sondern sie künstlerisch ausgedrückt und dargestellt – und das mit einer fast schon chirurgischen Präzision. Dadurch ermöglichte sie einen tiefen Einblick in ihre Arbeit und machte sich gleichzeitig zu einer interessanten Persönlichkeit, die man bei all ihren Kapriolen gerne und mit Spannung beobachtet. Heutzutage wird die Popmusik von Promotern dominiert, die ihren Schützlingen die Worte in den Mund legen und darauf achten, dass diese nicht zu viel von sich preisgeben – in der knappen Stunde eines Interviews, die Journalisten in einer sterilen Hotelsuite gewährt wird. Pink zählt zu den wenigen Popstars,