Iron Man. Tony Iommi
toppen. Wir wollten das Album ursprünglich „War Pigs“ nennen, weil auf dem Cover ein Typ mit einem Schild und einem Schwert abgebildet war: Das „War Pig“. Doch die Plattenfirma akzeptierte das nicht und entschied sich für Paranoid. Was hatte das denn mit dem Cover zu tun?
Sie brauchten den Titel schnell, und uns blieb keine Zeit mehr für Änderungen.
„Nee, wir können nichts mit ,War Pigs‘ anfangen. Wie soll das Album heißen?!“
„Lasst uns Paranoid nehmen!“
Und das war’s dann.
19: Sabbath, Zeppelin und Purple
John Bonham und Robert Plant stammten beide aus Birmingham. Als Bill und ich noch bei The Rest spielten, machten wir mit den jeweiligen Bands von Bonham einige Gigs. Damals kannte Geezer Robert Plant ganz gut. Bei einem Einkaufsbummel trafen wir John und Robert. Sie meinten stolz: „Wir gründen eine neue Band mit Jimmy Page.“
„Hey, großartig!“
Wir hatten Jimmy noch nie persönlich getroffen, aber schon oft seine Songs mit den Yardbirds gehört. Es freute uns, dass die beiden mit diesem Ausnahmemusiker eine Band ins Leben riefen.
Das Led-Zeppelin-Debüt verblüffte mich beim ersten Hören. Ich fand es richtig gut. John Bonham und sein energiereiches Spiel bestimmten die Härte. Jimmy Page brachte großartige Riffs, hatte keinen heavy Sound, setzte sich aber trotzdem von allen anderen Gitarristen ab. Die Magie lag in der Kombination der Musiker. Unser Ansatz war grundverschieden, denn das Riff stand bei uns im Vordergrund, der härtere Sound der Gitarre. Led Zeppelin bauten ihre Musik auf den donnernden Drum-Parts auf, wir hingegen kreierten mit der Gitarre und dem Bass eine „Wall of Sound“.
Angeblich sagte Bill Ward damals, dass die Band sich entschieden habe, noch härter als Zeppelin zu klingen. Ich erinnere mich nicht mehr daran, halte es aber für möglich. So verhielt man sich zu der Zeit. Doch in der Realität gab es keine großartige Rivalität zwischen Sabbath und Led Zeppelin. Wir kamen alle aus Birmingham, also aus der gleichen Scheiße, wenn ich mich so ausdrücken darf. Natürlich wünschten wir ihnen viel Erfolg, und ich bin mir sicher, dass Zep uns nicht beneideten, sondern positiv unterstützten.
Heutzutage kommuniziert fast jeder mit den Mitgliedern anderer Gruppen, doch früher war das eher unüblich. Da wir Bonham und Plant gut kannten, quatschten wir natürlich mit ihnen. Doch zwischen Bands aus London und welchen aus Birmingham oder den Midlands bestand Konkurrenz und Missgunst. Londoner Musiker glaubten immer, dass ihre Bands besser seien. Sie blickten auf die Musiker aus den Midlands arrogant herab. Wir hingegen empfanden die Londoner als versnobt. Der ganze Wettstreit zwischen den Gruppen rührte daher. Jeder wollte den anderen übertrumpfen. Damals lagen Zeppelin, Sabbath und Deep Purple auf Augenhöhe, doch die Rivalität bestand zwischen uns und Purple, besonders als Paranoid in den Charts aufwärts kletterte und sie „Black Night“ veröffentlichten. In dem Moment zeigte sich das Konkurrenzverhalten.
Zu Zeppelin bestand eine so intensive Beziehung, dass sie uns sogar bei ihrem Label Swan Song unter Vertrag nehmen wollten. Ich habe keinen blassen Schimmer, warum daraus nichts geworden ist. Wir hatten bei Warner und der britischen Phonogram Verträge für eine unendlich lange Zeit unterschrieben. Vielleicht kamen wir ja da nicht mehr raus.
Wir hätten gerne einen Peter Grant als Manager gehabt, aber es sollte wohl nicht sein. Er konzentrierte sich auf Led Zeppelin und später Bad Company, die beide bei Swan Song unterzeichnet hatten. Damals gab es noch nicht so viele Manager, und so arbeitete Grant zu Beginn exklusiv. Für uns regelte das Patrick Meehan. Am Anfang schlossen wir einen Exklusivvertrag ab, der aber später erweitert wurde und ihm die Möglichkeit bot, auch andere Künstler zu betreuen.
Bei der Aufnahme von Sabbath Bloody Sabbath besuchten uns Led Zeppelin, und wir jammten miteinander. Bonham wollte einen unserer Songs spielen, ich glaube es war „Sabbra Cadabra“, aber da wir ihn zu oft gehört hatten, wollten wir etwas Neues auspürobieren. Ich weiß nicht, ob die Tapes von den Aufnahmen noch existieren. Sie wären sicherlich mehr als interessant – Black Zeppelin! Es sollte das einzige Mal bleiben, dass die beiden Bands zusammen jammten. In der Anfangszeit kam John manchmal zu den Proben und spielte mit uns, doch Bill mochte nicht, dass er sein Drumset bearbeitete. Es war sein ganzer Stolz, und Bonham machte ständig was kaputt.
„Hey Bill, lass mich mal mit deinem Schlagzeug spielen.“
„Nein, du wirst nur wieder was zerbrechen.“
„Stell dich nicht so an, Bill!“
„Nein!“
Manchmal führten die beiden sich wie zwei total durchgeknallte Typen auf.
Wir sind immer noch mit Zeppelin befreundet, obwohl Bonham Ronnie einmal gewaltig verärgert hat. Zep sahen sich unsere Show im Hammersmith Odeon im Mai 1980 an. John stand an einer Bühnenseite, ließ es sich gut gehen und trank Guinness. Im Laufe des Konzerts wurde er immer besoffener. Als wir von der Bühne kamen, meinte er dreist: „Für so einen verdammten Zwerg hat der Typ aber eine großartige Stimme.“
Natürlich hörte Ronnie das. Bonham hatte es als Kompliment gemeint, doch es klang nicht sonderlich respektvoll. Er drehte sich um und brüllte Bonham an: „Du dummes Arschloch.“
Die beiden waren kurz davor, sich zu prügeln. Das wäre jedoch ein ungleicher Kampf gewesen, denn John konnte zum Hooligan werden. Ich schaute beiden in die Augen und beschwichtigte sie: „Auf keinen Fall, lasst das bitte sein.“
Bonham fragte: „Was ist denn mit dem los?“
„Tja, diese Art von Kommentaren kann Ronnie nicht ab. Geh ins Hotel. Ich komme später nach. Im Moment ist ein ungünstiger Zeitpunkt für eine lockere Unterhaltung.“
Er verzog sich, aber du meine Güte, das hätte ins Auge gehen können.
Auch Pagey – Ian Page von Led Zeppelin – steht mir sehr nahe. Vor einigen Jahren wollte er sich den Sabbath-Gig auf dem Fields Of Rock-Festival in den Niederlanden ansehen und flog mit uns rüber. Wir hingen zusammen ab, er sah sich das Konzert an, dann zogen wir uns noch Rammstein rein, und anschließend ging es wieder nach Hause. Seitdem habe ich ihn immer mal wieder getroffen.
20: Das soll Amerika sein?
Unser Debütalbum hielt sich schon einige Zeit in den US-Charts, obwohl die Band noch nie in den Staaten getourt war. Nach Paranoid ging es also über den großen Teich. Wir nahmen unsere eigene Anlage mit, was sich als eine unserer dämlichsten Aktionen überhaupt herausstellte. Es war eine Laney-PA mit Laney-Türmen. Da wir keine Flightcases besaßen, wurden die Verstärker und Boxen im Laderaum des Jets ordentlich ramponiert. Black Sabbath kamen mit riesigen Erwartungen in New York an: „Klasse, hier spielt sich die Musikwelt ab. Wir können es kaum fassen.“
Doch der erste Gig fand in einem winzig kleinen Club namens Ungano’s statt, der an der West 70th Street lag. Angeblich sollte es der Laden sein, vergleichbar mit dem Londoner Marquee. Wir hätten niemals geglaubt, dass es so ein Scheißloch war. Ich vermute mal, dass sie uns in diesen Schuppen verfrachteten, weil dort angeblich die ganzen Agenten und Leute von den Plattenfirmen auftauchten.
Unser Roadie Luke wusste nichts über die unterschiedlichen Sicherungen in den USA. Als er die Anlage anschloss, ging sie sofort hoch.
„Verdammt noch mal, und was nun?“
Chaos brach aus, doch es dauerte nicht lange, bis Ersatzsicherungen organisiert wurden. Wir traten an zwei Abenden in dem Laden auf. Ich dachte nur noch: Das ist es also? Das soll Amerika sein? Ich war unglaublich enttäuscht. Am dritten Abend spielten wir im Fillmore East, was absolut phantastisch war.
Verdammt, die besaßen sogar Monitore … was für ein Unterschied zu Großbritannien! Endlich konnten wir uns auf der Bühne gegenseitig hören. Sogar Ozzys Gesang kam durch. Nach dieser tollen Erfahrung sahen wir nie wieder in den Rückspiegel.
Im Fillmore spielten wir mit Rod Stewart und den Faces. Wir kamen beim Publikum gut an, und Rod wurde praktisch von der Bühne gebuht. Das passierte