Gestalten mit Licht und Schatten. Oliver Rausch
dieses Buches, gemeinsam mit meinem langjährigen Kompagnon Frank Dürrach gegründet. Die Ausbildung ist sehr praxisorientiert und setzt stark auf Projektarbeit, mit der die technischen, gestalterischen, aber vor allem auch die inhaltlichen Kompetenzen der Teilnehmer zur Entwicklung gebracht werden. Dieses Ziel in der vorgegebenen Zeit zu erreichen, ist nur dadurch möglich, dass die Fotoakademie-Koeln mit der Fotoschule-Koeln eng verwoben ist.
Die Fotoschule-Koeln ist ebenfalls eine Gründung von Frank Dürrach und mir. Sie bietet seit 1995 ein breit gefächertes Kursangebot, das jedem offensteht. Unter anderem werden in den meist etwa zwanzig Stunden umfassenden Workshops und Kursen Themen wie Kamerahandhabung, Bildgestaltung, Konzeption, Lichtgestaltung, Blitzlichttechniken, Bildbearbeitung, Farbmanagement oder Reportagefotografie behandelt. Das Kursangebot wird dabei ständig erweitert. Die Schule versucht, genau wie die Akademie, stets den Dreischritt von Fototechnik, Bildgestaltung und Bildinhalten zu vollziehen. Interessierte können entweder nur die Handhabung der Kamera erlernen oder sich ein mehr oder weniger umfangreiches Programm zusammenstellen. Unsere Teilnehmer sind daher sowohl blutige Anfänger als auch ambitionierte Amateure und reichen bis hin zu jungen Profifotografen, die Wissenslücken schließen möchten oder neue Inspirationen suchen. Nicht zuletzt bietet die Fotoschule-Koeln sowohl den Amateuren als auch den professionellen Fotografen die Möglichkeit des Austauschs mit Gleichgesinnten in den verschiedenen Arbeitsgruppen.
Die Fotoakademie-Koeln startet mit ihrem Ausbildungslehrgang in etwa dort, wo die Fotoschule-Koeln endet. Dies schafft die Voraussetzungen für diejenigen Interessierten, die den weiterführenden Lehrgang der Akademie besuchen möchten. Oft nehmen wir auch angehende Fotografen in die Akademie auf, die diese Voraussetzungen noch nicht oder nicht ganz erfüllen, und bieten ihnen die Möglichkeit, parallel zur Akademie die entsprechenden Einheiten in der Schule zu besuchen. So können alle Teilnehmer einer Klasse in kurzer Zeit auf einem gemeinsamen Niveau an ihren Ausbildungsprojekten arbeiten.
Das vorliegende Buch ist aus den Skripten sowohl des Workshops über Lichtgestaltung an der Schule als auch aus den diesbezüglichen Lehreinheiten der Akademie entstanden. Dementsprechend möchte das Buch allen interessierten Amateuren, Auszubildenden, Studierenden anderer Hochschulen oder einfach lichtbegeisterten Fotografen in systematischer und gut nachvollziehbarer Weise Lichtgestaltung auf professionellem Niveau vermitteln.
Gerade ambitionierte Amateure aus unseren Kursen und Auszubildende an der Akademie motivierten mich, dieses Buch doch endlich zu schreiben. Denn sie berichteten mir immer wieder, dass sich nur schwer fundierte Kenntnisse in so anschaulicher Form finden lassen würden wie in unseren Kursen zu diesem Thema. Ich hoffe, die Arbeit an dem Buch wird sich für Sie auszahlen und es ist mir gelungen, die Inhalte eines praktischen Kurses auch in Schriftform zu vermitteln.
Oliver Rausch
Den ersten Anstoß, das Licht sehen und verstehen zu lernen, erhielt ich während meines Studiums der Fotografie an der Royal Academy of Art in Den Haag von einem begnadeten Lehrer, Jo Misdom. In meinem anschließenden Studium an der Rijksakademie in Amsterdam – das mir durch ein Stipendium ermöglicht wurde, was Frank und mich bewogen hat, heute selbst ein Stipendium pro Jahr zu vergeben – beschäftigte ich mich weiter sehr intensiv mit diesem Gestaltungsmittel und habe es lieben und schätzen gelernt. Der Umgang mit Licht durch Hannes Wallrafen und Maarten Corbijn, bei denen ich assistieren durfte, markierte weitere Stationen auf dieser Entdeckungsreise. Zwischen 1997 und 2004 habe ich an der Amsterdamer Fotoacademie gelehrt und dabei versucht, nicht nur meine Liebe zum Licht, sondern auch meine Begeisterung für die vielen anderen eher inhaltlichen Aspekte der Fotografie weiterzugeben. Parallel dazu arbeitete ich in der Werbung, die mir aber bei Weitem nicht so liegt wie der inhaltliche Austausch mit anderen Fotografen, Fotografiebegeisterten und Künstlern. Die Werbefotografie ermöglichte mir aber neben meiner interessanten Tätigkeit an der Akademie in Amsterdam ein Studium der Psychologie in Köln, bei dem mich der Schwerpunkt Medien besonders reizte. Noch während des Studiums gründete ich die Fotoschule-Koeln, die bald meine ganze Aufmerksamkeit forderte. Sie stellt bis heute einen wichtigen Lebensmittelpunkt für mich und Frank dar.
Die Lehre der Fotografie sowie der Austausch mit anderen Fotografen über deren Sichtweisen der Welt und ihre Umsetzungen in Bildern sind uns beiden so wichtig, dass wir anschließend auch die Fotoakademie-Koeln gegründet haben. Ich hoffe, ein wenig von unserer Begeisterung weitergeben zu können, und wünsche Ihnen jetzt viel Spaß bei der Lektüre und den Entdeckungen, die Sie hoffentlich hier und im Anschluss mit Ihrer Kamera machen werden.
Das Videotutorial zum Buch
Wollen Sie die Inhalte dieses Buchs von Oliver Rausch persönlich erklärt bekommen? Dann ist unser Tutorial genau das Richtige für Sie. In etwa drei Stunden und 23 Einzelvideos führt Sie Oliver Rausch durch die Kunst des Gestaltens mit Licht und Schatten.
Im Buch sind, passend zu den jeweiligen Textpassagen, zahlreiche Ausschnitte aus dem Tutorial verlinkt. Wenn Sie die komplette Produktion runterladen wollen, dann erhalten Sie als Buchkäufer mit dem Gutscheincode, den Sie auf der auf der Seite nach dem Impressum finden, 30 % Rabatt auf die Masterclass Lichtsetzung.
Produziert wurde die Masterclass von FotoTV, dem größten deutschsprachigen Lernangebot über Fotografie seiner Art mit über 3000 Filmen auf www.fototv.de. Dort finden Sie auch weitere Lerninhalte mit Oliver Rausch!
Einleitung
Licht ist ein so unmittelbar wirkendes Gestaltungselement der Fotografie, dass Sie sich ihm nur schwer entziehen können. Es wirkt sofort und direkt auf das Gefühl des Betrachters. Zeigt man ein Bild nur für einen ganz kurzen Augenblick – so kurz, dass sich das Motiv nicht richtig erkennen lässt (zum Beispiel eine Zehntelsekunde auf einem Computermonitor) –, so kann der Betrachter dennoch sehr wohl wahrnehmen, ob es sich um ein strahlendes, fröhliches oder ein düsteres, melancholisches oder auch ein weiches, träumerisches Bild handelt. Das Licht ruft unvermittelt Emotionen hervor und lässt den Betrachter die Grundaussage eines Bildes erfassen, noch bevor er das Motiv erkennt.
Starten Sie mit folgendem Experiment
Wählen Sie aus einer großen Menge an Fotos zehn Lieblingsbilder aus, die Sie in besonderer Weise ansprechen. Das können auch Fotos von absoluten Anfängern sein, in denen der klassische Bildaufbau durch Akzentsetzung und Linienführung noch eher schwach ausgeprägt ist, etwa auch Urlaubsfotos. Entscheiden Sie einfach aus dem Bauch heraus. Nur verzichten Sie bitte auf Fotos von süßen Kindern oder jungen Tieren, denn gegen so stark emotional aufgeladene Motive kommt auch die beste Gestaltung von der Wirkung her nicht an.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben die von Ihnen ausgewählten Bilder »Tiefe«, sie besitzen etwas »Strahlendes«, sprechen Sie »emotional« an. Diese Bilder haben tatsächlich etwas Ursächliches gemein: Das Licht kommt aus einer bestimmten Richtung. Der Lichtursprung liegt bei diesem Experiment (fast) immer in Richtung einer gedachten Halbkugel vor dem Fotografen, also von links oder rechts aus Kamerasicht, von sehr steil oben oder auch als Gegenlicht. Eventuell handelt es sich auch um Nachtaufnahmen, dann leuchten die Objekte selbst. Meist müssen es noch nicht mal spannende Motive oder spektakulär gestaltete Aufnahmen sein. Das Licht allein vermittelt diese starke Wirkung. Denn Licht ist ein sehr stark auf die Emotionen wirkendes Stilelement der Fotografie, wenn nicht sogar das stärkste.
In nur ganz wenigen Ausnahmefällen kommt das Licht aus Richtung einer gedachten Halbkugel hinter der Kamera. Die Lichtquelle befindet sich hier hinter dem Fotografen bzw. leicht seitlich oder erhöht von ihm. Meist handelt es sich dann aber auch um ein Bild mit einem absolut sensationellen Objekt,