Astralreisen. Thomas Karlsson

Astralreisen - Thomas Karlsson


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als ich älter wurde realisierte ich, dass außerkörperliche Erfahrungen etwas mit der großen Frage über Leben und Tod zu tun haben könnten. Als ich mit sieben Jahren in die Schule kam war ich so gefangen von dem, was man dort lernen konnte, dass die Anzahl an außerkörperlichen Erfahrungen abnahm. Man könnte wohl auch sagen, dass die Schule mich ein Weltbild lehrte, in dem Erlebnisse dieser Art keinen Platz haben.

      Mit dder Herausbildung unserer modernen Gesellschaft hat sich die Sicht auf den Menschen mechanisiert. Wir werden mit Autos, Computern und anderen technischen und mechanischen Dingen verglichen. Die Seele ist für viele Menschen zu einer poetischen Metapher verkommen oder wurde aus ihrem Weltbild einfach wegrationalisiert. Als ich in meiner frühen Jugend anfing, mich über okkulte Phänomene und außerkörperliche Erfahrungen zu belesen, wurde mein Interesse für diese Dinge, die ja ein natürlicher Teil meiner Kindheit gewesen waren, wieder erweckt. Es wurde mir jedoch schnell klar, dass die Beschreibungen über solche Erlebnisse sehr skeptisch betrachtet werden. Sie passen einfach nicht in das mechanische Weltbild. Trotz eines weit verbreiteten Widerstandes gegen Erfahrungen mit der Seele spricht ein großer Teil der Statistiken dafür, dass schon viele Menschen außerkörperliche Erfahrungen gehabt haben, oder sie im Laufe ihres Lebens haben werden.

      Der Narkosearzt Göran Grip legte dar, dass fast jede fünfte Person solche Erlebnisse habe, und der Religionshistoriker Dr. Henrik Bogdan, dass dies ein ganz gewöhnliches Phänomen bei Kindern und Jugendlichen sei.

      Für jene, die bereits außerkörperliche Erfahrungen gemacht haben ist klar, dass die Seele nicht nur eine poetische Metapher ist, sondern etwas das sich genauso wirklich anfühlt, so konkret und spürbar ist wie der physische Körper. Für viele Menschen ist eine außerkörperliche Erfahrung mit dem traumatischen Gefühl, dass sie entweder sterben oder verrückt würden, verknüpft. Das Problem dabei ist, dass viele dieser Menschen kein Weltbild kennen in dem solche Erlebnisse erklärt werden. Tatsächlich setzt die Mehrheit der modernen und säkularisierten Menschen Erlebnisse dieser Art mit Verrücktheit oder allzu lebhafter Phantasie gleich, obwohl wir unzählige Beweise für außerkörperliche Erfahrungen in allen Zeiten und Kulturen finden können.

      Als ich in meiner Jugend die okkulte Natur meiner Erlebnisse realisierte, versuchte ich einen Weg oder eine Philosophie zu finden, die mir helfen würde, diese Dinge in einen begreifbaren Zusammenhang zu bringen. Nach einiger Zeit der Studien fand ich heraus, dass es viele alte Traditionen gibt die solch okkulte Erlebnisse beschreiben und auch, wie man lernen kann, diese zu kontrollieren. Schon die alten Griechen, mit Pythagoras und Platon an der Spitze, hatten die verschiedenen Dimensionen auf eine sehr fortgeschrittene Weise systematisch beschrieben. Die Neuplatoniker formulierten viele dieser grundlegenden Theorien über andere Welten, so wie sie heute auch jene vertreten, die über okkulte Erlebnisse sprechen. Vom Neuplatonismus erhielten wir die Begriffe „Astralkörper“, „astrale Ebene“ und „Astralwelt“. „Astral“ kommt von dem lateinischen astralis, was ‚die Sterne betreffend‘ bedeutet. Das lateinische Wort für Stern ist astrum. Die neuplatonische Philosophie war der Ansicht, dass zwischen der höchsten und der menschlichen Welt eine Zwischenwelt liegt, welche die Sternenwelt genannt wird, oder auch Astralwelt. Zu dieser Welt erhält der Mensch Zugang während seiner Träume, im spirituellen Trancezustand oder wenn er stirbt. Derjenige Teil des Menschen, der in die astralen Ebenen eintreten kann, wird Astralkörper genannt und eine solche Reise wird als „Astralreise“ oder „Astralprojektion“ bezeichnet.

      Der Astralkörper wird als eine unsichtbare Version des physischen Körpers beschrieben, der allerdings fliegen und durch Wände gehen kann. Manche Geisterforscher betrachten jene als Astralkörper, die aus dem einen oder anderen Grund das Diesseits nicht verlassen möchten, auch nachdem der Mensch physisch gestorben ist. Auch über solche Themen konnte ich mich mit meinen Freunden in den Cafés Stockholms stundenlang unterhalten. Nicht selten nach allzu vielen Tassen Kaffee, die uns zu langen Spaziergängen durch Djurgården zwangen, um den Koffeinkick abzulaufen. Es wurde fast schon ein Teil unseres Kaffeerituals.

      Was mich endgültig davon überzeugte, dass ich eben dabei war, eine spontane außerkörperliche Erfahrung zu machen, war die eigentümliche Paralyse die ich erfuhr. Ich war schon öfters mitten in der Nacht aufgewacht um mich in einem solch paralysierten Zustand wieder zu finden. Der Körper war erlahmt, oder fühlte sich so an, als ob er noch schlafen würde, während das Bewusstsein voll erwacht war. Die ersten paar Male hatte es mich noch erschreckt und war verbunden mit starkem Herzklopfen und dem sehr unbehaglichen Gefühl, in meinem eigenen Körper eingesperrt zu sein. Üblicherweise wachte ich nach einiger Zeit in meinem normalen Bewusstseinszustand auf und konnte dankbar meinen Körper wieder bewegen. Solche von der Umgebung ausgehenden starken Lichtphänomene, wie sie gerade von meinem Kaffee abgestrahlt wurden, nahm ich auch in diesem paralysierten Zustand wahr. Manchmal konnte ich Sachen sehen, die so wirkten, als kämen sie aus meinem Inneren oder würden aus einer anderen parallelen Wirklichkeit in den Raum drängen. Manchmal hatte es den Anschein, als würden sich Lichtfunken von Objekten lösen, ganz besonders von den Pflanzen auf der Fensterbank. Wenn ich Sachen erahnte, die nicht vom Raum selbst kamen, sondern von einer anderen unbekannten Dimension, fühlte es sich an als würden alle Ecken und Winkel im Zimmer anfangen, intensiv zu vibrieren. Der Raum verdoppelte sich und machte auf mich den Eindruck er würde einer anderen Parallelwelt entstammen.

      Ich konnte glücklicherweise Bücher finden, die dieses Phänomen, mit einem klaren Bewusstsein aber paralysierten Köper aufzuwachen, beschrieben, und es gab hin und wieder folgende Erklärung: Dies wird „hypnagoge Paralyse“ oder „Schlafparalyse“ genannt und ist per se nicht ungewöhnlich.

      Die Schlafparalyse wird von den meisten Menschen als unbehaglich empfunden. Auch mir ging es lange so, bis ein spiritueller Durchbruch es schaffte, dass ich anfangen konnte, diesen Zustand zu schätzen zu wissen. Der Zustand der Schlafparalyse kam erst dann auf, als ich wirklich damit begann, die verschiedenen Formen, welche okkulte Erlebnisse annehmen können, zu studieren. Es kann schon sein, dass ich dies auch früher bereits erebt, es aber vergessen oder verdrängt habe, da ich damals noch keine Erklärung für meine Erlebnisse hatte.

      Während meiner Jugend wurde mein Interesse für Religion, das Spirituelle, Okkultismus und paranormale Phänomene immer stärker. Es passierte nur allzu oft, dass ich auf meine Hausaufgaben pfiff und statt dessen einen alten Klassiker des Okkultismus aus dem 18. Jahrhundert wälzte, wie Eliphas Levis Transzendentale Magie, oder Madame Blavatskys Die Geheimlehre. Mit Vergnügen las ich auch die Biographie der Gymnasiallehrerin Agneta Uppman, in welcher sie ihre außerkörperlichen Erfahrungen beschrieb. Durch seine allgemeinverständliche Art lies mich dieses Buch erkennen, dass auch gewöhnliche Menschen außerkörperliche Erfahrungen dieser Art haben können.

      Mit einem nun größeren Arsenal an okkulten und parapsychologischen Theorien im Hinterkopf konnte ich mit wachsender Neugierde in den Zustand der Schlafparalyse eingehen. Dieser kam mit in der Länge der Abstände dazwischen variierender Regelmäßigkeit auf. Manchmal vergingen mehrere Wochen oder sogar Monate zwischen diesen Gelegenheiten, dann wieder geschah es jede Nacht. Bevor ich mich an dieses Phänomen gewöhnt hatte, erschreckte es mich und brachte mich zum Aufwachen. Doch mit der Zeit lernte ich, meine Gefühle zu beherrschen und konnte mich so bewusst in der Schlafparalyse halten, um diese genauer zu studieren.

      Ich konnte den Zustand hinauszögern, was darin resultierte, dass dessen seltsamer und übernatürlicher Effekt auf mich nur noch verstärkt wurde. Als die Schlafparalyse für mich noch etwas höchst Ungewöhnliches war, konnte ich im besten Fall die Decke des Raumes sehen in dem ich schlief, obwohl meine Augen geschlossen waren. Gleichzeitig hörte ich mein Herz ohrenbetäubend laut schlagen. Als ich jedoch anfing, die Kontrolle über diese Erlebnisse zu übernehmen, wurden deren Inhalte immer faszinierender und atemberaubender. Parallele Räume taten sich inmitten meines Schlafzimmers auf und ich sah die Umrisse von sich bewegenden Wesen. Manchmal war es so, als würden inmitten meines Raumes Bäume wachsen, zwischen denen ich hindurch sehen konnte und die sich zu einer grandiosen Waldlandschaft ausbreiteten. So geschah es auch mit Licht- und Lautphänomenen aller Art; Lichttunnel, die in allen Farben des Regenbogens rotierten oder sich zu kaleidoskophaften Mustern ausformten, und ähnliches konnte plötzlich überall im Raum auftauchen. Geräusche schienen wie perlende Bäche, Blasen unter Wasser, entfernte Stimmen oder zwitschernde


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