Hypnodrama in der Praxis. Ruth Metten

Hypnodrama in der Praxis - Ruth Metten


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1979 unter dem Titel Über Aristoteles, Breuer und Freud hinaus: Morenos Beitrag zum Konzept der Katharsis veröffentlichte, dass wir für die Erklärung des Terminus der Katharsis auf Aristoteles zurückgreifen müssten, der in seinem Werk über die Dichtkunst die Auswirkung en der Tragödie auf das Publikum des Theaters seiner Zeit beschrieb (Moreno 1979, S. 28). Im antiken Theater erfahren allerdings hauptsächlich die Zuschauer eine solche Katharsis. Moreno bezeichnet diese als passiv, weil sie nicht durch eigenes Handeln erworben wurde (vgl. Moreno 1940, p. 227; 1946a, p. xiv). Stattdessen agieren Darsteller auf der Bühne stellvertretend für sie. Doch mental gehen die Zuschauer in deren Schuhen mit. Dadurch kommt ihre Katharsis zustande. Je mehr sie in das Handeln der Darsteller vertieft sind, umso stärker. Gut also, wenn auch sie in Hypnose wären. Ist das möglich? Um sich Dramen anzusehen, versammelten sich im antiken Dionysos theater am Süd-hang der Akropolis leicht mal 14.000 –17.000 Zuschauer. Können so viele Menschen zugleich in Hypnose sein? Sie können. Derartige Großveranstaltungen sind geradezu prädestiniert dafür, beim Publikum eine Massenhypnose hervorzurufen (vgl. Baumfeld et al. 2014, S. 88). Dafür wäre nicht einmal eine gezielte Ind uktion nötig. Allein das Auftreten starker Emotionen, die die gesamte Aufmerksamkeit des Publikums zu binden vermögen, hätte dazu schon ausgereicht. Und das war damals bei den Aufführung en der Tragödien und Komödien ganz sicher der Fall.

      Stand die Wiege des modernen Hypnodramas demnach im antiken Athen? Wenn ja, wusste man seinerzeit schon um dessen therapeutische Wirkung en? Hat man sie gar gezielt genutzt? Spannende Fragen, wenngleich vielleicht nicht für jeden. Wer neugierig auf die Antworten ist, darf an dieser Stelle gern mit dem Lesen fortfahren. Alle anderen können das folgende Kapitel auslassen und direkt zum dritten übergehen, um dem Hypnodramatiker bei seiner heutigen Arbeit ein wenig über die Schulter zu schauen.

      5Psychodrama is »life practice« (Moreno 1950, p. 1; Übers.: R. M.).

      6»Hypnodrama is a synthesis of psychodrama and hypnosis« (»Das Hypnodrama ist eine Synthese aus Psychodrama und Hypnose«) (Moreno 1950, p. 6; Übers.: R. M.; vgl. Moreno 1950, p. 8; vgl. Enneis 1950, p. 11).

      7Moreno benennt 1921 als Eröffnungsjahr (Moreno 1946a, p. 1; ders. 1950, p. 2); vgl. Hutter u. Schwehm (2012, S. 74).

      8Freud nahm sich nach seinen Vorlesungen konsequent die Zeit für einen kurzen, persön-lichen Kontakt mit jedem seiner Hörer (vgl. Schur 1973, S. 9). So ereignete sich 1912 auch die einzige Begegnung zwischen ihm und Moreno, als dieser einmalig seine Vorlesung besuchte (vgl. Moreno, Moreno a. Moreno 1964, p. 16–17).

      9Neurologisches Zentralblatt, Bd. 12, Nr. 1, S. 4–10 (Abschnitte I–II) und Nr. 2, S. 43–47 (Abschnitte III–IV). Freud u. Breuer 1925a (Wiederabdruck aus dem Neurologischen Zentralblatt).

      10Vgl. vom Vortrag revidiertes Original-Stenogramm, erstveröffentlicht 1893 in der Wiener medizinischen Presse, Bd. 34 (4), S. 121–126 und (5), S. 165–167; vgl. Freud u. Breuer (1925a, S. 11).

      11In Anlehnung an die berühmten »Bretter, die die Welt bedeuten«, eine Verszeile aus dem Gedicht An die Freunde von Friedrich Schiller (1803).

      12Vgl. »Abreactions per se are often harmful, reinforcing rather than dissolving certain symptoms…« (»Abreaktionen sind an sich oft schädlich, verstärken bestimmte Symptome eher als dass sie diese lösen …«) (Moreno 1950, p. 9; Übers.: R. M.).

      13»Total production of life« (Moreno 1950, p. 10).

      14Begriff aus von Ameln u. Kramer (2014, S. 279).

      15Hierbei trifft sich eine kleine Gruppe von Ärzten regelmäßig unter Leitung eines Psychotherapeuten, um »schwierige« Patienten zu besprechen und ihre Beziehung zu diesen dadurch zu verbessern.

      16»Act is prior to the word«, vgl. Moreno a. Moreno (1959, p. 101).

      17Methode der Psychoanalyse, bei der der Analysand seine Gedanken oder Gefühle spontan und unzensiert aufkommen lässt und ausspricht.

      18Vgl. »Dies ist derivative Einsicht, d. h. Einsicht, die sich aus dem eigenen Wachstum des Patienten ergeben hat und nicht so sehr aus den Interpretationen anderer Gruppenmitglieder oder des Therapeuten hervorgeht« (Slavson 1966, S. 81).

      19»Oh, yes, I was just doing that last week!« (Übers: R. M.). Die Geschichte ist nachzulesen bei Greenberg (1977a, pp. 232–233).

      20Schmidt bezieht sich hier auf Bongartz u. Bogartz (2000).

      21Bányai, Zseni und Túry erwähnen fünf experimentelle Studien ihrer eigenen Arbeitsgruppe und drei andernorts durchgeführte Studien, die ihre Ergebnisse replizieren konnten (1993, S. 285).

      22Übers. im Text gemäß Zeig 2015, S. 238.

      23Übers. im Text gemäß Zeig 2015, S. 93.

      24Zitat aus dem gleichnamigen Spielfilm von Russel Mulcahy aus dem Jahr 1986.

      25Dazu, dass Hypnose sogar das Lernen generell verbessert, s. Çetin, Çimen a. Yetkiner (2016) sowie Marinella et al. (2019).

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