Irland Reiseführer Michael Müller Verlag. Ralph Raymond Braun
empfangen: Die Bewohner klauten ihm seine Ziege und schlachteten sie. Die Haut spannten sie über einen Rahmen und erfanden so die Bodhrán, die irische Halbtrommel. Zur Rede gestellt, fiel ihnen keine bessere Ausrede ein, als dass sie mit der Ziegenhaut wenigstens etwas Nützliches angefangen hätten.
Hauptattraktion des Städtchens sind die Skerries Mills, nämlich eine Wassermühle und zwei Windmühlen, gerade 10 Gehminuten vom Bahnhof. Der Fischerort hat zudem einen weitläufigen Strand, über den man bei Ebbe hinüber zur Insel Shenicks wandern kann. Wer zu spät kommt, den bestraft die Flut. Eine sicherere Alternative ist der Spaziergang vom Südende des Strands über die Klippen zur Loughshinny Bay. Etwas außerhalb, auf halbem Weg nach Balbriggan, thront Ardgillan Castle auf einer Anhöhe über der Küste. Das 1738 erbaute Schloss ist im alten Stil eingerichtet und birgt eine Dauerausstellung alter Landkarten. Sehenswert ist auch der Park mit seinem viktorianischen Gewächshaus. Auf Lady’s Stairs, der Fußgängerbrücke zwischen Park und Strand, soll von Zeit zu Zeit eine weiße Frau herumgeistern.
♦ Mills: Tägl. 10.30-17.30 Uhr (Okt.-März bis 16.30 Uhr); Eintritt 9 €, www.skerriesmills.ie. Castle: Haus Führungen tägl. 11, 13, 15 Uhr, Juli/Aug. auch Sa/So 16 Uhr. Führung 7 €. Garten tägl. 9-21, Winter bis 17 Uhr, Eintritt frei. Zu erreichen mit Bus 33 ab Skerries. ardgillancastle.ie.
County Louth
Touristischer Höhepunkt in Irlands kleinstem County ist das mittelalterliche Städtchen Carlingford, das mit seinen guten Wandermöglichkeiten auch einen längeren Aufenthalt lohnt. Ausländer trifft man kaum, die meisten Urlauber sind katholische Iren aus dem Norden.
Das frühere Waschhaus der Zisterzienserabtei Mellifont
Highlights
◊ Mellifont - eine eindrucksvolle Klosterruine mit Kapitelsaal, romanischen Rundbögen und Waschhaus.
◊ Monasterboice - Bilder in Stein erzählen auf Hochkreuzen die biblische Geschichte.
◊ Spirit Store - bierselige Gemütlichkeit in Dundalks bestem Pub; und beim Rockkonzert geht die Post ab.
◊ Ghan House - irische Kochkunst als Gourmetmenü oder Wochenendseminar.
◊ Táin Trail - aussichtsreicher Rundwanderweg auf der Cooley-Halbinsel.
Das County Louth (sprich: Lauth), zu dem die Küste nördlich von Dublin überwiegend gehört, ist eine republikanische Hochburg. Unter der Teilung Irlands hat gerade die kleinste irische Provinz besonders gelitten, und umso größer sind die Hoffnungen, die entlang der Achse Dublin - Belfast mit der politischen Entspannung in Ulster verbunden sind.
Drogheda
Vom Aschenputteldasein eines tristen Industrieorts hat sich das 40.000 Einwohner zählende Drogheda (sprich: Droreda) zu einer schmucken Einkaufsstadt gemausert.
Gerade eine halbe Zugstunde von Dublin entfernt, profitiert Drogheda von den vielen Pendlern, die hier zu deutlich günstigeren Preisen wohnen und das in der Hauptstadt verdiente Geld ausgeben. Viel getan hat sich besonders am Fluss, wo neue Parkhäuser und Einkaufszentren entstanden, allen voran das avantgardistisch schräge Scotch Hall Shopping Centre. Noch nicht entdeckt ist dagegen das Viertel auf dem Millmount Hill, das mit ein wenig Farbe und ein paar Bäumen ein schmuckes Wohnquartier abgeben könnte. Außer den Shopping Malls lockt vor allem der Funtasia Waterpark Jung und Alt. Das Spaßbad zwischen Stadt und Autobahnausfahrt Nr. 9 hat über Wasserspiele hinaus auch Kletterwände und einen Hochseilgarten (www.funtasia.ie).
Stadtgeschichte
Die Stadt wurde 910 von den Wikingern gegründet, denen es keine Probleme bereitete, mit ihren nach heutigen Maßstäben kleinen Schiffen den Boyne noch einige Meilen flussauf zu fahren. Deshalb liegt die Stadt nicht unmittelbar am Meer, sondern 5 km landeinwärts an einer Furt, an der der Handelsweg zwischen Ulster und Meath den Boyne durchquerte. Die Normannen errichteten eine Brücke, dehnten die Siedlung auch auf das Südufer aus und befestigten sie. Bald war Drogheda eine der größten Städte des Landes. Wäre es seit dem 15. Jh. nicht nur am Rande des englischen Einflussgebietes gelegen und immer wieder von den eingesessenen irisch-katholischen Fürsten aus Ulster bedroht worden, könnte es heute die Stelle von Dublin einnehmen.
1649 überzog Cromwell, so berichtet es wenigsten die dem Diktator wenig gewogene Überlieferung, das gerade eroberte Drogheda mit einem blutigen Massaker, bei dem 3300 Bürger von den marodierenden Soldaten getötet wurden. Andere ließ er als Sträflinge auf die Zuckerplantagen nach Barbados verschleppen. Auch im Zwist zwischen Wilhelm von Oranien und Jakob II. setzte die Stadt auf die falsche, nämlich katholische Seite und wurde dafür nach der Schlacht am Boyne wiederum geplündert. Die heute leeren und nutzlosen Lagerhäuser am Kai zeugen von einem kleinen Wirtschaftswunder in der viktorianischen Zeit, als in Droghedas Eisengießereien die Funken stoben und in den Textilmanufakturen die Webstühle klapperten. Das 1855 erbaute Eisenbahnviadukt ist das auffälligste der damaligen Industriearchitektur. Heute ist der größte Betrieb ein Zementwerk. An berühmten Persönlichkeiten schmückt sich Drogheda mit dem Supermarktmagnaten Ben Dunne, der hier seine Karriere als Lehrling in einem Textilgeschäft begann.
Sehenswertes
Highlanes Gallery: Die in der behutsam umgebauten Kirche des früheren Franziskanerklosters eingerichtete städtische Galerie zeigt anspruchsvolle Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst sowie gelegentlich auch Werke aus dem eigenen Fundus, einer bis ins 18. Jahrhundert zurückreichenden Gemäldesammlung. Das angeschlossene Tagescafé wirkt einladend, die warme Küche konnte bei satten Preisen aber nicht überzeugen.
♦ Mo-Sa 10.30-17 Uhr. Eintritt frei. Laurence St, www.highlanes.ie.
Highlanes Gallery: Kunst in der Kirche
St Peter’s Church: Das Wahrzeichen der Stadt. Das neugotische Bauwerk (1791) selbst ist kaum der Rede wert, birgt aber die Reliquien von Oliver Plunkett (1629-1681). Der 1975 heilig gesprochene Erzbischof von Armagh war das Opfer der englischen Angst vor „päpstlicher Verschwörung“ und endete nach dieser aus heutiger Sicht haltlosen Anklage in London am Galgen. Sein Kopf kam später nach Drogheda, der Körper ruht in der Nähe von Bath.
St Laurence Gate, das sich in der östlichen Verlängerung der West Street trutzig dem Autoverkehr in den Weg stellt, war das Vorwerk eines Tores der alten Stadtmauer. Mit seinen zwei Türmen ist es eine kleine Festung für sich.
Millmount Hill: Der Hügel auf dem Südufer mag ein vorgeschichtlicher Grabtumulus sein - er wurde nie näher erforscht. Auf seiner Spitze errichteten die Engländer 1808 einen Martello-Turm, der im Bürgerkrieg hart umkämpft wurde und dabei sein Oberteil verlor, doch auch als Stumpf noch ein guter