Irland Reiseführer Michael Müller Verlag. Ralph Raymond Braun
Jugendbegegnungsstätte der Friedensbewegung. Während der Weltkriege gab es in Glencree ein Internierungslager für deutsche Soldaten, die es aus abgestürzten Flugzeugen und gestrandeten Schiffen nach Irland verschlagen hatte. Manche blieben für immer hier und wurden auf dem stillen Soldatenfriedhof am Ortsrand bestattet. Einmal im Jahr, am Volkstrauertag, kommt der deutsche Botschafter aus Dublin und legt einen Kranz nieder, ansonsten verirren sich nur wenige Besucher an den stillen Ort.
Wandern um Lough Tay
Die Landschaft um Lough Tay, den dunklen Bergsee an der Straße vom Sally Gap nach Roundwood, war Schauplatz von John Boormans Film „Excalibur“. Über einem Strand am Nordende des Sees glänzt das Lugalla House, ein Landsitz der Guinness-Familie, der nahezu das ganze Tal bis hinunter zum Lough Dan gehört. Zunächst folgt man von Enniskerry kommend der R 755 und biegt schließlich in die R 759 Richtung Sally Gap ab. Den Wagen lässt man 3,2 km nach der Abzweigung stehen, passiert links das mit „Ballinrush“ gekennzeichnete Tor und schlägt dann am Waldrand entlang den Weg Richtung See ein. Nach einer halben Stunde blockiert Privatgrund den Pfad. Er kann nach rechts zur Fahrstraße hin umgangen werden. An der Mündung des Cloghoge in den See bietet sich eine Gelegenheit zum Picknick und vielleicht auch zum Sonnenbad. Für den Rückweg der insgesamt 1,5-stündigen Tour nimmt man die Fahrstraße.
Vom gleichen Parkplatz an der R 759 ist eine Leserin auf dem Wicklow Way Richtung Djouce Mountain gewandert. „Die Route ist eine Panoramastrecke mit weiten Ausblicken in die Wicklow Mountains. Für mich war es der absolute Profiwanderweg, perfekt beschildert und klasse ausgebaut. Leider hat uns hier das schlechte Wetter eingeholt - auf dem Bretterboden wurde es ziemlich rutschig.“
Glendalough/Laragh und Umgebung
Die enthusiastische Schilderung, mit der das Ehepaar Hall vor über 150 Jahren in seinem Irland-Reiseführer dem „Tal der zwei Seen“ mit seiner mittelalterlichen Klostersiedlung zu einer Karriere als Ausflugsziel verhalf, verspricht auch heute nicht zu viel. Glendalough bietet die ideale Kombination von Naturerlebnis und Schnitzeljagd durch geschichtsträchtige Ruinen.
Das Tal war schon in der Bronzezeit besiedelt. Es wurde von eiszeitlichen Gletschern geformt und war in der Warmzeit zunächst von einem großen See gefüllt, den die vom Poulanass angeschwemmten Erd- und Geröllmassen allmählich in zwei Teile teilten. Das Granit- und Schiefergestein der umliegenden Berge birgt Adern mit Quarz, Blei-, Silber- und Zinnkerzen, und die bronzezeitlichen Siedler dürften Bergarbeiter und Schmelzer gewesen sein, die diese Vorkommen ausbeuteten. Da Glendalough nur wenige Häuser zählt, im Sommer und an den Wochenenden die Besucher aus Dublin aber busweise heraufströmen, wird es manchmal recht eng.
Ortsgeschichte: Sozusagen den Grundstein zum Ruhm des Ortes legte im 6. Jh. der Heilige Kevin, der sich hierher als Einsiedler zurückzog, ohne indes lange allein zu bleiben. Bald folgten ihm andere Einsiedler, Schüler und Mönche, ein Kloster entstand, und Glendalough mit seinen damals fast 5000 Einwohnern avancierte zum Bischofssitz. Während die meist aus Adelsgeschlechtern stammende Elite der Mönche sich mit dem Kopieren und Illuminieren der heiligen Schriften beschäftigte, sorgten die Laienbrüder mit Landwirtschaft und Handel für die materielle Grundlage des Klosterlebens.
Blick auf den Glendalough Upper Lake
Das Wirken von Lawrence O’Toole, Irlands erstem kanonischen, also von Rom anerkannten Heiligen, war Höhepunkt und Wende in der Geschichte von Glendalough. 1174 verwüstete eine Überschwemmung die klösterliche Pracht, 1398 tobten sich englische Soldaten aus, und im 17. Jh. verließen schließlich die letzten Mönche den Ort. Die Bauern der Umgebung vergaßen Glendalough jedoch nicht. Jedes Jahr kamen sie zu einer Wallfahrt herauf, auf der es, so die Chronisten, wenig christlich zuging. Dem Whiskey wurde kräftig zugesprochen, und im Suff blieben auch die üblichen Prügeleien nicht aus. Im 19. Jh. nahm man für einige Zeit den Bergbau wieder auf, bis die Vorkommen 1920 für die damalige Technologie erschöpft waren. Am oberen Ende des Upper Lake erkennt man noch die Gebäude der Mine und ihre (giftigen) Schlackenhalden. Einige Schächte führten unter dem Berg hindurch bis ins Glendassan-Tal, wo man die Öffnungen von der Straße zum Wicklow Gap aus noch sehen kann.
Die schwache Stunde des Heiligen
Viele der für Volksheilige üblichen Wundergeschichten werden auch mit St Kevin in Verbindung gebracht: Er habe glühende Kohlen, ohne Schaden zu nehmen, mit bloßen Händen angefasst, in einem hohlen Baum gelebt, sich ausschließlich von Beeren und Kräutern ernährt, und die Bäume des Waldes hätten vor dem vorbeischreitenden Heiligen in Ehrfurcht ihre Wipfel geneigt. Wie dem Heiligen Franziskus wird Kevin eine besondere Nähe zu Tieren nachgesagt. Am bekanntesten ist die Legende von der Amsel, die Kevins Hände, während er meditierte, als Nest erkoren und ihre Eier hineingelegt hatte - worauf der Heilige in seiner Kreuzvigilie, also mit ausgestreckten Armen, verharrte, bis die Jungen ausgebrütet waren. Ein andermal, als ihm sein Gebetbuch in den See fiel, rettete es ein Otter vor dem Untergang und brachte es trocken (!) an Land. Eine weitere Geschichte rankt sich um den Deer Stone. Irgendwie war der Heilige in die missliche Lage geraten, einen Säugling, noch dazu einen Abkömmling des Königshauses aufziehen zu müssen. Woher unter lauter männlichen Einsiedlern die Milch nehmen? Eine Rehkuh ließ sich jeden Tag in die Kuhle des verwitterten Steines melken, das Kind konnte genährt werden, und dem Kloster Glendalough war der Dank des späteren Königs gewiss.
Doch es gibt auch weniger schmeichelhafte Legenden über Kevin, z. B. die Geschichte der Prinzessin Kathleen. Sie hatte sich unsterblich in Kevin verliebt, doch der war nur geistigen Genüssen zugetan und wusste nichts besseres, als vor den Nachstellungen des Mädchens in seine Höhle zu fliehen. Die Prinzessin, nicht dumm, ließ sich vom Hund des Heiligen den Aufstieg zeigen. Als sie Kevin dann auch in seiner vermeintlich sicheren Behausung mit ihrer engelsgleichen Schönheit in fleischliche Versuchung brachte, warf der Eremit Kathleen kurzerhand in den See, wo sie ertrank. Das reute Kevin, und er betete darum, dass in Zukunft niemand mehr im Upper Lake ertrinken möge.
Sehenswertes
Etwa in der Mitte zwischen Laragh und Glenmalure steht auf dem südlichen Bachufer die Priory of St Saviour’s, die Lawrence O’Toole gestiftet haben soll. Mit ihren bemerkenswerten Steinmetzarbeiten (Friese mit Köpfen und Blumen, in der Apsis ein Löwe, der sich in den Schwanz beißt, und weitere Tierdarstellungen) ist sie eines der letzten Beispiele des iro-romanischen Stils.
Mittelpunkt der Klosterstadt, die man vom Hotel her wie früher durch das Pförtnerhaus betritt, ist der weithin sichtbare Rundturm, dessen Spitze von einer Restaurierung gegen Ende des 19. Jh. stammt. Der Turm diente gleichermaßen als Ausguck und Fluchtburg, der Eingang war nur über eine Leiter zu erreichen.
Die im 9. Jh. begonnene Kathedrale Peter und Paul ist das an Grundfläche größte Gebäude Glendaloughs. An der Südwestecke schließt sich der Friedhof mit dem seltsamen Priest’s House an, einer Grabkapelle oder einem Schrein: auch hier könnte Kevins Grab gewesen sein. Der Fries über dem Eingang wurde erst 1870 eingesetzt, es ist ungewiss, woher er eigentlich stammt. Auf alten Stichen erkennt man einen König oder Abt zwischen zwei demütigen Klerikern, doch in den letzten 125 Jahren sind die Figuren zur Unkenntlichkeit verwittert. Kevins Kreuz ist nicht das einzige, aber das größte Hochkreuz von Glendalough. Wer es mit beiden Armen zu umfassen vermag, dem wird der Heilige einen Wunsch erfüllen. Kevin’s Kitchen - der wohlproportionierte Rundturm auf dem Westgiebel erinnert an die Kamine alter Kloster- oder Schlossküchen - war keine Küche, sondern ebenfalls eine