Seewölfe Paket 26. Roy Palmer

Seewölfe Paket 26 - Roy Palmer


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hecken sie wieder etwas aus, nachdem der Angriff auf das Gefängnis nicht geklappt hat.“

      Arne sagte: „Dreimal dürft ihr raten, was sie vorhaben.“

      „Die Residenz?“ fragte Jussuf.

      „Klar, de Escobedo will doch wieder Gouverneur werden“, sagte Jörgen.

      „Da hat er aber was zu knacken“, sagte Jussuf.

      „Er wollte, die Knastbrüder aus dem Gefängnis holen, um eine ausreichend große Meute zu haben“, sagte Arne. „Jetzt muß er sich anderweitig umschauen. Ich wette, daß Bastida ihm unter die Arme greift.“

      „Ja, an Ideen mangelt es dem Dicken nicht“, meinte Jussuf.

      „Gemeinsam sind sie eine Streitmacht“, sagte Arne. „Wir dürfen sie nicht unterschätzen.“

      Die drei Männer verfolgten, was weiter in der Stadt geschah. Hier und da waren Rufe und Flüche zu vernehmen. Immer mehr Kerle eilten durch die Gassen auf die Kaschemme des Gonzalo Bastida zu, wo es jetzt von Männern nur so zu wimmeln schien.

      Gayo war mit seinen drei Gefolgsleuten in eine der Kirchen von Havanna eingedrungen. Auch hier waren die Plünderer am Werk. Sie hatten den Altar abgeräumt und durchwühlten jetzt die Sakristei. Gayo trat einfach zu ihnen und schoß den Größten von ihnen aus nächster Nähe nieder.

      Die anderen – vier Kerle – wirbelten herum. Sie brüllten auf und griffen zu den Waffen, aber die drei Soldados richteten bereits ihre Pistolen auf sie.

      „Herhören, ihr Läuse“, sagte Gayo mit grollender Stimme. Er wies auf den Toten. „Das ist nur der Anfang, wenn ihr nicht vernünftig seid.“

      „Du bist doch Gayo“, sagte einer der Plünderer.

      „Richtig, Kleiner – Gayo, Bastidas eiserne Faust!“

      „Was wollt ihr von uns?“ fragte ein anderer. „Ihr könnt die Beute nahen, aber laßt uns am Leben.“

      „Wir brauchen Soldados“, sagte Gayo. Dann erklärte er, wie Bastidas Befehle lauteten. „Und jetzt haut ab“, sagte er zum Schluß. „Ich will euch hier nicht mehr sehen. Ihr wißt hoffentlich, was ihr zu tun habt.“

      Ja, das wußten sie. Nur einer von ihnen entfernte sich aus der Stadt und schlug sich bis zum nahen Hügelland durch. Die anderen zogen es vor, Bastidas Kaschemme aufzusuchen. Denn welchen Sinn hatte das Dasein eines Galgenvogels, wenn er leer ausging? Noch herrschte Ausnahmezustand in Havanna, noch gab es alles zu gewinnen. Man mußte die Situation nutzen – stürmen, plündern und brandschatzen.

      So wurde das Unternehmen der beiden Leibwächter und der sechs Soldados zu einem Erfolg. Bastidas Kneipe drohte bald aus allen Nähten zu platzen. Die Kerle drängten sich dicht an dicht. Jeder wollte bei dem Sturm auf die Residenz dabeisein. Bastida räumte sein geheimes Waffenlager im Keller der Kaschemme bis auf die letzte Pistole und die letzte Kugel leer.

      Die Kerle stopften sich die Pistolen in die Gurte, hängten sich die Musketen und Tromblons um. Grinsend nahmen sie die Krüge mit Wein und Bier entgegen, die von den „Señoritas“ verteilt wurden. Bastida ließ sich nicht lumpen. Er gab Lokalrunden aus, und schon jetzt herrschte Triumphstimmung.

      Cuchillo und Gayo waren in den einschlägigen Kreisen genauso bekannt wie Rioja und Sancho. Man fürchtete sie. Die Exempel, die Cuchillo und Gayo statuiert hatten, verfehlten nicht ihre Wirkung. Keiner wollte das gleiche Schicksal erleiden wie die erschossenen und erdolchten Plünderer. Plötzlich standen in Havanna alle Häuser gähnend leer, nirgends ertönte mehr Poltern, Klirren und Laichen.

      Wie ein Lauffeuer hatte sich verbreitet, was Bastida verkündet hatte. Fast schlagartig – wie die Ratten – waren diejenigen verschwunden, die zu feige waren oder keine sonderliche Lust verspürten, sich an einem Kampf gegen die Residenz zu beteiligen.

      Aber es waren nicht wenige, die eine noch größere Beute witterten und jetzt bereit waren, sich Bastida zu unterstellen.

      So ging die Rekrutierung in der Kaschemme zügig voran. Cuchillo und Gayo wanderten mit ihren Dreimanntrupps kreuz und quer durch die Stadt. Sie trieben die Kerle zusammen und verbreiteten Angst und Schrecken. Keiner konnte ihnen entgehen – auch jene nicht, die sich in den Häusern am Rande der Stadt verkrochen hatten.

      Osvaldo sprang auf und lief zum Küchenfenster, als die Schüsse aus der Stadt erklangen. El Sordo folgte ihm.

      Was ist los? stand in seinen fragenden Augen zu lesen.

      „Sie ballern wieder herum“, sagte Osvaldo. „Vielleicht versuchen sie noch einmal, ins Gefängnis einzudringen. Die sind total verrückt.“

      Maria betrat die Küche. Sie hatte gebadet und sich neu eingekleidet. Leider hatte sie nur Männersachen gefunden – das grobe Zeug des Stallburschen, der für Don Felipe die Pferde versorgt hatte.

      „Was hat das zu bedeuten?“ fragte sie.

      „Schüsse“, entgegnete Osvaldo. „In der Stadt. Aber wir haben hier nichts zu befürchten.“ Er drehte sich zu ihr um. „Na, siehst du. Jetzt schaust du wieder wie ein normaler Mensch aus.“

      „Doch wie ein Junge, oder?“

      El Sordo betrachtete das Mädchen ebenfalls. Sie hatte sich die Haare hochgesteckt und eine Mütze aufgesetzt. Das rauhe Baumwollhemd und die grobe Leinenhose waren ihr etwas zu groß. Der Taubstumme klatschte dennoch begeistert in die Hände.

      „El Sordo hat recht“, sagte Osvaldo. „Du bist entzückend.“

      Maria wurde rot im Gesicht. Sie räusperte sich und begann, den Tisch abzuräumen – um überhaupt etwas zu tun. „Es gibt ein Geheimversteck im Haus“, erklärte sie. „Ich weiß, wo es ist. Ich zeige es euch. Sicherlich hat Don Felipe sein ganzes Geld mitgenommen. Auch den Schmuck. Aber vielleicht sind ja doch noch ein paar Wertsachen drin.“

      „Oh, das ist sehr nett von dir“, sagte Osvaldo.

      El Sordo hatte wieder einen Blick aus dem Fenster geworfen. Plötzlich stieß, er einen zornigen Laut aus. Aufgeregt wies er auf den Hof. Osvaldo und das Mädchen eilten zu ihm und blickten über seine Schultern. Was sie sahen, entlockte ihnen ebenfalls wütende Rufe.

      Zwei Kerle waren in den Hof eingedrungen. Jetzt versuchten sie, das Maultier samt dem Karren ins Freie zu zerren. Aber der Vierbeiner wehrte sich. Er stemmte die Hufe nach außen und gab Protestlaute von sich.

      „Diese Satansbraten!“ stieß Osvaldo aus. „Die wollen unseren Burrito klauen! Und den Wein! Und den Schnaps!“

      Schon zückte er sein Messer und stürmte nach draußen. Der Taubstumme und das Mädchen folgten ihm.

      „Was fällt euch ein?“ schrie Osvaldo die Plünderer an. „Verschwindet! Das Gespann gehört uns!“

      „Jetzt nicht mehr!“ brüllte der eine Kerl zurück.

      El Sordo war noch vor Osvaldo bei den beiden Eindringlingen und hielt ihnen sein Messer unter die Nasen. Die beiden fluchten und griffen ebenfalls nach den Messern. Aber Maria biß dem einen in die Hand. Der Kerl schrie auf und ließ das Messer sogleich wieder fallen.

      Osvaldo schnappte sich den anderen Kerl, drängte ihn gegen den Karren und drückte ihm die Klinge an die Gurgel.

      „So was haben wir gar nicht gern“, sagte er drohend. „Und unser Burrito kann es auch nicht leiden, wenn man ihn zu etwas zwingen will.“

      „Ich – es tut mir leid“, stammelte der Kerl.

      „Das ist keine Ausrede“, sagte Osvaldo.

      El Sordo nickte Maria grinsend zu. Toll hast du dich verhalten, wollte er ihr sagen. Sie lächelte zurück.

      „Wir wollten türmen“, erklärte der in Bedrängnis geratene Plünderer. Der andere schwenkte seine schmerzende Hand und warf Maria haßerfüllte Blicke zu.

      „Warum?“ fragte Osvaldo.

      „In Havanna


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