Seewölfe - Piraten der Weltmeere 494. Burt Frederick

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 494 - Burt Frederick


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      Impressum

      © 1976/2019 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-902-4

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Burt Frederick

       Duell unter Wasser

       Der Tod sollte ihnen gewiß sein – doch sie kämpften

       Mit Choralgesang und Halleluja erschienen sie vor der Ostküste von Great Abaco – ein offenbar frommes Völkchen, denn wer in christlicher Demut betet, kann keine bösen Absichten haben. Old O’Flynn war anderer Ansicht, und er sollte dieses Mal recht behalten, denn kaum hatten die vier Schiffe der frommen Betbrüder geankert, da wurde ein Seemann an der Rah aufgeknüpft, und der Großmeister dieser Gemeinde züchtigte mit der Peitsche eine „Buhlerin“ – weil sie angeblich „den Teufel im Leibe habe“. Das war schon schlimm genug, aber als der Großmeister mit seinen Jüngern an Land setzte und verkündete, auf Great Abaco das neue Reich Gottes errichten zu wollen, schritt der Seewolf ein und mußte handgreiflich werden, um dem Großmeister einen anderen Weg zu weisen …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Jeremiah Josias Webster – der erlauchte Großmeister hat eine Zahnlücke und lispelt beim Predigen.

      Philip Hasard Killigrew – der Seewolf verläßt mit fünf Schiffen den Stützpunkt, um nach den Puritanern zu suchen.

      Jean Ribault – der Kapitän der „Golden Hen“ hat allen Grund, sich um zwei seiner Männer zu sorgen.

      Mel Ferrow und Roger Lutz – werden gezwungen, sich einem „Gottesurteil“ zu unterwerfen.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Die Sonne sah ungewöhnlich blaß aus.

      Jeremiah Josias Webster blinzelte.

      Es änderte sich nichts. Die Sonne stand blaß an einem verdüsterten Himmel. Er blinzelte heftiger, doch der Blick aus seinen seltsam verkrusteten Augen wollte nicht klarer werden. Das Bild blieb, wie es war. Eine bleiche Sonne und ein finsterer, unheilverkündender Himmel.

      „Schützet euch!“ wollte er ausrufen. „Das Strafgericht des Herrn wird über euch sein, denn eure Sünden sind noch nicht vergeben!“ Aber er brachte nur heisere Laute hervor. Sie klangen seltsam fremd in seinen Ohren, so als stammten sie nicht von ihm selbst.

      Noch im selben Moment, in dem Webster über seine höchst sonderbare Stimme staunte, setzte der Schmerz ein.

      Es war wie ein Hieb, der ihn von innen traf – ausgelöst von einer unbekannten Gewalt, die ihn verzehren wollte. Der Schmerz, dieser furchtbare Schmerz, schwappte wie eine glühende Woge über ihn, rannte gegen sein Bewußtsein an und drohte es unter sich zu begraben.

      Jeremiah Josias Webster spürte, daß sein Körper von dieser satanischen Macht zu Boden geschleudert worden war. Er spürte es, denn da war Sand unter seinen verzweifelt nach Halt suchenden Händen. Sein Körper war schwach, gewiß. Aber seine Seele kämpfte mit ungebrochener Kraft gegen die Höllenglut, die ihn verschlingen wollte. All seine Abwehrkräfte waren gefordert, denn es war die größte Bewährungsprobe, die ihm der Herr je auferlegt hatte.

      Unvermittelt war er wach.

      Hölle und Teufel, in seinem Schädel brannte und rumorte es, als sei er mit Vorschlaghämmern bearbeitet worden. Das, was ihm im noch nicht vollends zurückgekehrten Bewußtsein als zerstörerisches Feuer der Hölle erschienen war, rührte von einem tobenden Schmerz in der Gegend seiner Mundhöhle her.

      Webster, der grobschlächtige und stiernackige Mann, schwankte, als er mit unendlicher Mühe seinen Oberkörper aufrichtete und sich nach hinten im Sand abstützte.

      Er stöhnte gequält. Wieder war es ihm, als höre er eine fremde Stimme, eher die klagende Stimme eines waidwunden Tiers.

      Verdammt, wer hatte ihn so zugerichtet? Der Schmerz war fast unerträglich. In den rhythmischen Intervallen seines Herzschlags erschienen diese verfluchten roten Schleier vor seinen Augen, die er für Höllenglut gehalten hatte.

      Und die bleiche Sonne war keine Sonne, sondern der Mond. Der finstere Himmel war erklärlich, denn es war Nacht. Eine sternenklare Nacht allerdings. Es hätte eine paradiesische Nacht sein können in diesen zauberhaften Breiten, in denen er, Jeremiah Josias Webster, noch fürstlicher zu leben gedachte als Gott in Frankreich. Aber da gab es diese unerwarteten Hindernisse. Ein dornengespickter Weg war es, der ins Paradies führte.

      Jäh setzte die Erinnerung ein. In vollem Umfang. Es war eine solche Wucht, mit der sie Webster traf, daß er es fast als schlimmer empfand als den Schmerz, der mit unverminderter Gewalt in ihm tobte.

      Diese elenden Bastarde hatten sich ausgerechnet in seinem Paradies niedergelassen! Diese Schweinehunde, denen er natürlich klangvollere Bezeichnungen gab, wenn er gegenüber seinen gläubigen Gefolgsleuten von ihnen sprach! Natterngezücht, Ungeziefer, Pestbeulen, die diese paradiesische Welt befallen hatten.

      Vor Websters geistigem Auge erschien dieser riesenhafte Kerl, gegen den er selbst fast ein Waisenknabe war. Dieser Ungläubige hatte sich erdreistet, ihn mit seinen widerwärtigen Pranken zu Boden zu schleudern. Webster spürte wieder, welche Schmerzen ihm die Rammfäuste des Riesen mit dem Narbengesicht zugefügt hatten. Noch in der Erinnerung zuckte er zusammen, was nur dazu führte, daß sich die glühende Woge heftiger und machtvoller in seinem Inneren ausbreitete.

      Abermals stöhnte er laut und voller Qual.

      Im nächsten Moment erinnerte er sich daran, daß er stets ein Vorbild sein mußte – allen überlegen und im wahrsten Sinne des Wortes erhaben. Er war nicht allein. Seine Jünger, die Schnarchhähne, lagen um ihn herum verstreut – wahrhaftig verstreut, mit ihren schlaffen Gliedern – und horchten den Strand ab. Natürlich konnten sie viel weniger einstecken als er. Das mußten sie begreifen, das mußte ihnen deutlich vor Augen geführt werden. Er war in jeder Beziehung der Bessere. Wo ihr Weg noch steil bergan führte, war er bereits auf dem Abstieg und hatte den Gipfel schon hinter sich.

      Er unternahm einen ersten Versuch, auf die Beine zu gelangen. Doch als er seine Muskeln anspannte und sich aufzurichten versuchte, vervielfachte sich die Heftigkeit des Schmerzes und geriet zu einem neuerlichen Überschwappen der Glutwoge, die ihn auf den Rücken warf. Fast hätte er geschrien. Mit knapper Mühe schaffte er es noch, die Zähne zusammenzubeißen und nicht mehr als ein gurgelndes Stöhnen von sich zu geben. Kaum auszudenken, wenn die dämlichen Jünger durch seinen Schrei aufgewacht wären!

      Beim Gehörnten, er durfte seine Autorität nicht selbst


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