Seewölfe Paket 1. Roy Palmer

Seewölfe Paket 1 - Roy Palmer


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unter den Tresen und schien in einem Regal herumzugrapschen. Jedenfalls war eine Zeitlang nur sein beschwerliches Ächzen und Schnaufen zu hören. Als er wieder hochkam, schwenkte er eine verstaubte Flasche.

      „Dunkel wie eine andalusische Nacht.“ Er schenkte den öligen Wein in einen Zinnbecher.

      Von der St.-Andrew-Kirche hallten Glockenschläge durch die Sturmnacht. Im Schankraum war es kühl und so finster, daß man nur wenige Schritte weit sehen konnte.

      „Probieren Sie mal, Sir.“

      Plymson schob den Zinnbecher über den Schanktisch.

      Philip Hasard Killigrew stand ganz still und starrte auf den Becher mit dem rubinroten Wein. Er schien zu überlegen.

      „Da fehlt noch ein Becher“, sagte er schließlich, ohne den Kopf zu heben. „Ich möchte mit Ihnen anstoßen.“

      Plymson kicherte. „Denken Sie ...“

      „Ja“, sagte Philip Hasard Killigrew hart. „Genau das denke ich.“

      „Sie sind wirklich ein Schelm, Sir Killigrew.“

      „Und was für einer. Den ‚Sir‘ können Sie sich von mir aus sparen.“

      Plymson lächelte wie ein Faun und schenkte einen zweiten Zinnbecher voll. Er hob ihn an die Lippen.

      „Zum Wohl, Killigrew. Bis zur Neige!“

      „Bis zur Neige.“

      Sie leerten die Becher, und Plymson schenkte sofort nach. Er blickte nun wieder recht zufrieden drein.

      „Ein sehr guter Wein“, sagte Killigrew, „fast zu gut ...“

      „Zu gut? Für was zu gut?“

      „Für einen Schelm wie mich.“

      „Nicht doch“, widersprach Plymson. „Sie sind mein Gast, und es ist mir eine Ehre, meinen besten Wein einem Killigrew anbieten zu dürfen. Setzen Sie sich, und genießen Sie Plymsons ‚Andalusische Nächte‘. Ich habe noch ein paar Flaschen.“

      „Vorsichtig“, sagte Philip Hasard Killigrew, „im Saufen war ich noch allemal besser als der alte John.“

      „Nur im Saufen?“

      „Nein, auch im Entern“, sagte Killigrew, nahm die Flasche und den Becher und tigerte auf einen leerstehenden Tisch in einer Mauernische zu.

      Hinter seinem Rücken warf Plymson einen schnellen Blick zu den beiden Männern hinüber, die bei dem Pfeiler saßen. Er nickte ihnen kaum merklich zu und winkte in einer drängenden Geste zur Tür hin. Als sich Killigrew mit dem Rücken zur Wand setzte und zu ihm hinüberschaute, widmete Plymson sich intensiv seiner Nase.

      Eine graue Katze strich schnurrend um Killigrews Beine. Er nahm sie auf und streichelte sie. Ihr linkes Ohr war von wilden Kämpfen auf den Dächern von Plymouth zerfleddert und zernarbt. Als er den Zinnbecher vollschenkte, setzte sie mit einem eleganten Sprung auf den Tisch. Sie schnupperte, stellte den Schwanz hoch und tunkte das Mäulchen in den Wein.

      „He, he!“ protestierte Philip Hasard Killigrew verblüfft.

      Die Katze schlabberte, leckte sich die Barthaare und starrte ihn mit einem rätselhaften Blick an.

      „Noch ein Schelm“, sagte Philip Hasard Killigrew.

      Sie tranken abwechselnd – die Katze und er. Sie immer nur, wenn er wieder vollgeschenkt hatte.

      Plymson hantierte mit Bechern und Flaschen und wischte geschäftig mit einem Lappen über den Schanktisch. Draußen jammerte der Sturm sein Lied. Ganz so wild klang es nicht mehr.

      Zwei Männer tauchten hinter einem Pfeiler auf und schlenderten zum Tresen. Der eine hatte einen Ring im linken Ohrläppchen und blickte scheinbar gleichgültig weg, als Philip Hasard Killigrew ihn angrinste. Sie tuschelten mit dem dicken Plymson. Der redete gestenreich mit den Händen, verdrehte die Augen und schob seine Perücke auf der Glatze hin und her. Er schüttelte ein paarmal den Kopf, blies die dicken Backen auf, pochte auf die Theke und deutete auf seinen Bizeps, auf seine Schultern und tippte sich schließlich mit dem Zeigefinger an die Stirn.

      Verrückt, dachte Philip Hasard Killigrew.

      Der Mann neben dem Kerl mit dem Ohrring zog einen Ledersack aus dem Wams und stellte ihn auf den Schanktisch. Dort blieb der Beutel nur ein paar Sekunden stehen, dann hatte ihn der dicke Plymson weggezaubert. Nur ein bißchen geklingelt hatte es – so wie Münzen klingelten.

      Die beiden Männer marschierten hintereinander zur Tür, schauten weder nach rechts noch nach links und schon gar nicht zu dem einsamen Zecher mit der Katze. Die Tür prallte ihnen entgegen, und wieder fegte ein Sturmstoß durch die „Bloody Mary“.

      Der dicke Plymson watschelte hastig zur Tür und rammte sie hinter den beiden Männern dicht.

      Philip Hasard Killigrew schüttelte die Flasche und stellte sie auf den Kopf – leer. Die paar Tropfen leckte die Katze vom Tisch. Sie war putzmunter, streckte den geschmeidigen Rücken und starrte Hasard erwartungsvoll an.

      „Du bist dem Suff verfallen“, sagte Hasard zu ihr. „Mal sehen, vielleicht kriegen wir noch eine.

      So war es.

      Nathaniel Plymson brachte die zweite Flasche.

      „Kusch!“ sagte er zu der Katze.

      Die fauchte, stellte den Buckel hoch und fegte mit einem Satz unter Hasards Stuhl.

      Der dicke Plymson gebärdete sich ziemlich wütend. Seine Wabbelkinns zitterten erregt. Er rückte ganz dicht an Hasards Stuhl und bolzte mit seinem Stiefel nach der Katze.

      „Hau ab, du Mistvieh!“

      Er roch nach Schweiß, und Hasard drehte seine Nase weg. Weiß der Teufel, er mochte diesen Geruch nicht. Männer, die Angst hatten, rochen wie dieses fette Mastschwein.

      Die Katze unter seinem Stuhl fauchte erbittert. Ihre rechte Pfote zuckte hervor, blitzartig und wild, und hieb die gespreizten Krallen mit den winzigen Dolchspitzen in das Hosenbein des Dicken.

      Plymson quiekte wie ein Ferkel und sprang zurück. Aus dem zerrissenen Hosenbein sickerte Blut.

      „Wer eine Katze tritt, hat selbst schuld“, sagte Hasard und schenkte aus der neuen Flasche Wein in den Zinnbecher.

      Nathaniel Plymson wankte zum Tresen zurück. Er jammerte und verschwand durch die Tür, die zur Küche führte.

      „Brav“, sagte Hasard, nahm den Zinnbecher, bückte sich und stellte ihn zwischen seine Beine auf den Steinboden.

      Das Katzenköpfchen erschien und schlabberte.

      Und kurz darauf sank das Katzenköpfchen zur Seite und stieß dabei den Becher um. Der Wein lief blutrot über den Boden. Das Kätzchen schnaufte, rollte sich zusammen und fing tatsächlich an zu schlafen.

      Philip Hasard Killigrew runzelte die Stirn und saß ganz still. Er starrte auf das Kätzchen hinunter und dachte, so ist das also. Andalusische Nächte! Na warte, du Bastard!

      Er nahm den Zinnbecher auf, schenkte sich einen kleinen Schluck ein und kostete vorsichtig. Der Wein war süffig wie zuvor, und dennoch hatte er jetzt einen kaum wahrnehmbaren bitteren Nachgeschmack.

      Hasard stand auf, griff sich Flasche und Becher und schlenderte durch die „Bloody Mary“. Aus der Küche klang die wütende Stimme von Nathaniel Plymson.

      Vor einem Tisch hinter dem Pfeiler blieb Hasard stehen und schaute den beiden Männern zu, die miteinander würfelten und abwechselnd den ledernen Becher auf die Tischplatte droschen. Ihre Krüge mit Dünnbier waren leer.

      „Verzeihung“, sagte Hasard. „Darf ich mir erlauben, Sie zu einem andalusischen Schluck einzuladen?“

      „Was ist denn das?“ fragte der eine. Er sah ziemlich verludert aus, trug einen mehrfach geflickten Kittel, Kniehosen und Stulpenstiefel.

      „Spanischer


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