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wie Laternen geschwenkt wurden.
Er betete, daß die Spanier zu spät begriffen, was hier gespielt wurde. Wenn die Kapitäne nur einigermaßen auf Zack waren, würden sie die Trosse des Heckankers kappen lassen. Die Schiffe würden sich dann von allein in den Wind legen und so vielleicht dem Rammstoß entgehen.
Dan O’Flynns helle Stimme krähte durch die Nacht.
„Das Dingi! Ein Strich Steuerbord voraus!“
Ben Brighton gab sofort einen Befehl an den Rudergänger. Behäbig legte sich die „Isabella“ etwas zur Seite. Hasard jagte ein paar Männer mit Tauen nach Steuerbord, um Ferris Tucker, Batuti und Stenmark an Bord zu holen.
Aufgeregte Worte flogen hin und her. Hasard sah, wie Ferris Tucker und Batuti klatschnaß über das Schanzkleid gezogen wurden. Ben Brighton jagte einen Mann los, der die Vorleine des Dingis achtern befestigen sollte.
Blacky klopfte Ferris Tucker auf die Schulter.
Hasard brüllte vom Quarterdeck herunter.
„Jeder Mann auf seine Station, verflucht noch mal! Wir sind hier nicht auf einer Hochzeitsreise!“
Die Männer liefen durcheinander, nach wenigen Sekunden herrschte wieder absolute Stille.
Immer lauter wurde das Gebrüll, das von den Kriegsgaleonen zu ihnen herüberschallte. Im Licht der Laternen sah Hasard, wie sich die Seesoldaten an Steuerbord drängten und den Galeonen entgegenstarrten, die ihren Kurs stur beibehielten.
Nur noch fünfzig Yards waren die „Barcelona“ und die „Santa Barbara“ von ihren Zielen entfernt.
Hasard begann zu grinsen. Jetzt rächte es sich, daß die Dons vor Bug- und Heckanker lagen – und zwar breitseits zum Ostwind. Wahrscheinlich hatten sie nicht im Traum daran gedacht, daß ihnen innerhalb des Halbkreises, den die Kriegsgaleonen auf der Reede von Cadiz bildeten, jemals Gefahr drohen könne. Wenn schon, dann hatten sie mit einem Angriff von See her gerechnet. Und diesem Feind wollte man die Breitseite zeigen. Waffenbereitschaft rangierte bei ihnen vor Seemannschaft, darum lagen die Kriegsgaleonen nicht, wie es sich gehörte, im Wind, sondern quer zu ihm.
Hasard korrigierte den Kurs der „Isabella“ um einen Strich. Er hielt genau auf die Lücke zwischen den beiden Kriegsgaleonen zu.
Zwanzig Yards waren die „Barcelona“ und die „Santa Barbara“ noch von ihnen entfernt. Die Dons gerieten in Panik. Wahrscheinlich hatten sie inzwischen die brennende Lunte entdeckt, die zu den großen, auf der Backgräting festgezurrten Pulverfässern führte.
Gebannt beobachtete Hasard die Rammfahrt seiner beiden Prisenschiffe. Hoffentlich gingen die Pulverfässer nicht zu früh oder zu spät in die Luft!
Noch zehn Yards!
Die ersten Dons retteten sich mit waghalsigen Sprüngen ins bewegte Wasser.
Dann war es soweit.
Zuerst bohrte sich der Bug der „Santa Barbara“ in den Rumpf der Kriegsgaleone, die Backbord voraus lag. Holz knirschte. Der Bugspriet der kleineren Handelsgaleone knickte weg wie ein Streichholz. Der Fockmast splitterte unter dem Anprall und krachte mitsamt dem Segel auf das Deck der Kriegsgaleone.
Hasard hatte die Hände um die Brüstung des Quarterdecks gekrallt, daß die Knöchel weiß hervortraten. Warum explodierten die verdammten Pulverfässer nicht? War durch den Anprall die Lunte vielleicht weggerissen worden?
Hasard hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als ein weißer Blitz mit einem ohrenbetäubenden Krachen in den dunklen Himmel zuckte.
Im Nu war die Nacht von Feuer erhellt. Hasard beobachtete das Chaos, das auf dem Deck der Kriegsgaleone ausbrach. Die Explosion hatte ein riesiges Stück aus der Bordwand gefetzt, so daß die oberen beiden Decks freilagen. Das Holz hatte Feuer gefangen. Schon prasselten die Flammen yardhoch.
Immer mehr Männer sprangen einfach ins Wasser und versuchten sich schwimmend zum nächsten Schiff zu retten.
Die „Santa Barbara“ selbst stand nun ebenfalls in Flammen. Sie hatte sich förmlich in die Kriegsgaleone verbissen und hing fest.
Hasard hatte auf die „Barcelona“ nicht mehr geachtet. Erst die zweite Explosion erinnerte ihn wieder daran. Er lief hinüber auf die Steuerbordseite. Während die „Santa Barbara“ ihr Ziel im Vorschiff getroffen hatte, war die „Barcelona“ mittschiffs in die zweite Kriegsgaleone gekracht. Die Explosion hatte den Großmast einfach weggefegt. Er hing jetzt zur Seeseite hin über Bord. Holzsplitter flogen pfeifend durch die Luft und klatschten ins Wasser.
Hasard hörte das Bersten von Holz. Es klang, als breche das Schiff auseinander. Und tatsächlich sackte das Vorschiff der Kriegsgaleone ab. Der Bugspriet stand schon waagerecht zur Wasserfläche. Männer schrien und retteten sich mit einem Sprung ins Wasser. Ein paar von ihnen schafften es nicht mehr, aus der Gefahrenzone zu entrinnen. Der splitternde Fockmast schlug mitten zwischen ihnen ein und riß sie mit sich in die Tiefe.
Hasard preßte die Lippen zusammen. Bis jetzt lief alles genau nach Plan. Die beiden Kriegsgaleonen, zwischen denen sie hindurchsegeln wollten, um das freie Meer zu erreichen, waren außer Gefecht gesetzt. Hasard glaubte nicht daran, daß noch einer der Dons daran dachte, sich an die Kanonen zu stellen und den Feind zu beschießen.
Die Verwirrung unter den Spaniern schien vollkommen. Auf allen Schiffen der Flota wimmelte es jetzt von Männern. Sie blickten entsetzt auf die brennenden Kriegsgaleonen und wußten nicht, was das alles zu bedeuten hatte.
Nur ein Capitan schien die Situation richtig zu deuten, als er die unter vollem Zeug segelnde „Isabella“ an sich vorbeirauschen sah. Hasard hörte seine gebrüllten Befehle.
„Er will uns beschießen!“ rief Ben Brighton.
Hasard wußte, daß es kein Zurück mehr gab. Sie durften von ihrem Kurs nicht abweichen, wenn sie nicht eins der brennenden Wracks rammen wollten. Vielleicht hätte er doch die Kanonen laden lassen sollen.
Hasard schüttelte den Gedanken ab. Er beachtete die Galeone nicht mehr, auf der die Kanonen aus den Stückpforten geschoben wurden. Sie blieb achteraus, und es war fraglich, ob die Dons bei diesen Lichtverhältnissen überhaupt etwas treffen würden.
Sie waren nur noch hundert Yards von den brennenden Kriegsgaleonen entfernt. Das Vorschiff der einen war bereits abgesoffen. Ein Stück von der Back und der Stummel des abgebrochenen Fockmastes ragten noch aus dem Wasser. Das Achterschiff begann jetzt ebenfalls voll Wasser zu laufen und würde dem anderen Teil sicherlich bald folgen.
Durch das Prasseln der Flammen hörte Hasard das Krachen von Musketen. Blacky, der mit drei anderen Männern auf der Back stand, fluchte laut. Die Kugel war haarscharf an seinem Ohr vorbeigepfiffen und in den Fockmast geschlagen.
„Schießt zurück!“ schrie Hasard. „Jagt sie ins Wasser!“
Auf der Back krachten die Musketen der Engländer. Hasard sah, wie drüben auf dem Vorschiff der Kriegsgaleone, die von der „Santa Barbara“ gerammt worden war, zwei Männer zusammenbrachen. Die anderen Dons verschwanden hinter dem Schanzkleid.
Hinter der „Isabella“ entlud sich donnernd ein Geschütz. Die Engländer hielten die Luft an. Sie hörten das Heulen der Kanonenkugel, und dann schlug das Eisen in Holz.
Hasard hätte am liebsten gejubelt. Die Dons hatten viel zu hoch gezielt. Sie hatten sich um fünfzig Yards in der Entfernung verschätzt und die schwer angeschlagene Kriegsgaleone, deren Capitan gerade dabei war, aus seinen verschreckten Leuten wieder eine handlungsfähige Mannschaft zu formen, mittschiffs getroffen, wo sich die meisten Soldaten aufhielten.
Die Kugel hatte eine zweifache Wirkung, und beide ermöglichten Hasard und seiner Crew den endgültigen Druchbruch.
Die Seemänner und Soldaten auf der Kriegsgaleone verloren endgültig den Kopf, als sie sahen, daß sie von den eigenen Leuten beschossen wurden. Sie mußten annehmen, daß die „Isabella“ nicht das einzige Schiff war, das sich in Feindeshand befand.
Der Capitan der Galeone aber,