Seewölfe - Piraten der Weltmeere 215. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 215 - Fred McMason


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      Impressum

      © 1976/2016 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-551-4

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

      1.

      Das Gesicht des Kutschers war ernst, als er zum Achterdeck aufenterte und eine Kanne Tee mit Rum hinaufbrachte.

      Ein wenig umständlich füllte er zwei Mucks und reichte eine dem Seewolf und die andere Ben Brighton.

      Dann stand der schmalbrüstige Mann, der Feldscher und Koch an Bord der „Isabella“, der sich selbst Kutscher nannte, nervös an der Schmuckbalustrade des Achterkastells und knetete seine Finger.

      Sein Blick war besorgt in die Ferne gerichtet, aber da gab es nichts zu sehen als das weite, endlos scheinende Meer und die Sonne, die gleißende Strahlen in die Dünung warf.

      Die „Isabella VIII.“ hob und senkte sich im ewigen Rhythmus dieser langgestreckten Wellen. Sie glitt schnell und mit stark geblähten Segeln unter vollem Preß dahin, ließ sich von der Dünung in die Höhe heben, ritt elegant über sie hinweg und ließ sie achteraus als blasigen Streifen zurück.

      So ging das jetzt schon tagelang, länger als eine Woche, und es schien, als würde dieses ewige Auf und Ab niemals mehr unterbrochen werden.

      Philip Hasard Killigrew, der Seewolf genannt, trank den kalten Tee in kleinen Schlucken, bis die Muck leer war. Dann seufzte er behaglich und gab die Muck dem Kutscher zurück.

      Der füllte sie wortlos und reichte sie an den Rudergänger Pete Ballie weiter, der die „Isabella“ auf Kurs hielt.

      Immer noch stand der Kutscher herum, aber der Seewolf hatte sein merkwürdiges Gebaren längst registriert.

      „Was ist mit dir, Kutscher?“ fragte er. „Dich bedrückt doch wieder mal etwas.“

      „Ja, Sir, es ist der alte Seemann, dieser Jonny. Du solltest ihn dir einmal ansehen.“

      Hasards Gesicht verdüsterte sich.

      „Was ist mit ihm?“

      Der Kutscher wirkte ratlos und zuckte mit den Schultern.

      „Ich verstehe es nicht, aber hin und wieder fühlt der alte Mann sich ziemlich wohl, dann sieht er aus, als würde er gleich an Deck erscheinen. Dann wieder ist es wie verhext, und ich habe Angst, daß er mir unter den Händen stirbt.“

      Hasard blickte ausdruckslos in die Ferne. Seine blauen Augen waren auf die Kimm gerichtet, und er fragte sich, weshalb Jonny, wie der alte Seemann genannt wurde, einen Tag gesund und munter schien und am nächsten Tag schon wieder todkrank in der Koje lag.

      Sie hatten Johan Brad auf einer Insel des Chagos-Archipel kennengelernt, in einer üblen Hafenspelunke. Der alte Seemann war schamlos von Iren, Kneipenwirten und anderen Seeleuten ausgenutzt worden, und er hatte nicht die geringsten Aussichten, seine Heimat England je wieder zu erreichen.

      Die meisten Schiffe nahmen ihn nicht, weil er zu alt war, eine Passage aber konnte er nicht bezahlen, und als er dann Philip Hasard Killigrew und seinen Seewölfen begegnete, hatte sich sein düsteres Dasein schlagartig geändert.

      Er konnte aus der Spelunke ausziehen, wo er in einer winzigen drekkigen Kammer hauste, und sein Domizil mit der „Isabella“ vertauschen.

      Aber dann hatte es Streit gegeben, Iren und Seewölfe waren übereinander hergefallen, und ein Ire hatte Jonny mit dem Messer getroffen und ihn schwer verletzt.

      Als die Seewölfe die Insel verlassen hatten, wurde in der Seemannskiste des alten Jonny eine rätselhafte Seekarte gefunden. An dieser Karte rätselte man immer noch herum, und nur die Zwillinge waren in der Lage, die Schrift zu entziffern, weil sie aus orientalischen Schriftzeichen bestand.

      Diese Karte hatte Jonny von einem sterbenden Seemann erhalten, wie er versicherte, und diese Karte war zweifellos ein Hinweis auf einen versteckten Schatz, der sich auf einer der drei Maskareneninseln befinden sollte.

      Jetzt stand es also schon wieder so schlecht um den armen Kerl, dachte Hasard, und es war zweifelhaft, ob sie ihm seinen letzten Wunsch, England noch einmal zu sehen, überhaupt erfüllen konnten.

      „Hat er eine Infektion, Wundbrand oder so etwas?“ fragte Hasard, als sein Blick von der Kimm zurückkehrte und sich wieder voll auf den Kutscher konzentrierte.

      „Nein“, sagte der Kutscher entschieden. „Weder das eine noch das andere. Er scheint eine komplizierte innere Verletzung zu haben, aber ich kann das nicht feststellen. Dazu müßte ich schon so ausgerüstet sein wie Doktor Freemont, und selbst unter den Umständen wäre es noch schwierig.“

      „Nun verliere mal nicht den Mut“, sagte Hasard, der genau wußte, daß der Kutscher darunter litt, wenn es ihm nicht gelang, einem Mann helfen zu können.

      „Willst du ihn dir einmal ansehen, Sir?“

      „Ja, sofort!“

      Hasard wandte sich an seinen Bootsmann und Stellvertreter Ben Brighton, der die letzten Worte ebenso gehört hatte wie der Rudergänger Pete Ballie.

      „Ich gehe nach vorn, Ben, und sehe mir den Mann einmal an. Hoffentlich übersteht er es.“

      Ben Brighton nickte.

      „Ich würde es ihm wünschen, seine Heimat noch einmal zu sehen. Der arme Teufel hat viel hinter sich.“

      „Ja, das hat er ganz sicher.“

      Der Kutscher hatte immer noch ein bekümmertes Gesicht und wirkte so ratlos wie vorhin.

      Zusammen stiegen sie den Niedergang hinunter zur Kuhl und durchquerten sie.

      Matt Davies und Ferris Tucker sahen ihnen nach, und der rothaarige Schiffszimmermann schüttelte betrübt den Kopf.

      „Es scheint ja immer schlimmer zu werden, wenn jetzt schon Hasard nach vorn geht.“

      „Vorgestern war Jonny noch ganz fröhlich und fragte unseren Moses, wann wir denn in England seien. Anscheinend hatte er aber doch leichtes Fieber, denn er glaubt immer noch, daß wir uns schon ziemlich dicht vor der heimatlichen Küste befinden.“

      „Hoffen wir, daß er es übersteht“, sagte auch Ferris Tucker und wandte sich schweigend seiner Arbeit zu.

      Hasard trat durch das angelehnte Schott in den dämmerigen Mannschaftsraum. Er mußte sich bücken, um nicht mit dem Kopf an den Plafond zu stoßen.

      Frische Luft gab es hier unten genug, stellte er fest, denn der große Raum mit den vielen Kojen war gut belüftet, und es war auch so hell, daß man keine Lampe brauchte.

      Das Lüften hatte Ferris Tucker schon heute morgen besorgt, damit die Räume nicht feucht wurden, damit frische Luft hineinkam.

      Hasard trat, dicht gefolgt von dem besorgten Kutscher, bis dicht an die hintere Bunk.

      Ein älterer, grauhaariger und etwas verwittert aussehender Mann lag darin. Seine Gestalt war unter der dünnen Decke schmächtig


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