Seewölfe - Piraten der Weltmeere 215. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 215 - Fred McMason


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die Unermeßlichkeit der Natur, die Elemente, die ruhig und friedlich gestimmt waren, und trotzdem lag in der Luft eine leichte Beklemmung.

      Vielleicht hing das mit dem alten Seemann zusammen, vielleicht lag das auch an etwas anderem, das hätte auf der „Isabella“ niemand definieren können, aber etwas lastete über dem Schiff, das in vollendeter Harmonie seine Bahn durch das Wasser zog.

      Die einzigen, die sich unbeschwert gaben, waren die zehnjährigen Zwillingssöhne des Seewolfs, Hasard und Philip.

      Sie mochten den alten Seemann, und sie warfen auch hin und wieder einen verstohlenen Blick nach ihm, der wie tot auf den Decken lag und in den Himmel über sich starrte.

      Aber die beiden spürten es nicht so wie die anderen. Sie waren noch zu jung dazu, ihnen fehlte dieses Gefühl noch.

      Vor zehn Jahren waren sie geboren worden, und sie unterschieden sich nur durch eine Kleinigkeit. Das war das eintätowierte Symbol eines Haifisches, das Hasard auf der rechten, und Philip auf der linken Schulter trug; ein unauslöschliches Mal, das ihnen ein Schuft und Gauner eingeritzt hatte, ein Schnapphahn namens Keymis, der im gefräßigen Rachen eines Hammerhais gelandet war.

      Beide trugen nur ihre Leinenhosen mit dem Schiffsmesser im Hosenbund. Ihre sonnenverbrannten Oberkörper waren nackt, und sie gingen mit Feuereifer ihrer aufregenden Lieblingsbeschäftigung nach, die darin bestand, auch das letzte Rätsel dieser mysteriösen Seekarte zu lösen.

      Anfangs war diese Karte, die Johan Brad gehörte, nur mitleidig belächelt worden, und der Seewolf hatte versucht, seinen Söhnen die Schatzsuche auszureden, denn sie würde doch zu nichts führen, und außerdem könne die Zeichen und Symbole ohnehin kein Mensch lesen.

      Das hatte sich erst dann geändert, als die beiden tatsächlich zur großen Verblüffung ihres Vaters die ersten Zeichen enträtselt hatten.

      Sie hatten in dieser orientalischen Schrift bei der Gauklertruppe in Märchenbüchern gelesen, und nun wurde das Geheimnis der Seekarte Schritt um Schritt enträtselt.

      Die Karte lag ausgebreitet auf dem Achterdeck und war an den Ecken mit Jakobstab, einem Stein und einem Tauende beschwert, damit sie sich nicht wieder zusammenrollte.

      Beide lagen bäuchlings darüber gebeugt. Neben ihnen stand der grauhaarige, ehemalige Schmied von Arwenack, Big Old Shane, der einen breiten Schatten über die Karte warf.

      Daneben hatte aber auch der junge O’Flynn Platz genommen, der mit Feder und Tusche die „Übersetzungen“ aus der Karte auf ein Stück Pergament übertrug und der immer wieder rechnete und überlegte, und so zur Freude der Zwillinge viel dazu beitrug, der Karte auch das letzte Geheimnis zu entreißen.

      Soviel stand bisher einwandfrei fest, vorausgesetzt, es hatte sich nicht jemand einen schlechten Scherz beim Fertigen der Karte geleistet:

      Die Inseln lagen auf dem Kurs der „Isabella“, und Hasard hatte versprochen, sie anzulaufen, um nach dem langen Törn von Chagos Trinkwasservorräte und Proviant zu ergänzen, denn der Kurs ging weiter in den Atlantik, und die Reise, die vor ihnen lag, war noch sehr lang.

      Diese Inselgruppe bestand der Karte nach aus drei Inseln und nicht aus fünf, wie ursprünglich angenommen worden war. Es waren die Maskarenen, und die Inseln trugen arabische Namen. Sie hießen Dina Arobi, Dina Margabim und Dina Moraze.

      Das war alles reichlich verwirrend, denn die Inselgruppe wurde auch noch Cirne genannt, und außerdem hatte im Jahre 1540 ein Portugiese namens Domingo Fernandez die Inseln bereits entdeckt.

      Das alles war in der Karte vermerkt worden, und auf der Rückseite war sie außerdem noch eng mit den orientalischen Symbolen beschriftet, die selbst Hasard und Philip nicht vollständig übersetzen konnten.

      Außerdem mußte die Karte sehr alt sein, und das bestärkte die beiden in der Annahme, daß es sich um einen sehr alten und sehr gewaltigen Schatz handeln mußte. Aber begründen konnten sie das nicht, sie hatten das einfach im Gefühl, sagten sie auf alle diesbezüglichen Fragen.

      „Auf welcher von euren verdammten drei Inseln befindet sich denn nun der Schatz?“ fragte der junge O’Flynn schon ein paarmal. Bisher hatten sich die Zwillinge immer vornehm und leicht verlegen um eine Antwort herumgedrückt.

      „Wir suchen noch“, sagte Hasard schließlich, „so leicht ist das nämlich auch nicht. Der Schreiber hier sagt, wenn die Sonne durch die Augenhöhlen des Totenkopfes scheint, bricht sich das Licht im Auge des Gottes. Entferne den Stein! Hüte dich vor dem Feuer!“

      „Das ist alles?“

      „Genügt das etwa nicht? Nein, das ist noch nicht alles, da steht auch noch was von einer Grotte oder einer Höhle oder so ähnlich.“

      Dan O’Flynn wiederholte den Satz und zuckte dann mit den Schultern. Dabei blickte er auf die Schriftzeichen, ohne sie jedoch zu begreifen.

      „Folglich muß da irgendwo ein Totenschädel liegen“, meinte er, „und zwar so, daß die Sonne, wenn sie hindurchscheint, auf einen ganz bestimmten Teil einer Gottheit oder einer Statue fällt. Das gibt dann einen Lichtreflex, und vermutlich muß man das Auge oder den Stein dieser Gottheit entfernen. Mann, den Totenkopf könnt ihr suchen, bis euch graue Bärte wachsen. Der ist längst vom Wind verweht, oder zu Staub zerfallen.“

      „Ja, das glaube ich auch“, sagte der junge Hasard betrübt.

      „Und was soll dieser Quatsch überhaupt heißen: ‚Hüte dich vor dem Feuer!‘ Da kann längst kein Feuer mehr sein.“

      „Der Totenkopf muß nicht unbedingt ein menschlicher Schädel sein“, bemerkte Big Old Shane. „Diese Araber drücken sich oft sehr symbolhaft aus und meinen etwas ganz anderes. Man darf das nicht so wörtlich nehmen.“

      „Wie willst du es dann übersetzen, Shane?“ fragte O’Flynn.

      „Das weiß ich auch nicht“, sagte der Riese bedächtig, und strich mit der Hand durch seinen dichten grauen Bart. „Ihr jungen Spunde seid doch immer so schlau. Laßt euch mal etwas einfallen!“

      „Schnickschnack ist das“, sagte Dans Vater, der mit verdrossenem Gesicht auf die Karte blickte. „Ihr zerbrecht euch den Kopf über einen Schatz, den es gar nicht gibt. Diese Karte hat irgendein Gauner angefertigt, um einen anderen damit übers Ohr zu hauen. Vielleicht hat er eine Menge Geld dafür gekriegt.“

      „Du weißt doch selbst, daß Jonny sie von einem sterbenden Seemann erhalten hat“, wandte sein Sohn ein. „Weshalb sollten sich denn alle Leute ständig begaunern? Nein, nein, da ist schon etwas dran, Dad, und vermutlich ist das alles längst geborgen oder aber zu Staub zerfallen.“

      „Ich mag daran nicht glauben“, sagte der alte O’Flynn störrisch.

      „Dann laß es doch bleiben, Dad“, schlug Dan vor.

      Auch der Seewolf beugte sich nun interessiert über die seltsame Karte mit den geheimnisvollen Zeichen und Andeutungen. Seit die Zwillinge immer mehr herausgefunden hatten, packte es ihn auch, denn verständlicherweise wollte jeder das Rätsel lösen, und nach einer Weile überboten sie sich gegenseitig mit ihren Vermutungen und Ansichten.

      Über diesen Totenschädel zerbrachen sie sich lange den Kopf, und sie versuchten ihn immer wieder anders zu interpretieren. Aber niemand fand es heraus, alles blieb graue Theorie.

      „Entferne den Stein! Hüte dich vor dem Feuer!“ las Philip noch einmal vor. „Das ist richtig, da haben wir alle Wörter zusammen. Aber was da unten steht, haben wir immer noch nicht herausgefunden, es klingt so merkwürdig.“

      „Was steht denn da?“ fragte Hasard interessiert.

      „Folge dem Lauf des, hier fehlt ein Wort, und dann steht als nächstes Wort Silber da.“

      „Folge dem Lauf des glänzenden Silbers“, stückelte O’Flynn zusammen, aber beide Jungen schüttelten die Köpfe.

      „Nein, glänzend heißt es nicht.“

      „Dann vielleicht schimmernd“, half Dan nach.

      „Auch


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