Seewölfe - Piraten der Weltmeere 417. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 417 - Fred McMason


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mit der Säufernase und dem ungebührlichen Benehmen schied sowieso aus, folglich blieb also er übrig.

      „Wer führt denn nun den Oberbefehl über den Verband?“ fragte er leicht indigniert den Schatzmeister.

      „Die Kommandanten der vier Kriegsgaleonen sind Ihnen selbstverständlich unterstellt“, sagte Sir Francis.

      „Das sehe ich auch als selbstverständlich an“, maulte Sir Henry, „daß mir die Kommandanten unterstellt sind.“

      „Nicht Ihnen allein“, berichtigte der Schatzmeister. „Ihnen dreien sind die Kommandanten unterstellt.“

      Das paßte dem quengeligen Gockel nun gar nicht, und so plusterte er sich auch gleich auf.

      „Das Recht als Befehlshaber steht wohl ausschließlich mir zu“, erklärte er hochnäsig. „Als Überbefehlshaber natürlich.“

      Er mußte sich jedoch eines Besseren belehren lassen, denn der Schatzmeister erwiderte kühl und gelassen: „Es tut mir leid, Sir Henry. Ihre Majestät hat entschieden, daß es sich bei dem Unternehmen um eine rein private Angelegenheit handelt. Ergo bleibt die Rangordnung bestehen. Ein Oberbefehlshaber wird somit nicht ernannt.“

      „Ha“, sagte der stupsnäsige Sir Henry empört, „ich glaube, ich habe begriffen.“

      Die anderen hatten auch begriffen, denn bei einem rein privaten Unternehmen war der Königin die Möglichkeit gegeben, die Gentlemen ganz einfach zu verleugnen, um so den üblichen spanischen Protesten aus dem Weg zu gehen.

      Eine sehr gerissene Lady, dachte Sir Henry verärgert. Sie war wie der Teufel hinter der Beute her, ging dabei aber nicht das geringste Risiko ein.

      Aber es war gar nicht gut, wenn alle drei das Sagen hatten. Doch er würde sich schon durchsetzen, dachte er. Immerhin war er der Duke of Battingham, und er hatte das Geld, nicht die anderen. Geld und Titel waren also Macht, und das gedachte Sir Henry kräftig auszunutzen.

      Das nichtsnutzige Produkt einer verwöhnten Erziehung warf dem Schatzmeister einen vernichtenden Blick zu, drehte sich um und verschwand grußlos.

      Auch seine Hochwohlgeboren, der Earl of Cumberland, geruhten, recht säuerlich dreinzublicken.

      Der einzige, der versteckt und trotzdem recht boshaft grinste, war das alte Rübenschwein Sir John, denn der ahnte schon jetzt, daß es bald Verdruß und Ärger geben würde. Aber wohl kaum für ihn, das betraf mehr die hochadligen Stiesel, die sich früher oder später an den Kragen gehen würden. Von der Seefahrt verstanden sie ohnehin kaum etwas.

      Als sie Whitehall verlassen hatten, lauerten Sir John seine beiden schweinsgesichtigen Söhne Simon Llewellyn und Thomas Lionel auf und blickten ihn aus fast wimpernlosen Augen erwartungsvoll an.

      „Alles klar“, sagte der Alte feixend, „ich habe den Kaperbrief und meine Karavelle zurück. Mit der segeln wir.“

      Die beiden Brüder zuckten etwas zusammen, denn auf der Karavelle des Alten gab es ein Ungeheuer namens O’Leary, ein rüder Bootsmann mit einer Fleischklopfervisage, breitem Kreuz und bratpfannengroßen Fäusten. Dieser rohe Kerl war den beiden Ferkelsöhnen vom Alten übergeordnet, mit der Auflage, daß er die beiden nach Belieben kujonieren, prügeln und herumstoßen durfte, falls sie nicht parierten.

      Und O’Leary war nicht gerade zimperlich. Er hatte schon mit beiden zusammen das Deck aufgewischt – wobei die Ferkelbrüder natürlich die Funktion eines Schwabbers erfüllten –, und er hatte ihnen auch oft genug in den Hintern getreten oder ihnen kräftig was aufs Maul gegeben.

      „Äh“, sagte der dümmliche Thomas Lionel, „wird O’Leary denn auch etwa an Bord sein?“

      „Klar wird er an Bord sein, was sonst? Und es wird verdammt noch mal Zeit, daß er euch Hurensöhnen wieder kräftig auf die Zehen tritt. Euch Lümmeln fehlt mal wieder was vor die Schnauze. Im Knast hat man euch viel zu gut behandelt, da habt ihr nur gefressen und gesoffen. Aber das wird jetzt anders“, versprach er drohend.

      Die Kerle mit den Schweinsgesichtern sahen sich verbiestert an. Dieser verhaßte O’Leary hatte ihnen gerade noch gefehlt. Da war es fast im Kerker schöner gewesen, wo sie mit Hilfe ihres Alten die anderen kujonieren konnten.

      „Wir geben es diesem Hund wieder“, raunte Thomas Lionel, „so wie damals, da haben wir ihn auch geschafft.“

      Sein Bruder erinnerte sich auch noch gern daran, obwohl das schon zwei Jahre zurücklag. Da war Thomas Lionel über sich selbst hinausgewachsen, als er sich von O’Leary in die Enge getrieben sah und wie eine geifernde Ratte reagiert hatte. Sie hatten den rüden Bootsmann auf die Planken gezwungen und waren auf ihm herumgetrampelt, und als der Alte dazwischenging, da hatte er auch noch einen Brocken gefangen, der ihn außer Gefecht setzte. Leider fand diese heroische Tat dann aber ein schnelles Ende, denn die beiden Ferkelbrüder waren nicht in der Lage, sich auch weiterhin durchzusetzen, und so fanden sie sich etwas später, grün und blau geschlagen, gefesselt in der Vorpiek wieder.

      Jetzt würde der ganze Scheiß also wieder von vorn losgehen, dachte Thomas Lionel bekümmert. O’Leary war ein verdammt nachtragender Kerl, der entsann sich immer wieder daran, wie sie ihn damals ganz überraschend vermöbelt hatten. Und immer wenn er sich daran entsann, und das war nicht selten der Fall, dann setzte es Hiebe und Schläge an die Ferkelohren, daß es nur so rauchte.

      „Vielleicht schaffen wir es diesmal, ihn abzustechen“, sagte Simon Llewellyn flüsternd, damit der Alte es nicht hörte.

      Aber der hatte es gehört, blieb stehen und klebte dem Ältesten eine, daß ihm fast der Schädel von den Schultern flog.

      Die alte Seeräubersippe der Killigrews ging also bald mit den frömmsten Hintergedanken in See. Der Alte haßte seine Söhne, die Söhne haßten ihn, und sie haßten auch den Bootsmann O’Leary. Da würde bald wieder der Teufel los sein.

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