Seewölfe - Piraten der Weltmeere 212. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 212 - Roy Palmer


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hätte er euch laufen lassen, niemals.“

      Sie ließ die Pistole fallen, packte die Muskete mit beiden Händen an ihrem Lauf und schwang sie durch die Luft.

      Koppal duckte sich und stieß einen Fluch aus. Er wollte einen heftigen Streich mit seinem Säbel führen und Shandras Beine treffen, doch der Kolben der Muskete strich nicht über seinen Rücken weg – wie er erwartet hatte –, sondern traf seinen Hinterkopf.

      Shandra hatte geistesgegenwärtig auf seine Bewegung reagiert und den Schlag tiefer geführt, als ursprünglich vorgesehen. Koppal gab einen eigentümlichen, spuckenden Laut von sich und strauchelte über die Klinge seines Säbels. Sein Kopf flog unter der Wucht des Hiebes ein Stück vor, sein Körper kippte auf die Hüttenwand zu.

      Er stieß mit der linken Schulter gegen die Wand, dann sank er daran zu Boden, lehnte sich auf die Seite und rührte sich nicht mehr.

      Shandra eilte weiter.

      Die Wand hatte sich ein wenig bewegt, und ihre groben Holzbohlen hatten ein schwaches Knacken verursacht, als Koppal dagegengeprallt war. Vielleicht hatten die Piraten im Inneren der Hütte den Laut nicht vernommen, weil das Rauschen des Regens es übertönte. Aber möglich war, daß sie das leichte Beben bemerkt hatten.

      Shandra lief um die Ecke herum und an der Seitenwand entlang nach vorn, um den Eingang zu erreichen. Sie bereute es, nicht den Säbel des Narbigen an sich gerissen zu haben, und sie sagte sich in diesem Moment auch, daß sie das ganze Unternehmen wohl doch falsch begonnen hatte.

      Aber jetzt gab es kein Zurück mehr.

      Sie sah die Tür vor sich. Sie stand halb offen, und in dem dunklen Spalt war eine undeutliche Bewegung zu registrieren. Shandra preßte sich mit dem Rükken gegen die Außenwand und schob sich langsam nach rechts weiter. Sie hielt die Muskete jetzt wieder so in ihren Händen, als wolle sie damit schießen, aber sie ahnte natürlich, daß auch die Muskete nicht funktionierte, wenn schon die Pistole Raghubirs den Dienst versagt hatte.

      Die Gestalt eines großen, halbnackten Mannes trat halb aus der Tür hervor. Er spähte ins Freie und sagte: „Verdammt, was hatte das Wackeln der Wand bloß zu bedeuten? Er hat einen Kontrollgang unternehmen wollen – hat er gesagt. Oder hat er sich den Hals schon so vollgetrunken, daß ihm schlecht geworden ist? He, Koppal!“

      Koppal antwortete nicht. Er konnte es nicht, denn er lag in tiefer Bewußtlosigkeit im Morast hinter der Hütte.

      Der Pirat rief den Namen des Narbigen noch einmal, dann drehte er sich zu den anderen hin um, die im Inneren der Hütte lärmten. „Was meint ihr, ob er wohl umgekippt ist und seinen Rausch auspennt?“ fragte er.

      „Das weiß der Henker!“ brüllte jemand zurück. „Laß den Bastard doch in Ruhe, und komm zu uns zurück!“

      Der Pirat blickte noch einmal in den Regen – und da sah er Shandra, die ihn erreicht hatte und die Mündung der Muskete auf ihn richtete.

      „Du?“ sagte er entsetzt. „Bei Vishnu – töte mich nicht.“

      Sie begriff, daß er – anders als Koppal – davon überzeugt war, sie könne ihn mit der Waffe erschießen. Diese Chance nutzte sie sofort aus. „Geh langsam vor mir her – zurück in die Hütte!“ zischte sie.

      Er wandte sich um, hob die Arme an und kehrte in die Hütte zurück, in deren Mitte nur noch die Glut eines Feuers glomm. Die Gestalten, die rund herum versammelt waren, blickten erstaunt auf, als sie bemerkten, daß er nicht mehr allein war.

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