Seewölfe - Piraten der Weltmeere 482. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 482 - Roy Palmer


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ersticken wir bei dem Qualm nicht.“

      „Ganz bestimmt nicht. Sieh dich doch mal genauer um. Da geht es irgendwo weiter, und da strömt auch ganz schwach Luft durch die Gänge. Später können wir uns ja mal genauer umsehen.“

      „Ich bleibe hier“, sagte Carlo entschlossen. „Nachher verirren wir uns in diesem Labyrinth und finden nie wieder hinaus. Mich kriegen hier vorerst keine zehn Pferde mehr weg.“

      Von dem einen Faß wurde der Deckel abgeschlagen. Im Schein der qualmenden Späne starrten sie auf Perlen, die matt schimmerten.

      Juan und Robert mußten sich ganz schön abgeplagt haben, das Zeug in Fässern vor sich herzuschieben. Aber dann hatten sie es wohl doch mit der Angst gekriegt und waren verschwunden, weil sie sich im Beisein der anderen Kumpane sicherer fühlten.

      „Und mit all dem Zeug können wir überhaupt nichts anfangen“, sagte Carlo, der bedauernd auf die schimmernden Perlen blickte.

      Morena aber rechnete sich noch eine Chance aus.

      „Wenn wirklich alles in die Hosen geht“, sagte er grinsend, „dann bleiben wir ein paar Tage hier und warten ab. Die beiden Fässer voller Perlen reichen bis an unser Lebensende.“

      „Und was fressen wir in der Zwischenzeit?“

      Darauf wußte Morena allerdings auch keine Antwort.

      „Wir werden schon ein paar Tage überleben“, murmelte er unsicher. „Wasser haben wir ja genügend, und hungern kann man notfalls vierzehn Tage und länger, habe ich mal gehört.“

      „Von dem Leichenwasser sauf ich nichts“, sagte Carlo unbehaglich. „Das ist alles vergiftet von dem Kerl.“

      „Quatsch! Fang bloß nicht an zu spinnen. Hier ist so viel Wasser eingedrungen, daß man das gar nicht mehr merkt. Wenn du richtigen Durst hast, wirst du schon saufen.“

      Für die beiden Kerle war die Situation paradox. Diesmal hockten sie auf zwei Fässern voll Perlen, aber die konnten sie weder essen noch etwas dafür kaufen.

      Sie setzten sich auf das Faß, ließen die Beine ins Wasser baumeln und warteten ab, was sich so tat.

      Als ihr Gesprächsstoff nichts mehr hergab, lauschten sie unbehaglich dem Knacken, Knistern und weit entfernten Gurgeln.

      Das ganze Höhlensystem arbeitete wie Holz. Immer wieder waren diese unheimlichen gruseligen Geräusche zu hören.

      „Das ist die Totenuhr“, ächzte Carlo, „das bedeutet die Ankündigung vom nahen Tod.“

      „Quatsch. Die Totenuhr ist ein Holzkäfer, und die sitzen ganz bestimmt nicht im Berg herum, weil sie im Holz stecken.“

      „Na, wir werden ja sehen, wer recht hat“, murmelte Carlo. „In welcher Richtung mag die Höhle wohl liegen? Wir sind doch jetzt verdammt weit vom Wasserfall weg.“

      „Das habe ich auch schon überlegt. Der Gang hatte drei Biegungen, also müssen wir jetzt irgendwo in Nordwest-Richtung liegen.“

      „Immer noch am Wasserfall oder in der Nähe?“

      „Eher jenseits von dem Flüßchen, das den Wasserfall speist, schätze ich. So ungefähr etwa. Aber diese Höhle liegt mit Sicherheit ein Stück höher als alle anderen. Hier wird das Wasser uns nicht erreichen und auch nicht steigen.“

      „Ich hab’ Hunger“, maulte Carlo.

      „Halt die Klappe, ich hab’ auch Hunger. Friß ein paar Perlen, dann hast du wenigstens einen vollen Magen.“

      „Ein Stück Fleisch wäre mir lieber.“

      „Dann kauf dir welches, wir sind ja reich.“

      Eine ganze Weile war inzwischen vergangen, aber die beiden Kerle kehrten nicht mehr zurück.

      Die anderen hockten da und warteten auf ein Wunder. Immer noch merkte niemand, daß das Wasser seinen höchsten Stand erreicht hatte und nicht mehr weiterstieg.

      „Vielleicht haben die einen Ausgang gefunden“, sagte Pepito. „Jetzt sind sie draußen und lachen sich eins.“

      Felipe und Romero hockten verbiestert und entnervt um ihn herum. Felipe war ohnehin total entschlußlos und wartete ab, was die anderen taten. Eigeninitiative zu ergreifen, war nicht seine Sache. Dabei mußte man denken, und dann ging meistens etwas schief, weil das mit dem Denken eine ganz verzwickte Sache war.

      Ein lautes Krachen ließ sie schreckhaft zusammenfahren. Ein zischendes Geräusch folgte, als würde Dampf aus einem Kessel entweichen. Dann war nur noch das Gluckern zu hören.

      „Scheißfelsen“, sagte Romero, ein Kerl mit schwarzen Haaren und tagealten Bartstoppeln in einem länglichen Gesicht. „Bald fliegt hier alles auseinander. Wollen wir nicht auch mal versuchen, einen Weg nach draußen zu finden?“

      „Ich weiß nicht“, meinte Pepito, „vielleicht ist es besser. Hier wird man ja verrückt. Was meinst du denn, Felipe?“

      „Weiß nicht“, sagte der Dummkopf. „Das müßt ihr wissen. Ich geh mit. Oder auch nicht. Ihr wißt das besser.“

      „Sicher – wir wissen das besser. Wir nehmen dich mit, aber nur, wenn du in den engen Röhren als erster vorgehst. Wir folgen dir dann.“

      „Warum als erster?“

      „Das ist so üblich“, sagte Pepito, weil er Angst hatte, in den schlauchartigen Gängen könnte ihm etwas Unangenehmes begegnen. Da war es schon besser, wenn Felipe seinen dösigen Schädel vorstreckte. Wenn der eins draufkriegte, dann fiel das nicht weiter auf.

      „Na ja, dann geh ich eben vor.“

      „Wir sagen dir dann schon, wo es langgeht“, meinte Romero grinsend.

      Kurz darauf stand ihr Plan fest. Auch sie würden weiter in das Innere des weitverzweigten Höhlensystems vorstoßen, um nach einem Ausweg aus der tödlichen Falle zu suchen.

      Aus einer Kiste wurden Späne geschnitzt, wie sie es bei den anderen gesehen hatten. Dann griffen sie nach ihren Waffen, den Pulverhörnern und den Lederbeuteln mit den Bleikugeln.

      Die restlichen sieben Kerle nahmen wiederum keine Notiz von ihnen. Nur einer grinste abfällig, und das war der Kreole Manzo, dem langsam ein Licht in der Finsternis aufging. Aus schmalen Augen hatte er bemerkt, daß sich das Wasser auf einer gewissen Höhe hielt.

      Sollten die drei Affen nur verschwinden. Er wartete lieber hier vorn mit seinen Kumpanen ab. Allerdings unterließ er es, seine Kumpane darauf hinzuweisen. Die lebten weiterhin in der Angst, daß sie bald ersaufen würden.

      Anfangs blieben die drei noch nebeneinander. Dann wurde es enger. Felipe verharrte unschlüssig, als sie den Sterngang erreichten, von dem aus es in sechs verschiedene Richtungen ging.

      Das Wasser war nicht mehr sehr hoch, aber unangenehm kalt. Vor allem war es hier mit dem blakenden Span so gut wie finster.

      Ihre Klamotten trieften ebenfalls vor Nässe, und sie froren sich fast die Knochen ab.

      „Geradeaus“, knurrte Romero, „da gibt’s keine Hindernisse.“

      Er stieß Felipe vor, der bibbernd durch die schwarze Brühe latschte und hinter jeder Biegung Geister zu sehen glaubte, die ihm an die Gurgel wollten. Er sah auch gar nicht mehr ein, warum er vorgehen sollte, aber die beiden anderen knufften und stießen ihn vorwärts, wenn er darüber maulte.

      Später wurde auch dieser Gang schmaler, bis sie schließlich vor einer Felsmauer standen.

      Felipe glotzte dumm.

      „Da kommen wir nicht durch“, sagte er nach tiefschürfender Gedankenarbeit. Trotzdem starrte er weiterhin die Wand an, als würde sie sich extra für ihn öffnen.

      „Mistberg, verfluchter“, knurrte Pepito, „los, dann wieder dieselbe Strecke zurück.“

      Für alle Fälle mußte Felipe wieder vorgehen


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